ruher, Weimarer dagegen. Augenscheinlich hat man bei dieser Ge-legenheit den anderen den Platz überlassen und tat es gern, da hiernicht viel zu verlieren war.Im Gegensatz dazu treten andere Künstler in den Vordergrund.Panlok< Stuttgart) zeigt eine sehr frische Landschaft in breiten,hellen Farben und einen kleinen Halbakt. bei dem die zeichnerischeGenauigkeit in der Durcharbeitung auffällt. Auch ist jedes Bildeigen gesehen. im Ausschnitt deS Natureindrucks prägnant,eigenartig. Dann ist von P l e u e r das große Bild„Aus-fahrender Zug" zu erwähnen, das in so breiten, kräftigenMassen gemalt ist und die Stimmung sowohl wie die Luftvorzüglich wiedergibt. Die tiefrot leuchtenden Häuser im Hinter-gründe lassen die dunkel heranbrausende Gewalt des schwärzlichenEisenbahnzuges umso eindrucksvoller heraustreten. S t e r l sDresden)gibt ein paar Arbeiterbilder, die sich durch die Einheitlichkeit, dieSammlung des Bildeindruckes auszeichnen. Die Arbeiter, die inScharen aus der Arbeitsstätte kommen, so groß und als Massewirken, seitlich Heller beleuchtet von einem Schein, deraus einem Fenster dringt, sind malerisch trefflich gesehen. Beck-manns»Männer am Meer" sind vielleicht ein wenig zu abstchtlichbizarr, was sich namentlich in der grünlichen Leichenfarbe der Ge-stalten ausspricht. Doch hat das Bild mit deni fahlen Hintergrunddes grauen, öden Meeres, vor dem die Gestalten stehen, Charakter.Auch Z w i n t s ch e r �Dresden), von dem hier hauptsächlich ein»Porträt in Blumen" zu sehen ist, dos schon früher ausgestellt war,ist ein eigener Künstler. Er hat speziell Sinn für exakte Zeichnung,bevorzugt entschiedene Farben, die er apart wählt. Auf einer weißenBank vor einer dichten Efeuwand, wo jedes Blättcfien genau gegebenist, sitzt in hellblauem Kleid mit tiefviolettem Tuch eine Dame. Das Ganzehat in seiner strengen, scharf betonten Haltung etwas Leichtstilisiertes,das sich aus der Führung der Linie, der Wahl der Farben-von selbstergibt. Der Stil ist aus der Natur gewonnen, nicht künstlichgemacht.In ähnlicher Weise, doch noch natürlicher, weiß B i s ch o f f-C u l m einem alltäglichen Vorgang— Frauen tragen am StrandeNetze— durch die ruhige, feierliche Art des Vortrags große Formzu geben.Der Charakter der Ausstellung wird sonst nicht durch Persön-lichkeiten, sondern durch ein allgemein tüchtiges Niveau ge-kennzeichnet.Es ist namentlich eine ganz bestimmte Art von Landschaften, diehier in den Vordergrund tritt, nicht als einzelne Schöpfung, sondernals Ganzes. Jene stimmungsvollen und»mt Liebe durchgearbeitetenWerke, bei denen man merkt, daß der Maler die Schönheit empfundenhat. Man braucht dabei gar nicht prinzipiell zu werden und etwadiese an Thoma sich annähernde Art auszuspielen gegen das mehrtechnische Raffinement der Sezessionisten. Beide gehen ihre Wege.Nur das kann man sagen, daß die erstgenannte Art speziell süd-deutsch ist. Und diese oft zarten und feinen Landschaften, in denenTiefe der Empfindung und Naivetät der Anschauung den Künstlerunmlffällig zu dem Charakter in der jeweiligen Naturerscheinungführen, überwiegen hier.Bei manchen Bildern ftogt man sich aber doch voller Er-staunen: wie kommen sie in die Ausstellung des Künstlerbundes?Man sieht da Genrebilder ältester Sorte, in glatter Manier, wiez. B.