Schaden anrichten. Die Ncfer gelegenen Teile des Feldes haben sich in einigen Fällen als am stärksten angesteckt erwiesen, doch könnte das ein Zufall gewesen sein. Die Sporen des Pilzes sind nur sechs bis zehn Tausendstel Millimeter lang und demnach mit bloßem Auge einzeln gar nicht zu erkenne Taß dieser P � für sich allein dazu imstande ist, die Grindkran, t der Kartoff e. her- vorzurufen, ist jetzt von Güstow durch Jmpfungsvcrsucht unWider» lcglich bewiesen worden. Zur Abwehr der Krankheit empfiehlt er in erster Linie eine besonders vorsichtige Auswahl der Saat- kartoffcln. Finden sich unter diesen solche, die den Grind auf. weisen, so sollten sie nur nach Behandlung mit einer schwachen Sublimatlösung(etwa 30 Gramm Sublimat auf 4ö Liter Wasser) benutzt werden.— Theater. Schillertheater.„DerHerrgotts warter". Drama in drei Aufzügen von Heinrich Lilienfein.— Lilienfeins „Hcilandsbraut", die für die Aufführung in Rücksicht aus die löbliche Zensur die Umtaufe in„Maria Friedhammer" sich hatte gefallen lassen müssen, erregte durch die gegen katholischen Glaubensfanatis- muS gerichtete Tendenz wie auch durch einige pshchologische Züge in der Zeichnung der halbwüchsigen Tirelheldin ein gewisses Interesse, so viel iin übrigen Aufbau und Individualisierung zu wünschen übrig ließen, dem jungen Autor schien es Ernst zu sein: der Eindruck ivar, er habe etwas sagen wollen. was er mit leidenschaftlicher Anteilnahme innerlich in irgend einer Form durch- lebt. Das schwäbische Bauernspiel„Der Herrgottswarter" läßt von einem solchen persönlichen Verhältnis zu dem Gegenstande leider gar nichts verspüren. Im Handwerksmäßigen der Theatertechnik zeigt das Stück, gemessen an de» Uubeholfenheiten der„Maria Fried- Hammer", wohl einen relativen Fortschritt. Aber nur im Handwerks- mäßigen. Nirgends ein Ausblick. Hintergründe, die den Zuschauer aus dumpfer Langeweile aufrütteln, dem Denken der Empfindung irgend welchen Anreiz bieten könnten. Ein Vater, der mit Willen und Absicht die Tochter wegen eines sexuellen Fehltrittes zum Selbstmord treibt— dies grausige Motiv, das Hebbels gewaltige Gestaltungskraft in der„Maria Magdalena " zu meistern vermocht hat, so daß man es erschüttert als tragische, im Kern der Charaktere angelegte Notwendigkeit empfindet, loirkt in dem Lilienfeinschen Drama wie lächerliche Spielerei. Sein„Herrgottswarter" ist ein alter Bauer, der de» Lieb- haber seiner Frau erschossen hat und nach verbüßter Gefängnisstrafein sein Haus zurückkehrt, um lauernd die Stunde abzuwarten, wo der Herrgott daS böse Weib, das meineidig den Ehebruch geleugnet, zum Geständnis zwingen werde. Er scheint an ihr dann gleichfalls ein Exenipel statuieren zu wollen. Von irgend welcher eindringenderer Psychologie, die den seine fixe Ideen hartnäckig wiederholenden Alten, wenn nicht interessant, so doch einigermaßen anschaulich und verständlich macken könnte, ist nicht die Rede. Wie die Figur des Bauern, so erschöpft sich auch die der ewig keifenden Frau und der nach der Mutter Beispiel gleichfalls ehebrechenden Tochter in ein paar programmatischen Stichworlen. lieber der reckt belanglosen Liebeögeschichle, und ebenso den belanglosen Episoden wird dasjenige, was, falls mit dem Schlüsse mehr als ein bloßer Knalleffekt beabsichtigt gewesen wäre, entscheidend in den Vordergrund hätte rücken müssen— das seelische Verhältnis von Vater und Tochter— gänzlich