Fenstern beschäftigt. Bald war das Tageslicht in dem großen Raum auf die Halste vermindert, bald darauf bis auf ein Vierteil. Die letzte Fensterlücke blendete wie ein Ofenloch voll Weißen Lichts, bis auch sie ein Vorhang deckte. In demselben Augenblick herrschte totale Finsternis: Madame d'Ora   saß regungslos auf ihrem Stuhl. Gleich darauf aber vernahm man das schwache Knacken einer elektrischen Schraube, und es War, als ob die Dunkelheit ganz leise zu glühen anfinge. Sie sah sich um und fand zu ihrer Befreiung, daß dies rote Dunkel durchsichtig war, sie sah alle die anwesenden Personen ziemlich deutlich, und das ganze Laboratorium ließ sich in bestimmten oder ferneren Umrissen unterscheiden. Das Licht kam nicht aus einer sichtbaren Quelle, es ging von einem Punkt unter der Mitte der Decke aus und bildete gleichsam einen runden, weinroten Kolben, in dem die Gestalten sichtbar wurden. Die Ecken des Laboratoriums lagen fast in Grabesfinsternis, und das schwarze Sammetkabinett konnte man jetzt fast gar nicht mehr sehen. Eins der Mitglieder des Kreises, das neben dem Harmonium stand, schlug einen tief dunklen Ton an und ließ ihn ersterben, und es war, als ob selbst der rote Glockenraum, in dem sie sich befanden, in Schwingungen geriet und seinen Ton verkündete. Die Mitglieder rückten zusammen, sie kannten offenbar jedes seinen bestimmten Platz und saßen bald mitten im Laboratorium zu einem Halbkreis geordnet, dessen Mittel- Punkt das dunkle Kabinett bildete. Die unförmlich dicke Dame trat an das Harmonium und türmte sich auf dem Sessel, ihre gepolsterten Hände sahen zum Zerspringen aus in dem roten Licht. Man gewöhnte sich indes bald an die farbige Beleuch- tung, so daß alle die verschiedenen Gesichter hervortraten, jedes mit seiner Nuance von Fahlheit. Frau Mc Charthy hatte Madame d'Ora   neben sich im Kreise untergebracht, ziemlich weit nach rechts; sie hatten nicht mehr als zehn Schritte bis zum Kabinett. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck vervolen.) Das polarllcbt. Von Hans Prüll. II.-__ Es leuchtet ein, daß schon frühzeitig Versuche zur Erklärung deS Phänomens unternommen wurden. Einige meinte,., daß sich im Weltall   unregelmäßig verteilt, ein feiner kosmischer Staub vorfindet, der sich an der Atmosphäre der Erde reibt und dadurch ins Glühen gerät. Andere wieder wähnten, daß bei vulkanischen Eruptionen ein seiner metallischer Staub aus dem Innern der Erde ausgeworfen wird, der sich hoch oben in den Lüften zu Staubstrahlen formt und, da er einen guten Leiter für die atmosphärische Elek. trizität abgibt, zum Glühen gebracht wird. Die Meinung, daß das Polarlicht eine Erscheinung elektrischer Natur sei, ist übrigens schon alt. Bereits E l l i s kam im Jahre 1746 auf diesen Gedanken, als ihm in Nordamerika   die große Seltenheit der Gewitter und die Häufigkeit der Nordlichter daselbst auffiel. Da nun in der Tat in den Gegenden der Nordlichthäufigkeit Gewitter sehr selten vor- kommen, so schloß hieraus auch der französische   Phpsiker de l a R i v e, daß die durch Verdunstung des Meerwaffers in den tropischen Zonen der Luft zugeführte positive Elektrizität von den Luftströmungen nach den Polen   getragen werde, wo sie sich mit der negativen Elektrizität der Erde zu vereinigen suche. Aus der Ver- schiedenheit der Temperaturen und den hiermit verbundenen Un- gleichheiten in der Dichtigkeit der Atmosphäre folgerte er nun, daß diese Bereinigung an den Polen   in Form einer langsamen Glimm- entladung vor sich