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zurückgeschobenen Gesellen, sie wären nicht schuld, daß er zu haarigem Kelch, ja neben den gewohnten Blüten solche, welche zur feinem Unglüde fich zu feiner Handwerksgenossin verheiratet Hälfte dem gemeinen, zur Hälfte dem purpurblütigen oder zu einem habe". Dieser Gefelle hatte nämlich, hatte nämlich, wie dies früher im Drittel dem purpurfarbigen, zu zwei Dritteln dem gemeinen Gold­Augsburger Goldschmiedegewerbe üblich gewesen, nach seiner An- regen angehören, vorfinden. Mehrere Jahre hindurch entwickeln sich meldung zur Prüfung geheiratet. Denn wie die Zünfte feine ver- aus einem Stocke dieses Bastards Blüten vom erwähnten Misch­Heirateten Gesellen duldeten, so duldeten sie auch keinen un- fchlage, plötzlich aber erscheinen Zweige, welche nur Trauben des verheirateten Meister. Das war dann wieder eine echt liebliche gemeinen Goldregens und solche, welche nur Trauben des purpur­Zwidmühle. War der Geselle verheiratet, wurde er nicht Meister, farbigen Goldregens tragen. und war er nicht verheiratet, wurde er auch zurückgewiesen. So Ein anderer nicht minder interessanter Pfropfbastard befindet waren im Jahre 1550 einem Gesellen die Meisterstücke nicht geprüft sich in einem Garten bei Mez. Es ist ein hundertjähriger Mispel­worden, weil er noch nicht Hochzeit gemacht hatte. Und die Geschau- baum, dessen Krone auf den Stamm eines Weißdornes veredelt meister erklärten auf Beschwerde, daß es ihnen und anderen seiner worden ist. Knapp unter dem Pfröpfling kamen aus der Ver­Zeit auch nicht anders gegangen wäre. 1593 hatten fie aber bindungsstelle der Unterlage und des Edelreises ganz nebeneinander zum Unglück jenes erwähnten Gesellen auf einmal be- zwei Westchen hervor, welche als verschiedene Zwischenformen von schlossen, daß jeder Gefelle aller Ansprüche an die Meister- Mispel und Weißdorn erschienen, der eine mehr dem Weißdorn, der stücke verlustig gehen solle, der sich vor Uebertragung der Meister- andere mehr vom Habitus des Mispel. Auf der anderen Seite stücke ehrlich verpflichte, ausgenommen natürlich wieder Meisters- des Stammes, ebenfalls aus der Verbindungsstelle, trat noch föhne und Gesellen, die in das Handwerk einheirateten. Durch diese ein dritter Zweig hervor, der sich anfangs von gewöhnlichen Weiß­schifanösen Bestimmungen aber trieben die Meister derartig Schind dornzweigen kaum unterschied, später aber dem weißdornähnlichen Luder mit ihren Gesellen, daß sich endlich 1598 der Augsburger Rat Bastard so ähnlich wurde, daß ihn von diesem nur seine frühere ins Mittel legen mußte und allen Goldschmiedegesellen ohne Aus- Blütezeit und seine gänzliche Unfruchtbarkeit unterschied. Von diesen nahme verbot, sich vor den Meistersstücken zu verloben oder zu drei Formen, typischen Bastarden mit in verschiedenem Verhältnis verheiraten. gemischten Merkmalen beider Erzeuger, stimmt num feine mit den Ob selbst vom damaligen Meisterstandpunkte aus das Heirats- bisher beschriebenen geschlechtlichen Bastarden von Mispel und Weiß­berbot der Gesellen politisch flug war, ist mehr wie fraglich. Denn dorn überein. Bei ihrer späteren Entwickelung zeigten diese drei alle Vorteile, die es je den Meistern bringen konnte, mußten reichlich Formen in mehrfacher Hinsicht Rückschläge. dadurch aufgehoben werden, daß alle mittelalterlichen Gesellenschichten Die physiologische Seite diefer eigenartigen Erscheinungen sich gleichermaßen in der sozialen Kampfstellung gegenüber der wird nur bei eingehender Kenntnis der Vererbungsgeseze ver­Meisterschaft befanden, ohne daß Alter und Familie einen Brems- ständlich. punkt für allzustürmisches Vorgehen bildete.

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Humoristisches.

Keine Ahnung! Rächen wollt' ich mich an ihm!".

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- Modernes Großstadtkind. Water( liest in einer fleinen Provinzstadt an einem Hause die Inschrift):" Dies Haus steht in Gottes Hand." Frischen:" Nicht wahr, Papa, hier gibt's keine Wa ch= und Schließgefellschaft?"-

