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faltung des Pflanzentouchses von Geistern belebt dachten. Und zwar ist alles so weit. Man steht auf und faltet die Hände zum Gebet. waren diese Waldgeister durchweg weiblichen Geschlechts. Der Wald, Die ältere von Wohlwirts betet. Während des Gebets greift das Heiligtum und bestes Besitztum der Deutschen war, findet sich ein kleines Kinderhändchen, nach dem Kuchenberg, ein ganz durch ganz Deutschland , noch höher hinauf in die skandinavischen fleines Händchen, das gar keinen Sinn dafür hat, hat, daß Länder verbreitet. Ob die Geisterdamen auch fast überall andere man dem lieben Gott noch lange danken soll, wenn Namen haben, schließlich sind sie sich alle gleich, als die meist un doch schon alles auf dem Tische steht. Und Wohlwirts fichtbaren Geister des Waldes, des Mooses, der Bäume. Daran Kläre lächelt; aber da hat sie auch schon eine weg, so ändert die Verschiedenheit der Bezeichnung nichts, ob sie nun Rüttel- rasch, nur mit den Fingerspitzen, aber es mag ihr doch wehe getan weiber, Holzfräulein, Waldweiblein, Lohjungfern, Moosweible oder haben. Das Kinderhändchen fährt zurück. Es war das Händchen jelige Fräuleins heißen. Vielfach haben diese gespenstigen Damen, unserer Kleinen gewesen. Alle am Tische sind stumm, nur die Kläre die übrigens nie boshaft oder tückisch sind, sondern eher als will zu weinen anfangen. Da öffnet Herr Wohlwirt den Mund: Freundinnen der Menschen sich bewähren, ein Oberhaupt, welches Still!" Dazu ein Blizz aus den Augen. 3. B. an der Saale die" Buschgroßmutter" heißt.
Meist find sie ganz und gar in grünes Moos gekleidet, oft aber erscheint ihr Körper mit Moos bewachsen. Ihr Leben ist in das der Waldbäume gebunden, wenn ein Mensch ein Bäumchen so umdreht, daß die Rinde abspringt, so muß eins der Waldleutchen sterben. Sie wohnen in hohlen Bäumen oder in Mooshütten, betten ihre Kinder in Wiegen von Baumrinde, und wenn sie unter Umständen Laub und Moos( natürlich in Gestalt als Menschen verkleidet) berschenken, so bertandelt sich das oft in pures Gold.
Es kommt auch vor, daß die Moosfräulein in die Häuser tommen, den Menschen zu helfen, hier erscheinen fie wie die betannten Heinzelmännchen oder Wichtelmännchen. Mit ihnen weilt, so sagt der Glaube, Glück und Segen im Hause, um daraus zu weichen, wenn das Holzfräulein schlecht behandelt wird. Sie verschwinden auch im Augenblick, wenn jemand ihnen ein neues Kleid schenkt oder wenn sie fluchen hören. Ein furchtbarer Feind der armen Waldgenien ist die wilde Jagd", und fie haben nur dann Ruhe bor dem wilden Jäget, wenn sie sich auf einen Baumstumpf retten tönnen, auf den der Holzhauer, ehe der Baum zur Erde fiel( d. h. mit seiner oberen Spize) oder ehe der Ton seines Falles erklang, mit der Art drei Kreuze auf den Stumpf hieb. Und wenn auch schon vielfach der Glaube an die Holzfräuleins verschwunden ist, die Gewohnheit der Holzfäller, den Stumpf mit drei kreuzen zu zeichnen, findet sich noch sehr verbreitet in allen Gegenden.
Auch sonst gedenkt man noch oft der Buschgenien. Wenn im Frühling und Herbst die Nebel über den Wäldern aufsteigen, heißt es wohl hier und dort ,,, der Wald raucht", aber viele sagen:" Busch weibchen tocht".
Der Glaube an Korngeister und an Waldgeister findet sich fast überall, unter verschiedenen Himmelsstrichen, bei Bölfern, deren Lage gar teine Entlehnung aufkommen lassen kann. Er ist so alt wie Deutschland selbst. Ob auch niemand sie sieht die Korngeister und Buschgenien- im Glauben und Brauch sind sie heute noch vielfach vorhanden.-
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Kleines feuilleton.
