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Dieser Bericht ist durchaus glaubhaft; denn das gleiche Benehmen wird von anderen Beobachtern bestätigt.
Julius Müller berichtet im Zoologischen Garten" von seinem von denen nur der Städtebau in die großen Probleme unserer Zeit zahmen Babian Nazi folgendes:" Meine Frau hatte ihm im Laufe hereinragt. der Zeit ein Kostüm gemacht. Ruhig ließ er diese Kleidungsstücke Von dem Wirken des Ingenieurs, der frei, vorwärtsblickend fich anziehen und betrachtete mit wirklichem Wohlgefallen seine und von Nebenrücksichten unbeeinflußt die Aufgaben der Zeit zu beränderte Toilette, ohne dieselbe zu zerren oder irgendwo zu zer- lösen sucht, unterscheidet sich das Wirken des Architekten unvorteilreißen. Besonders erweckten die großen gelben Metallknöpfe feines haft dadurch, daß er rückwärts blickt und seine Werte mit Vorliebe Frades seine Bewunderung, und stundenlang war er imitande, in in die Aeußerungsformen vergangener Zeiten kleidet, wodurch fie diesem Anzug stolz einherzugehen. Das Ausziehen der Kleidungs- von selbst etwas Gegenwartsfeindliches annehmen. Die Geschichte stücke brachte ihn in größten Born; mit fürchterlichem Geschrei der Architektur des 19. Jahrhunderts zeigt, wie die Architektur von fträubte er sich dagegen und hielt stets die ausgezogene Hofe und einer archäologischen Richtung in die andere geworfen wurde und den Frack fest in seinen Händen." dadurch fast den Charakter einer oberflächlichen Verkleidungskunft annahm. Auch die heutige Architekturausübung ist zum Teil noch in Ich kann diese Beobachtungen ebenfalls aus eigener Erfahrung archäologischen Tendenzen befangen. Beweis: a) die Bedeutung, bestätigen. Von den verschiedenen Erlebnissen scheint mir besonders die dem sogenannten Stil noch beigemeffen wird( man baut noch folgender Fall beweisend: Vor einigen Jahren war ich mit heute romanische" Ausstellungshallen, Renaissance"-Bahnhöfe mehreren Personen in dem Zimmer des Affenwärters im Berliner usw.) b) die Stellung, die der Hauptteil der Architekten noch zu Zoologischen Garten. Wir freuten uns über das Gebaren der dort einer früheren Zeit wiederhergestellt werden, e) das häufig angeden Denkmälern einnimmt, die noch immer im sogenannten Geifte anwesenden beiden Orang- Utans und eines Schimpansen, die sich sehr gern mit uns beschäftigten. Plötzlich traten zwei schmucke troffene Bestreben, alte Städtebilder dadurch zu erhalten, daß Unteroffiziere von den Gardedragonern ein. Kaum hatten die moderne äußerliche Nachahmungen neben die alten Originalhäuser gesetzt werden. Affen diese erblidt, als sie uns Bibilistenpad" ganz links liegen ließen. Sie konnten sich gar nicht an den glänzenden Uniformen satt sehen, betasteten die Treffen und namentlich die blinkenden Säbel. Ihre Freude an glänzenden Gegenständen war unverNasentiere können dagegen nur für Schönheiten ein Verständnis haben, die kein scharfes Geficht erfordern. Höchst drollig ist ein Zusammentreffen zwischen einem Pfau und Prärichi nden im Zoologischen Garten zu Cincinnati . Lettere als Nasentiere haben natürlich nicht das geringste Verständnis für die Schönheiten des Pfauenrades. Dr. A. Zipperlen schildert das Ereignis folgender
fennbar.
