eophia sociale* gebraucht— aller Wahrscheinlichkeit nach auch selbstgebildet/ Doch mag es immerhin erst durch Rehbäud, dessen„IStuclss sur les reformateurs ou socialistes modernes"(1830 bis1840) weiteste Verbreitung fanden, vulgarisiert worden sein. InDeutschland ist eS 1840 durch Rochau(„Kritische Darstellung derSozialtheorie Fouriers*) zu erstmaliger Anwendung gelangt. DerTerminus„Socialisme" dagegen ist in Frankreich geschaffen worden undzwar durch den sonst ganz unbekannten Saint-Simonisten H. Jouciere.Erstmals findet sich der Ausdruck im„Globe* vom 13. Februar 1832;später, Mitte 1834, bei Leroux und im Anschluß an diesen einJahr darauf bei Lamartine; seit 1837 auch in England, wo er zumersten Male in„llllre new moral world" vom 2. September 1837vorkommt und— im Gegensatz zu Frankreich— rascheste Verbrei-tung findet. Ob diese Reubildung von den euglischen Sozialistenaus Frankreich entlehnt worden ist. läßt sich ebensowenig nachweisenwie das Umgekehrte inbetreff des Wortes„Sozialist*. Umvahr-schcinlich ist es nicht. Denn ein Blick in die älteren sozialistischenZeitschristen lehrt, daß auch auf dem Gebiete der sozialistischenGedankenreihen die Verbindung zwischen beiden Ländern sehr lebhaftwar.—Astronomisches.bt. P er s e u s und die Perseiden. In den Nächtendes 8. bis 12. August werden wieder einmal zahlreichere Stern-schnuppen am Himmel erscheinen. Die Sternschnuppen sind ja über-baupt keine allzugroße Seltenheit, und in einer klaren Sternennad)tkann man fast in jeder Stunde einige beobachten. Aber zu be-stimmten Zeiten, besonders auch in den genannten Nächten, ist derStcrnschnuppenfall ein reicherer als gewöhnlich, eine Tatsache, dieschon seit mehreren tausend Jahren bekannt ist; die„feurigenTränen des heiligen Laurentius" werden diese regelmäßig in derZeit des Laurcntiustagcs(10. August) wiederkehrenden Stern-schnuppen im Volksmunde genannt. Die astronomische Forschunghat festgestellt, daß die Erde um diese Zeit die Bahn eines großenNicteorschwarmes kreuzt, der wie sie selbst die Sonne umkreist, undüber seine gesamte Bahn ziemlich gleichmäßig verstreut scheint.Solcher Meteorschwärme, mit denen die Erde regelmäßig zusammen-trifft, gibt es noch mehrere; bei manchen sind die Meteore nicht sogleichmäßig verstrent wie bei dem Augustschwarm, so daß ein solcherSd)>varm nicht alljährlich, sondern nur nach einer Reihe von Jahrenvon der Erde wieder getroffen wird.Die Sternschnuppen des August werden von dem Astronomendie Perseiden genannt. Verfolgt man nämlich die Bahn einessolchen Meteors, das ja in der Regel nur wenige Sekunden sichtbarist, nach rückwärts, so findet man, daß die Bahnen fast aller indiesen Nächten erscheinenden Sternschnuppen sich bei rückwärtigerVerlängerung treffen, sodaß sie gleichsam von einem einzigenPunkte aus nach allen Richtungen ausgestreut zu werden schein�r.Dieser sogen. Radiationspunkt oder Ausstrahlungspunkt liegt imSternbild des P e r s e u s, weswegen eben der Sternschnuppen-schwärm den Namen der Perseiden erhalten hat. Das Sternbilddes Perseus ist gegenwärtig sehr leicht aufzufinden. Blicken wirnach 10 Uhr abends direkt über uns, so fallen uns zwei helle Sterneins?luge, von denen der eine fast in unserem Scheitelpunkt stehendesich in der Milchstraße, der hellere weiter westlich sich befindet.Lassen wir dann das Auge in der Milchstraße nach Norden zuschweifen, so erkennen wir leicht fünf Sterne von nicht ganz