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Bild eines jungen Juden" mit furzem Bollbart, der ein schwarzes Käppchen trägt. Der lebendig erfaßte Kopf hebt sich von hellem Hintergrund ab. Auf dunklem Grunde steht der Kopf eines Alten mit roter Müze" mit vollem grauen Bart. Er sizt im Lehnsessel. Und noch ein drittes Porträt reiht sich hier an, der Mann mit dem Goldhelm". Das Auge des älteren Mannes blickt nieder, der weiße Schnurrbart ist furz gehalten. Die Charakteristik ist sehr gut gelungen. Was Rembrandt   reizte, war die Beleuchtung des alten Renaissancegoldhelms, den der Mann trägt; er blitt und funkelt im Lichte, sich prächtig von dem dunkelen Grunde abhebend. Der Dargestellte ist Rembrandts   Bruder.

alt, hat Ausbildung im Malen genoffen und zeigt noch ganz die Art| Malerei ist das Bild wertvoll. Lebhafter, momentaner ist das stizzenhafte seiner Lehrmeister. Es ist Nacht. Kerzenlicht erhellt den Raum. Ein alter Jude fist an seinem Tisch, prüft eine Münze, indem er sie vor das Licht hält. Eine Goldwage steht daneben. Der Tisch ist mit Büchern, Scheinen und Rechnungen belegt. Die Arbeit ist sorg fältig und gewissenhaft. Von dem eigentlichen Rembrandt   ist hier noch nichts zu entdecken. Auch das andere Bild, auf dem er seine Schwester als Modell benutzt, zeigt nur die Gründlichkeit des Arrangements von allerlei Nebendingen, Rüstungen, Kostümen, Folianten, Samt und Seide. Die Phantastik darin ist äußerlich. Rembrandts   eigene Entwickelung nach den Lehrjahren sept 1631 ein. Rückhaltlos gibt er sich all' den neuen Erscheinungen hin, die auf ihn einstürmen. Er steht bald mitten im Kunstleben. Und diese Periode, in der er ohne Unterbrechung Werk um Werk gibt, erreicht ihren Höhepunkt in der Zeit mit Saskia van Uhlenburgh.

Gegenüber den früheren Kleinen Bildern malt Rembrandt   nun große Bildnisse, historische Kompositionen mit bewegtem Ausdruck und Schwung der Gruppierung. Es ist in diesen Werten etwas von feiner eigenen ungestümen Lebenskraft dieser Jahre, in denen er sich der Welt gegenüber so sehr als Kraftmensch vorkommt, daß sein Ge­baren oft beinahe proßend wirkt.

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Die Bilder, die nun entstehen, zeigen Rembrandt   auf der Höhe seines Könnens. Das goldige, weiche Helldunkel flimmert immer reicher. Zwei ganz fleine Bildchen sind durch diese zarte Behandlung zu Meisterwerken geworden. Beide Male ist der Schauplatz eine alte Bauernhütte. Grau und schummerig ist das dämmerige Licht. Die Konturen lösen sich leicht auf. Man erkennt die Gestalten nur unsicher, aber dennoch stehen sie in voller Lebenswahrheit da. Das eine heißt Die Frau des Tobias mit der Ziege". Durch ein großes Fenster seitlich sieht man den abendlichen Himmel, von dem Seine Stellung zu den Verwandten seiner Frau kennzeichnet das Zimmer ein wenig erhellt ist. Das andere ist Traum Josephs" wohl das Bild Simson bedroht seinen Schwiegervater". Simjon, betitelt. Joseph schläft. Eine Erscheinung naht ihm und mahnt ihn dieser ungeschlachte, grobe Kerl, der den Philistern zu Leibe geht, zur Flucht. Auch hier triumphiert das malerische Können, das aus war ganz nach Rembrandts   Geschmad. Simson steht vor dem Haus einem simplen, gleichgültigen Stoff eine lebendige Darstellung macht. in reicher Kleidung, auf dem wallenden Haar ein Diadem. Der Das Jahr 1647 brachte eines der Meisterwerke Rembrandts  : Schwiegervater fieht aus dem Fenster und gibt ihm die Auskunft, Die badende Susanna". Susanna ist im Begriff, ins Bad zu daß er seine Tochter einem andern gegeben habe. Da hebt Simson steigen. Da erscheinen die beiden Greise. Der eine sucht ihr das zornig die Faust, der Schwiegervater heuchelt Bedauern. Im Hinter- Tuch herunterzureißen, der zweite fommt von hinten heran. Die grund erscheinen zwei Mohrentnaben, die eine Truhe tragen. Auch Charakteristik in den Gesichtern ist sehr lebendig. Vor allem aber ist dies Bild hat noch viel Aeußerliches und ist in der derben Art sicher die malerische Durchführung des Ganzen selbst für Rembrandt  einzig. Die von Rubens beeinflußt. ganze dunkele Harmonie von warmen Tönen das ist Auch der Raub der Proserpina" aus derselben Zeit hat viel und Farben, wie das rote Gewand herausleuchtet, äußerlichen Schwung. Doch ist die Malerei hier eigenattiger. Die einheitlich gesehen. Sehr schön vertieft sich der Raum. Die Land­Phantastik ist in Farbe umgesetzt. Pluto, der Fürst der Unterwelt, schaft mit den trüben Tönen, die im Hintergrund erscheinende Burg hält Proserpina  , die mit ihren Gespielinnen Blumen sammelt, mit erinnert in der stimmungsvollen Schönheit der grauen Farbe an beiden Armen gepadt. Vier feurige Roffe jagen dem dunklen Ab- Böcklin. Das Ganze ist flockig, aufgelöst gemalt, eine Harmonie grund zu. Sie ziehen den Wagen in die Tiefe. Die Gespielinnen hängen grauer, brauner und grünlich- roter Farben. fich an sie, wollen sie zurückhalten, der reich gestickte Mantel schleift am Boden nach. Das Gute an diesem Bilde ist der malerische Kontrast des reichen Gewandes vor dem dunklen Hintergrund, auch die Bewegung ist sehr lebendig und natürlich.