maßen:
Einer der prächtigen, frei im Garten herumgehenden Pfauen war in das Geheg der Präriehunde gekommen, um dort eine Visite abzustatten oder eine Inspektion vorzunehmen. Da aber die fleine Gesellschaft gar keine Notiz von seinem Erscheinen nahm, se glaubte der Pfau wohl, er müsse den unscheinbaren Gefellen imponieren, er schlug sein wunderbares Rad, aber im gleichen Augenblick war wie durch Zauber die ganze Gesellschaft verschwunden. Die langen Schwanzfedern falteten sich langsam zur prächtigen Schleppe, sobald der Pfau bemerkte, daß keiner der Plebejer mehr sichtbar war. Die nächste Minute brachte sämtliche Präriehunde wieder an die Oberfläche, wieder erhob sich das Rad, wieder ein Verschwinden der Gesellen, aber die Ungefährlichkeit des Manövers einsehend, nur um sich im Gange umzudrehen und auch gleich darauf sich auf die Sinterbeine zu sehen und dem angenehmen Geschäfte des Fressens obzuliegen. Nun aber glaubte der Pfau, daß es die höchste Beit sei, den verlorenen Respekt wieder zu erringen, und er schritt mit furzen etikettemäßigen Schritten, graziös gekrümmtem Hals, auf dem der mit der Federkrone geschmüdte steifgehaltene Kopf saß, rechts und lins fofettierend und mit den Unterschwanzfedern einen eigentümlichen rafselnden Laut hervorbringend, vorwärts gegen die Gefellen. Aber feiner rührte sich mehr von der Stelle, höchstens, daß einer oder der andere plötzlich mit den Hinterbeinen empor= schnellte, seinen Juhschrei ertönen ließ, aber sich sogleich wieder feßte und mit Fressen fortfuhr."
Die archäologische Befangenheit der heutigen Architektureiner direkten Gegensabstellung beranlaßt. Erinnert sei an die ausübung ist in neuerer Zeit vielen flar geworden und hat sie zu Stellungnahme gegen die Wiederhersteller alter Bauten. Auf der anderen Seite läßt sich erfreulicherweise beobachten, daß wirklich modern denten, Antlang auch im größeren gebildeten Publikunt selbständig schaffende Architekten, die nicht archäologisch, sondern finden. Es sei unter vielen Beispielen, die sich in allen Ländern finden, nur an den Bau Wertheim von Meffel in Berlin erinnert. Anerkennung, die in den letzten Jahren die moderne Bewegung im Diese Anerkennung entspringt derselben Quelle, wie die große Stunstgewerbe gefunden hat. Beide haben als Ursache die Erkenntnis, daß hier wieder der Boden der Gegenwart gewonnen und die Archäologie berlassen worden sei. Die Berquidung der Archäologie Jahrhundert das Sinken des architektonischen Lebens veranlaßt hat. mit der schaffenden Kunst war der große Frrtum, der im letzten Beide haben nichts miteinander zu tun und müssen sorgfältig auseinander gehalten werden. Auf der Bajis dieses Irrtums ist das Publikum systematisch verzogen worden, und es ist jenes falsche Interesse an den Stilen" erwedt, das jebt einem lebendigen Erkennen der wirklichen Werte in der Architettur im Wege steht. Die Architekten, die sich heute noch befleißigen, in„ Stilen" zu bauen, befördern künstlich dieses falsche Interesse und verschlimmern so die Situation noch wesentlich.
