eine Hemmung in den Bewegungen, weil die Schlittschuhe dadurch stumpf werden. Zugleich gibt uns dieser Umstand Veranlassung, auf die mancherlei Unarten des Publikums auf den Eisbahnen hin- zuweisen. Es ist Unfug, wenn die Eisbahn von Fußgängern als Promenade benutzt wird, da die Verschmutzung und damit die Schädigung der Eisfläche durch schmutzige Straßenschuhe, durch weggeworfene Zigarren- und Zigarettenstummel sowie durch ab- streifte Tabakasche unglaublich ist. Die Schlittschuhläufer wissen es wohl, wie leicht sie diesen Unarten einen unangenehmen Sturz mit oft großem Schaden für ihre Gesundheit zu verdanken haben. ' Es würde natürlich die Finanzen eines Eislaufvereins oder der Gemeinde zu sehr belasten, wenn der Eislaufplatz im Sommer bollständig unbenutzt bleiben sollte. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn man kann in verschiedener Weise die im Winter be- nutzte Fläche ökonomisch verwenden. Dabei handelt es sich um Aus- Nutzung des Graswuchses, Verpachtung als Spielplatz für Jugend- spiele an Schulen oder an Turn- und Spielvereine, Einrichtung vis Lern- und Ucbungsplatz oder als Rennbahn für Radfahrer, ferner auch als Anlage von Lawn Tennisplätzen. In Leipzig   hat man es umgekehrt gemacht und bestehende Rennbahnen für Rad- fahrer und Spielplätze in Schlittschuhbahnen für den Winter um- gewandelt. Wie die Sachen zu handhaben sind, hängt in erster Linie von den besonderen Verhältnissen des Ortes ab. Jedenfalls sehen wir aber aus diesen Ausführungen, daß die Anlage künstlicher Eisbahnen für die Gemeinden ganz entschieden eine größere Wichtigkeit besitzt, als man bis jetzt an- zunehmen scheint. Dr. W. K ü h n. Technisches. Die Zukunft der Flugmaschine. Santos Dumont ist zurzeit eifrig mit dem Bau eines neuen Aeroplans beschäftigt. Er wird nur ein Viertel so groß sein wie die Maschine, in der er vor kurzem in Bagatelle erfolgreich manövrierte. Sanws Dumont hat einen Anwinettemotor bereits in Austrag gegeben, aber bis dieser fertig wird, will er sich mit seinem övpferdigen Motor be» helfen. Die neue Maschine soll eine Geschwindigkeit von über 50 englischen Meilen pro Stunde entwickeln. Jedenfalls muß sie diese Schnelligkeit entwickeln, schon um sich in der Luft halten zu können. Santos Dumont hofft, in einem Monat mit den Vor- bereitungen so weit zu kommen, daß er alsdann die ersten Fahrten unternehmen kann. Später beabsichtigt er nach England zu gehen, um sich um die großen englischen Preise zu bewerben. Allein er Wird nicht abreisen, bevor seine Erfindung ihn völlig befriedigt. Aber wenn ich gehe, dann bin ich auch ziemlich sicher, die Kon- kurrenz London  -Manchester   zu gewinnen. Denn es wird eine Kleinigkeit sein, mit einem Aeroplan, wie der meine es hoffentlich werden wird, eine solche Entfernung zurückzulegen. Ich würde es wahrscheinlich in zwei Stunden abmachen." Als man ihn über das Buch Martins interpellierte, das von einer deutschen Luftflotte und von Fahrzeugen von 30 000 Kubikzentimeter Rauminhalt spricht, antwortete er:Schön, und warum denn nicht? Ich bin ja nicht für solche großen Sprünge, denn sicher ist es ein großer Sprung von dem Wellmannschiff mit 7000 Kubikzentimeter zu einem Fahr- zeuge von der vierfachen Größe und Leistungsfähigkeit. Aber ich fehe nicht ein, warum solche Luftschiffe nicht gebaut werden könnten. Jeder Konstrukteur wird sie liefern gegen einen entsprechenden Preis. Und die Lenkbarkeit wird nicht mehr Schwierigkeiten be- reiten als die Steuerung eines modernen transatlantischen Dampfers bei schwerer See. Nur wird der Lager- bezw. Landungs- schuppen enorm sein müssen, und die Kosten werden denen des Ballons mindestens gleichkommen. Aber Luftkricgsschiffe werden nicht ausbleiben. Es ist Tatsache, daß mehrere Regierungen der Frage bereits besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Und es kann auch kein Zweifel sein, daß der Aeroplan bald die Verbreitung des Automobils haben wird.