gleicherHelligkeit, die in der Form eines etwas verschobenen lateinischen Wangeordnet sind; sie bilden das Sternbild der Cassiopeja. Gehenwir nun in der Milchstraße weiter nach Norden, so treffen wirwiederum einen helleren Stern, der eben der Hauptstern des Stern-bildes des Perseus ist. Die Araber nannten ihn Algenib, heutewird er von den Astronomen meist nur mit einem Buchstaben be-zeichnet. Alpha des Perseus. Dieser Hauptstern ist von 4 wenigerhelle» Sternen, einer nach der Seite der Cassiopeja, die 3 anderennack, der entgegengesetzten Seite, in bogenförmiger Anordnung bisüber die Milchstraße hinaus umgeben. Ferner steht noch östlich vomHauptstern, ebenfalls außerhalb der Milchstraße, ein ihm an Hellig-keit gleicher Stern, Algol mit Namen, der ebenfalls zum Sternbilddes Perseus gehört.Der A I g o l ist der merkwürdigste Stern des ganzen Stern-bildes wie überhaupt einer der merkwürdigsten Sterne am gesamtenHimmel. Schon vor 340 Jahren wurde bemerkt, daß der Algol nichtstets die gleiche Helligkeit hat; während er meistens dem Hauptsterndes Perseus an Helligkeit gleich ist, ja ihn sogar noch etwas über-trifft, ist er zu anderen Zeiten nur als ein lichtschwaches Pünktchenvon noch geringerer Helligkeit, als die vier Nebensterne des Perseushaben, wahrzunehmen. Im Jahre 1782 wurde diese Erscheinungnäher untersucht; dabei stellte sich heraus, daß dieser Lichtwechselnicht etwa beständig vor sich geht, sondern daß der Algol stetsb0 Stunden lang in vollem Lichte strahlt, und daß dann die Helligkeitwährend 4� Stunden ganz allmählich abnimmt; seinen dunkelstenZustand bewahrt der Algol nur etwa 7— 8 Minuten, worauf dieHelligkeit ganz allmählich wieder zunimmt, bis sie in 4� Stundenihre größte Stärke erreicht hat, die sie nunmehr wiederum60 Stunden bewahrt, worauf dann das Spiel von neuem beginnt.Eine Reihe von Untersuchungen über die Art des Lichtes und derLichtvcränderung des Algol haben zu der Annahme geführt, daßder Algol, eine Sonne von ungeheurer Größe und Macht, gegenwelche unsere Sonne nur klein erscheint von einem dunkeln Be-ylciter umkreist wird, der uns da? Licht des Algol in regelmäßigenZwischenräumen zum größten Teile verdeckt. Da die Entfernüttgdes Algol eine ganz ungeheure ist und die unserer Sonne um vieleMillionen mal übertrifft, so muß der dunkle Begleiter ebenfallsein ganz ungeheurer, dem Algol fast gleicher Körper sein, denn beijener großen Entfernung könnte er sonst nicht einen so erheblichenTeil des Algollichtes unserem Auge verdecken. Der Lichtwechsel desAlgol stellt sich also im wesentlichen als eine Sonnenfinsternis dar,die sich auf ganz ungeheure Entfernungen hin unserem Blicke der-rät. Pom 20 bis 22. Arigust ist der Perseus mit dem Algol amnordöstlichen Himmel um 10 Uhr abends schon in ziemlicher Höheleicht zu finden. Am 21. tritt gerade um 10 Uhr abends das Licht-minimum(kleinste Helligkeit) des Algol ein, er ist also nur alskleines Lichtpünktchen zu sehen; dagegen strahlt er um dieselbe Zeitam Tage vorher und nachher in voller Helligkeit, sodaß jeder,der darauf achten will, diesen merkwürdigen Borgang einer Sonnen-finsternis in Billionen Meilen Entfernung von uns mit eigenenAugen beobachten und verfolgen kann.—Humoristisches.— Aus der„Jugend". Eines Tages kommt ein Pastorim Sprecwalde bei einem Scelsorgerbesuche zu einer Bäuerin.„Na, Mutter, wie geht's?" redete sie der Pastor an.„Ach, Herr Pastor," klagt die Bäuerin,„ich habe halt wenigFreude an meiner Anna."