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Wilfried saß schmunzelnd da: Nein, Ihr Leute, das geht nicht. Die wollen nicht das Schlechte. Jeder hat's mir gesagt: nur unser Beste& wollen fie!"

Unser Bestes?" Drechsler Hein schlug so auf den Tisch, daß ein paar Gläser umtippten. Unser Bestes? Dann sag ihnen: das haben sie ja schon!"

Ueber Willfried regnete es schwarz- weiß- rote Stimmzettel. Hein hatte andere bei. Die lauteten nicht auf schwarz, auch nicht auf weiß, aber doch auf eine Vaterlandsfarbe.

Kleines feuilleton.

Musit.

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Notizen

Als nächste Neueinstudierung für die von der Neuen Freien Boltsbibne veranstalteten Sonntags- Nachmittags Aufführungen im Schiller- Theater N.( Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater) gelangt durch das Ensemble des Lustspielhauses Adolf Pauls Komödie, Die Teufelstire" zur Darstellung, und zwar mit Maria Mallinger und May Mary in den Hauptrollen.

Im Kleinen Theater wird als nächste Novität das vieraftige Drama" Zu den Sternen" von Leonid Andrejew  am 1. Februar aufgeführt werden. In der Rolle des Astronomen Ternowski wird Emanuel Reicher   seine Tätigkeit am Kleinen Theater beginnen.

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Kaiserliche Kunst. Zu seinem Geburtstage will sich Wilhelm II.   Nadelburgs und Skowronnets Meisterwerf usaren fieber" und zwar von der Truppe des Lustspielhauses im Schaus spielhause vorspielen lassen. Einige Blätter sehen darin eine bes Im Jahre 1798 war die Stadt Rom   von den Franzosen besetzt fondere leberraschung und wagen ein leises Richern. Als besonders und aus ihrer Zugehörigkeit zum Königreich Neapel   herausgerissen, pifant stellen sie es hin, daß der Intendant v. Hülsen feinerzeit zu einer Republik   gemacht worden; damals geschah auch die be diejes ebenso frische wie fönigstreue" Stüd mehr oder weniger kannte räuberische Wegführung antiker Kunstschäße nach Paris  . deutlich abgelehnt hat. Wir können darin aber weder etwas leber­Ein Jahr später wurde Rom   von den Neapolitanern zurücks raschendes noch Pikantes entdecken. Wie jeder Privatmann, der es genommen, und einige Jahre blieb es auch noch in dieser sich leisten kann, hat Wilhelm II.   zweifellos das Recht, sich vorspielen Zugehörigkeit; doch der Sieg Napoleons   über die Desterreicher zu lassen, was ihm gefällt. Daß ihm die dramatischen Werke Stadel­bei Marengo am 14. Juni 1800 bereitete die späteren Wand- burgs, Bouns usw. ausnehmend gefallen, brauchte die übrige Mensch­Lungen bor  . Gerade in diese Zeit wird mun ein dramatisches heit nicht im geringsten zu interessieren, wenn die Byzantiner Stüd veriegt, das ausgeht von den Leiden des ehemaligen Konsuls nicht so eifrig wären, eine besondere selbstverständlich nicht existierende jener Republit, Cesare Angelotti. Er entflieht seinem Gefängnis in faiserliche Kunstantorität zu erfinden, und die" Jdealisten" im Stile ber. Engelsburg   und wird von dem Maler Mario Cavaradossi ge- Bonns nicht Reklamefapital daraus schlügen. borgen. Dessen Geliebte ist die Sängerin Floria Tosca. Nun - Der deutschen Preise ins Stammbuch. Der kommt der Chef der neapolitanisch römischen Polizei, Baron Verein der Berliner   Presse begeht nächstens sein 25. Geburtsfest. Scarpia, und fahndet nach dem Flüchtigen. Den Maler Die bedeutendsten" Persönlichkeiten Italiens   sind dazu eingeladen will er zum Verrate zwingen: er läßt ihn foltern, während worden und haben allerhand nette und weihrauchende Sprüche dazu Tosca   das Schreien des Unglücklichen init anhören muß. bis gestiftet. Einige fallen aus dem Rahmen heraus und wenden sich fie endlich nicht mehr anders taun, als den ihr bekannten Auf- an eine falsche Adresse. So hofft Antonio Fogazzaro  , daß enthaltsort anzugeben. In dieser Weise geht es weiter: Scarpia die deutsche Presse bei aller Wahrung der germanischen Inter­will sie für sich haben und verspricht ihr Schonung ihres Geliebten. essen doch in Tagen politischer Größe dem edlen kosmopoliti Sie fagt zu unter der Bedingung, daß der Maler nur zum Schein schen Gedanken treubleibe, welcher die größte Prärogative des erschossen werden soll und dann mit ihr entfliehen darf. Ghe aber deutschen Volkes war in den besten Tagen seiner philosophischen das Polizeischenfal zum ersebuten Biele tommt, wird er von Tosca   Größe." erstochen. Im dritten Akt wird der Maler auf der Engelsburg zum Tode geführt; Tosca   glaubt an die Verabredung, nach der es nur Schein sein sollte; wie sie aber den wirklich Toten daliegen sieht, stürzt sie sich in die Tiefe hinab.

