schaft der Pikze und Laubholzwurzeln kann nach anderen Forschern nicht ohne weiteres als Symbiose angesprochen werden. Die Unter- suchnngen darüber find noch keineswegs abgeschlossen. Jedenfalls aber sind alle die Falle, wo blattgriinfreie und chlorophyllbaltige Pflanzen zu gegenseitigem Vorteil gemeinsame Wirtschaft führen, außerordentlich interessant. Wenig bekannt ist die Tatsache, daß die Wurzeln gleichartiger Waldbäume untereinander verwachsen und gleichsam unterirdische Aswetze bilden. Goeppert hat das nachgewiesen. Wenn auch hier nicht gerade von einer Ernährungsgcnossenschast im Sinne der Sym- biose gesprochen werden kann, so ist die Erscheinung doch insofern interessant, als einem Baumstumpf durch die Wurzeln seiner Nach- baren so lange Nährstoffe zugeführt werden, bis er die Schnittfläche durch neue Holzlagen vollkommen überwallen, seine Wunde also gewissermaßen verbinden kann. In der Ueberwallungsschicht, dem sogenannten Kambium, vermag der Baumstumpf neue Knospen zu bilden und wieder Sprossen zu treiben. Häufig genug hat man Gelegenheit, diesenHang der Pflanzen am Leben" zu beobachten. Selbstverständlich verbinden, sich nur Wurzeln gleich- artiger Bäume, Buchen mit Buchen, Fichten mit Fichten usw. Ein Verwachsen zwischen Fichten- und Buchenwurzeln aber, wie man das schon gesehen haben will, ist ausgeschlossen. Die Beobachtung beruht auf einer Täuschung. Es komnit nämlich vor, daß sich die kräftigere Wurzel eines Bauines um die schwächere eines andersartigen Nach- barn herunilcgt und sie einschließt. Ein Jneinanderwachsen, Symbiose vor allem ist das aber nicht. Von großer Bedeutung find die Ernährungsgenosscnschaften bei den �kulturpflanzen. Kerner schreibt in seinen Betrach- tungen über die krebsigen Wucherungen der Pflanzen zwar: Ob' die an den Wurzelfasern vieler Hülsengewächse, nanient- lich jenen des Hornklees, Bocksklees, Wundklees, der Lupine und des Süßholzes vorkommenden kugeligen Knöllchen als Krebse anzusehen sind und ob sie durch die in ihrem Innern regelmäßig beobachteten Bakterien veranlaßt werden, ist fraglich. Nach den neuesten Untersuchungen, so setzt er hinzu, soll hier ein be- sonderer Fall von Ernährungsgenossenschaft vorliegen. Tatsächlich haben die jüngsten Forschungen die Symbiose hier klipp und klar nachgewiesen. Man hat'die Knöllchen an den Wurzeln der SchmetterlingSblüter(Erbsen, Bohnen, Lupinen usw.) genau unter- sucht und folgendes festgestellt. Sie enthalte!» alle eine bestinnnte Art von Bakterien, die den Wurzelzellen allerlei Stoffe zu ihrer Er- nährung entziehen, sich rapid vermehren und die Urheber de? seit- samen Knöllchen sind. Aber nun kommt das Merkwürdigel Die Spaltpilze, von denen diese Warzelbaktcrien eine besondere Form find, haben die eigentümliche Fähigkeit, Stickstoff aus der atmosphärischen Luft aufzunehmen und in Eiweiß-, in Stickstoff- Verbindungen zu verwandeln. Nach einiger Zeit sterben die Spalt- Pilze ab, die Knöllchen gehen in Verwesung über, und die Pflanze saugt die stickstoffhaltigen Verwesungsprodukte auf. Es bilden sich neue Knöllchen, die wiederum verwesen und so fort. Die Spaltpilze vermitteln also den Pflanzen die Aufnahme von Stickstoff aus der Lust! Diese überaus wichtige Tatsache, schon den Alten in ihrer Wirkung bekannt, macht sich die Landwirtschast längst zunutze, indem eiweißarmes, ertragmüdes Ackerland mit Schmetterlingsblütlern be- pflanzt wird. Die Lupinen, bei denen die Knöllchen fast Haselnuß- groß werden und um Lupinen handelt es