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Das Regenwasser ist das einzige Hülfsmittel einer großen A. zahl von Oertlichkeiten. Man trant in Venedig kein anderes, bebur man das Wasser der Brenta dorthin leitete. In Nordafrika ist es noch heute das einzige Wasser, das man besitzt. Man kennt die alten Cisternen Karthagos, diejenigen Konstantinopels und die groß artigen Arbeiten, die die Engländer in Aden ausgeführt haben, um den in diesem Lande so seltenen Regen zu sammeln. Das Wasser, das man sich solcherweise verschafft, ist nicht so rein, wie man an nehmen sollte. Wenn der Regen herabfällt, so wäscht er gleichsam die Atmosphäre aus; er führt mit sich Gase, Staub und Mikroben; Seefalz und Glaubersalz. Nach den Wirbelstürmen in Senegal rötet das in Strömen herabfallende Wasser die Strohhüte. Regen, der über die Dächer fließt, reißt mit allen Schmutz, den man dort antrifft, oft sogar Krantheitsstoffe, die von den Bewohnern der Mansarden nur zu häufig mit anderen Stoffen in die Dachrinnen geworfen sind. Daher sollte die Vorschrift Beachtung finden, das während der ersten Minuten herabfließende Wasser verloren gehen zu lassen.

Sem Staub und den Insekten ausgesezt sind. Der Reichtum der Quellwasser variiert nach der Natur der geologischen Lagen, die sie durchquert haben, bevor sie an der Oberfläche des Bodens her­bortraten. Die aus Granitboden kommenden enthalten nur wenig, die aus Kalksteinlagen reichliche Mineralbestandteile. Nicht alle Quellwasser sind von guter Beschaffenheit; diejenigen, die in der Ebene emporquellen, find mit einem Ueberfluß an organischen Stoffen belastet. Diejenigen, die Gipsbänke durchzogen haben, sind derartig gipshaltig, daß man sie nicht trinken kann, und die aus torfhaltigem Boden haben einen so widerlichen Geruch, daß man sie instinktiv zurückweist. Man kann also nicht alle Queller entzieht ihr sehr geringe Quantitäten Kohlenstoff, Spuren von wasser ohne Prüfung atzeptieren, aber dennoch haben sie im all gemeinen einen unbestreitbaren Vorzug vor allen anderen, den nämlich, keine Mikroben zu enthalten, da es genügt, daß Wasser eine Erdlage von 2 Meter Dicke durchzieht, um von jenen vollständig befreit zu werden. Wasser, das aus Flüssen und Bächen stammt, hat bei weitem nicht die gleichen Eigenschaften. Seine Zusammensehung variiert ebenso wie seine Temperatur und Klarheit. Gespeist von anderen fleinen Bächen, Gieß- und Wildbächen oder der Schnee- und Eis schmelze, wechselt es seine Natur, je nachdem das eine oder das andere dieser Elemente vorherrscht. Auf einem Boden von ver­änderlicher Zusammenfeßung fließend, gibt es ihm Mineralstoffe ab oder entnimmt solche; es nimmt alles auf, was ihm der Wind zuträgt, alles, was die an seinem Ufer wachsenden Pflanzen oder die Fabriken, die es treibt, ihm zukommen lassen. Da es endlich durch Städte fließt, so nimmt es allerhand Abfälle auf. Flüsse, die von den Gletschern herstammen, sehen ihre Wassermasse sich ver­mehren und ihren Reichtum an Mineralstoffen auf das Minimum herabsinken, zur Zeit der Schneeschmelze. Bei den von kleinen Wasserläufen gespeisten Flüssen ist es umgekehrt: sie sind an Mineralsalzen während der Sommerhike reicher als zu der Zeit des Herbst- und Winterregens.

Flüsse, bei denen Ueberschwemmungen üblich sind, und die dann die benachbarten Felder bedecken, nehmen, wenn sie in ihr Bett zurückkehren, bedeutende Mengen vegetabilischer Erde und Trümmer aller Art mit sich. Diese Stoffe fezen sich nur langsam ab; in Bordeaux mit dem Wasser der Gironde angestellte Untersuchungen haben ergeben, daß mehr als 8 Tage nötig waren, ehe in den Reservoirs wieder die gewünschte Klarheit eintrat. Jener Schlamm ist ein großes Hindernis für die künstliche Reinigung des Wassers, weil er die Boren der Abzugskanäle und Filter verstopft. Immer hin sind die Fremdstoffe, die die Flüsse auf ihrem Durchzug durch die Felder wegführen können, bei weitem nicht so gefährlich als die jenigen, die sie in den Städten erhalten.