gehe, während in den wärmeren Gegenden sich die Entladung unter Blitzerscheinungen plötzlich vollziehe. Wenn nun auch alle diese Theorien etwas Wahres enthielten, sie blieben immer nur Vermutungen und Hypothesen. Von einer durch Beweise gut sundamentierten Polarlichttheorie konnte keine Rede sein. Die ersten Fortschritte in dieser Beziehung wurden erst im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts gemacht. Und zwar war es A n g st r ö m, der 1867 versuchte, sich zunächst einmal über die Natur des ausgestrahlten Lichtes zu unterrichten, das an Intensität ungefähr dem Mondlicht in den Mondvierteln gleich- kommt. Das kann man mittels der Spektralanalyse. Wir wissen, daß das Licht durch ein Prisma in seine Grund- färben zerlegt wird, und daß das Licht eines jeden leuchtenden Stoffes aus ganz besonderen Farben zusammengesetzt ist. Haben wir es mit einem glühenden festen oder mit einem glühenden flüssigen Körper zu tun, so bekommen wir ein sogenanntes kon- tinuierlichcs Spektrum; das heißt, die einzelnen Farben fließen allmählich ineinander über, wie es beim Regenbogen der Fall ist. Stammt das Licht dagegen von glühenden Gasen oder Dämpfen, dann bekommen wir einLinien- oder Bandenspektrum"; das heißt, wip sehen statt der zusammenhängenden Farbenreihc eine Anzahl von bunten Linien. Da nun jeder Stoff andere Linien in seinem Spktrum hat, so kann man umgekehrt aus dem Spektrum schließen, und zwar mit absoluter Sicherheit, welchen Stoff oder welches Gas das Licht ausstrahlt. Die ersten spektroskopischen Untersuchungen Angströms hatten nun wegen der Lichtschwäche des Nordlichtes nicht den gewünschten Erfolg. Erst als es in letzterer Zeit gelang, das Spektrum zn photographieren, konnten Paulsen, Vogel und andere Forscher befriedigende Ergebnisse erzielen. Durch diese Untersuchungen wurde nun festgestellt, daß beim Polarlicht der Stickgoff unserer Atmosphäre ins Glühen gerät; denn bei dem Spektrum des Stick- stoffes finden wir genau dieselben Linien wie bei dem Spektrum des Nordlichtes. Nur eine einzige griine Linie weist das Nordlicht- spektrum auf, die man im Spektrum des Stickstoffes nicht hat finden können. Man vermutet, daß diese Linie von einigen erst in letzter Zeit entdeckten Gasen herrührt, die also ebenfalls cm der Nordlicht- erscheinung mitwirken müssen. Die spektroskopische Untersuchung ergab weiter, daß sich polarlichtähnliche Vorgänge auch in unseren Breiten außerordentlich häufig abspielen, daß sie nur ihrer Licht- schwäche wegen hier mit bloßem Auge nicht bemerkt werden können. Kannte man also nun den zum Glühen gebrachten Stoff, so suchte man jetzt die Ursache dieses Glühens zu erklären und diese Erklärung möglichst zu beweisen. Ausgehend von dem Gedanken, daß das Nordlicht ein Vorgang elektrischer Statur sein müsse, unter- nahmen die Physiker Lenström und Tromholt den Versuch, künstliche Nordlichter zu erzeugen. Und zwar versuchten sie, die Vereinigung der negativen Erdelektrizität mit der positiven Luft- clektrizität zu erleichtern. Sie errichteten zu diesem Zweck auf höheren Bergen in Norwegen   und Finnland   ausgedebnte Blitz- ableitersysteme. Diese Versuche waren vom günstigsten Erfolge gekrönt; denn tatsächlich konnte man beobachten, wie nach Fertig- jtellung der Anlage ein nordlichtähnlichcs Licht, in dessen Spektrum man die Linie des Nordlichtes fand, die Gipfel der Berge um» lagerte. Dieses Licht konnte man willkürlich verstärken, wenn man einen elektrischen Strom in das Spitzenshstcm hincinschickte. Nun ist