Led oux lzärtlich die Hand drückend, die er noch nicht frei- gegeben hat):Ja. ja, ich verstehe Sie, ich verstehe Sie vollkommen! (beiseite) die erwachende Eitelkeit! Sie will Toiletten, Juwelen usw. haben. Und sie hat recht! Wenn man so schön ist, wie sie denn sie ist wirklich schön, dagegen ist nichts zu sagen!(laut) die Absichten, die Sie haben Ah I ich errate sie unschwer, diese Absichten I" Die junge Dame(erstaunt):Nicht möglich I" L e d o u x(noch näher rückend):Doch I doch! Man weih ja, welche Absichten junge Damen Ihres Alters für gewöhnlich haben. Sie sind durchaus berechtigt und ganz natürlich, wenn man so schön ist wie Sie.(Ihre Hand drückend) denn Sie sind schön I" Die junge Dame:Oh I Herr Ledoux I Sie machen sich über mich lustig?" Ledoux(eifrig):Aber durchaus nicht I Nicht im mindesten I" Die junge Dame(unruhig, sich erhebend):Doch ich bitte vielmals um Verzeihung. Ich will Ihre kostbare Zeit nicht länger mißbrauchen." Ledoux:Mißbrauchen? Sie mißbrauchen?(beiseite) Wirklich, sie ist entzückend I(Er läßt sie wieder Platz nehmen.) Und die Stelle? Wir müssen doch noch von der Stelle sprechen, um die Sie mich bitten wollten?" Die junge Dame(vor Freude zitternd):Wie? Sie wollten einwilligen? Sie wären geneigt? Oh! mein Herr, wenn Sie wüßten, wieviel Dank, welche Erkenntlichkeit" Ledoux:Ja, ja, davon werden wir später sprechen." Die junge Dame:Also ich darf hoffen, daß Sie an mich denken werden, wenn Sie eine Filiale" Ledoux:Filiale? Auf keinen Fall! Nein, hier im Haupt- geschäft, in meiner nächsten Nähe will ich Sie placieren. In einer Filiale würde Ihr Gehalt nur minimal sein, und Sie sagten doch eben, Sie müßten viel Geld verdienen?" Die junge Dame(zögernd):Und und ckuf wieviel Gehalt darf ich monatlich rechnen?" Ledoux(der seine Worte nicht mehr überlegt):Wieviel wollen Sie? Zweihundert Frank? Vierhundert Frank?" Die junge Dame(geblendet von dieser Perspektive):Vier vierhundert Frank I(sucht vergeblich nach Worten, um ihre Freude auszudrücken) Ah, mein Herr! Mein Herr!" Ledoux(beginnt seine Batterien zu demaskieren):Werden Sie sich dafür auch ein bißchen erkenntlich zeigen, ja?" Die junge Dame:Oh I sehr, Herr Ledoux! Denken Sie doch: bei einem solchen Gehalt kann ich mich ja sofort ver- heiraten I" Ledoux(ernüchtert):Sich sich verheiraten? Wie? Sie wollen sich verheiraten?" Die junge Dame:Natürlich! Das ist ja der Grund, warum ich Geld verdienen muß! Mein Bräutigam verdient nicht genug, daß zwei Personen davon leben können, und deshalb* Ledoux:Ihr Bräutigam?(Er mustert die junge Dame mit weit geringerer Begeisterung, beiseite): Ja, wo hatte ich bloß meine Augen? Sie ist nicht übel, aber genau betrachtet" Die junge Dame(schwärmerisch):Ja, mein Bräutigam! Ein braver Junge, der mich liebt und den ich anbete I Wie wird er sich freuen, wenn ich ihm dieses unerwartete Glück mitteilen werde I" Ledoux(dessen Ernüchterung rapide Fortschritte macht, bei- seite):Wenn ich sagte: nicht übel, so entspricht das durchaus nicht der Wahrheit. Sie ist nicht hübs�, nicht häßlich!" Die junge Dame(emphatisch):Unser ganzes Leben lang werden wir Ihnen dankbar sein, Herr Ledoux, mein Paul und ich!" Ledoux(beiseite):Gott ! was für ein dummes Lächeln sie hat!