schon künstlicher Jnbigo eingeführt. Ueber die Hälfte dieses JndigoS nm» wird mit Hülfe von Natrium gewonnen, indem man auf einen Körper, der im wesentlichen aus Anilin und Essigsäure besteht, Natrium in gewisser Weise einwirken läßt. Damit ist der Indigo auch zu einem Teerfarbstoff geworden, da Anilin aus dem in Teer enthaltenen Benzol gewonnen wird. Eine Nachricht über die neueste Verwendungsart des Natriums ist vor kurzem aus New Jork gekommen Man will Natrium als Leiter für den elektrischen Strom verwenden Bisher wurden be- kanntlich fast ausschliesslich Kupserdrähte gebraucht. Natürlich kann man keine freien Natriumdröäste verwenden, da ja Natrium, wie wir gesehen haben, sich mit Wasser verbindet und auch viel zu weich ist. Aber man hat sich dadurch geholfen, dass man Natrium in dünne eiserne Rohre giesst. Bor Kupfer hat Natrium zwei grosse Vorteile voraus, den der besseven Leitfähigkeit und den der grösseren Wohlfeilheit, da Natrium mehr wie neunmal so leicht als Kupfer ist, also 1 Kilogramm Natrium einen neunmal so grossen Raum einnimmt wie 1 Kilogramm Kupfer. Man kann somit aus einem Kilogramm Natrium einen neunmal so langen Draht herstellen, wie aus einem Kilogramm Kupfer, vorausgesetzt, dass die beiden Drähte gleich dick sind. Diesen Vorteilen stehen natürlich grosse technische Schwierigkeiten entgegen, die vor allem darin liegen, dass Natrium vor jeder Spur Feuchtigkeit geschützt werden mutz, da es fich sonst zersetzt. Man kann mit Spannung der Lösung dieser Auf- gäbe entgegen sehen. Dieser kurze Ueberblick hat gezeigt, wie aus einem unschein- baren und gewissermatzen wertlosen Ausgangsmaterial, dem Koch- salz, fich ganz riesige Industrien entwickelt haben. Wie nicht nur das Gold, das man befitzt oder zu besitzen wünscht, oder die blaue Farbe des Stoffes, den man am Körper trägt, ihre Gewinnung dem Kochsalz verdanken, sondern wie in der Zukunft vielleicht der elektrische Strom, der uns Telegramme und Gespräche übermittelt oder gewaltige Energiemengen zuführt, sich des Natriums als Leiter bedient. Dr. O, L. Kleines feirilleton* Torpedo, Granaten, Kartuschen. Die furchtbare Explosion oh Bord des PanzerschiffesJena " im Hafen von Toulon erinnert von neuem daran, welche ungeheuren Vorräte von Explosivstoffen in den Pulverkammern der modernen Kriegsschiffe aufgespeichert sind. Am bedeutendsten und daher auch am gefährlichsten ist diese Explosivkraft natürlich bei den Torpedos, dir in ihren sogenannten ..Gefechtsköpfen" mehrere Zentner komprimierter Schiesswolle bergen. Mancher Kommandant ist froh, wenn er bei Beginn einer Seeschlacht sich dieser Torpedos sobald wie möglich entledigen kann. Beim Auftreffen auf ein Schiff entzündet sich der Torpedo mittels der an seiner Spitze eingeschraubtenPistole", deren Konstruktion ein Geheimnis ist. Um den eigenen Schiffen nicht gefährlich zu werden, ist die Einrichtung getroffen, daß er nach Ablauf einer bestimmten Distanz(3 400 Meter) in die Tiefe sinkt. Jedes Schiff führt bis zu IS Torpedos, d. h. etwa drei für jedes Lanzier- rohr, mit sich. Eine gewaltige Explosivkraft wohnt natürlich auch den Granaten inne, die aus den grossen Geschützen verfeuert werden. DaS Kaliber dieser Granaten erreicht in England 45 Zentimeter, in Frankreich 80,5 Zentimeter; die Länge der Geschosse beträgt ungefähr 3 Kaliber. Immerhin ist die Explosivkraft der Granaten nicht so bedeutend wie die der Torpedos, schon aus dem Grunde nicht, weil sie ja mit viel grösserer Energie abgefeuert werden als die Torpedos, bei denen hierzu fast ausschliesslich Pressluft 6er- wendet wird. Die Granaten explodieren auch erst, nachdem sie den feindlichen Panzer