„Die Kellnerin" und»Der Alte" von Bokelmann<Karls«ruhe), oder von Thedy(Weimar)„Der Trinker". Man wird irrean dem Kiinstlerbund. Was will er? Macht er Kompromiffe?Unter den graphischen Sachen ist manche gute Arbeit. Ich rechnedahin die an die Japaner erinnernden Blätter von Bechler(Maurach), der in starken Kontrasten schwarz und weiß arbeitetund Licht und Schatten mit dekorattvem Geschick ver-teilt. Sehr malerisch sind die Blätter von I l l i e s(Karlsruhe),locker und fein gearbeitet. Dagegen zeigen sich die Holz»? schnitte von L a a g e(Knxhaven) als mehr linear gehalten undaben die Reize einer charakteristischen Zeichnung. Außerordentlichest und bewußt sind die Porträts von Stumpf(Weimar).Als Plastiken heben sich heraus die kleinereu Arbeiten vonKolbe, der die Bronze so breit behandelt, daß selbst Statuettenvon ihm nicht spielerisch wirken, Stil haben, dann die eigenartigeKeramik von L u ck s ch(Wien) eine dekorative Halbfigur in leuchtendem Ton, und die kleinen Arbeiten von Taschner(Berlin), der esversteht, durch aparte Stilisierung zu wirken.Vielleicht ist es gut, daß man sich gewöhnt, im Künstlerbundnicht»ach Sensationen zu suchen. Ein gewisser Ausgleich findet stattund niemand darf sich allzu sehr hervorwagen.(Man müßte dennden kleinen Saal der Neo-Jmpressionisten als Sensation nehmen,die duftige„Abendsonne" von F e i g e r l(Weimar), die„FarbigenPriemeln" von Hermann(Berlin) und den temperamentvoll hin-gesetzten„Herbst" von R o h l f s(Hagen), die Arbeiten zeigen abernichts Neues.) Doch scheint diesmal nur die Verlegenheit die Ver-anlassung gewesen zu sein. Zudem fehlt es der Ausstellung aninnerer Einheit. Es überwiegen nur die. die sonst zurücktreten, undumgekehrt treten die zurück, die sonst überwiegen. Dann scheintes aber besser, den Charakter noch entschiedener zu betonen und sichselbst als das zu zeigen, was man ist. Diese Unentschiedenheitschädigt das Ansehen.Vielleicht aber ist das der Zweck des Bundes: mit den Aus-stellungcu immer zu wechseln und dann den Juroren des Ausstellungsortes Macht zu lasten, daß die Künstler ihres Bezirkesjeweilig vorherrschen. Der Bund hält sich vielleicht nur durch diesenKompromiß. Wir stünden dann vor einer ewigen Variatton, dieauf die Dauer schließlich doch zu einem Ausgleich koinmen würde.—Ernst Schur.Kleines f euilleton*st. Schwäbische„Kirwe". Zwischen Sommersonnenwende undMartini(10. November) wird im Schwabenlande nach jahrhundertc,altem Brauch die„Kirwe",„Kilbe" oder„Kärwe", d. h. Kirch,weih, als kleines Volksfest gefeiert. Als Lokalfeier wird sie anverschiedenen Sonntagen des genannten Zeitraumes abgehalten,was für Viele die Annehmlichkeit hat, daß sie außer der Kirwe ihresWohnortes auch die in den benachbarten Ortschaften mitmachenkönnen. Wo aber kein besonderes Datum herkömmlich, begeht manam dritten Oktobersonntag. die„Allerweltskirwe", auch„Saukirwe"und„Freßkirwe". Die letztere Bezeichnung wäre für diese Feiernüberhaupt zutreffend, denn wenn auch der Name auf einen kirch-lichen Ursprung hinweist, was gewöhnlich auch beim Vormittags-gottesdienst zum Ausdruck kommt, so liegt doch ihr Schwerpunktaußer in allerlei Lustbarkeiten im Vertilgen ansehnlicher Ouanti,täten von Fressalien, vor allein»Kirwekuchen" bäuerlichen Stils indiversen Varietäten, nebst Würsten und verwandten Produktenhäuslicher Küchenkunst, begossen mit imposanten Mengen Wein,„Mooscht"(Most, wie in Schwaben der Apfel- und Obstwein über-Haupt heißt), und erst in letzter Linie Bier. Der Schnaps dagegenspielt in Schwaben keine große Nolle und wird meist nur in ver-edelter Form als Kirschwasser, Zwetschgengeist, Wacholder, zwischenhinein aus niedlichen Gläschen hinter die Binde gegossen als„Magenwärmer".Die Leistungsfähigkeit der Schwaben auf beiden Gebieten isterstaunlich. In wohlhabenden Häusern wird deshalb schon Wochenzuvor darauf los gebacken, damit ganze Berge von Käs-, Zwiebel-,Rahm-, Apfelkuchen