in«iner bestimmten Richtung ausgesandt, sondern sie werden in ziemliche Höhe geleitet, von wo aus sie sich durch ein System von Drähten nach allen Seiten verbreiten. Die Ausbreitung der elektischen Wellen ist um so ungehinderter, je länger die Wellen sind; Häuser, Hügel usw. hindern kleinere Wellen, während Wellen von mehreren hundert Metern Wellenlänge ungehindert durch sie hindurch gehen. Es kommen daher nur solche langen Wellen für die praktische Verwendung in Betracht. Die Ausbildung der drahtlosen Tclegraphie ist natürlich nicht ein Monopol Marconis oder der in England gebildeten Marconi  - Gesellschaft geblieben, sondern es haben sich in den verschiedenen Ländern Gesellschaften für diesen Zweck gebildet. In Deutschland  besteht seit drei Jahren dieGesellschaft für drahtlose Tclegraphie", SystemTelefunken", die ebenfalls bereits zahlreiche Stationen ausgerüstet hat, so in Kiel  , Cuxhaven  , Helgoland  , Schcveningen, Amsterdam  , Rantucket, New Port  , Rio de Janeiro  , Montevideo  , Buenos Aires  . Eine Anzahl von Schiffen der Hamburg-Amerika- Linie  , des Norddeutschen Lloyd   sowie einiger anderen überseeischen Linien sind ebenfalls mit Apparaten für drahtlose Tclegraphie versehen, so daß sie beständig mit diesen Stationen in Verbindung stehen. Eine Versuchsstation zum Telegraphieren auf sehr große Entfernungen hin ist von der Gesellschaft bei Nauen   errichtet und wurde aus Anlaß der Internationalen Konferenz am letzten Sonn- abend besichtigt. Der Mast dieser Station, welcher die erregten elektrischen Wellen aufnimmt und in die Höhe leitet, ist ein eiserner Turm, der sich hundert Meter hoch über die Erde erhebt. Er be- steht aus drei vertikalen parallel verlaufenden, gegen einander verfestigten Gitterträgern, die am Fuße sich zu einer einzigen Stahlkugel vereinigen, welche den gewaltigen Druck auf ein Beton- fundament überträgt. Eine leichte Treppe macht ihn bis auf eine Plattform in 96 Meter Höhe besteigbar. In 7b Meter Höhe greifen drei Äerspannungen an, die ihn in der vertikalen Richtung halten; diese Vcrspannungen setzen sich aus einer Anzahl mehrere Meter langer Rundeisenstangcn zusammen, welche, durch kräftige Gc- lenke mit einander verbunden, nach den etwa 269 Meter vom Turm- fundament erbauten Verankerungen führen. Von der Spitze des Turmes verläuft in weiter Auslegung die sogenannte Antenne, das Drahtnetz, welches die elektrischen Wellen, die im Telegraphierraum erzeugt werden, vom Turme aufnimmt und nach allen Richtungen weiter trägt. Durch einen leichten Handgriff kann der Turm und damit die Antenne von der Sende- Vorrichtung im Telegraphierraum abgeschaltet werden; dadurch ist dann das Drahtnetz und der Turm an die Empfangsvorrichtung an- geschaltet, und alle ankommenden Wellen, die von dem Drahtnetz aufgenommen werden, machen sich im Telegraphierraum bemerk- bar und zeichnen sich als Punkte und Striche auf einem Streifen Papier   auf oder können von dem Beamten inittels eines Telephons unmittelbar gehört werden. In der Regel hört der Beamte die Depesche ab, die sich außerdem noch auf dem Papiere aufzeichnet. Bei sehr weiten Entfernungen reicht die Energie der ankommenden Wellen nicht mehr aus, den Schreibapparat zu betätigen, während das empfindlichere Telephon die Aufnahme der Depesche durch Ab- hören noch ermöglicht. Die Naucner Station hat über Land nach St. Petersburg   in dreizchnhundertfünfzig Kilometer Entfernung Depeschen entsandt und von dort empfangen: ihre weiteste Verbindung war bisher die mit einem Schiffe des Norddeutschen Lloyd   auf 2466 Kilometer- Entfernung. Die Leiter der Station hoffen mit den bisherigen Mitteln bis auf mehr als 3999 Kilometer eine Verständigung er- reichen zu können. Die Verständigung