durchschlagen haben, um dann eine Wolke von Eisensplittern auszustreuen. Von den grossen Granaten sind für jedes Geschütz etwa 100 Stück vorhanden; es ist festgestellt, dass der Geschützlauf unbrauchbar geworden ist, nach- dem diese verschossen sind. Grosse Massen von Explosivstoffen, und zwar die verschiedensten Arten, enthalten die Kartuschen; zum M- schiessen der grossen Granaten werden sie zentnerweise verwendet. Die Kartuschen müssen durch eine besondere Borrichtung entzünvet werden; sie sind daher relativ am wenigsten gefährlich. Das gilt aber nur für gewöhnliche Verhältnisse; werden diese Explosivstoffe erhitzt, so steigert sich ihre Explosionsfähigkeit entsprechen?'. Ausser den genannten Explosivstoffen führt jedes Schiff noch eine Menge loses" Explosionsmaterial mit sich, um in der Loge zu sein, joder- zeit Sprengungen, auck in bedeutendstem Umfange, vornehmen zu können. Literarisches. Upton Sinclair verteidigt sein WerkDer Sumpf '' gegen die Zweifelsucht vieler Leser,ob das auch wahr sei", rn einem offenen Briefe.(Abgedruckt in der Broschüre: IstDer Sumpf" wahr?, die in deutscher Ausgabe in Adolf Sponholy' Verlag in Hannover erschienen ist.) Er behauptet darin, der Roman seiein genaues und wahrheitsgetreues Geniälde der Zustände, wie sie in Packingtown, Chicago , vorhanden find....Der Sumpf " ist wahr, nicht nur im wesentlichen, sondern im einzelnen, in den kleinsten Einzelheiten". Erfunden sind nur Nebensächlicbkeiten, z. B. wie Jurgis in den Millionärspalast gelangt und nachher die Hundert« dollärnote verliert. Ueber seine Vorstudien erzählt der Berfasser: Ich brachte sieben Wochen in dem SckilachthauSviertel zu. um mit den Leuten zu leben, sie in ihren Wohnungen, Arbeitsplätzen und Klubs zu treffen. Während dieser Zeit sprach ich mit Hunderten von Arbestern; ich sprach ebenso mit Angehörigen jeder anderen Berufsklafse, mit Aufsehern. Investoren, Aerzten, Rechtsgelehrten und Kaufleuten. mit Gastwirten und Polizisten, Geistlichen und auch mit Verbrechern." WaS ihm mitgeteilt wurde, habe er gewiffenhaft untersucht und nach­geprüft. Einige Vorfälle, die Chicagoer Zeitungen berichteten, be« nutzte er im Roman, z. B. die Geschichte von dem kleinen Jungen, der in einer Oelfabrik zur Nacht eingeschlossen und von Ratten aus« gefressen wurde. Wo Sinclair keine bestimmte Person im Auge hatte, schilderte er doch so wahrheitsgetreu, dass Eingeweihte ganz bestimmte Personen erkennen wollten und ihn fragten, wie es nur möglich sei, dass er diese Einzelheiten so genau erfahren habe. So erging es ihm mit der Aufseherin, die ihre Untergebenen in Be» Ziehungen zu einem öffentlichen Hause in der Stadt brachte. Von den schauderhasten Zuständen in den Schlachthäusern habe er sich selbst überzeligt, wie er versichert, und er besitze auch unanfechtbare Zeugnissevon Personen in verantwortlichen und angesehenen Stellungen". Nach vielen mühevollen Vorarbeiten brauchte Sinclair noch zwei Jahre, um das Werk zu schreiben. Theater. Kleines Theater. Allerseelen, ein Spiel in drei Akten von Hermann Hehermanns. Von jener wuchtigen Konzentration der Stimmung, die'derHoffnung auf Segen" unk» Ora et labor*", den beiden besten Dramen des holländischen Dichters, so eigenartig packende Gewalt verlieh, läßt dieses neue Werk nur wenig spüren. Dort wirkten die Bilder aus einer fernen fremden Sphäre mit dem überzeugenden Scheine des Wirk« lichen und wuchsen zugleich zu allgemein symbolischer Bedeutsam« keit. Hier bleibt das Ferne fern, man hat den Eindruck des nur Möglichen, dem fich nicht innere Notwendigkeit verbindet, und darum erzeugt auch die lang verweilende Ausmalung in jene» beiden