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In der Vision des Daniel" ist es Rembrandt   gelungen, dem Bilde durch die Farbe jene phantastische Erscheinung zu geben, die das Unwirkliche wirklich erscheinen läßt. Die dunkle Berglandschaft bildet einen ernsten Hintergrund, von dem sich die beiden Gestalten Aus diesen Jahren haben wir auch zwei Selbstbildnisse von licht abheben; ein Flußtal, das turmartige Kastell im Hintergrund, Rembrandt  ( 1634). Gitelfeit leitete ihn nicht dazu, sich so häufig zu das auch hier wieder erscheint, geben dem Bild etwas Romantisches. malen. Einmal läßt er die Züge allgemein; dann sieht er auch Farbig am reichsten präsentiert sich das letzte Bild der Samm nichts weniger als schön aus. Was ihn reizt, ist die Tracht, die Be- lung vom Jahre 1654. Joseph wird bei Potiphar   von dessen Frau Im Mittelpunkt der Darstellung das Weib, das so fein leuchtung. Und da er sich selbst das geduldigste Modell ist, so malt verklagt." er sich am liebsten. So sehen wir ihn zweimal. Auf grauem charakterisiert ist, daß man ihr ansieht, wie sie falsches sagt. Das Grund hebt sich der Kopf ab, langes Haar rollt bis auf die reiche Himmelbett schillert in prunkenden Farben. Jenseits des Schultern, ein Samtbarett mit grüner Feder schmückt das Haar. Bettes steht Joseph und hebt beschwörend die Hände. Herrlich ist der Ueber den grauen Mantel liegt eine goldene Halstette. grünlich- goldene Mantel und das reiche Kleid. Potiphar   steht im diese Gestalt in den ver fie sieht ihn nicht an Starkes, lockiges Haar zeigt das andere Bild. Der Schnurrbart ist Duntelen nur erst angedeutet. Ein grünliches Halstuch, ein Pelztragen, das schwimmenden Umriffen ist voll zarter Schönheit. Charakteriſtik, ist das Kostüm. psychologischer Ausdruck in den Gefichtern der drei und malerische Brächtig ist das Licht, Auffassung ist hier meisterhaft vereint. das über alle Dinge hinspielt und keinen Winkel ohne Schön­heit läßt. Nun folgen schwere Jahre für Rembrandt  . Er muß( 1656) seinen Bankrott erklären, sein Haus wird versteigert, er zieht in eine Dachkammer. Die beiden Bilder Jakob mit dem Engel ringend", Moses die Tafeln zertrümmernd""( 1659), zeigen den Born seiner Stimmung über sein Mißgeschick. Sie sind malerisch nicht so wert­boll, find gröber, äußerlicher und erinnern an das Simsonbild der früheren Jahre. Trübe Färbung überzieht die Bilder. stammt vom Jahre 1665 und stellt eine junge Frau dar, die am Nur ein Bildnis zeigt noch die Kraft der Meisterschaft. Es Fenster lehnt, den Kopf geneigt hält. Sie trägt einen roten Mantel,

