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aber die weichen Fellchen, würdest Dut, ohne mit der Wimper fingt der Dichter Kopisch  , und oft hört man noch auf dem Lande Bu zucken, töten können, Luise?"

" Ja!! Was fängt mer denn mit den Dingern an? Sie find einem ja nur im Weg!"

"

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Pfui, Luise! Ich hätte Dich für menschlicher gehalten!" Lätitia wollte gehen, aber plötzlich wandte sie sich um. Die Tierchen sind doch gesund, wollen gewiß leben und haben auch ein Recht zu leben, warum wolltest Du sie töten?" Es sind doch nur Kaze!" sagte die Luis.

nicht.

"

Aber was für niedliche Geschöpfe!"

Die Luis lächelte bei den Worten. Sie begriff so etwas

Sie hatte noch dies überlegene Lächeln auf dem Gesicht, als sie aus den Händen des Postboten einen Brief empfing. Bon ungelenker Hand war ihre Adresse geschrieben. Es war nicht Christians schöne Schrift. Und ihr Herz klopfte. Ein Frösteln durchrieselte sie. Der Brief war vom August.

Lätitia hatte auf ihre Razen gesehen, während die Luis den Brief in Empfang genommen und erbrochen hatte. Wie sie nun aufschaute, gewahrte sie eine jähe Ver­änderung in des Mädchens Gesicht  

" Was ist, Luise?"

Die überhörte die Frage. Sie las den Brief. Und Lätitia wartete schweigend. Sie sah zu dem Mädchen hinüber und bemerkte, wie zwei dicke Tränen sich aus ihren Wimpern löften und über ihre Wangen rollten.

Da trat sie zu ihr heran und legte die Hand auf ihre Schulter. Was ist, Luise?" fragte sie noch einmal.

Das Mädchen gab ihr den Brief. Lätitia las. Mit der einen Hand hielt sie die Schürze, in der die Katzen rumorten, in der anderen den Brief.

" Du mußt heim," sagte sie, als sie mit Lesen zu Ende war. Ganz heim?" Die Luis schluchzte laut auf. Ganz heim?"

" 1

Ja, wenn Deine Schwester so frank ist und Deine Mutter doch auch nicht recht arbeiten kann...!"

Aber was soll ich denn de ganze Tag derheim schaffe, da muß ich schließlich in de Fabrik! Und dann, mer können auch nit zusammen auskomme, die Mutter und ich...!"

" Es ging doch die letzten Male so gut, sagtest Du, und auch damals, als Du die acht Tage daheim warst!"

" Ja, da hab' ich die Arbeit geschafft, und sie is rätsche gegange, aber ihr Faulheit zu unterstütze...! deshalb heim gehn, nee, nee...!"

Aber das franke Kind, Luise, bedenke doch! Wird es gute Pflege haben?"

-!"

Die Luis schluchzte. Ach Gott, ja, ja, ich weiß wohl, aber Könntest Du's ertragen, Luise, hier zu bleiben im Be­wußtsein, daß sich daheim Deine Schwester zu Tode quält?" Ach Gott  ! Ach Gott  !" zum erstenmal in ihrem Leben war die Quis völlig fassungslos.

Fort müssen von hier, heim, wo die Mutter war, die schimpfte und so schmutzig war, die kein Kleid hatte, das nicht voller Flecken war und wo die kranke Emma war! Die Schwindsüchtige!

( Fortsegung folgt.);

( Nachdruck verboten.)

feld- und Waldgeifter.

Im Mittagsbrande, glühend- stumm, Da gehen Mittagsgeister um Jm Korne zwischen den Aehren."

Von allem Anfang an, seit die deutschen Heiden   durch den Ackerbau seßhaft wurden auf ihrer Scholle, dachten sie sich das Feld, namentlich das der reifenden Halme, belebt von allerlei Geistern. In den Kornfeldern ist es in den meisten Gegenden eine weibliche Erscheinung( oder auch deren mehrere), welche darin haust, die bald gütig, bald auch böse zu den Menschen ist, je nachdem diese ihr begegnen, ihr Gesetz und die von ihr aufgestellten Gebote erfüllen. Wenn der Wind die Halme des Getreides in wellenförmige Be­wegung setzt, daß es sich hier neigt und dort langsam sich wieder emporrichtet, so sagt der Volksmund: Die Kornmutter zieht über das Feld". Anstatt Kornmutter gibt es, je nach den ver­schiedenen Gegenden, auch andere Benennungen, man hört von der " Roggenmuhme", dem" Kornweib"( niederdeutsch Cornwif"), der " Erbenmutter", der wilden Frau".

Laßt stehen die Blumen, geht nicht ins Korn, Die Roggenmuhme zieht um da vorn Und wird die Kinder fangen,

Die nach den Blumen langen,"

diefe Warnung gegen die Kinder aussprechen, wenn sie, um die schönen bunten Blumen zu pflücken, tief ins Korn gehen wollen. Denn die Gefahr, sich in dem Wald hoher Halme zu verlaufen und nicht zurück au finden, ist für Kinder nicht ausgeschlossen. Außerdem sieht es natürlich kein Landmann gern, wenn seine schönen hohen Halme niedergetreten sind. Selbst dafür hatte der Volksglauben eine Er­flärung: dann war der Bilwitzschnitter im Feld gewesen.

Natürlich sind die Feldgeister, mit denen der uralte Glaube es bevölkerte, zu allen Stunden dort zu finden, am wichtigsten aber ist die Roggenmuhme zur Mittagsstunde zwischen 12 und 1 ihr dann wird sie zur Mittagsgöttin oder Mittagshere, und wehe dem, dem sie im Zorne erscheint.

