Klinge, das strenge Einhalten des Taktes, obschon der Gesang deS den Wasf singenden Solisten allmählich schneller und der Tanz leidenschaftlicher wurde z sodann den Ring, der je hälftig Von Mannen und von Frauen gebildet wird, die den Talt mit einem Schwanken des Oberkörpers und leisem Zusammenschlagen der vor der Brust aufwärts gerichteten Hände begleiten. Die ganze Szene wird von Feuern beleuchtet. Wetzstein berichtet noch über einen Schwerttanz besonderer Art zur Hochzeit der Tochter eines Scheichs(Stammesoberhaupt). Diese hatte an ihrem Hochzeitstag erklärt, sie werde den Schwerttanz nur nach einem Lied tanzen, das von dem berühmten Dichter(Jiräsini et Chinn eigens für sie gedichtet sei. Flugs wurde ein reitender Bote zu dem eine Meile entfernt wohnenden Dichter gesendet. Er steckte Schreibzeug und Papier in den Gürtel, bestieg seinen Esel und dichtete unterwegs. Bei seiner Ankunft brannten ichon die Feuer auf dem Anger, die Hochzeitsgäste erwarteten und die Tänzerin, im Brantschmuck mit der Klinge in der Hand, stand bereit. Da nicht mehr Zeit war, das Gedicht einüben zu lassen, machte Quasi»» selbst den Vorsänger. Nach Beendigung des Tanzes nahm die Braut den Kopfptitz ab, wickelte Münzen im Werte von etwa Lll Talern hinein und warf ihn dem Dichter zu, ein reiches Honorar, denn der Kopiputz einer vornehmen syrischen   Braut ist kostbar. Die Braut liest sich das Gedicht ausliefern. Später gelangte Wetzstein in den Besitz des Wortlautes. Jedermann, sagt Kautzsch, must erstalmei», in welchem Grade die prächtigen Verse denselben Geist ntmen wie der Braut-Wasf im 7. Kapitel des Hohenliedes. Theater. Schillertheater.D i e rote Rob e." Schauspiel in vier Akten von Eugene Brieux  . Das Stück, das vor Jahren in derFreien Volksbühne  " die erste Berliner   Aufführung erlebte, hat in dem Schillertheatsr seine alte Schlagkraft bewährt. Man spürte, wie das Publikum mitging. Das Drama ist die schärfste gegen die mit äußerer Korrektheit großtuende bürgerliche Justiz gerichtete Satire, die wohl jemals über die Bühne ging, dabei Satire, die einen ganz einfachen, politisch und sozial vollkommen neutralen Fall herausgreift, also vom Schlimmsten, von der Be- cinflusiung des richterlichen Urteils durch Klassenkampf und Klassen- gegcnsätze noch gar nicht spricht. Brieux erzielt eine um so stärkere Wirkung, da er, wenn auch vielleicht nicht durchgehcnds im Beiwerk, so doch in der Schilderung des gegen den angeblichen Mörder an- gestrengten Gerichtsverfahrens, selbst jeden Schein der lleber- treibung meidet und alles stch unter Wahrung jener äußeren Korrektheit vollziehen läßt. Mouzon  , der llntersuchungsrichter, der einen Unschuldigen ans Messer liefert, würde, Wer sein Verhalten zur Rede gestellt, mit dem Brustton gekränkter Ehrlichkeit entgegnen, daß er im besten Glauben gehandelt. Daß dieser Glaube, seine vor- gefaßte Meinung, zugleich die Karte war, auf die er setzte, um in der Beförderung daS große LoS zu ziehen, daß er aus dem Instinkte seines Interesses alles, was seine Hypothese hätte erschüttern können, von vornherein für Lüge und Erfindung ansah, dem, was dafür sprach, aber zwingende Beweiskraft beimaß und in diesem inneren Sinne ein bestochener Richter war, wer will es ihm beweisen? Der Typus dieses glatten, kalten