Steuerzahler und braver Familienvater um seinen sauer verdienten Lohn kommt. Ich lege meine Sache vertrauensvoll in Ihre Hände, Herr Nichter I"(Er schwingt das Paket, das er bisher unter dem Arnr getragen hat.) Der Friedensrichter:Sind Sie fertig? sDargognier nickt bejahend.) In dem Paket haben Sie das Jackett, nicht wahr? sAbcrmaliges Kopfnicken Dargogniers.) Schon I Wickeln Sie es aus und legen Sie es auf den Gerichtstisch I(Dargognier tut es.) Madal, was haben Sie zu erwidern?" Madal:Nicht viel, Herr Richterl Der gute Mann zerreibt sich hier den Mund um nichts und wieder nichts, und dabei will ich doch gar nichts von ihm haben!" sLachcn im Auditorium.) Der Friedensrichter:Es handelt sich nicht darum, ob Sie etwas von ihm haben wollen. Was haben Sie auf Dargogniers Klage zu erwidern?" Madal:Folgendes: Ich muß zuerst berichtigen: mein Jackett war ein bißchen abgettagen und nicht schmutzig, wie Kläger be- hauptet. Ich wollte es ausbessern und reinigen lassen, um es an den Sonnabenden zu benutzen, an denen ich nach Trouville fahre zn ein paar vornehmen Kunden. Ich brauchte das Jackett, um auf der Höhe zu sein. Ich bin nämlich Hühneraugenoperateur, Herr Nichter(Lachen im Publikum) jawohl, Hühner- augenoperateur, Ihr Schafsköpfe I Und ein staatlich geprüfter noch dazu I Ich habe die Ehre gehabt, mehreren gekrönten Häuptern die Hühneraugen zu schneiden. Was gibt's da zu lachen. Wer- zeihung/ Herr Richter, ich kann es nicht vertragen, daß man sich über mich lustig macht I Also um recht schick, recht elegant zu sein, ließ ich mein Jackett aufbügelu. Aber der Portier ist mit den, Jackett umgegangen wie ein Portier und nicht wie ein Schneider.(Lachen.) Jawohl, er hat mein Jackett repariert wie er seine Treppe fegt. Er hat es total verdorben, so daß ich's nicht mehr tragen kann. Ich brauche ihm daher seine Arbeit nicht zu bezahlen. Mag er sich an dem Jackett schadlos halten I Ich will nichts mehr davon wissen!" Der Friedensrichter:Sie behaupten also, das Jackett passe ihnen nicht?" Madal:Jawohl, das behaupte ich." Der Friedensrichter:Schön! Das wollen wir sehen I Dargognier, geben Sie das Jackett her! Und Sie, Madal, ziehen Sie Ihren Rock aus!" Madal:Verzeihung, Herr Richter, das das ist un- möglich I Ich ich schäme mich zu sehr I Vor so viel Damen mich entkleiden? I" Der Friedensrichter:Ziehen Sie Ihren Rock auS I Die Damen werden Sie entschuldigen." Madal:Aber ich ich. Es geht wirklich nicht, Herr Richter I" Der Friedensrichter:Das wollen wir einmal sehen!" Madal protestiert noch eine Weile, schließlich aber gibt er doch nach. Er zieht seinen Rock aus, und Dargognier probiert ihm unter Assistenz des Gcrichtsdieners das Jackett an. Das Publikum wälzt sich vor Lachen. Der Friedensrichter:Schön l Drehen Sie sich um, Madal I Aber das Jackett sitzt ja tadellos einfach tadellos 1" Dargoghrier(zum Publikum):Sitzt es nicht fein?" Stimmen aus dem Publikum:Aber ja I Groß- artig I Wie angegossen 1* Der Friedensrichter:Sie sehen, Madal. die Volks- stimme hat gesprochen, und Sie kennen doch das Sprichwort: «Volksstimme Gottes Stimme". Also zahlen Sie gutwillig die verlangten 8 Frank SV Centimes nebst den Gerichtskoste», wenn Sie sich Weiterungen ersparen wollen!" Madal(zahlt und blickt wohlgefällig an sich herunter, während Dargognier die schwarze Wachsleinwand zusammenrollt):Wahr- hastig das Jackett ist totschick l Ich danke Ihnen, Herr Richter, daß Sie mir die Augen geöffnet haben. Gott ! ein Hühneraugen- operateur, wissen