M. Ferno.
f. s. Der Tyrann. Wir erschienen wie verabredet zum Kaffee bei Wohlwirts. Wir kennen uns schon lange und kommen gelegentlich aus alter Gewohnheit zusammen.
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Der Herr saß auf dem Sofa, fest und breit, so breit, daß neben ihm niemand Plaz nahm, nicht, daß er mit seinem Körper den ganzen Platz weggenommen hätte, aber man hatte so das Gefühl: als ein freventlicher Eingriff in das Machtbereich würde das be trachtet werden, und man setzte sich darum lieber auf die Sessel und Stühle. Herr Wohlwirt ist jeden Tag von früh bis spät abends in einem Geschäft. Frau und Kinder sind zu Hause. Dabei schlafen die beiden Mädchen meist schon, wenn er nach Hause kommt, so daß er sie selten sieht. Am Sonntag schläft er meist nach dem Kaffee bis vor dem Mittagessen und nach dem Mittagessen bis vor dem Kaffee um vier Uhr. Aber die wenige Zeit, die er wachend mit seiner Familie verbringt, genügt vollständig, um sie zu erziehen und unter der Fuchtel zu halten.
Also, Herr Wohlwirt sizt auf dem Sofa. Die Kinder spielen draußen auf dem Flur mit unserer Kleinen. Es wird ein Berg Kuchen aufgetragen. Alle Achtung, der Kreuzberg ist ja größer, aber den kann man nicht anbeißen. Die Kinder werden gerufen. " Ha, ho", schreit die unsere und streckt die fleischigen Aermchen aus. Herr Wohlwirt schweigt. Auch seine beiden Kleinen strahlen vor Freude, und die Kläre stimmt mit einem halblauten„ ach!" ein. Da fliegt ein Blitz durch das Zimmer, ein Blizz aus Herrn Wohlwirts Augen, der trifft seine beiden Kinder. Und wie eben Menschen sind, wenn sie von einem unerwarteten Schlag getroffen werden, sie lassen die Arme schlaff herunterhängen, neigen den Kopf auf die Seite und stehen kaum noch fest auf den Beinen. So ging's auch den beiden.
Das Auge, das den Blizz gesendet, ruht jetzt auf mir. Ich hatte das alles mit angesehen und war vor Erstaunen fast starr. Das befriedigt Herrn Wohlwirt, und ein Lächeln zieht sich um den breiten Mund.
Man spricht gedämpft. Die Kinder setzen sich. Ein Junge von Ein Junge von fieben Jahren, der auch zu Besuch ist, gesellt sich zu unserer Kleinen; die beiden Mädchen sigen in der Nähe des Herrn Papa. Die Frau ordnet noch auf dem Tisch. Auf ein Zeichen des Herrn Wohlwirt
B
es
fei
Das Mädchen weint nicht, die Träne bleibt ihm im Auge stecken, ist gerade, als ob sie eingefroren wäre.
Von born."
Die Weltere fängt von vorn an zu beten:„ Komm, Herr Jesu, unser Gast"
Als das Gebet zu Ende ist, beginnt das Essen und Trinken. Die beiden fremden Kinder erhalten Kuchen, die eigenen zunächst nicht. Die Mutter wartet auf einen Wink vom Herrn, der erst erfolgt, als alle anderen genommen haben. Man spricht ein bißchen zur Unterhaltung. Nur nebenbei bemerkte ich zufällig, wie das Tränentröpflein der Kleinen Kläre, das ihr vorher im Auge stecken geblieben, auf das fleine Stückchen Kuchen fiel, das für sie berechnet war. Da schmeckte auch mein Kuchen falzig, und ich aß nicht mehr viel davon. Das fiel nicht auf und man sprach und aß und trank weiter.
Einmal sagte die Weltere leise zur Mama, als ihr Herr Papa gerade sehr in ein Gespräch vertieft war:„ Du, ich möchte noch ein Stückchen Kuchen."
