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braun, im Winter dunkelbraun. Das Haar hat einen starken Geruch nach Moschus an sich, der sich im Winter dermaßen ver mehrt, daß eine gar nicht überfeine Nase die Nähe des Wisent schon auf mehrere hundert Schritt Entfernung spüren kann.
Der Kopf des Tieves ist unverhältnismäßig groß. Die Hörner fiehen weit auseinander, sind kurz, halbkreisförmig gebogen und von schwärzlicher Farbe. Die Augen sind sehr eigentümlich, da die Pupille senkrecht steht und die Hornhaut schwarz ist. Gerät der Wisent in Wut, so treten sie aus ihren Höhlen und das Weiße wird blutrot. Die Muskelkraft des Tieres ist enorm und seine Haut noch einmal so dick, als die unseres Rindvieha.
Was die Dimensionen des Tieres betrifft, so teilt uns Brinden mit, daß der von ihm selbst im Bialowiezaer Walde erlegte Stier, der nur mittlerer Größe gewesen, von den Hörnern bis zur Schwanzwurzel 7 Fuß und 9 Zoll gemessen habe. Der Kopf bis zur Schnauze war 1 Fuß 9 Boll lang. Die Höhe des Tieres betrug 5 Fuß 1 Boll. Die Breite des Kopfes ist gewaltig und standen die Augen bei dem gedachten Tiere 1 Fuß 2 Boll weit boneinander entfernt, die Hörner aber 1 Fuß 7 Boll. Der ganze Bison wog 11 Beniner und 43 Pfund.
Im Sommer und Herbst suchen diese Tiere feuchte Orte auf und halten sich in Didungen verstedt. Im Winter findet man fie dagegen meist in hohem Holze, wo sie alsdann in größeren Herden beisammen sind. Nur die alten Stiere bleiben für fich allein. Während der Büffel bekanntlich eine große Vorliebe für das Wasser hat, geht der Wisent nur höchst ungern hinein. Eigentümlich ist es, daß er im Sommer sehr scheu ist, im Winter feinem Menschen aus dem Wege geht. Es ist schon vorgekommen, daß Bauern lange warten mußten, ehe es dem Bison gefiel, den Fußpfad zu verlassen, auf dem sie einander begegneten und den er gänzlich sperrte.
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Seine Nahrung besteht aus Baumrinde, Blättern, Knospen und Gräfern. Ein ganz besonderer Lederbissen ist ihm die Rinde der Esche, die er, zum großen Nachteil der edlen Holzart, abschält, so weit er nur irgend reichen kann. Jüngere biegsame Bäume reitet er wie der Elenhirsch nieder, und vernichtet sie fo gänzlich. Im Winter verzehrt er die Knospen der Laubhölzer, während er die der Nadelhölzer und des wilden Rosmarin die Hauptnahrung des Elens böllig unangefochten läßt. Im Herbst ist der Wisent außerordentlich feist. Seine Brunstzeit fällt in den September und währt drei Wochen. Die alten Stiere finden sich dann bei den Herden ein und kämpfen oft auf Tod und Leben miteinander. Die Kuh trägt neun Monate und setzt im Mai, in tiefen Didungen, nur ein Kalb. In dieser Zeit ist sie ungemein bös und geht jedem, sich ihrem Lager nähernden mit größter Wut zu Leibe. Das Kälbchen kann sich zwei bis drei Tage lang nicht vom Boden er heben, nach Verlauf einer Woche aber ist es schon recht flink auf den Beinen, und begleitet die alte auf ihren Wanderungen. Bis zum Herbste, wo dem Kalbe die Hörner wachsen, ist seine Farbe eine rötlich- braune, und erst nach sechs bis sieben Jahren ist es völlig ausgewachsen. Die Kuh soll 30-40 Jahre alt werden, der Stier aber bis 50 Jahre. Die Mehrzahl stirbt Alters, nachdem fie die Zähne verloren haben. Mit den reißenden Tieren besteht der Wisent oft harte Kämpfe, aus denen er indes gewöhnlich als Sieger hervorgeht, um seinen Gegner dann mit den Hufen zu zerstampfen.