vergessen. Kaum mit einem einzigen Zborte ist es gestreift. Sie stehen bis eS zum Klappen kommt, sich ohne jede innere Gemeinschaft, als Fremde einander gegenüber. Ein geladenes Gewehr verlritt die Rolle tragischer Notwendigkeit. Mit diesem schicksalsvollen Dinge hat es folgende Bewandtnis! Der Ber - dacht, der auf Chrisline lastet, wird auf ein junges Mädchen, die Schwester von Christines Gatten abgelenkt. Was ist nun einfacher, als daß der bettogene Mann ein armer Inste, den Verführer seiner Frau, den er für den Verführer seiner Schwester hält, zu einem Ringkampfe aus Tod und Lebeii herausfordert,— daß er, da jener sich weigert, die Sache mit Flintenkugeln zum Austrag bringen will,— daß der Liebhaber Christine anfleht, sie möge heimlich die scharfen Patronen gegen blinde vcriauscken,— daß der Alte seine Tochter, gerade da sie sich ans Werk macht, ertappt. Die Schuldige muß gestehen; der Vater schaut sie, Strafe heischend, hypnotisierend an, macht eine Handbewcgung zum Gewehr hin, und reuevoll, gebrochen, schleicht sie. die Waffe nach sich ziehend, hinter die Kulissen. Ein Schuß er» tönt. Rkit der zweiten Kugel aus dem Doppellauf tötet der Alte sich selbst. Herr P a t e g g setzte seine Kraft für den Herrgottswarter, Frl. R a b i t o w die ihre für die Christine ein. Auch die Nebenrollen waren in der Aufführung sorgfältig herausgearbeitet. Aber die Mühe, das Tote lebendig zu machen, blieb umsonst, wiewohl eS an dem üblichen Applaus nicht fehlte. ckt. Medizinisches. kr.„M e h l k i n d e r". Zur vorwiegenden Ernährung der Kinder mit Mehl wird hauptsächlich in zwei Fällen gegriffen. Ein- mal dann, wenn bei Magenoarmkrankheiten der Kinder die Milch nicht mehr vertragen wird und ein Ersatz für dieselbe geschaffen werden muß, das andere Mal, wenn, wie bei den ärmeren Volks- schichten, die Milch als Nahrungsmittel zu teuer erscheint und die Mehle alsdann als die billigeren Ersatzmittel in Gebrauch ge- nommen werden. In beiden Fällen ist eine derartige Ernährung, die vorwiegend oder ausschließlich aus Mehlen besteht, den Kindern nachteilig, weil sie völlig unzureichend ist. Denn gegenüber der Milch ist der Eiweißgchalt des Mehles zu gering, das Fett, das ebenfalls zum Gedeihen der Kinder notwendig ist, fehlt vollständig. Während nun die Kinder der ärmeren Klassen, deren Hauptnahrung das Mehl ist, vielfach der Skrofulöse und Englischen Krankheit ver- fallen, ist das Schicksal der Kinder, die nach einer Darmstörung Mehl als dauernde Nahrungsmittel bekommen, ein noch traurigeres. Bei Darmkatarrhcn wird die Milch, die nicht vertragen wird, durch Schleim oder Mehl ersetzt. Diese Ernährung wird aber oft bei- behalten, auch nachdem die Darmstörungen aufgehört haben, sie ist jedoch völlig unzureichend. Die Folgeerscheinungen derselben find anfangs wenig sichtbar, die Mutter wird meistens erst dann auf- merksam, wenn das Kind eine unheilbare Schädigung erlitten hat. Für den Arzt sind dagegen derartige Schädigungen auf den ersten Blick erkennbar. Die Kinder haben ein so eigentümliches Aussehen, daß Dr. Keller in Magdeburg dieselben als„Mehlkinder" bezeichnet. Sie siechen langsam hin, ihre Haut ist trocken und welk, haben eine schwache Herztätigkeit und sind apathisch. Bei Kindern, welche durch vorangehende akute Erkrankungen zumeist schon starke Gewichts- Verluste erlitten haben, bedeutet eine ausschließliche Ernährung mit Mehl oder Schleim eine hochgradige Unterernährung. Mehl und Schleim dürfen daher vorübergehend nur für einige Tage gegeben werden, nicht wochenlang.