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sämtlichen Sauerstoff verbraucht, welchen dieser Wald zu gleicher Zeit an die Luft abgibt". Dieses Ergebnis stimmt mit den Be­rechnungen anderer Forscher überein.

Kleines feuilleton.

oder

Da wir nun im Deutschen   Reiche nach den forstlichen Er­ie. Afrikanische Aerzte. Die Prinzipien der modernen Heil­hebungen vom Jahre 1900 13 996 000 Heftar Waldbestand haben, kunde, die sich auf die Erkenntnis der Natur gründen, liegen der reicht dieser noch nicht einmal hin, um den von der 60 605 183 Per Dentweise der unzivilisierten Völker fern. Ihrem Gedankenkreis fonen( 1905) zählenden Bevölkerung verbrauchten Sauerstoff zu er- steht die Annahme näher, daß Krankheiten und Tod durch Gott­zeugen. Rechnen wir aber die anderen Pflanzenbestände hinzu, so heiten, Ahnengeister und Dämonen bewirkt werden; deshalb suchen mag sich immerhin ein großer Ueberschuß an Sauerstoffproduktion sie bei Priestern, Zauberern und Wahrsagern ihre Zuflucht, und ergeben. Andererseits sind noch die Tiere zu berücksichtigen. Und wenn es bei ihnen Aerzte gibt, so sind auch sie Leute, die mit über­da eine Herde von 100 Schafen täglich weit mehr Sauerstoff ver- natürlichen Kräften ausgerüstet sein sollen. Bei den Negervölkern braucht und mehr Kohlensäure abgibt, als ein Heftar Wald zu des afrikanischen Kontinents zum Beispiel ist, wie Bernhard Struck  gleicher Zeit ausgleichen kann, da ferner allein unser Viehstand im in der Münchener Medizinischen Wochenschrift" erzählt, ein Deutschen Reiche 50 000 000 Stid bereits übersteigt, so erkennt Aerztestand vorhanden, bestehend aus Wunderdoktoren man, daß die Vegetation sicher nicht hinreicht, um alles das wieder wett zu machen, was das animalische Leben verbraucht. Die günstigen hygienischen Eigenschaften des Waldes beruhen hauptsächlich auf der Reinheit der Luft. Nach den Unter­suchungen von Serafini und Arata in Rom   übt der Wald mit seinen zahlreichen Nesten und Blättern eine filtrierende Wirkung aus, indem er dort die vom Winde herbeigetragenen Staubteilchen und Bakterien auffängt und zurückhält. Man kann Luft dadurch leicht von festen Beimengungen befreien, daß man sie durch eine mit Watte oder feuchtem Sand gefüllte Glasröhre hindurchtreibt( filtriert.) Die filtrierende Wirkung des Blätterwaldes ist derselbe Vorgang im großen, nur viel gröber. Die Waldluft enthält dadurch ähnliche gute Eigenschaften, wie die See- und Gebirgsluft, sie ist fast frei von schädlichen Gasen, von Rauch, Ruß, Staub, Säuren, Mikro­organismen usw. In dieser Beziehung interessant sind die Angaben von Dr. Miquel über den Bakteriengehalt i 1 Kubikmeter Luft: Atlantischer Ozean  0,6 Park von Montsouris. 490 Auf hohen Bergen 1,0 Rivolistraße in Paris  . Im Salon der Seeschiffe Neue Teile von Paris  . Spize des Pantheons in Paris  . 200 Aeltere" 36 000 Zwar ist nicht allein die Zahl der Bakterien maßgebend, sondern vornehmlich ihre Arten sind es; unter der größeren Batterienanzahl überhaupt wird sich auch eine entsprechend größere Bahl schädlicher finden.

