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Humoristisches.
nahmen in ihre Zirkel und sogar in Gesellschaften bei Hofe riesige| bei völliger Entblätterung die Pflanzen nicht überhaupt abstarben Beutel mit, die für die Aufnahme zu erwartender oder erbettelter oder doch keine Frucht zur Reife brachten, ist wahrscheinlich dem Geschenke bestimmt waren. Am stolzesten war natürlich jene Umstand zuzuschreiben, daß die Halme und Scheiden sich diesem Danie, die ihren Zupfbeutel recht gefüllt mit nach Hause nehmen Zustande in bewundernswertem Grade anzupassen und die Aufgaben konnte. Eine raffinierte Parfileuse konnte jährlich 100 Louisdor der verloren gegangenen Blätter ihrerseits in einem gewissen, wenn ( a 20 Frank 16 Mark) und darüber erzupfen. Damals wurden auch beschränkten Maße zu erfüllen imstande sind. Aderhold machte alle in Paris üblichen zarten Neujahrsgeschenke in Barfilage ge- auch Erperimente an Rußpflanzen, die der Wurzel wegen gezogen macht. Ja, es handelte sich selbst bei Wetten zwischen Damen werden. Wenn z. B. Rüben bereits einen guten Stand der Entund Herren nicht mehr um soundsoviel Louisdor betragende Geld- wickelung erreicht hatten, wurden ihre Blätter bis zur Hälfte oder einsätze, sondern um Goldtroddeln zum Zupfen. Die einst nicht drei Vierteln gestuht oder mit einer einprozentigen Lösung von bloß in Frankreich , sondern auch in Deutschland eifrig gelesene Kupfervitriol oder Salzsäure besprengt. Auch hier stellte sich eine Schriftstellerin Stephanie Gräfin von Genlis ( geb. 25. Jan. erhebliche Beeinträchtigung der Ernte heraus, aber je nach der BeSie war recht bedeutend bei 1746, gestorben 31. Dezember 1830), die Erzieherin bei Hofe war, handlung in verschiedenem Grade. gewann einmal infolge einer Wette von dem Herzog von Coigny weitgehender Zerstörung der Blätter, etwas geringer bei deren Ver24 goldene Quasten, jede 12 Frank an Wert. Abends verteilte sie kleinerung nur um die Hälfte. Das Bespriten mit Kupfervitriol die Quasten im Gesellschaftszimmer unter alle anwesenden Damen, hatte feinen beträchtlichen Erfolg, und die Salzsäure endlich schien ohne für sich auch nur ein Goldfädchen zu behalten. Sie haßte den Rübenpflanzen überhaupt keinen nennenswerten Schaden zu nämlich die Unfitte der Perfilage. Diesem Haß verdanken wir tun. die vorstehenden Aufzeichnungen in ihrem antiphilosophischen" Roman : Adèle et Théodore, on lettres sur l'education".( Sie Der Kluge Normanne. Auf einem Bauerngut in der hat über 100 Bände pädagogischer und historischer Romane ge- Normandie hat ein Pariser Journalist eine Tafel entdeckt, auf welcher schrieben.) Die Autorin zieht in dem genannten Wert, das 1782 in Paris erschien, sehr scharf gegen das Parfilieren zu Felde. So zu lesen stand:" Weideplatz für Pferde. Mäßige Preise. Pferde läßt sie in einer selbsterlebten Szene, deren passiver Held der mit turzem Schwanz: 50 Centimes für den Tag. Pferde Herzog von Chartres in Raincé war, ihren Romanhelden Ritter von mit langem Schwanz: 1 Fr." Auf die verwunderte Frage Herbain folgendermaßen erzählen:„ Eines Tages waren wir vor des Parisers, was das zu bedeuten habe, erwiderte der kluge Bedem Spaziergange im Besuchszimmer versammelt, als plötzlich fizer des Hofes:" Sie wissen doch, daß Pferde mit kurzem Frau v. R. bemerkt, daß die goldenen Fransen meines Kleides Schwanz, wenn sie von den Fliegen belästigt werden, häufig den vortrefflich zum Parfilieren sein würden. Im selben Augenblickopf wenden. Sie können daher nur selten ungestört schneidet sie in einem Anfall von Lustigkeit eine meiner Fransen fressen. Pferde mit langem Schwanz aber wehren die ab. Sogleich sehe ich mich von zehn Frauen umringt, die mit Fliegen mit dem Schwanze ab und freifen dabei ruhig reizender Anmut und Geschäftigkeit mich ausziehen, mir das Kleid weiter. Es ist daher nur recht und billig, daß für sie auf den entreißen und alle meine Fransen und Tressen in ihre Arbeits- Weideplätzen mehr gezahlt wird als für die furzschwänzigen Rosse."