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Cesare Lombroso   schreibt: Einer der ältesten Soldaten des freien Gedankens fchickt hente feinen Glückwunsch. Sicher erreicht die politische Entwickelung Deutschlands   noch nicht die Höhe feiner ökonomischen, industriellen und wissenschaftlichen, aber die relative Freiheit und die immense Verbreitung der deutschen Presse wird dahin führen, daß sie zur politischen Hegemonie gelangt und so die nur schlecht durch die konstitutionelle Maske verhüllte Autokratie in eine freie und an Verdiensten große Regierung verwandelt."

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Die bürgerliche Presse wird sich diese Widmungen kaum

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Madame

Dies der Inhalt eines Schauspiels, das als solches von V. Sardou stammt( 1887 mit Sarah Bernhardt   in der Effekt­rolle der Sängerin), und das nun als Musikdrama Tosca  " von 2. Jllica und G. Giacosa   verarbeitet worden ist( deutsch  bon M. Kalbed). Die Komposition stammt von G. Puccini  ( geboren 1858). Er hat sich in den neunziger Jahren an den Spiegel stecken. durch Manon Lescaut  "( Hamburg   1893) und durch" La Boheme  " ( Turin   1897) jenseits und diesseits der Alpen berühmt gemacht. Bu8 nach gestorben, der jahrzehntelang mit unerichöpflicher Frucht -Am Sonntag ist in Paris   der Theaterschriftsteller William Seine Tosca  " kam zu Rom   1900 heraus und wurde uns erst jest barkeit den Vorstadtbühnen Stüde   geliefert hat. Ueber diefen Kreis durch unsere Komische Oper am Mittwoch deutsch vorgeführt. Der Komponist hatte sich namentlich in der Boheme" als ein hinaus ist er nur durch die Dramatisierung einiger 8ola scher feiner und seelisch vertiefender, wenn auch nicht ins Bedeutendste einen starken Erfolg. Im vorigen Jahre brachte der Vierundsiebzig­Romane bekannt geworden. Besonders L'assomoir" hatte gehender Tondichter gezeigt. Das vorliegende Stück, das vielleicht felbst ein Tertdichter wie Scribe   und ein Komponist wie Meyerbeer Bovary" auf die Bühne, die einen Protest der Verehrer Flauberts jährige eine Bearbeitung der Flaubertschen ale zu äußerlich abgelehnt hätten, ist im ganzen gröber gearbeitet. Hervorrief, da dieser Dichter selbst eine Dramatisierung seines Modern mutet es an durch sein Absehen von musikalisch anspruchs- Romans abgelehnt hatte. Mit Busnach geht eine der lezten, unter vollen Nummern", durch seine nach Charakteristik strebende Della dem Kaiserreich aufgekommenen Boulevardtypen dahin, die im Grunde snation und auch durch seinen Mangel an dramatischer Konzentrierung weit weniger amüsant waren, als sie die Welt glauben machen in Höhepunkte, bei bei viel Aufregung in Kleinigkeiten. Dazu wollten. noch die möglichst gesteigerte Unruhe, deren Unterbrechung hauptsächlich durch erotische Sentimentalitäten und durch Stimmungs­Nach 53 Jahren Bescheid erhalten hat ein mache besorgt wird: und endlich ein farbeniattes, allerdings auf 84 jähriger Herr Bitich, der im Jahre 1854 dem, franzöfifchen weite Streden einförmiges