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Fetiſchärzten, die mit Hülfe ihrer Fetische den bösen Geist, der die Krankheit gebracht, bannen und versöhnen. Es ist selbstverständlich, daß die Aerzte bei ihrem Heilverfahren auch von einheimischen Heilpflanzen und Giften ausgiebigen Gebrauch machen, ihr An­sehen beruht aber auf ihren angenommenen Beziehungen zu höheren Mächten. Sie müssen deshalb den Schein des Wunders stets zu wahren suchen. Aus diesem Grunde erhält die ganze Um­gebung des Zauberdoktors, seine Kleidung, Wohnung und Lebens­Wenn er sich zu seinen weise, etwas Phantastisch- Mystisches. Patienten begibt, so legt er grellfarbige Gewänder an, bemalt sein Gesicht, setzt einen Federbusch auf den Kopf und hängt an Schnüren und Riemen Knochenteile und mit dem Zauberbrei ge= füllte Antilopenhörnchen um den Hals. Bezahlung erhält der Arzt gewöhnlich nur dann, wenn seine Kur glückt, meistens aber fordert er allerlei Opfergaben für seinen Fetisch, die natürlich ihm selbst zugute fommen. Interessant ist die Tatsache, daß unter diesen Aerzten das Spezialistentum ausgebildet ist. Das medizinische Material ist so groß, daß ein einzelner Mensch es nicht in seinem 3480 vollen Umfange beherrschen kann. Bei den Kaffern soll es acht verschiedene Arten von Doktoren geben. Häufig dienen Musiker 4500 den Aerzten als Assistenten, wahrscheinlich wegen der beruhigenden Wirkung, die die Musik auszuüben vermag. Daß es auch weib­liche Negerärzte gibt, ist gewiß eine zeitgemäß anmutende Gr­scheinung. Wer sich dem ärztlichen Berufe widmen will, muß sich einer Ausbildung unterziehen, die ein bis fünf Jahre in Anspruch nimmt. Sie erfolgt an gewissen Versammlungsorten der Medizin­männer, doch lernt man nur bei einem, da es wohl nur wenigen gelingen würde, mehr als eines großen Mannes Geist in sich auf­zunehmen. Der Unterricht ist theoretisch und praktisch. Der Zög­ling hat das Aufsuchen der Medizinen in den Wäldern und Feldern zu lernen und muß sich am Krankenlager die notwendigen Beremonien und Zaubereien aneignen. Seine Fähigkeit zur Aus­übung des ärztlichen Berufes hat er in einer Prüfung nachzuweisen, die bei Gelegenheit einer Versammlung der Medizinmänner statt­findet. Fällt der Kandidat durch, so kann er die Prüfung nur ein­mal wiederholen. Bei seiner Approbation erhält er gewöhnlich ein Abzeichen seiner Würde, bei den Wassumbwa in Deutsch­ Ostafrika   z. B. eine Löwenklaue, die ihm an eine Stirnlode ge­bunden wird. Wenn der neue Arzt zu seinem Stamm zurückkehrt, so muß er sich in öffentlicher Versammlung durch verblüffende Bauberkunststücke einführen, sofern er das Vertrauen seiner zu­fünftigen Patienten gewinnen will.-

Noch in anderer Hinsicht äußert sich die hygienische Bedeutung der Waldluft. Die Baumkronen bilden gegen die strahlende Kraft der Sonne einen recht wirksamen Schutz; sie beschatten den Boden, die Stämme und die Waldluft und bewirken auf diese Weise eine fühlere Temperatur. Die schon erwähnte starke Verdunstung, bei der be­kanntlich stets Wärme verbraucht wird, wirkt in gleicher Richtung, und beide Einflüsse haben die uns so angenehme Waldkühle zur Folge. In der Nacht hingegen bringt die Schattenwirkung der Baumkronen eine wirksame Abmilderung der Wärmeausstrahlung des Waldbodens und der Waldluft zu Wege. Wir genießen also den Baumkronenschatten in zweierlei Weise, jedesmal zu unseren Gunsten. Der starte Wechsel in den Temperaturen wird sehr gemildert, und das macht sich namentlich in der heißen Jahreszeit sehr angenehm bemerkbar.

Eine nicht allzu wesentliche Bedeutung in der Waldluft hat das Dzon. Dzon ist eine besondere Form des Sauerstoffes, der sich vor dem ge­wöhnlichen durch stärkere chemische Wirkung auszeichnet. Er entsteht durch elektrische Entladungen und verleiht der Luft einen eigenartigen phosphorähnlichen Geruch. Seine orgdierende Kraft beschleunigt die Zerstörung etwaiger Fäulnisprodukte und begründet damit den Hygienischen Wert des Dzons. Profeffor Ebermayer fand aber bei seinen Untersuchungen, daß die Luft innerhalb der Baumkronen und unmittelbar über denselben, dann in der nächsten Umgebung des Waldes im Mittel einen größeren Dzongehalt befigt als im Innern desfelben, wo ein Teil des Dzons durch die verwesende Bilanzendecke verzehrt wird. In größeren Mengen trifft man Ozon überhaupt nur dort, wo reinere Luft vorhanden ist, auf dem Meere, in der Wüste, in der Nähe des Waldes, auf Gebirgen usw., während es dort, wo die Luft vielen Verunreinigungen ausgesezt ist, durch die Drydation( Verwesung) organischer Stoffe verbraucht wird.