Aus dem Jahr 1641 stammt das große Hauptwerk der Berliner Sammlung, ein Doppelbildnis; der Mennonitenprediger Anslo im Gespräch mit einer alten Dame, die in der Tracht einer Witwe vor ihm sizt und ihm zuhört. Dieser figt am Tisch, in schwarzem Ge­wand, breitem Hut, weißer Halstrause. Er spricht mit lebhafter Geste, die Augen sehen die Frau eindringlich an. Diese ist prächtig charakterisiert. Sie sißt traurig da, hält die Hände im Schoß und hört ruhig zu. Das schwarze Gewand und die weiße Haube stehen in feinem Stontrast zueinander. Auf dem Tisch liegen Bücher, das Milieu eines Studierzimmers. Das Beste an dem Bilde, das in einzelnen Teilen wohl leer wirkt, ist die Frau, deren Erscheinung mit aller Liebe durchgearbeitet ist. Das Bild befindet sich erst seit 1894 im Besiz des Museums. Mit dem Jahre 1642 schließt diese Periode ab. Saskia starb Ohrringe und ein Armband und hat ein Häubchen auf mit gold­in diesem Jahre. Wir besitzen auch von ihr ein Bild, mit der er geschmückten Bändern. Vor dem dunklen Grund hebt sich die Gestalt acht Jahre zusammen lebte, die ihm einen Sohn, Titus, gebar. in breiter Farbigkeit ab. Es ist ein großer Zug in der technischen Art, Dieses Bild ist aber nicht ganz nach dem Leben gemalt, sondern ein jeder Pinselstrich breit und entschieden. Der Ausdruck des Gesichts Jahr nach dem Tode, aus der Erinnerung heraus, vollendet. wüßten ist natürlich, offen und freundlich. Dies soll Hendrickje Stoffels  wir nicht, wie Sastia sonst aussah, wie würden sie nach diesem sein, die Rembrandt   in den fünfziger und sechziger Jahren die Bild nicht für so lebenslustig halten, wie sie in Wirklichkeit war. Wirtschaft führte, seine zweite Frau.­Die Augen sind etwas müde, verschleiert. Auch hier ist der Schmud, das Kostim reich. Eine hohe Belzmüße, eine Perlenschnur, eine breite Agraffe. Das Haar ist offen und fällt über die Schultern. Um den Hals liegt ein Perlenband. Der Grund des Bildes ist dunkel. Die Malweise ist hier schon wärmer, leuchtender.

Die Jahre, die nun folgten, waren Jahre der Sammlung. Er ist einsam in seinem Hause und zieht sich immer mehr von der Welt zurück. Gerade in dieser Zeit beginnt aber seine eigentliche Entwickelung.

Das Bildnis eines alten Rabbiners" zeigt schon den Fort schritt. Das Helldunkel tönt weich alle Farben ab. Das Gesicht ist zur Hälfte vom Hut beschattet, die untere Partie, der graue Woll­bart, ist heller beschienen. Ein schwarzes, breites Barett hat er auf dem Kopf, eine goldene Kette um den Hals. Der dunkle Mantel gibt der Figur etwas Vornehm- Ehrwürdiges. Er sitzt im Lehnstuhl und hält mit der einen Hand den Mantel zusammen. Der Hinter grund ist gleichmäßig graubraun. Als Charakterschilderung wie als

Ernst Schur.

Kleines feuilleton.

th. Aus dem Leben der Spinnen. Es gibt außer dem echten Ungeziefer wohl nur wenige andere Tiere, welche sich bei einer guten Hausfrau so offenfundiger Unbeliebtheit erfreuen wie die Spinnen. Ganz unschuldig trifft sie dieser Haß und die sich daran anknüpfende Verfolgung ja nicht, spannen sie doch auch zu auf­dringlich ihre Neze gerade dort auf, wo man es am wenigsten Troß dieser offenbaren Untugend gibt es aber haben möchte. wohl kaum jemand, der nicht doch schon über die geschickten Tier­er mal ein chen aufrichtige Freude empfunden hätte, wenn Stündchen seiner Zeit opferte und eine dieser kleinen Webekünst Die kunstvollsten lerinnen beim Bau ihres Nezes beobachtete. Gespinnste werden ohne Frage von den Kreuzspinnen angelegt

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