Strebertums kam im Spiele Erich Ziegels plastisch zum Ausdruck. Wie er im zweiten Akte, dem Gipfel und Brennpunkte deS Dramas, brutal gewaltsam den Entlastungszeugen einschüchtert, wie er dem Angeklagten im Kreuz- verhör die Schlinge um den Hals wirft, in der Maske eines bieder- wännt sch gutmütigen Beraters ihm das Geständnis abzulocken sucht und dann dasselbe niederträchtige hinterlistige Spiel mit besserem Erfolge bei der Frau des Angeklagten wiederholt das war glänzend gemacht, ohne jede Spur outrierender Abfichtlichkeit und dennoch aufreizend im höchsten Maße. Für die kleinen Rollen der würdigen richterlichen Kollegenschast wie des grotzmächtigen Parla­mentariers war gut gesorgt. Einfach und sympathisch gab Leopold T h u r n e r den Staatsanwalt Vagret, der den Mut findet, offen und ehrlich seinen Irrtum vor den Geschworenen einzugestehen. Eine Leistung voller Kraft und Leidenschast bot Anna Feld- Hammers Danetta, namentlich in den Szenen des zweiten Aktes. In eindrucksvoller Maske stellte Richard Wirth den ange- klagten Baskenbauer dar. dt. Technisches. ie. ElcktrischeSchnellpost. DaS' in der Rohrpost ver- wiNlichte Prinzip einer maschinellen Beförderung von Briefschaften hat sich durch seinen Erfolg ein dauerndes Bürgerrecht unter den technischen Vorkehrungen der Großstädte erobert, kann aber mög- licherweise doch noch zu einer weit größeren Zukunft entwickelt werden. Es handelt sich dabei hauptsächlich um die Frage, ob rohr- postähnliche Anlagen auch auf größere Entfernungen ausgedehnt und vielleicht auch noch für größere Geschwindigkeiten eingerichtet werden können. Rohrposten gibt es vorläufig nur innerhalb großer Städte für den Ortsverkehr und zu einer erhöhten Taxe. Es liegt auf der Hand, daß die Anwendung einer solchen Briefbeförderung auf große Abstände, also auch zwischen verschiedenen Städten, eine ganz neue Rote in unser Verkehrswesen hineinbringen würde. Die ersten Vcr- suche zu einer Verwirklichung dieses Gedankens sind von einer in Paris   gegründeten Gesellschaft getan worden. DerElektrotechnische Anzeiger" beschäftigt sich mit dieser Neuheit, die durch den Bau einer EersuchSstrecke bereits die Bahn der Praxis beschritten hat. Für die Zukunft will die Pariser Gesellschaft elektrische Bahnpostber-- bindungen zwischen den größeren Städten Frankreichs   ohne häufige Zwischenstationcn herstellen. Als Fahrgeschwindigkeit find 250 Kilo- meter pro Stunde, als Laderaum der automatisch laufenden Expreß- wagen etwa 2 Kubikmeter und als Nutzlast au Briefen und anderen weniger umfangreichen Postsachen etwa 1 Zentner angenommen worden. Der Bahnkörper, auf dem diese Beförderung vor sich gehen soll, muß selbstverständlich von allen anderen Verkehrswegen ab- geschlossen und dem Publikum unzugänglich sein, was entweder durch eine Hoch- oder durch eine Tunnelliahn geschehen kann. Für ihre Versuchsstrecke hat die Gesellschaft den zweiten Weg eingeschlagen. Der von ihr gebaute Tunnel mißt 8 Quadratmeter im Querschnitt und enthält zwei Gleise übereinander. Für die Hin- und Rückfahrt auf den Zwischenstationen gibt es Abzweigungen mit Weichen. Der Betrieb der Versuchsstrccke wird durch elektrischen Drehstrom er- folgen, und zwar so, daß die höchste Geschwindigkeit möglichst schnell erreicht wird. Die