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schnittlich im Laufe jedes Jahres ein etwa 33 Bentimeter breiter Streifen des Felsenhanges abgetragen wird, so dürfte es unter der Vorausseßung, daß diese Zerstörung eine gleichmäßige bleibt, noch ungefähr 70 000 Jahre währen, bis die Niagarafälle bei ihrer Wanderung landeinwärts die Ufer des Eriefees erreicht haben. 70 000 Jahre, eine unendliche Zeit für den Menschen und doch nur eine Stunde in der Erdgeschichte.
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Kleines feuilleton.
Theater.
Das Regiment Forkade hat nie ein Feind besiegt, Dbwohl seit fünfzig Jahren im Wind sein Banner fliegt, Es brachte jeder Feldzug ihm neue Ehr und Ruhm, Und König Friedrich fagte: Das nenn' ich Heldentum! Das schönste aber ist, daß ein Dresdener„ Kunstverleger" aus dem Abhub der nicht prämiierten Balladen noch eine neue Sammlung veranstalten will. Man braucht nur ein Exemplar für 5 M. zu subskribieren und kommt dann unter die unsterblichen Balladendichter des Jahres 1907. Außerdem wird an die nicht ganz geratenen Arbeiten auch noch gern die legte Feile angelegt". Das ist wenigstens ein würdiger Schlußeffekt in der Scherlschen" Kunstmache.
Hygienisches.
Kohlendunst- und Leuchtgasvergiftung. Kohlen. Die Freie Boltsbühne" veranstaltete am Sonntag dunst- und Leuchtgasvergiftungen ereignen sich naturgemäß am einen historischen Nachmittag. Historisch in doppeltem Sime. Man häufigsten im Winter, glücklicherweise sind sie von Jahr zu Jahr spielte im Neuen Schauspielhause Eugen Scribes Luft- feltener geworden. Dank der Fortschritte der Beleuchtungs- und fpiel: Das Glas Waffer ". Obwohl dies Musterbeispiel des Heizungstechnik, der sanitätspolizeilichen Vorschriften, sowie auch Intrigenstüdes sich immer noch auf dem Repertoire der Bühne hält, der Aufklärung des Publikums. Die Ofenklappen, die häufigste ist es schließlich für uns nur noch als historische Reminiszenz von Ursache der Kohlendunstvergiftung, verschwinden immer mehr und Bedeutung, zur Charakterisierung einer Entwickelungsphase des das Seltenwerden der Leuchtgasvergiftung geht Hand in Hand mit Theaters, die hinter uns liegt. Aber wie lebendig dieses der Zunahme der elektrischen Lichtanlagen. Auf eine Ursache der in diesem Sinne historische" Lustspiel noch zu wirken ver Stohlenorhdbergiftung weist Dr. Maas, Assistent am pharmakomag, bewies die lebhafte Teilnahme und δας durch logischen Institut in Berlin , hin, nämlich auf die Unfitte, den die geschickten Schachzüge der Handlung immer wieder Sommer über den Ofen mit Lumpen, Papier oder ähnlichen Dingen gespannte und gesteigerte Interesse der Zuhörerschaft. Die zu verstopfen und dann beim Anheizen des Ofens nicht herausfeine Ironie, der leichte Spott, die intrigante Bosheit schienen noch zunehmen. Kohlendunst entsteht auch durch verborgene Balfen feineswegs verblaßt. Obwohl wir doch aus der ganzen tändelnden brände. Der brennende Balken schwelt langsam fort, ohne beAnschauungswelt dieses Genres längst heraus sind. Aber das sondere Erscheinungen zu machen, aber Kohlenoryd dringt in die moderne Lustspiel oder was sich so nennt, hat uns ja nicht verwöhnt, Räume ein und führt Vergiftungen herbei. Der Leuchtgas. und wir sind froh, einmal wieder Geist zu finden, zumal wenn er