In dem Gesagten findet die hygienische Bedeutung der Wald­Luft zweifellos eine wissenschaftliche Begründung, wenn man sich auch vor Ueberschäßung hüten muß. Aber nicht allein diese oft ja unmittelbar in Zahlen zu fassende Bewertung ist es, die dem Walde die allgemeine Beliebtheit sichert, es tommen auch noch andere Dinge, Imponderabilien, in Betracht. Die domartigen grünen Hallen üben durch den wunderbaren Wechsel von Licht und Schatten in ihren tausendfältigen Abstufungen eine wunderbare ästhetische Wirkung aus. Und je mehr bei den rapiden Anwachsen der Großstädte und der Entwickelung der Industrie die Zahl derjenigen zunimmt, die ge­zwungen sind, unter ungünstigen hygienischen Bedingungen zu leben, defto lebhafter und allgemeiner tritt das Bedürfnis hervor, wenigstens ab und zu in gesundere und angenehmere Verhältnisse zu kommen. Die nervenzerrüttende Unruhe der Städte in Ver­bindung mit der rasch steigenden Arbeitsintensivität verlangt eine zeitweilige Erholung. Wer sich's leisten kann, geht in die Sommer­frische, die anderen müssen sehen, wie sie sich mit den Tatsachen abfinden. Und das bringt dann an schönen Sonntagen z. B. in Berlin   jene Völkerwanderungen zustande, gegen die sich die Züge der historischen Völkerwanderungen fast wie Ausflüge eines Pensionats ausnehmen wenn man die Masseu der auf die Beine gebrachten Menschen in Betracht zieht.- Felig inte.

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hl. Persische Bilder. Die Verfassung, die in Persien   nun ein geführt werden soll, wird für ihre Reformen in diesem noch viel­fach auf sehr primitiver Kulturstufe stehenden Lande ein weites. Feld finden. Besonders die Rechtsprechung lag bisher im Lande. des Schahs sehr im argen: Wer Geld hatte, konnte sich nach jedem Verbrechen seine Freiheit erkaufen, während die Armen um der geringfügigsten Dinge willen auf das grausamste bestraft und fürs ganze Leben geschädigt wurden. Körperverstümmelung ist eine schon bei geringen Bergehen übliche Strafe, so daß dem Fremden gar bald die vielen Krüppel, Blinden   und Elenden auffallen, die ein Opfer dieser grausigen Strafordnung geworden sind. Weigert sich ein Gefangener, sein Verbrechen zu gestehen, so bringt auch den völlig Unschuldigen die Bastonade zum Reden, denn lange können die schmerzhaften Schläge der schweren Stöcke auch die härtesten Fußsohlen und die zähesten Geister nicht aushalten. Eine furchtbare Form der Hinrichtung, die erst in neuester Zeit wieder zur Einschüchterung der aufrührerischen Menge an Leuten, die nichts weiter getan hatten, als ihre Steuern nicht zu bezahlen, voll­zogen wurde, besteht darin, daß die Opfer mit dem Kopf nach unten in lange Brunnenröhren gestedt und durch allmähliches Anfüllen mit Wasser ganz langsam dem Erstickungstode anheimgegeben werden. Die furchtbarsten Martern, die nur eine extra dazu ein= gesetzte Kommission ersinnen konnte, wurden an dem Mörder des borigen Schahs, Mellah Reza, vollzogen; nachdem er drei Monate lang durch fortgesette Qualen auf das äußerste gepeinigt worden war, wurde er schließlich auf dem Hauptplatz von Teheran   an einem ungeheuer hohen Galgen aufgehängt, so daß der Leichnam von der ganzen Stadt aus gesehen werden konnte. Dieser grau­same und wilde Geist des Volkes tut sich auch noch in den zahl­reichen Selbstpeinigungen fund, die von fanatischen Menschen aus­geübt werden. Eine besonders blutige Feier solch asketischer Hand­lungen ist das Muharrem  ", das zur jährlichen Erinnerung an den Tod Alis und seiner beiden Söhne, der getreuen Nachfolger des Propheten, gefeiert wird. Diese grauenvolle Beremonie findet des Nachts statt und die ungewisse blutrote Beleuchtung durch Fackeln und Feuerpfannen erhöht noch zusammen mit dem dumpfen

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