daher leichter verständlich sein dürsten. alS aus der Erde. Taherhaben die Mondkrater seit vielen Jahren bis in die neueste Zeit ihrebesonderen Liebhaber unter den Naturforschern gehabt. Auch sindVersuche gemacht worden, die Bildung dieser Krater auf dem Wegedes Experiments zu ergründen. In dieser Beziehung hat der FranzoseGustave Hauet einen neuen nicht unwichtigen Beitrag geliefert, indemer ei» bisher unerprobt gewesenes Verfahren zur künstlichcnErzeugung vonMondkratern in kleinem Maststabe erdachr hat. Zu diesem Zweck wird Wachsin einem Kupferkesscl erhitzt. Sobald es weich zu werden beginnt, wird einmit Waffer befeuchteter Metallstab eingetaucht und schnell wiederzurückgezogen. Das Loch wird wieder verschlossen und das Wachsstärker von unten her erhitzt. Dann bildet sich auf der Oberflächeder Maffe eine Schwellung, und eine«Lava" kocht von untenauf und strebt die Oberflächenkruste zu durchbrechen. DieSchwellung nimmt zu, und in einem gewissen Stadiumdes Vorganges findet tatsächlich ein Ausbruch statt. Esentweicht ein Dampssirom. und die Aufblähung der Oberfläche ver-wandelt sich in die Gestalt eines Randes mit senkrechten Wänden.Dadurch wird die im Innern der Masse vorhandene Dampsspannungeine Zeitlang gelöst, aber die Erscheinung wiederholt sich in kurzenAbständen mehrmals. Entsteht enie Schwellung im Innern derfrüheren, so bildet sich ein zentraler Kegel, der höchst auffällig diecharakteristischen Fornr der Mondkrater nachbildet.Theater.Neues Schauspielhaus: �ainz-Gast spiel, Einakterabend. Von den kleinen Stücken, in welchen Kainz am Frei-tag auftrat, war das bereits bekannte: Melisch,«Fest desS a n c t Matern" weitaus das wertvollste. Eine bei maircherUnWahrscheinlichkeit doch interessante und spannende Handlunggibt dem Gewebe von Gedanken und Stimmungen, um dessen Dar-stcllung es dem Autor zu tun war, sinnvoll prägnanten Ausdruck.Der menschenverachtende Stolz des abenteuerlichen Komödianten.der in der Gewißheit, dah niemand den offiziell so heiß beweintenAbgeschiedenen die Rückkehr ins Leben wünsche, vor der feindlichenMenge sich als Totenbeschioörer ausspielt, jein Irrewerden an sichselber, der Umschlag selbstzufriedenen Spottes in ein demütigreuiges Gefühl, als die verlassene Geliebte ihm in ihrer Treue,ihrem unerschütterten Glauben gegenübertritt, verknüpfen sich zueinem Bilde von stark dramatischem Kontraste. Kainz stellte einenglänzenden kraftvoll geschmeidigen Klaus Ciriax auf die Bühne,er lieh dem Ueberlegenheitsbewußtsein des Vaganten denschimmernden Hintergrund des echt Genialischen. Sehr glücklichassistierte ihm Gertrud Arnold in der Figur der armenTormarie.Eine Enttäuschung nicht nur, geradezu eine Marter warHermann Vahrs Dramolctt„Der arme Na tt", und KainzSpiel erhöhte durch die unbarmherzige Naturtreue, mit der er inder Gestalt eines kranken Musikers die Symptome vorgeschrittenerGehirnerweichung wiedergab, nur noch die Qualen. Gewiß, derOswald der Jbscnschen„Gespenster", den Kainz so ausgezeichnetdargestellt, war nicht minder grausig. Indes da bildete das Patho-logische nur ein Moment in dem Gefüge eines tragisch bedeutsamenSchicksais. Wenn die Nerven vom Anblicke des hoffnungslosenkörperlichen Leidens gepeitscht, gepeinigt wurden, so war zugleichdie Seele in den Tiefen aufgeregt. Aber was bei Ibsen als inner-lich notwendige Konsequenz erscheint, trägt in dem BahrschenStücke das Gepräge eines an den Haaren herbeigezogenen spekulativerklügelten Theaterkoups abstoßendster Art. Er peinigt, einfachweil er sich davon Effekt und Sensation verspricht. Und obendreinverfährt er bei diesem ehrenwerten Streben in den einleitendenSzenen so ungeschickt, so