und meist die Aufmerksamkeit zu sehr be- Marineminister eine Erfindung angeboten hatte. Bitsch schrieb an anspruchendes Orchester. Am wertvollsten scheint uns das Bemühen den damaligen Minister, daß er eine neue Methode der Panzerung des Komponisten nach charakterisierender Unterscheidung der Personen erfunden habe, die viel billiger sei, als die bisherige. Auf diesen zu sein, die allerdings faum etwas Individuelles haben. Brief bekam er feine Antwort und ebensowenig auf alle die späteren Die Aufführung zeigte wieder die uns bereits zum leberdruß dringenden Schreiben. Pitsch wurde alt und älter, aber er erhielt bekannten izenischen Effekte der komischen Oper; ohne eine feine Antwort, bis endlich vor wenigen Tagen zu seinem großen brillante Sternenmacht mit allmählicher Morgendämmerung im Erstaunen ein Schreiben aus dem Marineministerium bei ihm ein­Anfange des dritten Aftes oder dergleichen geht es nicht ab. Dies- traf. Es wurde ihm darin mitgeteilt, daß seine Erfindung der Ab­mal wurde so gut gesungen und geipielt, daß man das übrige als teilung für schiffsbautechnische Erfindungen unterbreitet worden sei, beliebige Zugabe hinnehmen konnte. In der Titelrolle trat Maria und er wurde ersucht, eine Probe seiner besonderen Panzerungsart Labia  , eine Italienerin, zum erstenmal mit deutschem Gefange borzulegen. Pitsch aber hat unterdessen all sein Geld und all seine auf; sie hat sich in diesen bereits trefflich eingelebt, allerdings in Hoffnungen eingebüßt; er ist ein alter, gebrochener Mann und hofft die Vokale, denen das Sonore ihrer Stimme zugute fonimit, noch nur noch, eiten Platz in einem Alten- Mäunerhanse zu erhalten. besser als in die Konsonanten. Die mannigfachen Klangfarben ihrer- Eine Weltausstellung für Elektrizität soll im Stimme und ihr reiches Spiel erzielten eine volle Wirkung. Laufe des Herbstes in der tanadischen Großstadt Montreal   ab Als Cavaradossi   entfaltete Jean Nadolovitch seine bon gehalten werden. Die Ausstellung wird elektrische Apparate und uns bereits früher anerkannte wirklich würdige Künstler Maschinen jeder Art umfassen, also sowohl Dynamos  , Motoren, schaft. Die tüchtigen Leistungen von Willy Buers als Stromwender, Alfumulatoren, wie Lampen und alle Arten von Scarpia und von Ludwig Mantler als Meßner in elektrischen Apparaten. Alle Länder der Erde sollen an der Aus­der Kirche wurden noch durch gute Vertretungen der Nebenpartien stellung beteiligt sein. Der ausgesprochene Zweck des Unternehmens ergänzt. Den Schaden des zu lauten Orchesters in unseren Opern- besteht darin, an der Vervollkommnung des Wissens über Elektrizität theatern spürte man diesmal ganz besonders unangenehm. Ergebnis: und der elektrischen Industrie selbst zu arbeiten, indem allen eine für unsere Friedrichstraße erfolgreiche Mischung von Kunst und Elektrikern der Welt Gelegenheit geboten werden soll, sich genau buntestem Effekt. SZ. über den gegenwärtigen Zustand des Könnens zu unterrichten.

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co..Berlin   SW.