vergiftung wirkt der Umstand entgegen, daß es riecht. Allein im sich nicht im Kreise dreht, sondern im Gefolge und als Verurfachung Schlafe wird der Geruch nicht bemerkt und dann geht der Geruch Lebhaft fortschreitender Handlung erscheint. Schade, daß die Technik manchmal verloren, wenn bei Rohrbrüchen das Gas durch den Scribes uns heute allzu durchsichtig erscheint und wir zu oft und zu Boden dringt und dieser die riechenden Substanzen aufsaugt. Die früh die Absichten erraten, die er mit seinen Personen vorhat. Kohlenorydvergiftung ist eine recht qualvolle Vergiftung. Ihre ersten Symptome sind Kopfschmerzen, dann folgen Herz- und Atembeschwerden, Krämpfe. Es stellt sich ein rauschähnlicher Zustand ein, wobei zwar das Bewußtsein erhalten bleibt, aber die Bewegungsfähigkeit gelähmt ist. So sind die Verunglückten nicht im stande, die Fenster und die Türe zu öffnen, sie fallen oft mitten im Zimmer zusammen und werden dort gefunden. Nachkrankheiten find sehr häufig, namentlich Gehirn- und Geisteskrankheiten. Was die Hülfeleistung bei derartigen Unglüdsfällen anlangt, so muß man die Vergifteten so rasch wie möglich aus der Giftatmoſphäre entfernen, man muß für frische Luft forgen, bei Bewußtlosen künst liche Atmung vornehmen, auch ein Aderlaß ist oft am Blaze, um das schlechte Blut zu entfernen. Kohlendunst- und Leuchtgasbergiftungen haben eine Reihe von gemeinsamen Symptomen, im einzelnen sind aber doch beide Vergiftungen verschieden. Es müssen demnach im Leuchtgas noch andere giftige Substanzen vorhanden fein, außer dem Kohlenorhdgas.-
„ Historisch" ist das Lustspiel auch in der Bedeutung, daß es historische Begebenheiten, mit denen der Verfasser allerdings souverän genug verfährt, den mannigfachen Verwidelungen zu Grunde legt. Die Methode, Geschichte zu behandeln, können wir freilich nur ironisch oder noch besser satirisch gelten lassen. Aber zur Satire fehlt Kraft und Abficht bei Scribe . So bleibt es ein durch Geist und Wiß gewürztes Intrigen- und Konversationsstück dieses Glas Waffer ". Aber die Anspielungen auf die fleinen Ursachen, die im Staatsleben so große Wirkungen erzielen, verstehen wir heute noch allzu gut. Diefelben Ursachen, die zu diesem Spott herausforderten, twirken ja immer noch mitten unter uns, wenn wir auch wissen, daß die treibenden Kräfte der Geschichte ganz andere sind und immer
waren.
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Leicht, spielerisch, überlegen müßte der Ton sein, auf den die Aufführung zu stimmen wäre. Und vor allem dürfte sie nicht aufdringlich sein. Daß dies Jdeal am Sonntag völlig erreicht wäre, hieße zu viel behaupten. Auch die Inszenierung hätte wohl sorgfältiger sein tönnen. Die Szenerie zu Dreyers Hochzeitsfadel" paßte nicht ganz an den Hof der Königin Anna. Doch das nur nebenbei. Bolle Befriedigung gewährte Gertrud Arnold als listenreiche Intrigantin und geistvolle Frau. Ton, Haltung, Erscheinung waren der Herzogin von Marlborough würdig. Das männliche Gegenspiel Bolingbrokes( Hans Siebert) war nicht immer auf gleicher Höhe. Die unbedeutende, einfältige Königin Anna wurde von Hedwig Gasny, das in die Intrige verwickelte Liebespaar Masham und Abigail von Franz öbling und Josefine Sorger manchmal mit mehr Bemühen als Gelingen gespielt.
Literarisches.
-r.