umständlich und breit, daß man sich nochehe der angekündigte Paralytiker zur Tür hereintcitk, schon wiegerädert fühlt. Da zudem die Schauspieler, wohl um intimeStimmung zu markieren, teilweise ganz unverständlich leisesprachen, nahm die Ungeduld im Publikum so zu. daß ohne dieauf Kainz gespannte Erwartung es leicht zu einem Skandal beioffener Szene hätte kommen können. Am Schluß wurde neben demApplaus auch starkes Zischen laut. Vinzenz Haißt, der von jungauf gegen den künstlerisch begabten leichtfüßigen Bruder dumpfenNeid empfand, hat eS tn fleißiger Korrektheit weit gebracht,während stch jener in wilden Ausschweisungen zerrüttete. Selbstdurch Krankheit ans Haus gebannt, dem nahen Ende entgegensehend, läßt er den armen Musikus vom Arzte zu sich führen.Triumphierend will er die Trefflichkeit des eigenen wohlverbrachtenLebens am Gegcnbilde des Bruders sich vergegenwärtigen. Rechtausführlich produziert sich der herbeizitierte Patient in seinemLeiden, in ohnmächtigen Bewegungen, sprunghaft wirren Redenund sticht,— das bildet die Pointe, die zum Borwand dieser Wider-wärtigkeiten herhalten muß— noch in allem seinem Elend denguten Binzenz als„armen Narren" ab.Mar Bernsteins Traum- und Versspiel„Der goldeneSchlüssel" hatte bei recht geringen künstlerischen Qualitätendoch den Vorzug, daß es Kainz Gelegenheit bot, sich in bestechend>— euswürdiger kecker Jugendlaune als verliebter Piecrot zuzeigen. Sein Spiel in diesen Szenen wirkte faszinierend, ein un-qcstumcr Beifall rief ihn wieder und wieder vor den Vorhang.«lt.Deutsches Theater.„Der Revisor" von NikolausGogol. Als letzten Herbst der Hauptmann von Köpenick dielustigste Komödie und die tchärfste Satire in der Wirklichkeit auf-führte, da war der bittere Ernst und die Tragik, die hinter derlustigen Außenseite steckte, allzn deutlich, als daß sie hätten verborgenbleiben können. Ob die Zuschauer, die im Deutschen Theater sofröhlich und ausgelassen lachten, sich wohl bewußt waren, daß indieser Posse, als welche man Gogols und der älteren russischenLiteratur beste Komödie servierte, ein weinender Ingrimm, einetiefe Wehmut verborgen liegt? Und ob sie wohl gefühlhaben, daß diese lustige Sache sehr zum Weinen geeignet ist?Gogol selbst hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß es ihm bitterernst war mit seiner Satire, die nur der Zensur zuliebe harmloszu sein vorgab. Und als auch dann erst auf die Verwendung deSZaren Nikolaus hin dieses erste realistische Drama der russischenBühne 183(3 aufzeführt wurde und der Dichter erfuhr, daß sich derKaiser und all die anderen, die im Grunde in diesem Stücke an denPranger gestellt werden, köstlich amüsiert hätten, da hat er seinemUnmut deutlich genug Sprache geliehen. Der Dichter— als Zeitvertreiber und Spaßmacher— das war in der Tat die einzige Art,die ihm in der korrupten russischen Gesellschaft eine Daseins-berechtigung ermöglichte. Der Ekel packte Gogol, und er verließsein Vaterland, dessen tonangebende Klassen seine Geißelhiebe imrals ergötzlichen Lachkitzel enipfanden.Solange die alte russische Gesellschaft weiter existiert, wird dieserAusschrei gegen die Ungerechtigkeit und Gemeinheit ewig jung undaktuell bleiben und darüber hinaus stets Geltung als realistischesZeitbild und aus warmein Mitgefühl geborener Protest in lustigerMaske behalten. So ist eS denn zu begrüßen, daß das DeutscheTheater die bereits von der Freien Volksbühite, dem Schauspielhauseund dem Schiller-Theater wiederholt belebte dankbare Konwdie neuerstehen ließ. In neuer Uebersetzung von Theodor Commichau,die manchmal nicht bloß verdeutscht, sondern verberlinert, und insorgfältiger Regie von Rudolf Bern au er, die in Bieder«meiertönen und Farbenftöhlichkeit schwelgt.