Die stagnierenden Gewässer können nur dann als Trinkwasser betrachtet werden, wenn sie in großen Maffen, in Seen, wie denen der Schweiz und Nordamerikas , vereinigt werden. Diese ge­räumigen Reservoirs werden durch die Schmelze des Schnees, der Gletscher und durch die Regenmassen gespeist, die in den Gebirgen herabfallen. Die Gletscher schmelzen an ihrer Basis; diese wird Surch die Erdwärme, die Pressionen und Reibungen erhitzt. Die pulverisierten Trümmer vermischen sich mit dem fließenden Wasser und trüben es; aber wenn sie in die Seen fallen, so lagern sie sich nach und nach in deren Tiefen ab, und die Wasser dieser großen Reservoirs find flar und hell. Man kann ihnen nur ihre sehr geringe Mineralisation vorwerfen; fie sind ebenso arm an Salzen wie die Gletscher und Schneemassen, die sie hervorgebracht haben. Sie schließen auch nur eine sehr geringe Quantität an organischen Stoffen ein; aber sie können Mikroben enthalten. Die Oberfläche des Sees wird durch die Winde aufgewühlt; die hinzuströmenden Bäche sind auf dem Wege verunreinigt worden, und sie erhalten die Abfälle der großen, an ihren Ufern gelegenen Städte. Ihr Wasser fann niemals die Reinheit des Quellwassers haben.

Sind dagegen die Cisternen gut gebaut, tief in den Boden ein­gegraben und immer bedeckt, so erhält sich das Wasser und kann mit der Zeit von guter Beschaffenheit werden, weil die Mikroorganismen in der Frische und in dem Dunkel der Reservoirs sterben. Auf ähn liche Weise reinigte man früher das Wasser in den Fässern, die an Bord der Schiffe genommen wurden. In der ersten Zeit war es ekelhaft und sein Genuß konnte leicht Krankheiten hervorrufen. Aber schließlich wurde es flar und geruchlos. Die Matrosen pflegten zu sagen, daß das Wasser an Bord dreimal verfault sein müsse, ehe es gut werde." J. Wiese.

Kleines feuilleton.

st. Hochzeitsbräuche in Syrien . Interessante Mitteilungen über Hochzeitsbräuche in Syrien machte in Bastians Beitschrift für Ethnologie" Dr. J. G. Wetstein. Danach sind die ersten sieben Tage nach seiner Hochzeit die schönste Zeit im Leben des syrischen Landmannes. In diesen Tagen spielt er mit seiner jungen Frau die Nolle von König und Königin, und beide verden von ihrer Ortschaft und den geladenen Nachbargemeinden als folche behandelt und bedient. Die größeren Dorfhochzeiten fallen in den Monat März, den schönsten des syrischen Jahres, der deshalb adar( Prachtmonat") genannt wird( wie er auch im Kalender der Juden heißt). Da die Winterregen vorüber sind, werden die Hochzeiten im Freien gefeiert. Bräutigam und Braut erwachen zeitig empfangen fie in ihren Feierkleidern den Obmann der Brautführer, der ihr Minister( wezîr) heißt und ihnen einen Morgen­imbiz reicht. Dann holt er mit den Brautführern die sogenannte Dreschtafel" vom Häckselspeicher, während deren Transport ein Lied gesungen wird. Diese, aus Planten gezimmert, wird auf ein Gerüst von reichlich zwei Ellen Höhe gelegt, mit Teppichen und Stiffen geschmüdt und so zum Thronfig für das Paar hergerichtet. Nach der feierlichen Einholung und Inthronisierung des jungen Paares beginnen die siebentägigen Festlichkeiten zu Ehren deso selben. Den Anfang macht ein von Gesang begleiteter Tanz. Den Inhalt des Gefanges bildet der Wasf", so heißt die Schilde rung der förperlichen Vorzüge des Paares und feines Schmuckes. Während der ganzen Woche sind die beiden Majestäten" hochzeitlich geputzt, dürfen nichts arbeiten, habe für nichts zu sorgen und schauen vom Ehrenfiz herab den vor ihnen aufgeführten Spielen zu, fich selbst nur spärlich daran beteiligend.