es ja selbstverständlich, daß der Ausgleich nicht so leicht vor sich gehen wird, wenn dieses metallische Blitzableitersystem fehlt, wie es in der Natur ja doch überall der Fall ist. Aber wenn auch weiter nichts durch diese Versuche bewiesen wurde, so war doch sicher fest- gestellt, daß Nord- und Südlichter Erscheinungen elektrischer Natur sind. Damit war man wieder um einen Schritt vorwärts ge- kommen. Nun hatte man aber schon frühzeitig wahrgenommen, daß sich mit den Polarlichtern zugleich jene rätselhaften Vorgänge abspielen, die wir als magnetische Gewitter oder magnetische Stürme bezeichnen, und die oft wie Blitze aus heiterem Himmel herein- brechen. Die Magnetnadeln, die sonst genau nach den magnetischen Polen   zeigen, werden plötzlich in die lebhaftesten Zuckungen versetzt und aus ihrer Lage abgelenkt;» ein Beweis dafür, daß in der Erde starke elektro-magnetische Ströme auftreten. Diese Ströme, die oft- mals viel stärker sind als die Ströme der Telegraphcnbattericn, gehen dann auch in die Telegraphenleitungcn und setzen stunden- lang die Apparate der ganzen Erde in Bewegung, wodurch jede telegraphische Verständigung unmöglich wird. Das war beispiels- weise im Oktober 1893, im Oktober 1903 und im November 190b in besonders starkem Maße der Fall. Da nun auch außerdem das Maximum der magnetischen Störungen dieselbe elfjährige Periodizi- tat aufweist wie das Maximum der Polarlichter, so glaubten ein- zelne Forscher, daß die magnetischen Störungen durch die Polar- lichter verursacht würden. Genaue Beobachtungen ergaben aber, daß das Polarlicht abgesehen von der örtlichen Reaktions- Wirkung keinen Einfluß auf den magnetischen Zustand der Erde hat, sondern daß im Gegenteil die Acnderung des magnetischen Kraftfeldes der Erde die Formen und Bewegungen des Polarlichtes beeinflußte. Aus diesen Ermittelungen folgte, daß Polarlichter und magnetische Störungen«ine gemeinsame Ursache haben müssen. Nun ist eS wohl kein Zufall, daß immer dann, wenn jene magnetischen Stürme das Erdreich durchwühlen und die geheim- nisvollen Polarlichter besonders schön und zahlreich aufleuchten, besonders viele Sonnenflecken zu beobachten sind und daß die Sonnenflecken wieder dieselbe elfiährige Periode aufweisen, wie die magnetischen Störungen und die Polarlichter. Ja selbst dem objektivsten und nüchternsten Beobachter drängt sich der Zusammen» hang zwischen Sonnenflecken und Störungen direkt auf, wenn er sieht, wie ein einzelner Sonnenfleck momentan eine Veränderung des magnetischen Zustandes der Erde herbeiführt, wenn er uns gerade seinen riesigen Krater zuwendet. Das wurde zum ersten Male besonders schön bewiesen durch eine Beobachtung C a r r i n g- tons. Dieser beobachtete ganz zufällig auf die Sekunde genau, wie eine Veränderung in einem Sonnenflecken vor sich ging. ES stellte sich nachher infolge der Aufzeichnungen verschiedener Observatorien heraus, daß zu genau derselben Zeit eine Störung des Erdmagnetismus eingetreten war. Neucrc Beobachtungen, die alle Zweifel an dem Zusammenhang der Erscheinung beseitigten. habep ergeben, daß das Maximum der Störung immer erst dann eintrifft, wenn der schwarze Kern des Fleckens gerade auf den Erdmittelpunkt gerichtet ist, wenn also der Flecken den Zentral- meridian passiert. Wie kann man sich diesen Zusammenhang nun erklären? Das eine steht fest, daß die Gesamtwärmestrahlung der Sonne durch das Auftreten der Flecken herabgesetzt wird. Diese Abnahme der Wärmestrahlung könnte ja magnetische Wirkungen zur Folge