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Diefe Mittagsgöttin kennt nicht nur der deutsche Bauer, auch die Staten fürchten nichts so sehr, als die Erscheinung der Pschesponiza", wie sie im wendischen Idiom heißt. Oder in anderer Lesart: die sonst im Korn sich passiv verhaltende Roggenmuhme wird um die Zeit der Ernte zur Mittagshere.

In früherer Zeit glaubte das Volk nur gute, segnende Ge walten im Korn tätig, als der christliche Glauben ihre Geister- und Götterwelt entwölferte, als sie der alten Göttinnen nicht mehr ge­denken sollten, verwandelten sich diese in Schredgespenster, in böse, verfolgende, strafende Geister. Die Mittagshere erscheint besonders denen, die in sträflichem Eigennut sich keine Ruhe während der Mittagszeit gönnen, die im Sommer dringend geboten ist, bei der heißen, anstrengenden Feldarbeit.

sogar ein Bild von der Mittagsgöttin geschaffen. Danach ist sie eine Die Einbildung der Menschen und die stets rege Phantasie haben große schlanke Gestalt im weißen Kleide, mit goldenen Schuhen, goldgelben, langen Haaren, oft mit einem Kornblumenkranz ge= schmückt, und ein Bündel Aehren trägt sie in der Hand, oft auch eine filberne Sichel. Es kommt vereinzelt vor, daß sie nicht nur arbeitenden Leuten erscheint, sondern auch denen, die sich zum Aus­ruben während der Mittagsstunde gelagert haben, ihnen tut fie aber tein Leid an, während sie den bei der Arbeit Betroffenen mit brohenden Fragen entgegentritt.-

Bewohnern, wird noch heute vielfach an die Mittagsgöttin geglaubt, In vielen Gegenden, namentlich auch in denen mit slawischen und man würde auf ungläubiges Lachen stoßen, wenn man die Er scheinungen der Mittagsstunde für durch die Hize und Anstrengung hervorgerufene Halluzinationen erklären wollte.

Während in der Mittagsgöttin die Erinnerung an ein weib­liches Spulwesen lebendig ist, ist die Gestalt eines anderen Korn­geistes dem Teufel" entlehnt, der Bilwiz  . Dieser Bilwig ist durch und durch voll von Tücke und Bosheit, und leider kann man ihm so leicht nichts anhaben, ja, er erscheint sogar niemand so persönlich wie die Mittagsfrau. Wie er aussieht, weiß der Voltsglaube natür einen Rod mit zwei sehr langen Schößen und einen kleinen drei fich genauer ist ganz außerordentlich dünn und mager, trägt edigen Hut. Die Hände hält er stets in den Rocktaschen verborgen. auch tommt er nicht zur Tageszeit, sondern nächtlicher Weile und hat, um den Acker zu beschädigen, am rechten Fuß keinen Schuh, sondern trägt eine fleine, aber desto schärfere Sichel um die große Zehe gebunden. Mit dieser nun kreuz und quer durch den Ader gehend, schneidet er lange schmale Gassen und ist, die abgeschnittenen Halme mitnehmend, am Morgen spurlos ver­schwunden. Das Bolt hat natürlich allerhand Mittel ersonnen, den gefähr lichen Burschen, dessen Name Bilwiß   schon auf Bosheit deutet( das wort ist verwandt mit dem althochdeutschen balowez, d. h. Bosheit) unschädlich zu machen. Man bindet z. B. in manchen Gegenden einen Wachholderzweig um die erste geschnittene Garbe, legte sie zuerst auf den Erntewagen, drosch sie aber zulegt. Das sollte den Ader fürs andere Jahr gewiß vor dem Bilwizz schützen.

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Aber immer bewähren solche Mittel ihre Heilkraft nicht, be­sonders nicht da, wo das Wild, aus dem Walde tretend, mit den schmalen Hufen Gassen in das Getreide tritt. Im Gegensatz zum bösen Bilwitz tenut man hier und da den guten Dswald, der ein Schützer der Feldflur ist und in dem man unschwer Züge des ge­fann, der vielfach auch Fro genannt wurde. Das Büschel Aehren  , waltigen, Acer  , Haus und Hof schützenden Gottes Wotan erkennen welches noch heute beim Abmähen des Ackers an einer Ecke des Feldes stehen bleibt, heißt in Mecklenburg   und ganz Niedersachsen  " Fro goden deels Strauß", d. h. Fros guten Anteils Strauß. Oft nahmen die Erntearbeiter vor diesem Büschel die Hüte ab und riefen dabei: Wode, Wode, hol dein Nosse nun Futter". Auch im Harz blieb vielfach diese Garbe stehen, ebenso in Nieder­ bayern  , wo diese Odinswala sogar mit bunten Blumen geschmückt wurde. Der Aehrenbüschel stellt also eine Art Opfergabe dar der Ursprung ist heute meist vergessen, nur die Sache selbst hat man, getreu altem, durch Generationen erbendem Brauch bei­behalten. Aus dem Namen Odinswala hat sich zweifellos der Name Dewald entwickelt.

Die frühere Zeit war im ganzen dankbarer gefinnt, als die jetzige. Davon zeugte, wie bei anderen Gelegenheiten, bei der Ernte die Garbe, die für irgend jemand: für Bode oder Odin   oder auch für die Engel" stehen blieb. Die Engel sind in christlicher Zeit an Stelle der vergessenen Götter getreten.

Wenn Feldflur und Kornader derartige geisterhafte Wesen be herbergten, so lag für die deutschen Heiden doch nichts näher, als daß sie sich auch ihren Wald, die köstlichste und großartigste Ent­