tog, ttm tiefe scheinbar so geringen Orisderänderungen zu voll- ziehen, die Sterne sich mit großer Geschwindigkeit bewegen müßten; in der Tat gibt es Sterne, die in einer Sekunde viel mehr als hundert Kilometer zurücklegen. Die Sterne bewegen sich in sehr verschiedenen Richtungen. Solche, die an uns Vorbeigehen, können wir also mittels des Fern- rohres als bewegte erkennen; bei denen aber, die gerade aus uns zukommen, oder die sich gerade von uns entfernen, können wir die Bewegung auf diese Art nicht nachweisen. Denn dann wird uns der Stern stets am selben Punkt des Himmels erscheinen, und bei der großen Entferiruny können sich die Fixsterne uns sehr nähern oder sehr von uns entfernen, wir seihen sie dennoch nicht größer oder kleiner, sondern immer nur als leuchtende Punkte. Aber hier hat eine der glänzendsten Methoden, eine ungemein geistreiche Ueberlegung die Schwierigkeit der Natur besiegt. Wenn wir an einer Straßenbahnhaltestelle eine Zeitlang stehen, werden die Wagen einer bestimmten Linie in gewissen Pausen, sagen wir immer nach fünf Minuten, an der Haltestelle vorbeifahren, und zwar gleichmäßig nach beiden Richtungen hin. Wenn aber eben ein Wagen dort vorbeigekommen ist, und wir gehen dem nächsten ent- gegen, so treffen wir ihn früher, als nach fünf Minuten; denn nach fünf Minuten wäre er an der Haltestelle, wir treffen ihn aber einige hundert Meter vor der Haltestelle, von dort muß er noch eine Minute fahren, um zur Haltestelle zu kouimen, wir treffen den Wagen also nicht fünf, sondern schon vier Minuten, nachdem wir den vorigen getroffen haben; gehen wir mit derselben Ge- schwindigkeit weiter, so treffen wir den nächsten Wagen weitere vier Minuten nach dem vorigen, und so begegnen uns wegen unserer Betvcyung die Wagen in Pausen von vier Minuten; wenn wir schneller gehen, werden uns die Wagen sogar in Pausen von je drei Minuten begegnen. Umgekehrt treffen uns die Wagen, die in derselben Richtung fahren, in der wir gehen, in größeren Zwischenräumen, denn nach fünf Minuten treffen sie immer an der Haltestelle ein. Da wir vorausgegangen sind, muß der Wagen aber uns noch ein Stück nachfahren, so trifft er uns also immer erst nach sechs, oder wenn wir schneller gehen, nach sieben Minuten. Wie hier mit den Straßenbahnwagen, geht es uns mit jeder perio- bischen Erscheinung(das sind ja auch die Straßenbahnwagen). Wenn wir uns ihnen nähern, erscheinen sie uns häufiger, wenn wir uns von ihnen entfernen, seltener; und zwar um so häufiger oder um so seltener, je schneller wir unS ihnen nahen oder uns von ihnen entfernen, respektive je laugsamer dies geschieht. Eine solche periodische Erscheinung ist nun jedes Licht, also auch das Licht der Fixsterne. Wenn wir das Licht durch ein Prisma fallen lassen, so wird es in die bekannte Regenbogenreihe zerlegt, beim roten Licht macht der Lichtäther 400 Billionen Schwingungen in der Sekunde, beim gelben, grünen  , blauen immer etwas mehr, und beim violetten 800 Billionen. Kommt uns nun ein Stern ent- gegen, so treffer die Schwingungen des Lichtäthers viel häusiger unser Auge, das rote Licht wird uns gelb erscheinen, das gelbe grün, und so weiter; oder wenn die Bewegung noch schneller ist, erscheint das rote Licht grün, das gelbe blau, und so weiter. Geht der Strom von uns weg, so kommen die Aetherschwingungen seltener an unser Auge, das wirkliche grüne Licht erscheint uns gelb, das gelbe rot und so fort. Aber damit wäre noch nichts gewonnen; wir würden immer noch die ganze Regenbogenfarbenrcihe erkennen, nur sehen wir jede Farbe anders, als wir sie sehen würden, wenn der Stern stillstände. Aber mittels des Fernrohres sehen wir in dem Regcnbogenband eine Anzahl schwarzer Linien; sie entsprechen