- beutel stecken." Die Kriegserklärung der Schriftstellerin gegen das Treiben machte zwar alle eifrigen Parfileuses zu ihren Feindinnen, hatte aber Erfolg. Sie berichtet darüber an gleicher Stelle mit einem Selbstbewußtsein, das freilich einer größeren Sache würdig gewesen wäre:„ Der Tadel, den ich in Adèle und Théodore" über das Barfilieren ausgesprochen hatte, ließ diese schimpfliche Mode für immer verschwinden, und man hat seitdem nie in Gesellschaften gesehen, daß eine einzige Frau von einem Mann Gold zum Auszupfen gefordert hätte. Alle jene ungeheuren Arbeitsbeutel für das Auszupfen verschwanden, und man ersetzte die herabwürdigende Beschäftigung mit Stickereien und Tapezierarbeit, die unsere Mütter und Großmütter schon so angenehm beschäftigt hatten." Nach der französischen Revolution, etwa zehn Jahre nach dem Erscheinen jenes Romans, finden wir das Zupfen in England, wohin es durch vornehme hungernde Emigrantinnen verpflanzt wurde. Man nannte es hier to drizzle". Jm Kreise englischer Hochtorrys scheint sich der Unsinn jahrzehntelang erhalten zu haben. Wenigstens machte die deutsche Schauspielerin Karoline Bauer , als sie 1829 der Bühne Valet sagte und dem Prinzen Leopold von Koburg als Geliebte nach London folgte, dort mit dem Drieseln" eine Bekanntschaft, die von ihr peinlich empfunden wurde. Der Prinz selber drieselte wochenlang anstatt mit der Angebeteten Zärtlichkeiten auszutauschen. Wir faßen schreibt sie im Bart in schönsten Junitagen Stunden, tödliche Stunden: der 6 Fuß 1 Zoll hohe Prinz mit feierlichstem Ernst über sein elegantes Schildpatt- Drieselkästchen gebeugt und bedächtig aus alten unsauberen Silbertreffen Fäden auf Fäden zupfend. Das Resultat dieser Drieselei war eine silberne Suppenschüssel, die der Koburger er zierte später den belgischen Königsthron seiner jungen Nichte, der Prinzessin Vittoria von Rent, nachmalige Königin von England, an ihrem 11. Geburtstag in Kensington feierlichst überreichte.
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Aus dem Pflanzenleben.
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Notizen.
- Die hohe Obrigkeit. Der Charakterkomiker Edmund May follte in Calbe a. d. Saale in einer Vorstellung auftreten, die das Kurtheater Bad Elmen, das sich im Besize eines zu Kunstdarbietungen berechtigenden Kunstscheines" befindet, veranstaltete. Der Bürgermeister von Calbe verbot die Vorstellung unter folgender Begründung: Die Urteile der Presse über den Charakterkomiter Edmund May, die der Theaterzettel enthält, bezeichnen denselben als eine Straft auf dem Gebiete des Humors, die es versteht, bei dem Publikum wahre Lachsalven hervorzurufen. Wir sind der Ansicht, daß bei derartigen Leistungen ein höheres Interesse der Kunst oder Wissenschaft nicht obwaltet. Vermutlich glaubt der Bürgermeister von Calbe , die höhere Kunst eines Komiters bestände darin, das Publikum zuTränen zu rühren!
- Dem Rigdorfer Theater wurde die städtische Subvention auf 5000 Mark erhöht.