Eine Vermischung mit dem Rindvich dortiger Gegend kommt nie bor. Der Wisent scheint vielmehr eine große Antipathie gegen dieses zu hegen. Der Schriftsteller Gilibert erzählt in seiner Naturgeschichte des Bison, daß zwei eingefangene, etwa sieben Wochen alte Kälber das Guter einer gewöhnlichen Kuh, die ihnen als Amme dienen sollte, durchaus nicht annehmen wollten, nicht einmal, als sie schon lange ohne Nahrung geblieben waren. Man versuchte nun sie an einer milchenden Ziege zu legen, was sie sich ruhig gefallen ließen. Wenn sie aber gesättigt waren, stießen sie die Ziege, gleichsam verächtlich, beiseite. Gegen das Hausrindvich waren und blieben sie stets gleich wütend, und als sich ihnen einige Jahre darauf ein Bulle zu sehr näherte, stießen sie ihn so gewaltig mit ihren Hörnern, daß derselbe nur mit knapper Not sein Leben
rettete.
Von den ihnen bekannten Menschen dagegen ließen fie fich außerordentlich viel gefallen, nahmen ihren Wärtern sogar das Heu aus der Hand und leckten sie zärtlich. Fremde Menschen dagegen durften sich ihnen nicht nahen, und der Anblick roter Stoffe machte sie höchst wütend.
Flemming in seinem Vollkommenen deutschen Jäger" beschreibt das Fleisch des Wisent als unverdaulich und schädlich. Brinden hingegen, der es mehrfach gegessen, rühmt es als saftig und wohlschmeckend, und meint, es habe große Aehnlichkeit mit dem Fleische unseres Rindviehs und dem Wildpret unseres Rotwildes, jedoch sei das Fleisch poröser. Die von demselben bereitete Bouillon riecht und schmeckt ein wenig nach Moschus.
Die Haut des Wisent ist sehr wertvoll und wird vom Riemer und Schuhmacher gern verwendet. Es existiert in jenen Gegenden der Aberglaube, daß ein Gürtel von diesem Leder, von Frauen getragen, deren Entbindung erleichtern solle.
Die Anzahl der noch jetzt im Bialowiezaer Walde befindlichen Wisent wird sich auf etwa 400 Stück belaufen. Diesen Wald verlaffen fie niemals. Als die Herrschaft Bialystod noch preußisch war, gaben sich Forstleute daselbst die erdenklichste Mühe, den Wisent uch in ihren Waldungen einzubürgern, aber gänzlich ohne Erfolg. I
Kleines feuilleton.
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Wie die französischen Revolutionäre lebten. Der Pariser Temps" veröffentlicht einen interessanten Beitrag zur Charatte ristik der Politiker der französischen Revolution. Vor einiger Zeit ist das Inventar des Dantonschen Nachlasses bekannt geworden das den Beweis erbrachte, wie bescheiden die Lebenshaltung des als zügellosen Genußmenschen verschrienen revolutionären Ministers gewesen sein muß. Aber andere Staatsmänner und Parlamentarier der Revolution lebten in noch viel ärmlicheren Verhältnissen. Vor allem kommt da Robespierre in Betracht. Die Mitglieder der Generalstaaten und der konstituierenden Versammlung bekamen 18 Frank täglich. Das war auch für die damaligen Verhältnisse nicht viel, da Versailles und Paris bereits recht teure Städte waren. Eine lokale Tradition erzählt, daß Robespierre , um die Reise nach Paris machen zu können, etwas Geld und einen Koffer bei einer befreundeten Dame habe entleihen müssen. Einer seiner Sekretäre, Pierre Villiers, berichtet, daß ihm nur ein Drittel der Diäten 6 Frant zum Leben geblieben seien, da er ebensoviel seiner Schwester Charlotte und das lezte Drittel einer von ihm angebeteten Person" überwiesen habe. Er sei so arm gewefen, daß er, als die Nationalversammlung auf Antrag Mirabeaus beschlossen hatte, Franklins Andenken durch eine dreitägige Trauer zu ehren, schwarze Kleider von einem Manne entlehnt habe, der um vier Boll größer gewesen sei als er. Die Anekdote ist indes nicht glaubwürdig, denn es ist ein Inventar der Garderobe, die der junge Deputierte von Arras mitgebracht hat, erhalten ge= blieben, worin ein schwarzer Rock mit ebensolchen Hosen aufgezählt