die Architektur sein soll, tann sich nur an die wirklich guten, modern Eine Erziehung des Publikums, die von wirklichem Wert für empfundenen Werke der heutigen Baukunft heften, die allerdings noch dünn gesäet sind. Das beste Erziehungsmittel zur Architektur ist, Architekturwerke von wirklichem modernen Werte zu schaffen, dagegen das noch im großen Umfange übliche Reproduzieren alter Stile zu verlassen. Die Erziehung zur Architektur faßt daher in als das erwähnte Afterinteresse erreicht werden soll, das sich darin allererster Linie eine Erziehung der Architekten in fich, wenn mehr erschöpft, zu wissen, in welchem Stile" ein Architekturwerk von heute errichtet sei. Soweit die allgemeinen Gesichtspunkte. Die folgenden ZeitSoweit also Nasentiere in Betracht kommen, wird man Prodie wie der Mensch ihren Grundfinn im Auge haben, dürfte seine der Form, in der sie heute meist vor sich geht, den Erwartungen feffor Möbius durchaus recht geben müssen. Bei Tieren dagegen, fäße berühren Detailfragen. Die Beteiligung der Architekten an Kunstausstellungen hat in Ansicht dagegen nicht zutreffend sein. Sollte Professor Möbius auch den hochorganisierten Augentieren das Schönheitsgefühl ab- nicht entsprochen. Eine größere Wirkung ist von dem Vorführen sprechen, weil ihnen der philosophische Begriff des Wesens der von Modellen zu erwarten, weil diese das einzige Mittel sind, dem Schönheit fehlt, so wäre diese Behauptung leicht zu widerlegen. Zaien eine Vorstellung von der räumlichen Wirkung eines ArchiDenn dieses Verständnis fehlt nicht nur allen Naturvölkern, sondern tekturwertes zu geben. überhaupt fast allen Frauen und von den Männern der Kulturstaaten sicherlich der überwiegenden Majorität.-
Ein mächtiges Mittel der Erziehung zur Architektur ist auf dem Wege der Literatur gegeben, die beim heutigen Publikum auf allen Gebieten die beste Handhabe zur Beeinflussung des menschlichen Geistes ist. Es hat in diesem Sinne jedoch wenig Bedeutung, wenn belehrende Aufsätze lediglich in der architektonischen Fachpreffe abgedrudt werden. Die Tages- und Zeitschriftenpresse ist der
Die Erziehung zur Architektur. Boden, auf welchem gewirkt werden muß.
Hermann Muthesius stellt im 2. Novemberheft des Kunstwarts" folgende Leitsäße auf:
Es steht fest, daß die Architektur die unpopulärste unter den Künsten ist. Das tritt besonders dann hervor, wenn man sich das ungeheuere Interesse bergegentvärtigt, das das Bublifum den Werken der Malerei entgegenbringt. Es ist jedoch zweifelhaft, ob eine bloße sogenannte Erziehung des Publikums zur Architektur, wie fie heute im allgemeinen gehandhabt wird, Abhülfe schaffen wird. Vielmehr ist der Tiefstand des Verständnisses für Architettur als ein Symptom dafür aufzufassen, daß die heutige Architektur selbst an öffentlicher Bedeutung zurüdgetreten ist. Das wird augenscheinlich, wenn man die großen Glanzzeiten der Architektur, die griechische, römische, gotische, zum Vergleich heranzieht, in welchen die Architektur unzweifelhaft an der Spize der Künste marschierte. Sie tat dies, weil sie die Universalgestalterin der baulichen und bildnerischen Jdeen der Zeit war. In der heutigen Welt spielen die Probleme des Ingenieurs, der Ausbau der Berkehrsmittel, die Ausbildung der Maschinen und arbeitsersparenden Werkzeuge eine größere Rolle als die eigentlichen Werke des Architekten,
Neben der Tagespresse sind öffentliche Vorlesungen, wenn von wirklich berufener Seite vorgenommen, ein Mittel gesunder Erziehung des öffentlichen Interesses an Architettur. Die Architektenverbände sollten dahin wirken, daß an den Universitäten, den Volksbildungsanstalten der verschiedensten Art, in Vereinen und an Schulen Vorlesungen über Architektur gehalten würden.
Eine Kunstpolitik, die der Gegenwart nuben soll, muß sich mit der Gegenwart beschäftigen. Eine Erziehung des Publikums zur Architektur kann nur als Ausgangspunkt die besten Beispiele der von Gegenwartsgeist getragenen Werke der Architektur wählen. Gegenwartswert hat stets nur das im besten Sinne Moderne.-