Pilz getötet, das hat zu seinem großen Leidwesen schon mancher Schmetterlingssammler erfahren müssen, wenn die gesammelten Raupen eingingen, statt sich zu verpuppen. Neben anderen hpt auch die Seidenraupe vielfach unter einem solchen Pilz zu leiden. Ungeheuer groß ist die Zahl jener Pilze, welche parasitisch auf Pflanzen leben. Zu den interessantesten dieser Parasiten zählen die sogenannten wirtswechselnden Pilze, welche zwei oft ganz verschieden ausschauende Vegctationsformen aufweisen, die je an einen be- sonderen Wirt gebunden sind. Da ist der von den Landleuten so gefürchtete Getreiderost. Dieser für das Getreide häufig recht gefährlich werdende Pilz erzeugt auf dem von ihm befallenen Ge- treibe keimfähige Fortpflanzungsorgane. Diese Organe vermögen jedoch nur auf den Blättern des Berberitzenstrauches zu keimen und bilden hier einen Vcgetationskörper, der wesentlich anders aus- schaut als der Pilz aus dem Getreide. Der Pilz auf den Berberitzen- blättern erzeugt ebenfalls Fortpflanzungszellcn, welche wiederum nur auf dem Getreide zu keimen vermögen. Dieser Parasit ist mithin auf die Dauer nur dort lebensfähig, wo Getreide und Berberitzensträuchcr in der Nähe wachsen. Ebenso verhält sich der Gitterrost, von dem die eine Form auf den Blättern der Birn- bäume, die andere auf den Zweigen des Sadcbaumes Quniperus Sabina) gedeiht. Aehnliche wirtswechselnde Schmarotzer gibt es unter den Pilzen noch eine stattliche Reihe. Andere parasitische Pilze vegetieren lediglich auf einer Pflanze, bilden aber auch hier oft eine grohe Gefahr. Den Landwirten und Gärtnern ist schon häufig durch solche Pilze monatelange Ar- beit mehr oder weniger vollständig vernichtet worden. Besonders gefürchtet sind die verschiedenartigsten Ruß- und Brandpilze. Viele dieser Pilze vermehren sich mit unheimlicher Geschwindigkeit. Ueber Nacht kan�die Nachkommenschaft einiger weniger Individuen nach Tausenden zählen. Möglich ist diese schnelle Vermehrung dadurch, daß sie auf dreifachem Wege erfolgt, durch keimende Sporen, durch sprossende Zellhaufen und durch sprossende Zellfädcn. Die echten Schmarotzer unter den Blütcnpflanzcn weisen manches interessante Gebilde auf, können aber auch häufig recht ansehnlichen Schaden stiften. Zu den bekanntesten Schmarotzern dieser Art zählt die Mistel, die im Winter den von ihr befallenen kahlen Laubbäumen durch ihr eigenes grünes Laubgebilde ein eigen- artiges Gepräge verleiht. Auch der Teufelszwirn, der mit Vorliebe auf Klee schmarotzt, ist ziemlich bekannt. Wo er sich in größeren Mengen auf Klee zeigt, kann leicht die ganze Klccerntc verdorben werden. Die in die Klee- stengel eindringenden Saugwurzeln des Teufelszwirns entziehen dem Wirte oft die ganze Nahrung, so daß dieser vor der Zeit zu- gründe geht. Der Parasit gräbt sich hierbei allerdings sein eigenes Grab, aber sein Lebenszweck ist bis zu diesem Augenblick auch bereits erfüllt: für Nachkommenschaft hat er Sorge getragen. Dieser Schmarotzer läßt sich samt seiner Wirtspflanze sehr gut im Zimmer pflegen, wobei es recht interessant ist zu beobachten, wie die Keim- linge des Parasiten die Wirtspflanze aufsuchen. Ein anderer im Zimmer leicht zu ziehender Schmarotzer ist Orobancbe spcciosa, der auf der Pferde- oder Saubohne lebt. Im Frühjahr werden in einen großen Blumentopf 4 oder 5 Pferde- bohnen gelegt. Sobald diese gekeimt und die ersten Blätter ge- bildet haben, wird der Same des Schmarotzers in die Nähe der Wurzeln der Pferdebohne ausgesät. Im Sommer erscheinen dann die hübschen Blumen der Orobanche. Ebenso läßt sich Orobanelie ramosa auf den Wurzeln einer im Topfe stehenden Hanfpflanze mühelos heranziehen. Die Samen dieser Parasiten sind in größeren Samenhandlungen