früheren Stücken ein Mittel zur Steigerung und Vertiefung des Gefühls hier«her Ungeduld. Legt man jedoch nicht den Massstab dessen, was Heyermanns selbst ehedem geschaffen, sondern den des durchschnittlichen Premierenniveaus an das Stück, so nimmt es fich mit seinen ernsten Intentionen, seiner mancherlei psychologische Feinheiten enthaltenden Kontrastierung des frommen jungen Pfarrers und der weltlich gesinnten, leidenschaftlichen Rita noch immerhin stattlich aus. Eine Tat der einfachsten, selbstverständlichsten Nächstenliebe. der nicht eine Spur von freigeistiger Auflehnung gegen überkommene Glanbenssatzungen anhaftet, bringt das ist die fremdartige Vor» aussetzung des Ganzen den Pfarrer Nansen mit seiner katho» liscken Gemeinde seinem Kollegen und den Vorgesetzten in unäuf« löslichen Konflikt. Er hat Rita, die vor seiner Tür stöhnend zu» sammenbrach, barmherzig aufgenommen, und will sie nach ihrer Niederkunft so lange in seinem Hause behalten, bis der Arzt die Abreise erlaubt. Jeder Verdacht, er selbst könne des Kindes Vater sein, ist ausgeschlossen, aber die blosse Tatsache, dass sich kein legitimer Gatte findet, genügt nach Heyermanns den Dorf- bewohnern schon, um sich über die unangebrachte Gastlichkeit ihres Seelsorgers zu entrüsten. Kollege Bronk, der schwarze Wider- part oes guten Pfarrers, warnt ihn, auf seinem Vorsatz zu be» harren und so ein Aergernis zu geben, das dem Respekte vor der Kirche scbadcn müsse. Als jener fest bleibt, denunziert ihn Bronk beim Bischof, der den Widerspenstigen schliesslich seines AmteS enthebt. Nansens Hoffnung, durch liebevolle Bemühung und Ge» dnld das Mädchen, das auch er bei aller seiner Güte als eine Schuldbeladene betrachtet, auf den Weg des Glaubens zurück zu leiten, erfüllt sich nicht. In den Stunden der Qual hat sie gebetet, aber nur wie eines gespenstigen Traumes erinnert die Genesende sich dessen. Mit allen Fasern klammert sich ihr Herz von neuen» an die schöne Erde, in jubelnder Freude gedenkt sie des Wesens, welchem sie das Leben gab. Die nach langem Zögern aus, gesprochene leise Frage des Priesters, ob sie denn nichts bereue. nichts zu beichten habe, weist sie höhnend, voll feindseligen Trotzes zurück. Ihr höchstes Glücksgefühl schlägt um in tiefsten Schmerz, das Kind, das man einer Bäuerin zur Pflege übergeben, siecht hin und stirbt. Sie rast, die tröstenden Worte Nansens gleiten so machtlos wie früher seine Mahnung von ihr ab. Doch getreulich, in brüderlicher Hülfsbereitschaft hält er bei der Unglücklichen aus. Was alle seine Worte nicht vermochten, das bewirkt mit einem Schlag der Anblick des von der Seefahrt heimgekehrten Geliebtem Hoffnung und Lebensmut erwachen wieder. Und der Matrose, in seinem Proletarierempfinden gleich Rita losgelöst von jedem Glauben, ruft dem versehmten Geistlichen ein zuversichtlich froh Lebewohl zu, er werde ein einer der ihren werden! Die Aufführung war wohlgerundet. Paula Somarh» eine noch ganz unbekannte junge Schauspielerin, bot in der Rolle der Rita eine Leistung von überraschender Naturwahrheit und äusserst farbenreicher Nuancierung. Von den anderen Mitwirkenden sei hier nur noch L e t t i n g e r als Pfarrer Nansen und Abel in der kleinen Episodenfigur des liebedienerischen Msters genannt. Das Schauspiel wurde mit warmem Beifall aufaenommen. Kammerspiele deSDeutschen Theaters:Hedda Gabler " von Ibsen . Die Aufführung dieses komplizierten DramaS, daS uns nie alle aufmuchenden Fragen beantwortet und uns stetS mit manchen Zweifeln erfüllen wird, ist an fich schon ein Experiment. Im potenzierten Masse war es die Aussührmig, die in den Kammerspielen nnt Gertrud Eysoldt m der alles be-