(?) Das mag in zwei Jahren sein oder in fünf, aber die Zeit ist nicht fern, da jedermann seinen eigenen Aeroplan besitzen wird. Die Kosten werden dabei ganz unbeträchtlich sein. Sehen Sie, beispielsweise, meinen Aeroplan an. Aus was besteht er denn, als aus ein paar Holzstücken, etwas Draht und einem Motor? Das Ganze kann mit ein paar tausend Frank ge- macht werden; billiger als ein gutes Automobil." Notizen. Im Deutschen Theater wird im Laufe des Februar Schalom Aschs dreiaküges DramaDer Gott der lltache" mit Schildkraut in der Hauptrolle aufführen. Unmittelbar darauf folgt HebbelsJudith" mit Tilla Durieux   in der Titelrolle. Im Kleinen Theater mußte die für Freitag an- gekündigte Erstaufführung von Leonid AndrejewSZu den Sternen" auf Montag, den 4. Februar, verschoben werden, da Emanuel Reicher   am Sonnabend im Lessingtheater in dem neuen Werke von Gerhard Hauptmann   beschäftigt ist. T i e Kolonien noch ei»mal gerettet. Marie Madclaine von Putt kamers Bers-Lustspiel«Die Cousine", welches von Direktor Richard Alexander für das Berliner   Residcnz-Theater zur Aufführung angenommen wurde, ist von der Zensur verboten worden. Das Stück behandelt Kolonialverhältnisse. Daß eine Puttkamerin, wenn auch nur eine angeheiratete, die höchsten Heiligtümer der Nation: die Jnnkersippe und deren Lustgarten, die Kolonien, nicht respektiert, zeugt von unberhüllter Niedertracht und verdient in der Tat nach« drückliche Ahndung. Die kaiserlichen Autoren. Dichterkrönungen pflegen heutzutage nicht mehr stattzufinden. Schade. Sonst hätten die dreimal gesiebten Besucher des königl. Schauspielhauses am 23. Januar das Schauspiel im Schauspiel erleben können, die Herren Kadelburg und Skowronnek von der kaiserlichen Muse der I Dichtkunst belorbeert zu sehen. So spielte sich der Vorgang im kleinen Kreise und nur sinnbildlich ab. Im angemessenen Schmock- deutsch   berichten die Blätter, die deutsche Kunst und Kultur in Berlin  zu verbreiten Pflegen, darüber. Neben der Entdeckung, daßBerlin  tchöne Frauen hat", wird pflichtschuldigst gemeldet, daß in der Lust ein diskreter Hauch von G. LohsesLilas Imperial" vibrierte. Im übrigen lauter Vornehmes, Liebreizendes, Exzellentes....Be- sonders in weiblichen Zügen dieser Glanz einer innigen, fast zärt­lichen Liebe zu denen dort oben in der strahlenden Loge." Und dann das wichtigste: nach dem dritten Akt wurde Kadelburg, der begnadete xosta Isursanäus der Krefelder Tanzhusaren, zur Kritik befohlen. DerBörs.