(laut): Leider muß ich Ihnen gestehen, mein Fräulein, daß die Stelle, die ich für Sie im Auge hatte, ich meine die Stelle hier im Hauptgeschäft, momentan nicht vakant ist." Die junge Dame(aus allen Himmeln gerissen):Oh I aber wann wird sie vakant?" Ledoux(beiseite):Wirklich, wo hatte ich bloß meine Augen? Sie ist ja häßlich, einfach häßlich!(laut):Ich weiß nicht. Sie müssen wieder vorsprechen. Man wird Sie benach- richtigen." Die junge Dame(beginnt zu weinen).Oh! mein Herr das das ist nicht schön nein das ist nicht schön von Ihnen. Zuerst machen Sie nur so große Hoffnungen und dann und dann"(sie schluchzt). Ledoux(ärgerlich):Mein Fräulein! Aber ich bitte Sie I (beiseite) Tränen I Das hat gerade noch gefehlt I Jetzt sieht sie aus wie ein altes Weib!(laut): Ich bitte um Entschuldigung, aber eine dringende Arbeit" Die junge Dame(ihre Augen trocknend):So geben Sie mir wenigstens den Trost, Herr Ledoux, daß Sie an mich denken werden, wenn Sie eine neue Filiale eröffnen!(Bewegt) Sie wissen doch, von welcher Wichtigkeit die Sache für mich ist?" Ledoux:Ja, ja, ich weiß! Ihre Heirat I(Sie mitleidig betrachtend, beiseite) Muß ihr Zukünftiger aber einen Geschmack haben, wenn er sich in solch eine Bohnenstange verliebt I(laut, sie zur Tür drängend) Ich werde an Sie denken ich werde an Sie denken" Die junge Dame(schluchzend beim Hinausgehen):Auf Wiedersehen, mein Herr!" Ledoux(kurz):Adieu, mein Fräulein!" Die Tür schließt sich hinter ihr. Herr Ledoux klingelt heftig. Der Portier(hereinstürzend):Herr Ledoux?" Ledoux:Jules, mein Lieber, Sie werden altersschwach! Wenn Sie sich in Zukunft noch einmal unterstehen, von einer Dame zu behaupten, sie sei nicht hübsch, nicht häßlich, während sie in Wahrheit ein ausgewachsenes Monstrum ist, dann sollen Sie mal was erleben!" kleines Feuilleton. Ici. Berliner Fernpostvcrkehr ums Jahr 1740. Das Reisen zu jener Zeit, als es noch keine Eisenbahnen gab, war weder angenehm noch billig. Man unternahm weite Touren nur, wenn das absolut nolwendlg war. Besuche zu entfernten Verwandten waren nur den Bessersituierten möglich. Mehr als einmal während eines ganzen Lebens beisammen gewesen zu sein: dieses Glückes konnten sich nicht gar zu viele der weit von einander Wohnenden rühmen. Unter- nahm man damals aber eine weite Fahrt, so war das ein Ereignis, das nicht bloß von den Nachbarn umständlich und lang besprochen wurde, sondern das in allen seinen Teilen und nach aller und jeder Hinsicht einer außerordentlich sorgfältigen Vorbereitung bedurfte. Man muhte sich ja auf monatelanges Fernbleiben gefaßt machen. Was tonnte da nicht alles geschehen? Es war mit jeglichen Eventualitäten zu rechnen. Der Reisende konnte ja unterwegs vom vorzeitigen Tode, sei es infolge Unglücksfalles oder Erkrankung, überrascht werden. Oder, während man abwesend war, konnte Krieg, epidemisches Sterben in der Heimat ausbrechen. Und der- gleichen Dinge mehr. Da galt es zuvor sein Haus zu bestellen, Testament zu machen und sonstwelche Verfügungen zu treffen. Tann wurden die Koffer mit Kleidern, Wäsche usw. gefüllt, und endlich konnte die Fahrt unter schmerzlichem Abschiednehmen angetreten werden. Dann kamen aber erst die eigentlichen Beschwerden. Wer nicht sein eigenes Fuhrwerk hatte, mutzte, wollte er nicht wandern, die Postgelegenheit