billig zu haben. Wer Vergnügen an der Blumenzucht findet, sollte es einmal mit dieser Schmarotzcrkrtltur versuchen; er wird sicherlich Freude daran haben, zumal beide Schmarotzer prächtige Blumen erzeugen. In ähnlicher Weise wie die letztgenannten Parasiten gedeiht noch eine Anzahl anderer auf den Wurzeln oder Stämmen be- stimmter Wirtspflanzen, ohne immer großen Schaden herbeizu- führen. Von deutschen Arten mag noch die Schuppenwurz genannt werden, deren Blumen im Frühjahr aus dem Erdboden unserer Laubwälder hervorbrechen. Die eigentliche Pflanze bleibt unseren Blicken verborgen, sie lebt auf den Wurzeln verschiedener Laub- Hölzer. Unter den Schmarotzern tropischer Regionen erregen gewisse Rafflcsien durch die Größe ihrer Blumen und durch deren Farben- prächtigkeit berechtigtes Aufsehen. Stellen wir uns einmal einen Kohlkops von etwa einem Meter Durchmesser vor, der direkt auf einer bloßlicgenden Wurzel eines großen Baumes aufsitzt; diesen Kohlkopf denken wir uns statt grün von trüber purpurner Farbe mit gelber Schattierung, dann haben wir eine ungefähre Vorstellung von dr Knospe einer Riesenblume, der schmarotzenden Rafflcsie, die auf den Sundainseln zu Hause ist. Doch nicht alle Rafflcsien bringen so große Blumen hervor, manche sind nur recht klein, aber stets zeichneu sie sich durch eine auffällige Färbung ans. Dieselbe auffallende Blütenfarbe ließe sich noch bei vielen anderen Schma- rotzern beobachten, wenn wir Gelegenheit hätten, Mexiko , Brasilien und andere Länder zu bereisen. Ferner muß hier einer Gruppe von Schmarotzern gedacht werden, die wir alsGelegenheits"-Schmarotzer oder Halbschma- rotzer bezeichnen können. Das sind Blütenpflanzen, die nicht un- bedingt auf das Parasitenwesen angewiesen sind, sondern die sich ihre organische Nahrung ganz gut selbst bereiten können, es im gegebenen Falle aber vorziehen, ihre Nahrung teilweise anderen Pflanzen zu entziehen. Der Wachtelweizen, der Klappertopf sind ein paar solch eigenartige Pflanzen, die außer mit echten Wurzeln noch mit besonderen Saugwurzeln ausgestattet sind, dazu bestimmt, aus den Wurzeln anderer Pflanzen Nahrung aufzusaugen. Nicht immer gehören die Pflanzen, welche auf anderen Pflanzen aufsitzen oder auf sonstigen organischen Stoffen vegetieren, zu den Schmarotzern. Eine Pflanze, die auf das PrädikatSchmarotzer" Anspruch erhebt, muß ihrem Wirte Nahrung entziehen. Sie muß sich die Nahrung von der Wirtspflanze gewissermaßen vorkauen lassen, so daß ihr selbst nur noch die Verdauung übrig bleibt. Den Schmarotzern unter den Pflanzen fehlt die Kraft, aus anorgani- schen Stoffen organische Stoffe zu bereiten. Solche Pflanzen die anderen Pflanzen aufsitzen, ohne diesen Nahrung zu entziehen der Efeu zählt beispielsweise zu solchen Gesellen heißen Schein- schmarotzer oder Ucberpflanzen. Letztere Bezeichnung ist nicht etwa eine moderne, sondern eine seit vielen Jahrzehnten gebräuch» liche. Diese Ueberpflanzen schaden ihren Logisleutcn nur in recht wenigen Fällen und dieser Schaden liegt dann auch auf ganz an- derem Gebiete, als der durch die eigentlichen Schmarotzer hervor- gerufene._ H. Hol m, Kleines f eirilleton* g. c. Das Liebesleben der friesischen Inselbewohner ist ein recht eigenartiges. Obgleich durch das rasche Aufblühen der Nordseebäder in enge Verbindung mit dem modernen Leben gebracht, haben die Bewohner von Sylt, Anirum und Föhr sich ihre altertümlichen Sitten noch getreu gewahrt. Auf Sylt gehen die jungen Burschen abends in die Häuser, wo junge Mädchen sind. Jeder«junge Gast­erhält eine Pfeife Tabak oder auch mehr, und man unterhält sich. Sobald ein Bursche das Haus verlätzt, begleitet ihn das Mädchen zur Haustür, wo noch ein kurzes oder längeres