Fahrzeuge werden als zweirädrige Wagen her- gestellt, die sich auf einer unteren Laufschiene bewegen und außer- dem durch Gleitrollcn an einer Führungsschiene Halt finden. Die Wagen bestehen im übrigen aus einem Mittelraum für die Nutzlast und weiteren Räumen für die Motoren und Vorrichtungen zum Bremsen und Schmieren. Vorn und hinten ist die Form der Wagen zwecks Verminderung des Luftwiderstandes zugespitzt. Das Wagen- gestcll besteht ganz aus Eisen. Die Motoren sind an dem Wagen- gestell durch Hebel ausgehängt, die um eine zur Fahrtrichtung senk- rechte Achse schwingen. Die Stromzuführung erfolgt durch eine Oberleitung, die Bremsung durch Preßluft, außerdem durch künst- liche Erhöhung des Luftwiderstands, indem nach den Seiten auf dem vorderen Ende Flügel zum Windfang he rausgestreckt werden. Diese Einrichtung kann das Fahrzeug nach Ausschaltung des Stromes in einer Minute und auf eine Entfernung von etwa drei Kilometern zum Stehen bringen, soll jedoch nur nebenbei zur Anwendung kommen, damit durch die ausschließliche Benlchung der Schienen- bremse nicht eine zu starke Abnutzung des Materials an Rädern und Schienen erfolgt. Humoristisches. Schwere Aufgabe. Großknecht:Warum steht denn heut' der Bauer den ganzen Vormittag vor'm Spiegel?" Bäuerin:Er is zum Bürgermeister g'wählt wor'n und geht heut' zum erstenmal in d' Sitzung da übt er halt a' geistreich's G'sicht ein!" Aus dem Examen. Professor der Chemie: In welcher Verbindung löst sich Gold am raschesten auf?" Kandidat:In der ehelichenl" Gewissenhaft. Hotelier(zum neu engagierten Kellner):... Und nachher noch einst Wenn Sie den Gästen Speisen servieren, dann machen Sie nicht so große Schritte das paßt nicht zu unfern kleineu Portionen I" (Fliegende Blätter  ".) Notizen. Die Eröffnung des Neuen Schauspielhauses am Nollendorfplatz ist auf nächste Woche verschoben worden. Merlin". Drama von Gustav Renner, ist die nächste Novität des Schauspielhauses. Frau Sophie Heymann-Engel gibt ihr erstes Konzert in dieser Saison am Jg. Oftober in der Sing- akademie. Mitwirkender ist Herr Kammernmsiker E. Prill. Einen starken Erfolg hatte im Elberfelder Stadt-Theater die TendenztragödieAgrarier" von Stoffel. Oskar Blumenthals LustspielDas GlaS- Haus" wurde im Wiener Burg« Theater abgelehnt. Einen Achtungserfolg errang sich im H a m b u r g e r Th alia- Theater da» Schauspiel D e r Häßliche" von Reichenbach. Im Leipziger   Stadt-Theater fielDer Bräutigam wider Willen" von Otto Julius Bierbaum   durch. Thummelumsen", Komödie von Gustav Wied  , hatte im Stadt-Theater zu Altona   Erfolg. Gabriele d'Annunzios neue TragödieDas Schiff  " soll Mitte Dezember in R o m aufgeführt werden. G e st o r b e n ist der Kunstmaler Gustav Laeverenz in München.   Der DamhuSsee bei Kopenhagen   ist plötzlich der- schwunden. DaS Kopenhagener Wasierwerk hatte in der Nähe des SeeS   Bohrungen vornehmen lassen, die vermutlich die Ursache der auffallenden Erscheinung sind. Das längste Kabel derErde verbindet San Francisco  und Manila   auf den Philippinen. Die Gesamtlänge des Kabels, das in Tiefen zwischen 4000 und 9633 Meter verlegt ist, bettägt 14 140 Kilometer.~- verantwortl. Redakteur: Hans Weber. Berlin.   Druck u. Vertag: Vorwärts Vuchdruckerei u. VerlagSmstalt Paul Singe tL-Ea. Berlin SiV.