sich meist, werden alsdann als sogenannter Gründung untergepflügt. Da die Spaltpilze meist billionenweise in der Ackerkrume vorkommen, ist der Erfolg fast immer sicher. Nur wo die Bakterien fehlen, hat man mit dem Gründung Mißerfolg gehabt. Es gibt Pflanzen, die ohne die Vernnttelungsarbeit der Pilze überhaupt nicht leben können. Das kann man beim Versetzen und beim Verpflanzen gewahr werden. Hebt man eine solche Pflanze aus und schüttelt die Erde ab, verpflanzt sie in einen anderen Boden, so wird man bald beobachten, daß sietrauert" und eingeht. Hebt man sie aber mitsamt der Erde aus und pflanzt sie so um, so ist die Wahrscheinlichkeit ihrer Erhaltung gewiß. Die mit- verpflanzten Bakterien ttercn in Tätigkeit, arbeiten für die Wurzeln und dadurch auch für sich selbst, und die Pflanze hat ihr Fort- kommen. So sieht man, daß auch im Pflanzenreich eins für das andere eintritt, ein Glied das andere unterstützt und, wie Hacckel so treffend sagt, Genoffenschaften für gegenseitigen Vorteil gebildet werden. kleines feuilleton. In Gefahr. Witwe Jensen wußte sich selbst nicht Rechenschast zu geben, worin es steckte, aber gleichviel, es lag etwas in den Briefen des lieben Jungen, das nicht war, wie es sein sollte sie spürte das in sich, obwohl es sich nicht nachweisen ließ, weder in den Worten noch in der Schrift. Es war überhaupt schwierig, den Finger auf eine bestimmte Stelle zu legen und zu sagen: hier und dennoch fühlte sie, daß ihr lieber teuerer Frederik im Begriffe stand, sich ein klein wenig von dem bei- zulegen, was der selige Pastor sich so bald nach der Hochzeit angeeignet so ein ganz klein bißchen von dem gutsherrlichen Hemdärmelgehaben. Nein, es war nicht auszuhalten. Und Tag um Tag kreisten die Gedanken um die unzulänaliche Witwcnpension und wendeten und drehten das unvermeidliche Defizit, bis zum Schlüsse wirililT etwas übrig blieb. Als sie das Billet gekauft hatte, bereute sie es sofort. Denn er kam ja doch im Sommer heim und man hätte das Geld zu so viel anderem brauchen können. Als sie aber von einem sehr sachkundigen Herrn im Zuge hörte, daß die Laksgasse in einem ungünstigen Stadtviertel liege, da nickte sie schaudernd: das Mutter, herz täuschte sich doch niemals. Es lag gar nicht in den Briefen» nein, es war eine Ähnung! Frederik oblag seinen Studien in eienm kleinen dürftigen Dachkämmerchen um hierdurch um so viel näher dem Himmel zu sein, der ja der Ausgangspunkt aller Theologie ist. Er war eben in Salomos  Hohelied" vertieft.Ist das nicht schön?" sagte er, als er sich von seiner Ueberraschung über ihren Besuch erholt hattedie Kirche als Braut aufgefaßt, die sich nach Christi» ihres Bräutigams, Kommen sehnt?" Frau Jensen blinzelte mit den Augen. Dieses selbe Gedicht hatte der selige Pastor, als sie verlobt waren, ihr vorgelesen, um sie zu verführen. War er denn wirklich so einfältig, der Junge? Der Pastor hatte es allerdings immer behauptet. Frederik saß auf seinem Platz vor dem Fenster, Frau Jensen saß auf dem alten Sofa, und sie plauderten gemütlich. Aber die Augen der Mutter gingen an ihm vorbei, unaufhörlich vorbei, und sie konnte den Blick nicht von den gegenüberliegenden Dachfenstern wenden. Aus jedem derselben blickten Weiber, die ihrem Frederik so bekannt zuzwinkerten, die Zunge herausstreckten und lachten. Sie konnte nicht ruhig sitzen bleiben. Wer ist das in den Fenstern da drüben?" fragte sie scharf. Da drüben? Meine Augen reichen nicht so weit, aber ver- mutlich sind es die Pensionäre. Dort