Plauderstündchen gehalten wird. Vermutet man irgendwo ein heimliches Liebespaar, so findet das Mädchen nicht selten am Morgen die Tür mit dem Boot oder Wagen des Geliebten verstellt. Dem abgewiesenen Freier hängt man dagegen heimlich einen Korb mit einem Spottgedicht, oder einStrohweib" vor das Haus. Das letztere bindet man auch dein Mädchen an die Pforte, welches sich lange mit einem Burschengezogen" hat. aber nicht seine Frau geworden ist. Man ftigt hier sogar häufig einen Beutel mit Flinteufleinen«zum Abtrocknen der Tränen" hinzu. Wenn der junge Halligbursch freien geht, sagt er zu jedem, der ihm begegnet: Jetzt geh' ich meinen Antrag machen." Je mehr Glück ihm dazu gewünscht wird, desto sicherer ist das Jawort. Die Mädchen lassen den Werber so oft wiederkommen, als sie«Achtung vor ihm haben." Gleich beiin erstenmal einen Korb zu aeben, gilt als schwere Be- leidigung. Wird er bei der fünften Anfrage erteilt, so ist es nicht schlimm. Gewöhnlich muß der Bursche die Werbung zehnmal wiederholen. Freit daS Halligmädchen einen Burschen, so schleppen die Junggesellen der Hallig das Boot des Bräutigams vor daS faus der Braut und geben es nicht eher frei, als bis ihnen eine onne Bier gespendet wurde. Auf Föhr und Amrum wirbt der Freier zuerst bei der Braut und dann bei den Eltern. Die Ver- lobung wird an zwei Sonntagen gefeiert, am ersten im Hause des Bräutigams, am zweiten in dem der Braut. Vor beiden Häusern werden von den Burschen Fahnen aufgehißt. Wehen diese aber länger als bis Sonenuntergang, so ist das ein Schimpf für die Braut. Während des Fcstschmauses werden vorn, Hause Böller« schüsse losgelassen. Bei jedem Sckmß tritt das Brautpaar heraus. Die Braut reicht Backwerk, der Bräutigam Wein herum. Auf Amrun, wird die Verlobung durch den öffentlichen Kirchgang des Brautpaars kundgegeben. Auf Föhr beschenkt der Bräutigam die Braut gewöhnlich mit einem Kleid oder Silberzeug. In Wyk kennt man den Polterabend, in den anderen Dörfern auf Föhr nicht. Braut und Bräutigam laden selbst zum Feste. Ringe werden nicht gclvcchselt. Aus Amrum laden zwei junge Mädchen zur Hochzeit. Brautkranz und Hochzeitsgeschenke kennt man hier nicht. Bei den Halligern trägt die Braut dagegen einen Kranz. Merkwürdige Ergebnisse eines Wetterschießens. An einem heißen, schwülen Julitage wurde, so berichtet die«Tägl. Rundschau", schon morgens gegen 10 Uhr. als die ersten gefahrdrohenden Wetter- wölken sich im Westen zeigten, den Kurgästen eines steiermärkischen Luftkurortes durch Anschlag bekannt gemacht, daß dieWctterschieß- stelle" voraussichtlich in Tätigkeit treten tvürde und daß man da» mit den Fremden ein seltenes Schauspiel werde bieten können. Die Gäste sahen mit um so größerer Spannung den bevorstehenden Ereignissen entgegen, als der Himmel sich immer dunkele, färbte und den Tag fast zur Nacht machte; kaum war denn auch daS erste Grollen des Donners vernehmbar, als die anwesenden Fremden schon fast vollzählig auf derWetterschießstelle" sich ver- sammelt hatten. Die Hagelkanonen mit ihren langen, trichterförmigen Rohraufsätzen waren geladen und drohend gegen die Wetterwolken gerichtet, die Kanoniere standen zum Feuern bereit, der Schiilzen» n, eistet wartete auf den Signalschuß, und in banger Erwartun schauten die Fremden den imincr näher kommenden schweren Wetter Wolken entgegen. Da plötzlich ein zackiger Blitz, dem ein mächtiger Donnerschlag folgte, der Wind erhob sich, und die ersten großen Regentropfen fielen. Fast gleichzeitig hörte man den Signal schuß und im nächsten Augenblick spien die zehn Hagelkanonen unter fürchterlichem Getöse ihre Wirbel gegen die tieshängenden schwarzen Wolken; Knall auf Knall erfolgte aus den feurigen Schlünden der