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Das Wasser der Teiche und Sümpfe ist das ungesundeste Trink wasser, wenn man ihm überhaupt diesen Namen geben darf. Es muß schon die absoluteste Unmöglichkeit bestehen, sich besseres zu Damit hat Wetzstein erstmals den Schlüssel geliefert zum richtigen beschaffen, um es als Getränk zu gebrauchen. Am Senegal trinkt Verständnis des" Hohenliedes", dieser Perle erotischer Lyrik im man Sumpfwasser, in Bengalen das künstlicher Seen, die man auf Alten Testament . Bekanntlich war dasselbe als Bestandteil der heiligen Schritt und Tritt findet, in Tunis trinken Eingeborene Wasser aus Schrift" jüdischen und christlichen Theologen so anstößig, daß es Sümpfen, in denen ihre Herden gewaschen sind, ihre Frauen die von den ersten als Wechselgesang zwischen Gott und Israel , von Wäsche reinigen und oft das gebrauchte Haushaltungswaffer gießen. lekteren zwischen Christus und der Kirche gedeutelt wurde( wie Natürlich wimmeln diese Wasser von Infuſorien und Mikroben, ähnlich von moslemitischen Theologen die entzückenden Liebeslieder aber die Gingeborenen denken nicht daran, es vorher zu filtrieren des Persers Hafis ). Aber auch moderne Bibelforscher zerbrachen sich oder zu kochen. Große Vorsicht sollte auch gebraucht werden, wenn man ge- die Köpfe über den Siun diefes farbenglühenden, poetischen Blüten­zwungen ist, Brunnenwasser zu trinken. In Afrika bilden Brunnen straußes von berauschendem Duft, da es nicht gelingen wollte, einen das einzige Mittel, sich Wasser zu verschaffen, und jeder kennt ihre Zusammenhang herzustellen. Dem Leser der Mitteilung Wetzsteins Bedeutung in der Wüste. Das Wasser der Brunnen ist in den nun muß es wie Schuppen von den Augen fallen, wie Professor Städten gefährlich, weil sie häufig Beimischungen erhalten aus. Kautsch schreibt( Die Poesie und die poetischen Bücher des Gruben, die nach Guldünken in der Nachbarschaft angelegt werden. A. T."), daß mit dem König und seiner bräutlichen Geliebten Auf dem Lande werden die Brunnen vielfach auf den Gutshöfen im Hohenlied" kein historisches Paar gemeint ist, sondern allgemein gegraben, neben der Düngerstätte, auf die man alle möglichen Ab- ein Brautpaar in der ersten Woche nach der Hochzeit, zu dessen Preis fälle wirft. Sie erhalten so direkt deren Abflüsse. Das Brunnen- folche Lieder angestimmt werden. waffer ist im allgemeinen zu sehr von Mineralsalzen und un­organischen Stoffen belastet. Vorsicht ist ihm gegenüber sehr am Plate.

Die artesischen Brunnen haben mit dem gewöhnlichen Brunnen die Analogie des Namens gemeinsam. Ihr Wasser stammt aus tiefen Quellen, denen man durch eine fünstliche Bohrung einen Aus­gang verschafft. Sie sind selten trinkbar. Ihre hohe Temperatur, ihre Mineralisation nähern sie den Thermalwassern. Sie haben wie diese zum Ursprung die großen unterirdischen Wafferschichten, die durch geologische Lagerungen sich ziehen, und die man erst erreichen fann, wenn man in Tiefen von 500 bis 600 Meter dringt.

Der durchschlagende Beweis für die Richtigkeit dieser Deutung, führt Kautsch aus, liegt in der weiteren Mitteilung über den Schwert tanz" der Braut am Abend des Hochzeitstages selbst, samt dem dazu gehörigen Wasf über die persönlichen Neize der Braut, wie ein solcher im 7. Kapitel des Hohenlieds vorliegt, der sich deutlich als Tanzlied fennzeichnet. 8weimal hatte Wetstein Gelegenheit, einem solchen Schwerttanz beizuwohnen, und er schildert( in der Zeitschrift der Deutsch - morgenländischen Gesellschaft") das Bild der Tänzerin, ihr wallendes dunkles Haar, ihre er:: st- edle Haltung, das niedergeschlagene Auge, die anmutigen Bewegungen, den raschen und sicheren Tritt der winzigen nackten Füße, die bligartigen Schwingungen der