wird. Das Verzeichnis beweist immerhin, daß Robespierre recht dürftig ausgestattet war. Man findet darin noch: einen schwarzen Beloursrod, beim Tröbler gekauft und neu gefärbt, eine Wefte und drei abgenußte Beinkleider, zwei kleine Kleiderbürsten, zwei Schuhbürsten, 6 Hemden, 6 Kragen, 6 Taschentücher, 3 Baar Seidenstrümpfe, davon eines fast neu, 2 Paar Schuhe, davon eines neu, ein Sad mit Puder und dazu gehöriger Quafte, ein Hütchen zum unter dem Arm tragen, einen Advokatentalar, eine Schachtel, Im Konvent hatte mit Seide, Zwirn, Wolle und Nadeln. Robespierre noch ärmere Kollegen. Bazire aus Dijon war nicht einmal imstande, seine Bedienerin zu bezahlen. Auch im Kaffeehaus blieb er schuldig. Erstaunlicherweise wurde er wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder hingerichtet. Vier Jahre darauf erhielt seine Witwe, die im größten Elend lebte, von der Regierung eine Pension bewilligt. Merkwürdig ist, daß die Gefangenen der Revolution von Staats wegen eine Verpflegung erhielten, die weit besser war als die der Revolutionäre, in deren Hand sie waren. Im Konvent gab's nicht einmal ein Büfett. Im allgemeinen Sicherheitsausschuß, dessen Mitglieder Tag und Nacht tagten, teilte man zum Frühstück Brot und Käse miteinander. Zum Diner lieferte ein Gastwirt Rindfleisch in der Suppe, Brot und Käse. Eine solche Mahlzeit fostete 30 Sous. Die Gefangenen desselben Romitees aber erhielten Mahlzeiten, die aus Kalbsbraten, Trut hahn und Wein bestanden und 7 Frank kosteten. Manchmal unterschrieb der Kommandant der Gefängniswache die Rechnung des Wirtes mit dem Hinzufügen, daß die Gefangenen zufriedengestellt" seien.
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Hohe Preise für eine Flugmaschine. Ein wahrer Goldregen wird sich über den Mann ergießen, der eine wirklich brauchbare Flugmaschine konstruiert und damit den Traum so vieler Erfinder erfüllen wird. Fast täglich werden für bestimmte Leistungen mit einem Aeroplan neue Breise ausgesetzt. Den Anfang machte bekanntlich der Pariser Matin", der für das Jahr 1908 einen Wettbewerb für den Flug von Paris nach London ausschrieb und dafür einen Preis von 100 000 Frant aussette, der durch Subskriptionen auf 250 000 erhöht wurde. Ihm folgte die Londoner „ Daily Mail" mit dem Preis bon 200 000 Mark für den Luftschiffer, der mit einer Maschine, die schwerer ist als die Luft, in 24 Stunden von London nach Manchester fährt und nicht mehr als zwei Aufenthalte für die neue Füllung des Motors braucht. Der ArchdeaconBreis verheißt 40 000 Mart für einen einwandfreien Flug über eine Distanz von einem Kilometer; Santos Dumont , der eben wieder einen vergeblichen Versuch gemacht hat, diesen zu erringen, hofft, nach einigen Verbesserungen seines Flugapparates, ihn in nächster Zeit erwerben zu können. 40 000 Mart wurden soeben von der englischen Adams Manufacturing Company für den Gewinner des Preises der Daily Mail" ausgefeßt, falls der Apparat Unter derselben Beganz und gar britisches Fabrifat wäre. dingung hat die Zeitschrift Autocar" 10 000 Mart ausgeboten. 20 000 Mark verspricht der" Daily Graphic" dem ersten Luftschiffer, der mit einem oder zwei Passagieren eine Strecke von mindestens einer englischen Meile zwischen zwei angegebenen Punkten zurücklegt. 20 000 Mark bieten die Verleger des„ Car " unter besonderen Bedingungen für die Bewerber um den Preis der" Daily Mail". Außerdem sind noch eine Reihe von wertvollen Ehrenpreisen ausgesetzt. Ein ernsthafter Konkurrent um diese Preise scheint bisher nur in den amerikan: hen Erfindern, den Brüdern Wright vorhanden zu sein, die sich szeben bereit er klärt haben, falls ein Preis von 100 000 Dollar ausgesetzt würde, dafür vier Flüge von je 50 englischen Meilen Länge zu unternehmen, von denen zwei in Amerika , die beiden anderen beliebig