benutzen. Dabei war er an gewisse Wochentage gebunden. Versäumte er die für seine Reiseroute in Betracht kommende Schnell- oder gewöhnliche Fahrpoft, so war er genötigt, unter Umständen weitere acht Tage zu warten. Auch in Berlin war das nicht besser, obwohl der Postverkehr vor etwa 170 Jahren doch schon ganz rege gewesen sein mag. 1740, also beim Regierungsantritt Friedrichs II., bestritten allwöchentlich etwa 30 bis 3b Fahr- und Reitposten von Berlin aus den Verkehr nach allen Windrichtungen im Reiche; und ebensoviel Fahr- wie Reitposten kamen von außen her in die Hauptstadt herein. Wollte jemand, daß seine Briefschaften möglichst rasch weiter gelangten, so mußte er sie am Abend vorher, mindestens aber zwei Stunden vor Abgang der Post ins Amt gebracht haben, sonst blieben sie bis zur nächsten Post liegen. Es gabgeschwinde", d. h. Eilposten. und gewöhnliche Fahrkutschen. Bei der Benutzung der crsteren kostete die deutsche Meile vom Ib. April bis 15. Oktober pro Person 5 Groschen, und während des Winterhalbjahres(15. Oktober bis Ib. April) 6 Groschen. Die Fahrt mittels gewöhnlicher Postkutsche stellte sich etwas billiger; so bezahlte eine Person von Berlin bis Wittenberg (12 Meilen) 1 Taler 18 Groschen; bis Leipzig (20 Meilen) 3 Taler; bis Hamburg (35 Meilen) 6 Taler. Das entsprach damals wenigstens dem dreifachen Wert des heutigen Geldes. Es war also ein teures Reisen. Dazu kamen dann noch die Logis in den jeweiligen Postgasthäusern und Hotels; denn eine Reise etwa von Berlin nach Königsberg (70 Meilen) dauerte wohl eine Woche. Noch hundert Jahre später um 1844als der Postmeister von Nagler die Verkehrsverhältnisse wunderbar ver» bessert hatte", ist Louis Passarge , wie er in seinen ostpreußischen Jugenderinnerungeu schreibt, von Königsberg nach Berlin noch drei- mal vierundzwanzig Stunden, also drei volle Tage gefahren. Als nach 1848 die beschleunigte Kuricrpost nur 35 Stunden zu dieser Fahrt brauchte, glaubte man am Ende aller Möglichkeiten angc- kommen zu sein. So dachte man noch vor 60 Jahren, obwohl da schon Eisenbahnen gingen. Inzwischen haben wir gelernt, ganz andere Ansprüche an die Häufigkeit und Schnelligkeit der Verkehrs- mittel zu stellen. Es geht uns fast alles noch zu langsam. th. Abergläubische Reste vergangener Zeiten. Wir leben im Zeitalter der Naturwissenschaften und der Aufgeklärtheit. Alle Naturerscheinungen, welche frühere, naivere Zeiten mit einem mystisch geheimnisvollen Schleier umgaben, sind für uns nichts weiter als der Ausfluß strenger unabänderlicher Gesetzmäßigkeit, die Wunder und Wundertaten sind verschwunden und fast ver- ächtlich sieht man auf alle abergläubischen Regungen. Dabei spielen auch in unseren eigenen Sitten und Gebräuchen, vielfach uns rin» bewußt, gar viele abergläubische Vorstellungen eine wichtige Rolle. Es ist von Interesse, wenn man einmal versucht, manchen Redens- arten, welche heute eigentlich allen realcii Sinn verloren haben und die man nur aus schlechter Gewohnheit so oben hin sagt, auf den Grund zu gehen und sie ihrer ursprünglichen Bedeutung nach zu prüfen. Mit Erstaunen wird man dann finden, daß� diese Redensarten und Handlungen bei unseren heidnischen Vorsahren einen ganz bestimmten Sinn hatten und meist mit ihrem Götter-