solchen Stellen, an denen gar kein Licht ist, d. h. an denen keine Aetherschwingung stattfindet. Wenn nun keine Aetherschwingung stattfindet, kann sie auch nicht durch Näherkommen häufiger werden, oder durch Entfernen seltener, denn es ist eben nichts da, was häufiger oder seltener werden könnte. Diese dunklen Linien werden uns also auch bei der Bewegung des Sterns unverändert da er- scheinen, wo sie wirklich sind. Wenn wir nun«ine solche dunkle Linie genau kennen und wissen, daß sie im gelben Licht liegt, wir sehen aber in dem Regenbogenibande des Sterns diese Linie in dem Licht, das uns grün erscheint, so wissen wir sofort, daß das, was uns grün erscheint, eigentlich gelb ist, und daß es uns nur grün vorkommt, weil der Stern sich auf uns zubewegt. Sehen wir diese Linie im roten Licht, so wissen wir, daß das, was uns rot erscheint, eigentlich gelb ift. also der Stern sich von uns fortbewegt; erscheint uns die Linie im Blau, so wissen wir, daß der Stern sich schneller auf uns zubewegt, als wenn wir sie im grünen Lichte sehen. Mit dieser sinnreichen Methode kann man also genau bestimmen, ob ein Stern gerade auf uns zukommt oder sich gerade von uns entfernt, und mit welcher Geschwindigkeit dies geschieht; auch hierbei kommen Geschwindigkeiten von mehr als hundert Kilometern in der Sekunde vor. Und so erkennt der unruhig, rastlos strebende und forschende Mensch: auch am Himmel gibt es keine Ruhe! kleines feuilleton. Rettung Schiffbrüchiger. Wenn man sich mit schönen Lehr. büchern oder Abhandlungen über Rettungswesen zur See be- schäftigt, so kommt man fast zu der Ucberzeugung, daß die Er- rungenschaften auf diesem Gebiete großartig wären, daß die tech- nischcn Hülfsmittel vollauf genügen, um jeden Unglücksfall, jeden Verlust an Menschenleben unmöglich zu machen. Daß dies ein ganz gewaltiger Trugschluß ist, zeigt uns wieder die jüngste Schiffskatastrophe. Gegenüber den tobenden Elementen ist unser Wollen absolut ohnmächtig, und auch die bestausgcklügelten Rettungsmittcl und-Borrichtungen versagen, wenn solche Unglücks» fälle unvorhergesehen hereinbrechen. Auf der gnderen Seite kann man aber, wenn man sich mit dem Rertungswesen, mit den teil- weise unstreitig guten Vorrichtungen beschäftigt, erst einen Begriff von der unhermlichcn Gewalt der Elemente bekommen. Die Un- glücksfälle auf hoher See sind verhältnismäßig selten, erst das Passieren von Landengen oder das Gewinnen der Küste zur Hafeneinfahrt birgt für die Schiffe die größten Gefahren, indem die vom Sturm gepeitschten Wellen das Schiff wie ein Spielzeug auf Sandbänke treiben oder an Fclsenvorsprüngen zerschellen. Zwecks Herstellung einer Verbindung mit dem Lande wird auf Strand geratenen Schiffen mittels verschiedener Einrichtungen zuerst ein Seil zuzuwerfen versucht. Es geschieht dies mittels Ge- wehren, Kanonen oder Raketenc.pparatcn. Der Vorgang selbst ist nicht schwer einzusehen; bei allen hier in Frage kommenden Vor- richtungen drehen sich die Bemühungen um die Befestigung des Seiles am Geschoß. Die lichte bekannt gewordene Anordnung ver- wendet eine teilweise in das Geschützrohr hineinragende Muffe, an welcher außen das Seil befestigt wird. Die Oeffnung ist konisch ausgebildet, so daß beim Abschießen das Geschoß sich teilweise in diese Oeffnung einzwängt und im weiteren Lauf die ganze Muffe mitnimmt. Im Gegensatz zu diesen Einrichtungen, welche die Herstellung einer Verbindung vom Lande aus gestalten, gibt es auch solche, welche vom Schiff aus in Tätigkeit gesetzt werden. So bedient man sich des Luftballons, um ein Seil an Land zu tragen, schließ- Ach auch des Drachens. Bei dem letzteren hat man jedoch anfänglich mit dem Uebelstand zu kämpfen gehabt, daß es häusig nicht