über noch größere Eni- fcrnungen ist nur eine Frage der aufzuwendenden Mittel; technisch ist es möglich, den Turm noch höher zu machen und noch stärkere elektrische Energiemengen auszusenden. So ist also die Zeit, in welcher die unterseeischen Kabel nach Amerika   durch die dauernden drahtlosen Stationen abgelöst werden, in greifbare Nähe gerückt. St. Kleines feuilleton. Dichterische Arbeit und Alkohol. Die Redaktion desLiterarischen Echo"(Berlin  , Egon Fleischet u. Co.) hat an eine ganze Reihe nam- haftcr Dichter ein Rundschreiben gerichtet, in welchem um die Be- antwortung der folgenden drei Fragen ersucht wurde: 1. Nehmen Sie regelmäßig vor der künstlerischen Arbeit Alkohol in irgend einer Form zu sich, und welche Wirkungen schreiben Sie dem zu? 2. Haben Sie, falls Sie nicht regelmäßig Alkohol vor der Arbeit nehmen, es aber gelegentlich doch einmal getan haben, dann eine Steigerung oder eine Hemmung Ihrer Arbeitsleistung beobachtet? 3. Sehr dankenswert wäre eine Mitteilung Ihres Standpunktes zur Alkobolfragc im allgemeinen, besonders aber Ihrer Bcobach- tuugen über die Wechselwirkung zwischen Alkohol und Dichtung. Es liefen mehr als hundert Antworten ein. In den meisten Fällen wurden dem Alkohol ungünstige und hemmende Wirkungen auf die dichterische Schöpfuygskraft nachgesagt; die größte Zahl der Poeten bekannte sich zum Grundsätze einer mehr oder minder strengen Mäßigkeit. Einige der interessantesten Antworten mögen hier Platz finden: Der Herausgeber desKunstwart", Ferdinand A b e n a- r i u s, schreibt:Ich nehme vor und während der geistigen Tätig- keit, seit ich überhaupt ernsthaft arbeite, keinen Alkohol mehr. Er inspiriert nicht die Phantasie, er lähmt nur die Selbstkritik. Nach meinen Erfahrungen und Beobachtungen ist er überhaupt der größte Verdummer, den wir kennen." Hans Benzmann  , einer unserer feinsinnigsten Lyriker, meint:Ich bin kein Freund des Alkohols. Trunksucht ist mir ebenso rätselhaft wie manche erotische Bcrirrung. Ich trinke selten Bier und noch seltener wirkungsvollere alkoholgehaltige Getränke daß ich von Beol'achtungen an mir selbst nach dem Genüsse gar nicht reden kann. Hiermit sind auch Ihre anderen Fragen beantwortet. Daß Wein in einegehobene Stimmung" versetzt, die Erfahrung habe ich natürlich auch gelegentlich gemacht; aber keinewert- vollere"(in bczug auf künstlerisches Schaffen)." I. I. David, der auch unseren Lesern als Erzähler kein Unbekannter sein wird, plaudert:Ich Hab immer hinter dem Zech- tisch gut meinen Mann gestellt. Eine ganz kurze Zeit, und noch sehr jung, Hab ich gemeint, ich brauchte schweren Wein, um in die rechte Stimmung zu kommen. Vielleicht aus dem Bedürfnis, mir selber interessant, pathologisch zu erscheinen. Gelähmt hat mich aber ein scharkcs Bechern auch nie oder höchstens durch den Kater. der ihm folgte nnd der am Ende keinerlei Arbeit zuträglich sein dürfte. Freilich Hab ich zeitig lernen müssen, mindestens in der Ausführung nicht gar zu sehr von der Stimmung abzuhängen, die bei der Konzeption mir gegenüber vollkommen allmächtig ist; denn nicht einmal ein Feuilleton, das nur�ctlvas taugen soll, kann ich mir eigentlich abzwingen. Es sind mir Stoffe gekommen uiid mehr oder minder geraten, wenn ich Nacht für Nacht geschwärmt; ein Gleiches begab sich aber nach vollkommener und über Wunsch der Aerzte lange geübter Enthaltsamkeit, die mir niemals Schwierigkeiten oder Be» schwerden bereitete. Bin ich zu sehr intoxiert? Oder bin ich gar zu gesund in diesem Punkte? Das mögen Wissende entscheiden. Nun, seit vollen drei Jahren krank und von aller Geselligkeit geschieden, die ja zumeist zumAlkoholmißbrauch" ein Wort, als hätt's der dürrste Pfaff nach einer Himbecrsaftorgie geheckt! verleitet, kann