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Im Gegenteil, damals waren gerade die älteren Gesellen die Träger der Sturmes- und Kampfftimmung. Sie, die die Entsagungs­Gine feine Sorte. Sie haben dem Gerichtsvollzieher und Ertragungskraft der Jugend verloren, empfanden am schmerz eine Bigarre angeboten!..." Jedenfalls wollten Sie ihn damit haftesten den Druck der Verhältnisse, das eintönige Alltagsleben und bestechen?" die trostlose Leere ihrer Zukunft. Und sie waren weniger willig und fähig wie die Jugend, sich geduldig und widerspruchslos in die meisterliche Wirtschaftsführung in Küche und Haus zu fügen. Der ältere Geselle, einmal zeitlebens angewiesen, seine Beine unter fremden Tisch steden zu müssen, suchte auf den meisterlichen Haus halt, zumal auf die Küchenführung Einfluß zu gewinnen. Und für ihn zu dem Kriege mit dem Meister auch noch ein solcher mit der Meisterin. Und diese Kämpfe waren ebenso erbittert und folgenschwer wie Im Gebirge. Tourist: Ein unverdientes Glüc jene. Des Essens wegen zogen 1475 die Nürnberger Blechschmiedegesellen habe ich dieses Jahr mit dem Wetter; jeden Augenblick fängt es an nach Wunsiedel und Dünckelsbühl, worauf dieses Handwerk in Nürn zu regnen, und immer bin ich auch gerade in der Nähe von berg vollständig zugrunde ging. Der Streit um die Küchenführung einem Wirtshaus." im Meisterhause war im 16. Jahrhundert so allgemein, daß 1548 ein Reichsbeschluß herbeigeführt wurde, in dem es hieß, wir wollen, daß die Handwerksknechte und Gesellen, denen Meistern nicht ein­dingen, was und wieviel sie ihnen jederzeit zu essen und zu trinken geben, doch daß die Meister ihre Gesellen dermaßen halten, daß sie zu flagen nicht Ursache haben". Aber nicht umsonst sagte man im Handwerk überall da, wo die Gesellen an den Tisch des Meisters gefesselt sind, und sagt es wohl auch noch heute:" Gottlob, wieder einmal gegessen und nicht gezantt."

Notizen.

( Meggendorfer- Blätter.")

- Frankreich produziert durchschnittlich 1500 Romane pro Jahr.-

Die Schöneberger Bolts tunsttommission So unerträglich wurde durch das allgemeine Heiratsverbot die veranstaltet gemeinsam mit dem Verein zur Förderung Lage der Gesellen, daß selbst die damalige Reichsregierung ge- der Kunst am Sonntag, den 14. Oftober, abends 7 Uhr, in zwungen war, gegen dieses vorzugehen. Und so wurde denn 1671 der Hohenzollernschule in Schöneberg ( Eisenacher- und Belziger­durch Reichsbeschluß verordnet, daß auch verheiratete Gesellen all- straßen- Ecke) einen Kunstabend, der dem Andenken Henrik gemein zur Meisterschaft zugelassen werden sollen, insofern sie ihre biens gewidmet ist. Karten sind in den Schöneberger Buch­gewöhnliche Zeit ausgestanden. A. A. handlungen erhältlich.-

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Die Mutter in der Dichtung" lautet das Thema eines Rezitationsabends, den Johanna Meyer am 16. Oftober im Architektenhause veranstaltet.-

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Aus dem Pflanzenleben. h. Eigentümliche Bastarde. Wenn eine bestimmte Pflanzenart auf eine andere verwandte Art gepfropft( veredelt) wird, wie zum Beispiel Edelobst auf Wildobst, Edelrosen auf Wildrosen 2c.,- Arno Holz und Dstar Jerschte haben ein neues So bildet die Unterlage durchweg nur der Stamm, während das Stück geschrieben, das als eine Männerkomödie" bezeichnet wird Edelreis sich zur Krone ausbildet. Die etwa an der Unterlage ent- und einen Bankkrach behandelt. Frei", so soll's betitelt stehenden Triebe zeigen ausschließlich die Charaktere der ent- werden. sprechenden Art, während die Triebe des Edelreises mur Eigen­Die Aufführung des Schauspiels Die Revolution" schaften dieser Art aufweisen, so ist es in der Regel. Bei solcher von Tetmajer wurde in Krakau und Lemberg polizeilich Veredelung ist aber auch eine Vermischung der verschiedenen Charaktere verboten. der beiden Pflanzenarten möglich, und diese Mischung kann in neu­Der Prophet", eine neue Oper von dem italienischen erstehenden Trieben zutage freten. Derartige Triebe weichen im Komponisten Marco Enrico Bossi , wurde zur Erstaufführung Aussehen sowohl von der Unterlage als auch vom Edelreis ab. in Deutschland von der Dresdener Sofoper angenommen. Man nennt diese nicht häufigen Erscheinungen Pfropfbastarde. Ein solcher ist vom Goldregen unter dem Namen Laburnum Adami -An die Spiße der Berliner Kunstgewerbeschule bekannt; er vereinigt die Eigenschaften des gemeinen Goldregens foll ein hervorragender 8eichner des Simpliciffimus" ( Laburnum vulgare) und des purpurblütigen Goldregens( Laburnum berufen werden. Die Mucker sind schon dabei, Gegenminen zu purpureus). Dieser Pfropfbastard macht nach Witteilungen legen!-

in der Gartenwelt" einen recht eigenartigen Eindruck.

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Die Brücke". Unter diesem Titel hat sich in Dresden Die Mehrzahl der Blüten hält zwar in ihren Eigen eine neue se in ftlervereinigung gebildet, die das löbliche, schaften und ihrer Farbe die Mitte zwischen den Blüten aber wenig aussichtsreiche Bestreben hat, die Cliquenwirtschaft zu des gemeinen und denen des purpurblütigen Goldregens, indem sie bekämpfen und die Vermittler im Kunsthandel auszuschalten.­nicht so fahl und glatt wie die des purpurblütigen, aber Eine neue Insel im Beringsmeer. Ein auch nicht so seidenhaarig wie die des gemeinen Goldregens find amerikanisches Blatt meldet, daß im Beringsmeer ein rauchender und eine aus dem Gelb des gemeinen und dem Purpur des Steinhaufen von 600 Fuß Höhe, zweifellos vulkanischen Ursprungs, purpurfarbigen Goldregens hervorgegangene schmußig rosenrote aufgetaucht sei und zwar fast zu derselben Zeit, da das Erdbeben Mischfärbung zeigen. Aber man steht Zweige mit Blllten in Chile stattfand. trauben, an welchen sich neben den Blüten von schmußig

rosenroter Farbe auch einzelne mit gelber Blumenkrone und feiden­

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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