- Graham Bell , der in Amerika lebende englische Erfinder, hat ein Luftschiff konstruiert, das seine Antriebskraft durch drahtlose Kraftübertragung empfängt, und dessen Leitung von der Erde aus möglich ist. Ein Verfuch mit dem Drachenflieger" wurde von Kapitän Engelmeier ausgeführt, der über 70 Meter hoch in die Lüfte stieg, Streise beschrieb und ohne jede Schwierigkeiten landete. Die Motore, die von einer elektrischen Station aus ihren Strom durch drahtlose Uebertragung erhielten, funktionierten tadellos.
- Die Kartoffelmilbe. Untersuchungen von Appel und Börner an der biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft. haben gezeigt, daß die Kartoffelmilbe auch gesunden Kartoffeln schädlich wird, nicht, wie man bisher annahm, nur den bereits durch Es hat sich sogar andere Schmarozzer zerstörten Exemplaren. gezeigt, daß die Milben anderen Kleintieren erst geeigneten NährBoden schaffen.
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t. Wirkungen der Blattzerstörung bei Nuh pflanzen. Die Zerstörung von Blättern während des sommerlichen Wachstums wird in den einzelnen Fällen von sehr verschiedener Wirkung sein, sich nach der Art und Gründlichkeit der Blattvernichtung und auch nach der betroffenen Pflanze richten. Ein Apfelbaum z. B. verhält sich unter der Wirkung von Raupenfraz anders als ein Weinstock unter der von Blattpilzen. Für das Ausmaß des Schadens, wenigstens in einigen bestimmten Fällen einen sicheren Anhalt gegeben zu haben, ist das Verdienst von Dr. Aderhold, über dessen einschlägige Versuche die Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten berichtet. Dabei wurde eine künstliche Beschädigung der Blätter durch Verstümmelung oder durch Besprizen mit giftigen Lösungen hervorgerufen. Zunächst wurden Pflanzen von Weizen und Gerste in Behandlung genommen, die in Töpfen angesät worden waren. Nachdem sie ihrer Blätter ganz oder teilweise verlustig gegangen waren, wurden die Folgen an der Entwickelung der Aehren beobachtet. In der Zahl der Aehren war eine regelmäßige Verminderung nicht erkennbar, aber ihre Länge zeigte ebenso wie die der Halme eine merkliche Abnahme; daraus ergab sich selbstverständlich auch eine solche des Ertrages. An den völlig entblätterten Pflanzen betrug die Ernte beim Sommerweizen nur 58% vom Hundert, bei der Gerste wenig über 57 v. H. der normalen Menge. War nur die Hälfte der Blattbreiten beseitigt worden, so stellte sich die Ernte auf rund 78 bezt. 80 v.. der normalen. Daß Verantw. Redakt.: Carl Wermuth, Berlin - Rigdorf.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW
Ein neues Verfahren zur Lichtmessung wird von Baurat Wingen in Poppelsdorf bei Vonn angegeben. Dieses einfache Verfahren, das zwar teine eigentliche Messung, wohl aber eine ziemlich genaue, für die Bedürfnisse der Praxis völlig ausreichende Schäßung der Helligkeit von Bimmern, Schulräumen, Werkstätten usw. gestattet, beruht darauf, die Lichtstärke nach der Färbung bestimmter, lich tempfindlicher Papiere zu be= urteilen, welche während eines bestimmten Zeitraumes dem Lichte an der auf ihre Helligkeit zu prüfenden Stelle ausgesetzt werden.
W."
Hühnerauge." Der Name stammt nicht, wie vielfach angenommen, von Augen eines Huhnes, sondern von dem altdeutschen Ausdruck Hürning ouge"," hörnernes Auge", als Bezeichnung für diejenige fatale, durch einen ausdauernden Druck auf eine Hautstelle des Fußes entstehende Verdickung der hornähnlichen Masse der Oberhaut, um die es sich handelt. Im Laufe der Zeiten verschwand das hörnerne Auge" selbst freilich nicht, jedoch der allmählich nicht mehr verstandene Name, indem das willkürliche und bekannte„ Hühnerauge" an dessen Stelle trat.
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