— Hnnioriftisches. — Aus der Schule.„Wir haben jetzt den Satz gelesen: „Die Kartoffcln komnien sowohl im Tal als auch auf den Bergen fort!" Kannst Du dies nicht auch anders ausdrücken, Pcpi?" „Die Kartoffeln werden sowohl im Tal als auch auf den Bergen gestohlen I"— — Von der Schmiere,„Warum hat denn der Held seinen Monolog plötzlich abgebrocken und ist hinter die Bühne geeilt?" „Er hatte gehört, daß dort gerade die Einnahme geteilt wurde I" („Fliegende Blätter, ") Notizen. — Im Schauspielhause erlebt heute John Lehmanns Lustspiel„Das Lied vom braven Mann" die Erst» aufführung.— — Bierbaums neue Komödie. D e r Bräutigam wider Willen" brachte eS bei der Premiere im Leipziger Stadt- theater nur zu einem schwachen Achtungserfolg.— — Im W eim a rer H o fth e a te r fand Walter Harlans Schwank„Jahrmarkt in Pulsnitz " lauten Beifall. — — Die Neue Freie Volksbühne veranstaltet am Sonn- tagabend in der Singakademie ihr erstes Volkskonzert(Vach- Brahms-Abend).— — Die Erstaufführung der Oper„Lakme " von Leo Delibes in der K o m i s ch e n O p e r ist auf Ende nächster Woche angesetzt worden.— — Oeffentliche Vorträge i m Kunstgewerbe» museum. Es sprechen: Professor Loubier über„Graphische Kunst und Reproduktton"(Montags 8Uz Uhr, Beginn 22. Oktober); Doktor R. Delbrück über„Die Baukunst des Altertums"(Dienstags, Beginn 23. Oktober); Dr. Oskar Fische! über„Die Malerei als Dekoration deS Jnnenraumes"(Donnerstags, Beginn 25. Oktober). Jeder der Vortragszyklen umfaßt acht Abende.— — Einen neuen Parasiten deS Menschen hat der japanische Gelehrte Katsurada entdeckt. Der Parasit kommt be- sonders in bestimmten Gegenden MitteljavanS vor. Die Haupt- symptome der Krankheit, die er hervorruft, sind: Vergrößerung der Leber und Milz , krankhaftes Hungergefühl(zuweilen aber auch um« gekehrt Appetitlosigkeit), Diarrhöen mit häufig schleimig blutigen Entleerungen, zuweilen auch Fieber, Anämie usw. Eine An- zahl der Panenten geht schließlich an Eiitkräftnng zugrunde. Wie die„Umschau" mitteilt, hat Karsurada neuerdings Eier des Parafiten im Kot von zwölf von ihm untersuchten Pattenten gefunden, die an diejenigen einer in Jnnerafrika vorkommenden Trematoden(Saug» würmer)art erinnern. Später beobachtete er auch Eier ähnlicher Art in der Leber und der Darmwand menschlicher Leichen. Von der Erwägung ausgehend, daß Trematoden auch bei Hunden und Katzen nicht selten zu sein pflegen, schenkte Katsurada auch diesen Haus- tteren seine Aufmerksamkeit und fand bei einer Katze Eier in der Leber. Die pathogenen Wirkungen sieht Katturada in der Blut- entziehung durch eine größere Zahl von Blut sich nährender Para- fiten, in der mechanischen Zerstörung roter Blutkörperchen und endlich in der Produktion von Giften. Die Ablage der Eier in der Leber und in der Darmschleimhaut führt zu Entzündungen und krankhasten Veränderungen der betreffenden Organe; auf welche Weise die In- fektion erfolgt, steht noch nicht fest.=- Beraittwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin.— Druck u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.VerlagSanstaltPaul Singer LrCo..BerlinSV�.
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23 (13.10.1906) 199
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