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Wenn man Hochzeit haben sol Men man hat darzu geladen, Der muez fich gar sauber paden Bnd legt schonew chlaider an."

Kanonen, Blize auf Blige schossen aus den Wolken, der Donner brüllte um die Wette ein Kampf auf Leben und Tod! Der Regen floß in Strömen vom Himmel und als sich nun gar durch ein immer deut­licher vernehmbares Pfeifen der Sturm ankündigte, da war's um den Mut der Zuschauer geschehen. Reite sich, wer kann!" war die Losung, und in allgemeiner Flucht ging es den Berg hinunter ins Alle drei Zwecke des Badens sind nun in den Kurbädern ver­schützende Tal. Aus der Ferne hörte man noch geraume Zeit unter einigt. Die natürlichen Bäder oder Gesundbrunnen   gehen auf die dem Getöse des Donners   den Knall der Hagelfanonen; dann sette ältesten Zeiten zurück, haben wir doch noch einige in Deutschland  , das Unwetter von neuem ein mit fürchterlicher Gewalt. Gelblich in Aachen  , Wiesbaden  , Badenweiler  , die von den Römern zuerst ein­fahl erschien der Himmel, Blitz und Donner folgten sich fast un- gerichtet waren. Von den Wundern des Bades wollen wir vor unterbrochen, der Sturm heulte und fegte die prasselnden Hagel- allem die des Jungbrunnen nennen, die von Dichtern wie Malern schloßen gegen die klirrenden Fensterscheiben. Nach bangen fünf zu wiederholten Malen gepriesen worden sind; so sagt Hans Sachs  Minuten legte sich der Hagelsturm, die Macht des Unwetters war in seinem Gedicht Der Jungbrunn":

gebrochen, und als die beherzten Zuschauer den Entschluß faßten, sich von der Wirkung des Wetterschießens" an Ort und Stelle zu überzeugen, da bot sich ihnen ein merkwürdiges Bild. Da standen die Hagelkanonen verlassen und ihre noch drohend gegen die Wetter­wolfen gerichteten trichterförmigen Rohre, die mit ihren Schüssen den Hagel abwehren sollten, waren angefüllt bis zum Rande mit walnußgroßen Hagelstücken! Die Wein­berge und Feldfrüchte in der ganzen Umgegend aber waren durch das Hagelwetter zum größten Teil vernichtet.-

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ck. Geschichtliches von Bädern. Labt sich die liebe Sonne nicht, der Mond sich nicht im Meer?" So spricht Goethes Meerweib zu dem Fischer", und wer da weiß, daß dies labt" dasselbe Wort ist wie das lateinische lavare"( waschen, baden") findet hier einen Lobspruch auf das Baden, der dem Wasser ist das Beste" des Pindar   an die Seite gestellt werden darf. Aber der griechische und der deutsche Dichter stehen nicht allein; auch in den alten Bolts­kalendern findet das Baden lebhafte Befürwortung, es ist an dritter Stelle" zur Erhaltung der Gesundheit nötig. Der Meistersinger Hans Rosenglut sagt im fünfzehnten Jahrhundert:

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Der dritt leiparczt ist ain pader,

der padt den leip und schleht dy ader,

Und schirt das haubt und fegt dy glyder."

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Alle, die auf allen Straßen hingezogen kamen,

Die taten sich alle verjüngen

nach einer stunt, mit freien sprüngen sprangen sie aus dem brunnen runt, schön, wolgefarbt, frisch, jung und gesunt ganz leichtsinnig und wohlgeberig,

als ob sie weren zwainzigjährig.

Humoristisches.

Aus der Jugend". Der Herr Katechet bespricht mit den Schulkindern möglichst deutlich das 6. Gebot Gottes von der Keuschheit und schließt mit den Worten: auch dürft ihr keine nadten Bilder und Figuren anschauen, wie sie heutzutage so häufig öffentlich ausgestellt sind!"

Dann eine prüfende Frage:" Du, Rofert, was darfst Du also nicht tun?" Roserl: Nicht die nadeten Engel anschaun in der Pfarrkirch."