-Cour." ist am besten über das nun Folgende unter« richtet armerLokal-Anzeiger". Es heißt da:In einer halb- stündigen Unterredung ging der Kaiser auf alle Einzelheiten ein, lobte jeden einzelnen Darsteller und äußerte sich in gleichem Sinne über die Gesamtaufführung. Auch mit den militärischen Einzel- heiten war er vollständig einverstanden. Ein gerüttelt und geschüttelt Maß Lobes ergoß er aber über Georg Engels, seit 22 Jahren... habe er nie wieder in einem Theater sogeheult" vor Vergnügest wie jetzt. Er, der Kaiser, dankte Kadelburg für den ver- gnügten Abend, er hatte auch für Richard Skowronnek   an« erkennende Worte und amüsierte sich bis zur letzten Szene aus- gezeichnet, er gab immer als erster das Zeichen zum Beifall und machte seine Umgebung auf alle möglichen Einzelheiten aufmerksam. Besonders erfreut schien er über die kleinen Spitzen gegen den Militarismus und die OrdenSfncht." Usw. Herr Zickel, der Mäcen Kadelburgs, dürfte jetzt doch mehr Aussichten auf den Posten eines kaiserlichen Schauspieldirektors haben als Bonn  , der Vorkämpfers deutscherIdeale". W a h l p o e s i e. Im Wahlkreise Mannheim   wurde folgender poetischer Stimmzettel abgegeben: Vor einer Blechkokarde In Ehrfurcht zu ersterben, Vor einem bunten Rocke Um Gunst und Gnade werben Und vor den, krummen Säbel Zu halten seinen Schnabel, Ist heut' des Deutschen   Wonne, Darin sucht er die Ehr'. Der Väter heilig Erbe Es gilt bei uns nichts mehr. Du hast es uns bewiesen, Es war ein Meisterstück, Dich wähl' ich, Wilhelm Voigt  , Du Held von Köpenick  ." Zur Gründung einer mikrologischen Ge- s e l I s ch a f t erläßt der Botaniker R. H. Francö, Verfasser des im Erscheinen begriffenen WerkesDas Leven der Pflanze" einen Auf- ruf. Zweck der Gesellschaft soll eS sein, den Gebrauch der Mikro- skope volkstümlicher zu machen und die ganze große Vertiefung der neueren Wissenschaft vom feinen Bau und Leben der Pflanzen und Tiere dem Verständnis näher zu rücken, um so die unendlichen Kunstschätze zu heben, die, in Kleinheit versunken, dem Alltag ent- geheft. Die Erfindung be s Wäsche st ärkens. Zur Zeit der Königin Elisabeth von England   brachte eine Holländerin das Wäschestärken auf, und diese Beschäftigung wurde bald eine Lieblingsbeschäftigung vornehmer Damen. Die Liebhaberei ging soweit, daß für die Damen des Hofes von St. James eine flamändische Lehrerin berufen und dieser der Titel einerProfessorin der Stärkewissenschaft" verliehen wurde. Dieselbe erhielt für jede Unterrichtsstunde ein Honorar von 5 Pfund. Als jemand auf den Gedanken kam, der Stärke etwa? blaue Farbe beizumischen, ließ die Königin diesenFrevel" von der Kanzel herab verbieten. Auch wurde auf das Verbrechen, Stärke zu bläuen, Gefängnisstrafe gesetzt. DaS Aussterben des Büffels. Bei der letzten Tagung der Amerikanischen Büffelgesellschast im New g) orker Natur­historischen Museum wurde die Frage erörtert, in welcher Weise man dem Aussterben des BüffelS ain wirksamste,, entgegenarbeiten könne. Nach den Berichten gibt es in Nordamerika   heute überhaupt nur noch etwa 200Q Büffel; 1400 von ihnen leben im Gebiete der Vereinigten Staaten  . Ein lehrreicher Beilrag, wie die Patriotenerhalten" und das«Bestehende wahren". Die Verminderung der Tiere schreitet stetig fort, und wenn nicht bald Maßnahmen getroffen werden, wird es zu spät sein, um die aussterbende Gattung zu erhalten. Die Gesellschaft beschloß, durch Sammlungen von Privatmitteln ein aus- reichendes Kapital bereitzustellen, um alle übriggebliebenen Büffel aufzukaufen und sie dann der Regierung zu überweisen. Man er« wartet, daß der Staat alsdann größere Landstrecken zur Verfügung stellen wird, die geeignet sind, dem Gedeihen der Tiere und ihrer Vermehrung den nötigen Rückhalt zu geben. Verantwortl. Redatteur: Hans Weber- Berlin.   Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Vcrlagsanstalt Paul Singer L:Co., Berkin L W.