Mußt dem Papa sagen," gab diese ebenso verstohlen zurück. Dann schwieg das Kind. Eine Weile später reichte ich ihr ein Stück Kuchen hin, ein großes Stüd. Erst zog ein Freudenblik über das kleine magere, berängstigte Geficht, dann wurde es wieder ernst, und Müdigkeit und Entsagung sprach aus den braunen Kinderaugen, die eben einen Moment geleuchtet hatten.
Nimm doch," sagte der Papa.
Sie antwortete:" Ich habe keinen Hunger."
Seht Ihr," meinte er, zu mir gewendet, so sind sie, da sehen sie so elend aus, und wenn man ihnen geben will, essen sie nicht einmal." Und sie aßen dann auch nicht mehr; ich glaube, sie hatten wirklich keinen Appetit; ich hatte auch keinen.-
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hl. Aus der Geschichte des Schreibens. Wir betrachten heute das Schreiben als eine fast selbstverständliche Fertigkeit, die uns in den frühesten Jahren der Erziehung mühelos zu eigen wird. Für unsere Vorfahren war durch Jahrhunderte hin die Schreibekunst" eine höchst schwierige Arbeit, die nur wenige unter ihnen erlernten und in der es selten einer zur Vollendung brachte. Die Merowingertönige galten als hochgelehrt, da sie es schon im Schreiben so weit gebracht hatten, ihren Namen unter eine öffentliche Urkunde zu setzen. Von Theodorich dem Großen wird berichtet, er habe sich zehn Jahre lang bemüht, wenigstens das Wort„ Legi"( ich habe gelesen), das er unter die Edikte zu sehen hatte, schreiben zu lernen. Aber er brachte es nicht so weit, sondern mußte sich schließlich ein Betschaft anfertigen lassen, in dem die vier Buchstaben ausgeschnitten waren. Diese Schablone legte er dann auf die ihm zur Unterschrift überreichten Dokumente und zog mit der Feder die Formen der Buchstaben nach. Ebenso ist Karl dem Großen die Kunst des Schreibens auf immer verschlossen geblieben, weil er, wie er selbst des öfteren seufzte, erst viel zu spät, mit vierzig Jahren, sich daran gemacht hatte, es zu erlernen. Er gab sich die größte Mühe, führte ein Wachstäfelchen, auf dem er übte, stets bei sich und legte es sich des Nachts sogar unter das Kopfkissen, damit das schwierige Geheimnis ihm im Schlafe offenbar werde, aber die ans Schwert gewohnte Hand wollte sich dem Zwang nicht fügen. Ueberhaupt wurden in diesen Zeiten, in denen die germanischen Völker mit dem römischen Staatsrecht und dem Christentum von den Römern auch das Schreiben lernten, nur die Geistlichen und die Beamten im Schreiben ordentlich unterrichtet. Von den großen Dichtern unserer Vorzeit haben sicher nur die wenigsten schreiben können. Der Dichter des Nibelungenliedes sang seine Verse, so wie sie in seinem Innern entstanden, vor allem Volke; aber nur ein matter Nachhall dieser herrlichen Lieder ist vielfach abgeschwächt zu den Schreiberseelen gedrungen, die sein Lied für die Ewigkeit aufbewahren sollten. Wolfram v. Eschenbach , der Dichter des tiefsinnigsten mittelalterlichen Gedichts, des Parzival ", erzählt von sich, daß er keinen Buchstaben lesen oder schreiben gekonnt habe, und Hartmann von der Auc rühmt sich am Anfange seines Armen Heinrich", daß er an den buochen las". Ein altes Wort, das auch noch Luther zum Preise des Schreibens anwandte, erzählte von dieser geheimnisvollen Kunst: Drei Finger schreiben, aber Leib und Seele arbeiten dran." Die Schrift, die die Germanen von den Römern übernahmen, war, so berichtet Professor M. Manitius in der Deutschen Rundschau", eine Mischschrift, die sich aus den beiden Hauptschriftformen der Römer, den großen Buchstaben der Kapitalschrift und den abgerundeten, berfürzten Formen der alltäglichen Kursivschrift, gebildet hatten. Diese Unciale" war rund und wegen ihrer regelmäßig dicken Züge ziem lich unschön. Die germanischen Völker formten nun diese lateinischen Buchstaben wieder in mannigfacher Weise um; während z. B. die runde Unciale bei den Langobarden sich sehr lange erhielt, über
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