„Wieso?' fragt erstaunt der Pfarrer, der die Tochter als einbraves Mädel kannte.„Nuir", erwiderte die Alte, sie ist schon 20 Jahre alt undnoch immer keine Amme."—— Dorfprüfung. Der Pfarrer erzählt in der Schuleden Kindern die Schöpfungsgeschichte:„Es werde Licht usw." Daunterbricht der Inspektor den Vortrag und fragt den Michel:„Was hat also Gott immer gesagt, als er die Erde schuf?'Michel:„Dös wer» ma glei ha m."—Notizen.—„Puschkin-Haus." Die russische Regierung hat die wert-volle, noch erhaltene Bibliothek Puschkins für 18 000 Rubel ausPrivatbesitz angekauft uud sie einstweilen in dem Gebäude derAkademie der Wissenschaften in Petersburg untergebracht. Hiersoll sie so lange verbleiben, bis das geplante„Pantheon derrussischen Literatur' gebaut ist. In diesem Museum, dem man denTitel„Puschkin-Hans" verleihen will, sollen sämtliche literarischenund litcrargeschichtlichen Dokumente gesammelt werden, die sich aufdie russische Literatur von Puschkin bis zur Gegenwart beziehen.—— Das Kleine Theater bringt Mitte August einen heiterenEinakterabcnd: Die KaffeehauSszene.Mimensiege' und dietragische Posse„DaS Trottoir roulant' von C o u r t e l i n esowie die Komödie„Diplomatie in der Ehe" von F l e r sund Caillavet.— Im September soll„Der verloreneVater" von Shaw erstmalig aufgeführt werden. Dann kommenin kurzer Folge zur Darstellung:„Der König Kan bau les"von Andre Gide; Maxim Gorkis„Barbaren";„Aller-s e e l e n" von Heijermans;„Zu den Sternen" vonLeonid Andrej« lv; Goethes„Geschwister" undMaeterlinns„Im Innern" sowie„BaumeisterS o l n e ß" von Ibsen.— Novitäten anderer Autoren schließensich im Verlauf der Spielzeit an.——„Die Nationalgabe", eine Komödie des NorwegersOve Roden, wird im L u st s p i e l h a u s e ihre Erstaufführungerleben.—— Das Neue Schauspielhaus am Nollendorstilatz sollim Laufe, des Oktober eröffnet werden; ebenso der mit ihm der-bnndene Mozartsaal, ein Konzertraum, der 1600 Personenfassen wird.—— StrindbergS„Kameraden" hatten im Bres--lä u e r Sommertheater einen durchschlagenden Erfolg.—— DaS alte Klassikertheater in Lauch st ädt ist inden Besitz der Provinzialbehörde übergegangen. ES soll renoviertwerden.—Ic. In San Francisco hat bereits ein funkelnagelneuesTheater feine Pforten geöffnet. Es will gegen alle Gefahrender Feuersbrunst und de? Erdbebens gesichert sein. Drei andereTheater von größeren Dimensionen sind im Bau.—c. E i n T h e a t e r t r u st.„Interstate Amüsement Company"nennt sich eine neue Organisation in der amerikanischen Theater-welt; sie umfaßt die meisten der führenden Theaterdirektoren in denVereinigten Staaten; das Kapital wird auf 15 bis 20 MillionenMark geschätzt. Zweck der Gesellschaft ist vor allem, in Englandund den Hauptstädten des europäischen Kontinents alle erfolgreichenDramen. Schauspiele und Opern zu erwerben und sie in Amerikazur Aufführung zu bringen.—w. Wie heiß ist die Lava? Ein Italiener, Adolf Bartoli,hat unter großen Schwierigkeiten die Temperatur der Lava gemessenund ist nach zwei verschiedenen Methoden zu folgenden Resultatengekommen: dort, wo die Lava aus dem feuerspeienden Berge heraus-tritt, bettägt die Temperatur S80— 1030 Grad Celsius; wenn siezwei Kilometer an der freien Luft geflossen ist, immer noch 750 bis870 Grad.—Perantw. Redakt.: CarlWermuth, Berlin-Rixdorf.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstalt Paul Singer LrCo..Berlin L1V.