Sie, sieht meist nicht höher als aus die Füße. Na, Alter, deshalb keine Feindschaft! Darauf wollen wir eins trinken. Hier schmort man ja bei lebendigem Leibe. Adieu, die Herrschasten I" Arm in Arm mit Dargognier verläßt er unter dem Gelächter des Publikums den Saal, während der Gerichtsdiener eine neue Sache aufruft.... kleines Feuilleton. Diegemixte" Sprache. Ueber den deutsch -englischen Misch- dialekt, wie er in den Vereinigten Staaten vielfach gesprochen wird, plaudert Ludwig Fulda in derNeuen Freien Presse": In der Regel wird die Folge der fottgesetzten Zweisprachigkeit eine nnbelvnßte Bernrengung sein, die, je nach Bildungsstufe und Selbstkontrolle, gelindere oder gröbere Formen annimmt. Denn gelinderen kann überhaupt niemand sich entziehen. Man entdeckt sie bei jedem Schriftsteller, der längere Zeit im Auslande zubringt; allerlei Eigentümlichkeiten der Sprache, die ihn dort uingibt, schleichen sich in seinen Stil. Man entdeckt sie an sich selbst. wenn man nur ein paar Wochen auf stemdem Sprachgebiet weilt. Ganz untoillkürlich fängt man an, mit Alisdrücken, die man so und so oft am Tage hört und anwendet, auch im Verkehr mit Lands- Icuten seine Rede»u spicken. Mir mnq es in Amerika nicht besser; gar bald ertappte ich mich darauf, baß ich meine deutschen Freunde nach demLortsr" statt nach dem Träger, nach derCar " statt nach der Straßenbahn stagte. In den gröberen und gröbsten Formen aber artet diese unvermeidliche Erscheinung zu einem haar- sträubenden Mischmasch aus, einem barbarischen Konglomerat aus beiden Idiomen zusammengebacken. Es gehört eine strenge Zucht für den Deutsch-Amerikaner dazu, um sich vor dieser gemixten" Sprache, wie man sie bezeichnenderweise nennt, zu schützen, und in einzelnen Wendungen fällt er ihr zuguterletzt doch anheim. So zum Beispiel vernimmt man auch von Gebildeten häufig: Ich gleiche eS" als Uebersetzung von.1 liles it, es gefällt mir." Wiederholt wurde die Frage a» mich gerichtet:Gleichen Sie Amerika?" Ein paar drastischere Proben der eigentlichenMixerei", frischweg aus dem Leben gegriffen, habe ich mir notiert:Es amouuted nicht so viel"(to amount, betragen, sich belaufen). Goldene Watschen" swatcb, Taschenuhr).Ich habe kalt gekätscht" (to catch cold, sich erkälten), oder gar:Ich habe einen kalten gefangen." Wörtlicher Ausspruch eines Deutschen in Columbus . Ohio :Daun sind wir in die Bar'gange und habe die Deisbax (dies box, Würfelbecher) g'nomme und habe für die Drinks ge- schählt(to shake, schütteln, würfeln) und er hat mich gebiet'"(to beat, schlagen). Aus der Predigt eines deutsch- amerikanischen Pfarrers:Man könnte noch mehr schwätzen von der Gnade des Herrn, wein,'s die Lungen nur ständen täten(to stand, aushalten). Ferner die Auskunft, die der Diener eines deutschen Universitätslehrers einem Besucher gab:Der Herr Professor ist heute ganz besonders bissig(buszl, beschäftigt) und kouute nicht länger stchn"(to stay, bleiben, warten). In Cleveland ließ man mich Einsicht in einen Schulauffatz nehmen, den ein zwölfjähriger Knabe über den Winter zu liefen, hatte; hier einige Stellen daraus:Winter ist die kälteste von alle vier Seasons wo man hat. Er fangt immer vor Christmas an und hört im Spring auf."Wenn es sehr kalt ist. dam, kann man in Park skäten gehen, wenn man skätcrs(Schlitt- schuhe) hat." Einer ähnlichen Ausdrncksweise lassen die deutsch- amerikanischen Zeitungen regelmäßig eine stehende Figur sich be- dienen, die in der Sonutagsnummer