und ähnlichen Delikatessen den eigenen Leuten,sowie den Gästen vorgesetzt werden können; manches Kalb undnamentlich Schwein wird„gemetzget"(geschlachtet); eine»Metzcl-s u p p e", der Sammelname für das reichhaltige Menu vom Borsten-.tier— eine ganze Sinfonie von Wohlgeschmack, gesteigert durch dieobligaten Trabanten Sauerkraut und Spätzle, das schwäbischeAmbrosia—, bildet hierzulande den Höhepunkt der Tafelfreuden,der ja selbst der pathetische Uhland einen Hymnus gewidmet hat.Der Grundton dieser Volksfeier ist die„schwäbische Gemütlich-keit", die nicht eben allzuhäufig durch Raufhändel gestört wird,trotz des reichhaltig genossenen Alkohols; man kann viel vertragenund ist daher verträglich.' Eine schöne Seite ist, daß das Gesindeund auch die Armen reichlich bedacht werden. In der Gegend vonNeuenburg im Schwarzwald z. B. bekommt jeder Dienstbote sechsdünne Kuchen(„Blatz" oder„Blootz") und einen dicken(„Gugel-hupf",„Gouloppe"). Auch die Gemeindehirten werden reichlich be-schenkt. Charakteristisch ist die Sage, wonach einigen Gemcßnde»,deren Namen hier verschwiegen sein sollen, von Obrigkeitswegendas Recht, eine Kirchweih abzuhalten, für ewige Zeiten entzogenworden sein soll, weil dort einem Bettelmann der„gute Bissen".um den er bat, verweigert worden war. Das war natürlich in vor-kapitalistischer Zeit, als man noch nicht so„fortgeschritten" war,den Büttel gegen den Bettel scharf zu machen.Mit der Kirwe sind vielfach Musik und Tanz, zum Teil iinFreien, allerlei Sport und Volksspiele, auch manche alte Zunft-bräuche, da und dort auch Märkte verbunden, in welchem Falle dieKirwe sich noch auf einen oder zwei weitere Tage ausdehnt. Mehr-fach findet auch am folgenden Sonntage„Nachkirwe"-statt.Ein merkwürdiger, besonders auf Dörfern häufiger Brauch istdas„Vergraben" der Kirwe, was meistenteils am Donnerstagabendgeschieht. Die jungen Leute ziehen paarweise mit Musik vor dasDorf, ein Bursche trägt eine Flasche Wein, ein zweiter ein Vierte!Kuchen, andere farbige Bänder, Birkenreiser, Spaten und Schaufel.An dem Begräbnisplatz, mehrfach bei der Kirchhofmauer, angelangt,wird ein Loch in den Boden gegraben, in welches Wein, Kuchen,Bänder und Birkenreiser geworfen werden. Bei den Klängen einermitunter gräßlichen Traucrmelodie wird sodann um das Loch ge-tanzt und dieses hierauf mit der ausgeschaufelten Erde zugedeckt.Auf den Feldern(Gegend von Stuttgart) iverden dazu noch die imFelde herumstehenden Strohhaufen angezündet. Bei Nagold imSchwarzwald begräbt man eine Strohpuppe. Bei Ludwigsburg führtman«inen Betrunkenen als„Kirwesau" aufs Feld hinaus; er mußdie zu vergrabenden Sachen tragen. In Neckargartach bei Heil-bronn wird ein Hahn halb in die Erde eingescharrt, der danngetötet und gemeinsam verzehrt wird. Nach dem Vergraben derKirwe kehrt man ins Wirtshaus zurück zu ftöhlichem Tanz.—g. c. Apfelmost. Wir befinden uns augenblicklich in der Jahres-zeit, in der der Obstwein gekeltert wird. In Deutschland steht indieser Hinsicht Württemberg obenan. Selbst der kleinste Mannstrebt dort danach, ein volles Fäßle im Keller zu haben. Da findetnian verschiedene Abstufungen des Inhalts vom leichten Rebwcinbis zu dem fragwürdigen Rosinenmost. Die Mitte hält der Apfel»most. Und so fleißig wird er im Schwabenlande getrunken, daßdie eigenen Bäume nicht genug Früchte tragen und Württembergjährlich 2000 bis 3000 Wagenladungen fremde Mostäpfel einführt.Am bekanntesten ist aber bei uns der Frankfurter Apfelwein, dennicht nur im Lande getrunken wird, sondern auch in andere Gegen»den exportiert wird. In Sachseuhausen, der Vorstadt von Frank,