ich eigentlich gar nicht mehr mitreden. Aber ich werde mancher guten Stunde, in behaglicher Kneipe mit guten und trinkfesten Ge« sellen verbracht, immer gern und sehnsüchig denken. So ich bin ein Sünder und der Himmel wird an mir niemals Freude haben. Ich weih wohl, welches Unheil derAlkohol" stiftet; ich verstehe den Kampf gegen ihn und billige ihn. Aber mir ,st nun einmal jede Uebertreibung und jede Shstemmacherei greulich. Wem's bekömmt und wer seiner selbst sicher bleibt, dem soll man ein Glas, gcaicht nach seinem persönlichen Vermögen und Bedürfnis, nicht verargen noch mißgönnen. Das Leben ist wahrhaftig nüchtern genug go worden; man muß es nicht gar zu reinlich machen wollen." Der Hamburger   Lyriker Gustav Falke   meint:Zu 4. Ich nehme niemals vor der Arbeit Alkohol in irgend einer Form zu mir, Ich bin Morgenarbeiter und genieße bis Mittags nur Kaffee oder Tee. Zu 2. Gelegentlicher Alkoholgenuß vor der Arbeit hemm! meine Arbeitsfähigkeit. So hemmt auch Abends ein Glas Wein oder Bier meine Fähigkeiten am Klavier. Ich bin dann nicht im»' stände, frei und gut vorzuspielen. Zu 3. Mäßig sein. Den Schwache, der's nicht kann, soll abstinicren. Man soll die Abstinenzler in ihrem guten Kampfe gegen den Alkohol gewähren lassen, nicht wider sie schreien. Beobachtungen über Wechselwirkung zwischen Alkohol und Dichtung habe ich weiter nicht angestellt. Die histori- scheu Beispiele: Grabbe und Reuter." Wilhelm Holzamer   läßt sich also aus:Zu 1. Ich nehme vor der künstlerischen Arbeit niemals Alkohol zu mir. Zu 2. Ich hatte Zeiten, rn denen ich meines allgemeinen Befindens wegen Alkohol brauchte oder wenigstens mir einbildete, ihn zu brauchen. Er hatte dann gewiß eine Steigerung der Arbeits- fähigkeit im Gefolge freilich auch ein rascheres Ermüden, gegen das er dann wieder von neuem helfen mußte. Niemals natürlich Bier! Nur Wein! Gelegentlich Kognak. Zu 3. Mein Stand­punkt zur Alkoholfrage ist der, daß ich den Wein nicht entbehren könnte. Die Wechselwirkung zwischen Alkohol und Dichtung läßt sich schwer kontrollieren man dichtet ja nicht erst, wenn man gerade schreibt! Diesemechanische" Ausführung der Dichterarbeit verhindert er mir unbedingt aber in anderen gute» Stunden der Stimmung oder Unterhaltung mag er die Dichtcrarbeit ge- fördert haben und hat es wohl auch getan. Daß ras Recht des Alkohols als Anregungsmittel nur ein bedingtes sei. leuchtet mir ein daß er unbedingt zu verwerfen sei, scheint mir unrichtig.' Schließlich noch die Meinung desSimpl,cisslmus"-Nedakteurs Ludwig Thoma  :Ich nehme nie Alkohol zu mir wenn ich arbeiten will. Ich bin nicht Antialkoholiker, und ich glaube nicht! daran, daß der mäßige Genuß schadet; allein mich macht die kleir ste Quantität faul und nimmt mir die Lust an der Arbeit. Wenn ich ausruhe, ist mir ein Glas Wein recht und lieb." t. Wie die Fische schwimme». Es ist bekannt, daß die Fische ihre Flossen nach Art von Rudern oder Schiffsschrauben wirken lassen. Nun besitzt aber kein Fisch nur eine Flosse, sondern eine größere Zahl solcher, die als Schwanzflosse. Brustflossen. Bauch- flössen, Afterflosse und Rückenflosse unterschieden werden. Es ist also einer Untersuchung wert, festzustellen, welche Rolle diese ver- schiedenen Flossen bei der Schwimmtätigkeit eines Fisches über- nehmen. Dugös hat nach dieser Richtung hin Experimente an- gestellt, die er in denInternationalen Archiven für Physiologie" beschreibt. Der Forscher verfiel aus seine Versuche durch die Be» obachtung eines Fisches, dem die Rückenflosse fehlte und dessen Be» wegungen trotzdem ganz ähnlich waren wie die seiner unver» stümmelten Brüder. Duges nahm diesem Fisch nun auch noch diq Afterflosse, ohne daß dessen Schwimmfähigkeit beeinträchtigt wurd?«