Die Bäder wurden anfangs, wie Alfred Martin in seinem soeben erschienenen Buche Deutsches Badewesen in vergangenen Tagen" ( Jena  , Eugen Diederichs  ) ausführt, wohl nur von den Umwohnern und auf kurze Zeit benugt; aber schon im vierzehnten Jahrhundert finden wir Badereisen von längerer Dauer. Von berühmten Bädern soll Tepliz schon 1160 benutzt worden sein, Karlsbad   hat nach der Sage Kaiser Karl IV. 1370 beim Jagen entdeckt, wie dasselbe auch von dem württembergischen Wildbade Ludwig Uhland   der Sage nach erzählt; die Warmbrunner heiße Quelle soll 1175 aufgefunden worden sein. In Karlsbad   soll aber auch nach einem Berichte von 1591 um Geld schier noch gar nichts zu bekomen gewesen sein, weder Wein, noch Bier". Aus des Metobius Schrift über Pyrmont aus dem Jahre 1556 erwähnen wir, daß hieher kommen ein Schmidtknecht, mit einem aug blind gewesen, und hat dasselbe aug drey tag nach einander mit dem wasser gewaschen, und darnach sein gesicht wider dermaß erlangt, daß er alerley Münz mit demselben aug nun er feunen fan". Und So ein mensch gifft bey ihm hett, vnd diß Schon im Mittelalter haben darum die Badestuben eine große wasser trindt, vnd badet darinnen, der wirt gesunt. Als noch Molle gespielt, zumal eine häufige Reinigung des Körpers bei dem eine Frau von Bylfeld allhie ist, welcher ein Maulworff, Mangel leinener Unterwäsche noch weit nötiger als heutzutage war. ein Schnacken vnd ein Schößlinck abgegangen sind". Sonst lesen Die Badestube und die Badestubengerechtigkeit wurden als Erblehen, wir allerhand von Wunderkuren, wie namentlich auch nach dem feltener auf Lebenszeit an einzelne oder an Gemeindekörperschaften Dreißigjährigen Kriege Wunderbrunnen auftauchten; feit jener Beit verliehen. Der Preis dafür war sehr verschieden. In Löblingen erst ist von der Entwidelung des eigentlichen Badelebens, wie wir belam vor 1554 die Herrschaft für die Badestube jährlich zwei Pfund es heute verstehen, zu reden.- Heller und vier Gänse, dazu der Heilige" ein Pfund Heller; da­gegen verlangte von dem Dorfe Wettrungen der Bischof Konrad von Würzburg   für die Badestubengerechtigkeit jährlich nur ein Fastnachts­huhu für die bischöfliche Kellerei. Der Bader   mußte die Badestube an borgeschriebenen Tagen heizen( Stube, ber: gleiche englisch   stove, Ofen), eine bestimmte Anzahl Bersonal haben und das nötige Juventar beschaffen; auch war ein Tarif für seine Leistungen festgesetzt. Die Badestube war zugleich die Stätte des Rasierens, Kopfwaschens, Schröpfens, die Vader also die Vorläufer der Barbiere, die von ihnen ja in manchen Orten auch heute noch den nicht mehr ganz passenden Namen behalten haben. Sie war natürlich auch die Stätte, an der Stadtklatsch zuerst an den Mann gebracht wurde, und schließlich auch die Stätte - Ach fo! Lehrer: Schreibe einmal an die Tafel: Ich mancher Unittlichkeit, gegen die häufig Verordnungen erlassen liefere hunderttausend Kali's! Aber schreib's schön, sonst kommst wurden. Daher mag es sich auch schreiben, daß die Bader zu den Du nicht wieder dran!" ,, unehrlichen Leuten" gerechnet wurden. Natürlich sind bei Dertleine Tippelskirch: Auf's Schönschreiben kommt's dem Ansehen, das das Baden genoß, auch in den Privat- nicht an! Ich schmiere lieber!" Häusern allgemein Badeeinrichtungen üblich; wir finden im sechzehnten Jahrhundert die mannigfachsten Dampf- und Beräucherungsapparate, ,, Kleine Badstüblein" in Form eines Schrankes, in dessen Boden man glühendes Eisen, erhitzte Sinter steine, Kieselsteine usw. tat oder Branntwein entzündete, also Heiß­Luftbäder Herrichtete. Auch in großen Weinfässern nahm man die Schweißbäder. Im 17. Jahrhundert badeten besonders arme Leute als Ersatz für eine Badekur nicht nur bei Krankheiten, sondern auch zur Bewahrung der Gesundheit ein oder mehrere Male im Jahre tage oder stundenlang im Zuber. Schon früher gab es Rezepte, Mineralbäder nachzuahmen, und für bestimmte Krankheiten waren die Kräuterbäder an der Tagesordnung. J. W.   Simmler sagt im Jahre 1663: Gewärmtes Kräuterbad in meinem Ofenkessel nächst Eine polizeiliche Verordnung in Darmstadt  Gott   entbande mich von Podegramas Fessel".. Das Baden der berbietet den Damen, die Schleppen so lang zu tragen, daß Kinder wird schon im 15. Jahrhundert empfohlen. Der Augsburgische sie den Verkehr im Theater stören!- Arzt Mätlinger, dessen medizinisches Hausbuch erst vor einigen Jahren Eine internationale jüdische Ausstellung wieder herausgegeben ist, empfiehlt, das Kind ein halbes Jahr alle wird anläßlich der Einweihung des Friedenspalastes im Haag Tage zu baden und zwar im Winter wärmer als im Sommer, die geplant. Man will in dieser Ausstellung den Besuchern vornehmlich Tochter wärmer als den Sohn. Es kam sogar auch vor, daß die vor Augen führen Zahlen, Tabellen usw., die zeigen sollen, welche Kinder in Wein und Bier gebadet wurden. Die Hebamme hatte Rolle die Juden in der Entwickelung der Zivilisation gespielt haben. im Niederdeutschen   den Namen Bademoder und Bademome. Aber Die jüdischen Künstler der ganzen Welt sollen ersucht werden, ihre nicht nur zur Reinigung und zur Gesundheit wurde gebadet, sondern Werte auszustellen; die jüdischen Komponisten sollen ihre Kompo­auch zum Vergnügen. Klara Häßlerin rechnet in ihrem Lieder- fitionen selbst dirigieren. uche" Baden zu den größten Freuden des Lebens für Mann und Frau. Darum war es auch selbstverständlich, daß man vor einem Feste badete: vor einer Hochzeit badeten Braut, Bräutigam und Hochzeitsgäste; schon im vierzehnten Jahrhundert ist das Brauch, wie die Werke des Teichners" zeigen:

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Notizen.

Las Residenz- Theater beginnt seine neue Spielzeit am 18. August mit dem Schwant Die Höhle des Löwen". Das Theater ist vollständig renoviert worden.

Die Direktion des Stadttheaters in Schaff­ Hausen   ist einer Dame übertragen worden: Fräulein Cor­nelia Donhoff, St. Gallen  .

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- Die nächstjährige Versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft soll in BaseI stattfinden. Ge­plant sind Erfursionen in den Schwarzwald  , das Jura- Gebiet, die Alpen  , das Gebiet des Vierwaldstädter Sees, Oberwallis, Simplon, Zermatt  .

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Verantw. Redakt.: Carl Wermuth, Berlin  - Rigdorf.- Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.