wohnt eine gute, dicke, alte Frau, die ein Pensionat für junge Damen hat und mir gratis Mittagstisch gibt. Wir wollen dann hinüber gehen und ihr danken." Es durchschaucrte Frau Jensen. Nun saß da eine gerade gegen» über am Fenster und ordnete ihr Haar fast nackt. Ungeniert legte sie die bloße Schulter an die Scheibe und guckte auf die Straße hinab, schielte dann zu Frederik hinüber und fing an, ihr Korsett zuzuschnüren. Du bist so stumm, Mütterchen?" Ich kann Dir nicht erklären, warum, aber etwas sagt mir« daß hier eine Gefahr auf Dich lauert. Könntest Du nicht ander» wärts steien Mittagstisch bekommen?" Nein, Mutter, Theologen sind hier nicht mehr im Kurs, ich bin der einzige von allen meinen Studicngenossen, der so glücklich gewesen. Und dann ist es hier doppelt so billig, als anderwärts, weil hier alte Häuser stehen. Und dann bete ich vor und nach Tische und lege der Munterkeit der jungen Damen ein wenig Zügel an und lenke, wo ich kann, das Gespräch hin auf das Ewige. Es ist dies eine nützliche Uebung, und die Wirtin sagt, ich übe einen guten Einfluß." Frau Jensen dachte an ihre karge Witwcnpension und an die hohen Hauptstadtpreise und schwieg. Aber in ihrem stillen Sinn dankte sie Gott, der ihren Jrcderik allein auserwählt unter allen theologischen Studenten und ihn beschützt hatte, indem er ihn kurzsichtig und einfältig gemacht. Sie kaufte Zeug und nähte weiße Zuggardinen fiir ihn gegen die bösen Augen. Und ein selbstlcuchtendes Phosphorkreuz hing sie in sein Fenster als Abwehr gegen die schlimmen Geister der Nacht. Und Tags darauf, als sie heimreisen sollte, war sie ganz ruhig. Sie zupfte ein wenig an den Zuggardincn und warf einen letzten Blick auf das gefährliche Gegenüber. Gott   der Herr läßt nichts verloren gehen, er braucht die Gottlosen, um den Acker seines Weingartens mit ihnen zu düngen," sagte sie mit einer Wenduny des seligen Vastors. Und Frederik nickte. M. A. N e x ö. Musik. Opern wieDas Glöckchen des Eremiten  " von A. M a i l l a r t(1856) zum soundsovielten Male anzuhören, ist nicht gerade lockend. Vor vier Jahren hatte dieFreie Volks» bühne" das Stück den Ihrigen dargeboten, mit eingehender Inhalts- angabe; die Opernbühnen bringen es immer gern wieder; und jetzt hat(am Donnerstag) das Lortzing  -Theater dieses gut zugängliche Stück in sein nach Volkstümlichkeit strebendes Pro- gramm aufgenommen. Man konnte bei der Aufführung wiederum erkennen, welche hohe Stelle in der gesamten musikdramatischen Musikliteratur der mittlere Teil dieses Werkes einnimmt, obschon das meiste übrige etwas tief steht. Natürlich kann eine ausge» zeichnete Aufführung auch einem Werke selbst den Anschein einer großen eigenen Bedeutung geben. Auf eine Mustervorstellung war jedoch die diesmalige Neueinstudierung in jenem Theater nicht angelegt; und die Regie könnte noch manches grobe Versehen über» winden. Noch dazu stand der Abend unter dem bekannten ungün» stigen Sterne, daß die Darstellerin der Hauptrolle stark erkrankt war und nur aus Pflichteifer spielt«, mit berechtigter Bitte um Nachsicht. So konnte man Johanna Martins Gesangstcchnit mit weniger kritischen Ohren aufnehmen, als für gewöhnlich. Gerade dadurch trat ihr sonstiges Können: ihr reifes und kräftiges Spiel sowie die ausdrucksvolle Verwertung ihrer stimmlichen Mittel» erst recht gut hervor; und allmählich sang sie sich auch so gut durch", daß man wirklich annehmen kann, eine verbesserte Stimm» bi.* werde der Künstlerin zu ganz hohem Range verhe fen»