gelang, ihn an der geeigneten Stelle zum Niedergehen zu bringen. Erst dadurch, daß man neben der Haltcleine auch noch eine solche am unteren Ende des Drachens anbrachte und damit eine Gradstellung beim Anziehen ausführte, ist dieser Mißstand als überwunden zu betrachten. Eine weitere Rolle in dieser Frage spielen die Rettungsboote. Es ist fast selbstverständlich, daß einer Brandung, welche ein großes Schiff auf den Strand zu werfen imstande war, ein Verhältnis- mäßig nur kleines Rettungsboot nicht gewachsen ist. Man hat das Kentern irnrch seitliche Anbringung von Luftkammern, durch aus- spreizbare Flügel, welche sich auf die Wasseroberfläche legten, durch tiefgehende Mittelschwerter und anderes zu verhüten versucht. Größer an Zahl sind schließlich die Mittel, welche sich mit der einzelnen Person beschäftigen. Allgemein bekannt, wenigstens dem Namen nach, sind die Rettungsringe, auch Schwimmgürtel genannt. Indessen gibt es eine große Zahl verschiedener Ringe, z. B. solche mit Füllung aus Kork   oder sonstigem schwimmfähigem Material, dann solche, welche durch Einblgfen von Luft schwimmfähig zu machen sind, solche, welche durch Ausspreizen sich selbsttätig mit Luft füllen, solche, welche bei Berührung mit Wasser Gas ent- wickeln und sich füllen, schließlich solche, welche mit einer Lichtquelle versehen sind. Vervollkommnet werden diese Gürtel noch durch Schutzmasken für den Mund, welche derartig eingerichtet find, daß in den nach außen durch Drahtgitter abgeschlossenen Luft- zurführungsröhrchen je eine leichte Kugel angeordnet ist, welche beim Eindringen von Wasser in die Röhrchen sich dicht gegen einen als Ventilsitz ausgebildeten Deckel legt und so das Eindringen von Wasser in die Maske selbst verhindert. Als weitere Ausbildung folgen dann die kompletten Rettungsanzüge, von denen sogar einer bekannt geworden ist. bei welchem die Jacke vorn und hinten mit Bändern zur Befestigung von Behältern zur Aufnahme von LebenS- Mitteln, Wertsachen oder Alarminstrumenten versehen ist. Einen Stich ins Komische haben endlich eine ganze Reihe von Vorschlägen, welche alle möglichen Ausstattungsgegenstände des Schiffes zu Rettungsapparaten ausbilden, wie Reisekoffer, Matratzen, Deck- sitze, Klappstühle, Hängematten mit aufblähbaren Schläuchen usw. usw. Alle diese Gegenstände mögen sehr schön funktionieren, wenn es sich um eine Galavorstellung im Zirkus handelt, im Ernst- falle wird kaum ein Passagier etwas damit anzufangen wissen. ganz abgesehen davon, daß in den meisten Fällen zur Herrichtung derselben gar keine Zeit übrig sein wird.*= Theater. Neues Schauspielhaus: Kainz- Gastspiel. Torquato Tasso  . Schauspiel von Goethe. Der laute Beifall, der sich am Schlüsse zu mcht endcnwollenden Ovationen steigerte, schien nur verständlich als Sympathiekundgebung für Kainz gesamte, künstlerische Persönlichkeit, als Dan! für alles das, was er geschaffen. Sein neuer Tasso war, nach meinem Empfinden wenigstens, nicht geeignet Begeisterung zu erwecken. Diese Dichtung, die durch den Wohllaut und die stille bildnerische Kraft der Sprache, durch ein Gewebe feinster seelischer Beziehungen, den Schönheitsglanz, den sie um eine fremde Welt verbreitet, so tief der Phantasie des einsamen Betrachters sich einprägt, hat die Bühne nie erobern können. In ihrem Stil ist sie unter allen Goetheschen Dramen am nächsten noch der Iphigenie verwandt, von welcher Schiller   sagte, daß in ihrdasjenige, was man eigentlich Handlung nennt, hinter den Kulissen vorgehe, und daS Sittliche, was im Herzen vorgeht, die Gesinnung zur Handlung gemacht und gleichsam vor Augen gebracht sei". So ist auch in dein Taffo die äußere Bewegung auf ein Mindestmaß beschränkt und alles ins Innere verlegt. Aber