(Der Maler ErnstStern hat Kostüme und Dekorationen entworfen). Aber in demBestreben, Komödienwirkungen mit Possemuitteln zu erreichen, hatman des Guten entschieden zu viel getan. Gewiß. Gogol packt un-bedenklich zu, seine Psychologie ist nicht so tief wie etwa dieG. Hauptmanns im«Biberpelz"— aber trotzdem darf eine„Re-visor'aufsührung nicht zur Farce werden. Die Obertöne dürfen nichtfehlen, und vor allem sollte man nicht zu breit werden(mancheWiederholungen stumpfen den Effekt nur ab). In diesem Stücke istkein Held, der aktiv die Handlung leitet. Im Gegenteil, allesmacht sich von ungefähr. Der„Revisor" kommt zu seiner Rolle, erweiß nicht wie. Das System wollte Gogol treffen, nicht individuelleCharaktergemälde entwerfen. So ist denn in der Fülle der Typen,die die Korruption, die Brutalität der Beamten und das Elend derBedrückten repräsentieren, keine überragende schauspielerische Rolle.Am geschlossensten und kräftigsten kam der Polizeimeister, der Chefder Korruption, die brutal nach unten und hündisch nach oben ist,durch Paul W e g e n e r heraus. Der passive Held, der Revisor,wurde von Waßmann als reiner Geck(Karikatur auf ein Mode-journal) und etwas blasierter Dandy aufgefaßt. Zu monotonund vor allem zu trottelhaft. wenn auch voller Wirkung.Im übrigen wurde überall auf starke Chargenwiriung gespielt.Hedwig Wange! trug die ausgeblasene Dummheit der Polizei-meistcrin köstlich zur Schau und Else Kupfer führte einvrovinzhaftcs Gänschen von Tochter in Reinzüchtung vor. Auchsonst viel Charakteristisches, wenn auch nicht gerade russisches. Daskomische Bürgerpaar Dobtschinski und Bobtschmski vortrefflich charak-terisiert hon den Herren Arnold und BienSseldt. Nur derPostmeister GroßmannS und der Hospitalverwalter Leopold?paßten nicht recht in den Rahmen, sie spielten offenbar sich selber.Die urwüchsig derbe Schlosserssrau sAuguste Schönfeldt)erregte stürmisch« Heiterkeit. Aber war das nicht Schwankivirkungreinster Sorte?Mufik.Tragische Operetten werden vielleicht die kommende Mode sein.Mit diesem Ausdrucke wurden von einem Kenner jene neuerenOpern italienischer und französischer Herkunft bezeichnet, die vomeigentlichen Gehalt eines musikalischen Dramas nur noch etwaSäußerlich Charakteristisches übrig behalten, wie namentlich die„naturalistischen" italienischen Essektstücke. Diesmal bekommen wirmit etwas anderem zu tun: mit der Auffüllung des immer leererwerdenden eigentlichen Operettenwesens durch ernste Bestandteile.An sich würde das nicht gerade ein Mißgriff sein; uno wir amwenigsten wollen die Wirklichkeit in Kategorien zwängen. Habendoch Shakespeare und Raimund sehr viel und gutes in der Per»bindung von tiefstem Ernst und ulkigstem Scherz geleistet! Allerdingsist diese Verbindung bei ihnen von echt künstlerischem� Wert. Anderswenn mitten in den Blödsinn der Nnterhaltungsbühnc wuchtigerErnst hineingeworfen wird.Indessen kann sich damit noch etwas anderes, vernünftigeresverbinden: die Erhebung über die reine Lyrik der Gesangsnummern,neben denen die Handlung selbst sich nur dialogisch abspielt, zu einermusikalischen Darstellung des dramatischen Verlaufes. In dieserBeziehung haben der Engländer Jones und der Franzose Audranbereits Wertvolles geleistet, in dieser Richtung glauben wir auchden Fortschritt suchen zu müssen; und was uns davon in der seitvergangenem Sonnabend am Zentral-Theater gespieltenOperette geboten wird, verdient tatsächlich Anerkennung.„Der blaue Klu b", Operette in drei Akten von Ä. Engelund I. Horst, Musik von Karl Kapeller, hebt sich dadurchum ein weniges über das sonstige Operettcnmveau heraus. Im