Balladenfabrikation. Herr Scherl beglückt die Welt nicht nur mit seinen Zeitungen, er verfimpelt nicht bloß das ober: flächliche Lesepublikum durch die Woche", nein, er pflegt Stünste und Wissenschaften auch sonst. Die Literatur förderte" er fürzlich wieder einmal durch ein Balladenpreisausschreiben, das ungefähr 5000 neue Balladen erstehen ließ, von denen 50 für würdig befunden wurden, den Toren, die sie faufen, literarischen Kazenjammer zu bereiten. Börries von Münchhausen , selber ein Balladendichter von Eigenart und Kraft, unterzieht diese alberne Kunstproduktion in der Lägl. Rundschau" einer beißenden Kritik. Er verspottet die Kommission, die sich zu der Preisrichterei Hergab. Was dabei herauskam, beschreibt er so:
Die überwiegende Mehrzahl der Gedichte des Balladenschatzes find entsetzliche Dilettantereien, ein Buch konnte ein Künstler, wenn er ehrlich war, nicht aus dem Zeug zusammenstellen. Aber Scherl ist tein Künstler, beansprucht auch wohl feiner zu sein. 7000 art Breise hat er ausgeworfen, jetzt will der Kaufmann feinen verdienten Lohn es muß ein Buch gemacht werden. Und nun wird hereingeftopft, was wir jetzt schaudernd da nebeneinander lesen müssen." So wird im großtapitalistischen Getriebe Literatur fabriziert! Fünf Balladen will Herr von Münchhausen bestenfalls gelten lassen, alles andere sind nach ihm direkt Karikaturen.
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Dder kann man den öden und dürren Hurrastil der königl. preußischen Patriotiker besser verulfen, als es in den Worten geschieht:
Physiologisches.
Die
Die Wirkung des Lichts auf das Blut. Anämien der Menschen scheinen nicht nur auf einer Verminderung des Blutfarbstoffes zu beruhen, sondern zuweilen auch durch reine Verringerung der Blutmenge hervorgerufen zu werden. Die deutsche Bezeichnung Blutarmut täme somit wieder zu ihrem Rechte. Finsen hat die Verminderung des Blutfarbstoffgehaltes mit dem Licht in Verbindung gebracht. Da die hohe Bedeutung des Lichts für die Bildung des grünen Farbstoffes der Pflanzen bekannt ist und andererseits zwischen dem pflanzlichen Farbstoff und dem Farbstoff des Blutes in chemischer Beziehung eine enge Verwandtschaft besteht, so liegt es nahe, auch für die Bildung des Blutfarbstoffes den Einfluß des Lichts in Rechnung zu ziehen. Da zur endgültigen Feststellung der hier bestehenden Verhältnisse tein ausreichendes experimentales Material vorhanden war, hat H. Derum mit Kaninchen einschlägige Versuche angestellt und in Pflügers Archiv über ihre Ergebnisse berichtet. Die eine Hälfte der Versuchstiere wurde in einem hellen, die andere in einem dunklen Raum untergebracht und das Blut regelmäßig untersucht. Die unter Ausschluß von Licht lebenden Tiere wurden stark blutarm. Nach drei bis sechs Wochen war allerdings die normale Blutzusammensetzung vorhanden, d. h. in einer bestimmten Blutmenge dieser Tiere waren ebensoviel Blutförperchen enthalten wie bei den normalen Tieren, doch war eine Verminderung der gesamten Blutmenge eingetreten. Im Laufe von drei Monaten tann die Blutmenge auf die Hälfte des normalen Bestandes herabgesezt werden. Die gleiche Wirkung wie die Dunkelheit übt rotes Licht aus; blaues Licht dagegen bewirkt eine bedeutende Vermehrung der Blutmenge. Wahrscheinlich ist die Veränderung der Blutmenge die Ursache der Mattigkeit, die sich bei vielen Personen im Frühjahr bemerkbar macht. Auch die sogenannte Polarbleichsucht, die sich bei Polarreisenden während der langen Winternacht einstellt, dürfte auf dieselben Ursachen zurüdzuführen sein.-