für die Erheiterung der Leser zu sorgen hat." «s. Neue Forschungen über die Metalle. Der Heidelberger Physiker Professor Quincke hat in seiner Eigenschaft als aus- wärtiges Mitglied der Londoner Royal Society dieser Gesellschaft eine wichtige Untersuchung überreicht, die sich mit dem Uebergang verschiedener Stoffe, namentlich der vielen Metalle, aus dem flüssigen in den festen Zustand beschäftigt. Diese Forschungen, deren Ergebnisse für die Metallurgie eine große Tragweite haben werden, sind die Fortsetzung früherer, die Quincke über die Bildung des Eises und insbesondere des Gletscherkorns ausgeführt hat. Der Gelehrte hat nämlich entdeckt, daß auch bei allen anderen Körpern ähnliche Erscheinungen eintreten, wie er sie beim Gefrieren des Wassers beobachtet hat. Alle Flüssigkeiten bilden wie das Wasser bei der Abkühlung scha,m, ähnliche oder ölartige Häute» die aller- dings sehr dünn und sogar unsichtbar sein können, bein».Vorgang des Frierens oder Tauens aber bemerkbar werden und bestimmte Gesetze befolgen. Die Oberfläche verfestigter Tropfen eines reinen geschmolzenen Metalls zeigen ein Netzwerk von geraden Linien oder, von Kreisbogen oder Echaumwände mit eingebetteten linsen­förmigen Massen. Das ist der Fall bei Gold, Silber, Platin, Palladium, Jrridium, Indium, Kupfer, Zink, Eisen, Nickel, Kobalt, Wismuth, Natrium, Kalium und Quecksilber. Aehnliche Er- scheinungen sind auch an der Oberfläche verfestigter Tropfen von Schwefel und Selen zu beobachten, sogar auch an der Oberfläche von Kohlenstoff, der mittels eines elektrischen Bogens destilliert wird. Weitere Versuche haben Quincke zu der Einsicht geführt, daß jede Gestaltung der Grenzflächen geschmolzener Metalle nicht als, Kristallflächen, sondern als verfestigte Schaumwände zu be? trachten sind, die, ebenso wie beim Gletscherkorn des EiseS, anders- geartete Schaumzellen in sich schließen. Gerade wie nun die Gletscherkörner des Eises durch Bersten solcher Schaumwände in» einanderlaufen und vergrößert werden, so entstehen auch in den Metallen, wenn sie nahe bis zum Schmelzpunkt erhitzt werden, größere Schaumzellen mit weniger Zwischenwänden. An künstlich geschliffenen oder angeätzten Flächen von reinem, geschmolzenem Metall lassen sich unter Vergrößerung diese Verhaltnisse wohl er» kennen. Quincke geht so weit, zu behaupten, daß geschmolzene Metalle bei der Abkühlung zuerst zu einer flüssigen und dann zu einer festen Gallerte werden, deren Inhalt auch be: Temperaturen unter dem Schmelzpunkt noch zähflüssig bleibt. Das Zusammen-- schweißen zweier Metallstücke entspricht der Verschmelzung der Zell- wände und ihres Inhalts an zwei Teilen dieser Gallerte oder auch der Wiedergefrierung des Eises im Gletscher. Alle anderen natür- lichen Stoffe scheinen sich ähnlich wie diese Metalle zu verhalten, indem sie beim Uebergang vom flüssigen zum festen Zustand für einen größeren oder geringeren Abstand von Tempcraturgraden eine zähflüssige, gallertartige Beschaffenheit durchlaufen, die auf der beschriebenen Bildung eines schaumartigen Aufbaues beruht. Vielleicht das merkwürdigste Ergebnis der Quinckeschen Forschung liegt darin, daß diese Schaumwände aus einem anderen Stoff be- stehen als das übrige, allerdings nur in sehr geringen Mengen, die nur 1 Millionstel Prozent oder noch weniger ausmachen. Sie sind zu erklären aus dem Vorhandensein fremder Beimischungen, z. B. von Gasen, Kohlenstoff, Metallen, die sich spurenweise in allen Flüssen vorfinden.-