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fortdauernd da als der starke Geist des Widerspruchs in unserer Literatur. Er geht seine eigenen Wege und sucht bei keinem Rat. Literatur. Er geht seine eigenen Wege und sucht bei keinem Nat. in der Dramatit, seinem einzigen Feld, hat aber auf der National­Gunnar Heiberg bemüht sich um die Nachfolgerschaft Jbsens bühne mit seinen Komödien eine Niederlage nach der anderen erlitten. Seine große Verhöhnung des Nationalgefühls oder richtiger der leeren nationalistischen Prahlerei in der Komödie Folkeraadet".( Der Volksrat") war genial, aber allzu grobkörnig, um durchschlagend zu wirken.

Das Unternehmen war ein großes Süttentverk, ver- einer platten Berherrlichung der Spießbürgerlichkeit zugewandt. bunden mit einer Maschinenfabrik. Die Lohnverhältnisse nut Samsun   steht, als das allseitige Original, das er ist, waren sehr schlecht, im allgemeinen war der Arbeitstag 13 Stunden, bei den Schmelzöfen mußten die Arbeiter sogar in der glühendsten Size 12 Stunden aushalten. Die Ver­waltung war auch ziemlich nachläffig hinsichtlich ärztlicher Sülfe, was sich besonders in der letzten Zeit fühlbar machte, wo zahlreiche Unglücksfälle vorgekommen waren. Die Ingenieure und die Meister waren oft grob und roh gegen die Arbeiter, und als es sich ereignete, daß ein Ingenieur einen Arbeiter zu Boden warf und mit dem Stiefel in das Gesicht schlug, da riß die Geduld, und der erste Streit brach in Petrowfa aus. Die Forderungen der Arbeiter bestanden aus folgenden Hauptpunkten: eine geringe Er­höhung des Tagelohns; achtstündige Arbeitszeit bei den Schmelzöfen; Verbesserung des Krankenhauses und der ärzt lichen Hülfe; Entfernung des erwähnten Ingenieurs.

Unsere Wohnung wurde zu einer großen Druckerei ein­gerichtet. Mehrere Personen hatten nach sorgfältiger Medaktion einen Aufruf abgefaßt, der in mehreren tausend Exemplaren gedruckt werden sollte. Die Schrift und eine kleine Handpresse waren herbeigeschafft worden, das nötige Papier ebenfalls, und nun ging die Arbeit los. Am Tage wurde nur eine Unterbrechung gemacht, so lange das Mädchen Sonst wurde Tag oder der Hausknecht im Hause waren. und Nacht gedruckt. Wir waren ungefähr sieben bis acht Mann und lösten uns in Tag- und Nachtschichten ab. Dann wurden die fertiggestellten Proklamationen nach dem Fabrik­dorf geschafft und dort unter die Arbeiterschaft verteilt.

Bescheiden, idyllisch, aber mit großer Farbenpracht schildern die Landssprachen- Schriftsteller Jans Tvedt und Rasmus öland das Bauernleben. Sie untergraben sowohl die Tvedt rücksichtslos realistisch auch das freie Liebesleben des Land­Religiösität wie die Vorurteile, besonders Röland, während voltes schildert. Sie werden im ganzen Lande viel gelesen von der jungen Generation. Löland redigiert auch ein Blatt für Kinder, das ganz frei ist von Gottes Wort  ".

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Peter Egge   ist ein vortrefflicher Schilderer des Volkslebens und hat die Menschen seiner engeren Heimat gezeichnet, wie fie gehen und stehen. Er hat vieles gemeinsam mit einem Vertreter der deutschen Literatur, mit Peter Rosegger  . Egge hat auch eine Reihe gelungener Komödien geschrieben. Sein letztes Buch ist eine Handwerker- Idylle, wie sie sich in der Wirklichkeit vielleicht in einer kleinen norwegischen Stadt noch jetzt abspielen kann, gehört. aber leider wohl sonst überall der fernen Vergangenheit an­

Per Sible ist einer der größten Lyriker in der norwegischen Literatur. Er schrieb sowohl in der Landssprache wie in der Reichssprache und ist der am meisten begeisterte Vaterlandsfreund, der die norwegische Natur besungen hat. Er starb vor ein paar Jahren freiwillig, nachdem er ein unglückliches Leben, teilweise in Rot und Entbehrung, gelebt hatte. Seine zwei Erzählungen Bare en hund"(" Nur ein Hund") und En trestilling"( Ein Dreier") Weltliteratur. Einige seiner Lieder und Gedichte find stürmisch­sowie die Arbeiterschilderung Streit" gehören zu den Perfen der revolutionär. Da er ein Jahr vor seinem Tode seine jährliche Staatsunterstützung eingebüßt hatte, nachdem er längere Zeif unproduktiv gewesen war, schrieb er seinen Abschied von Nor­dwegen", der rührend tragisch ist.

Am nächsten Tage fuhr ich mit Petroff hinüber, um zu sehen, wie die Sache gelungen fei. In dem Dorfe herrschte große Bestürzung. An Häusern, wo sonst Plakate über Theatervorstellungen oder andere Bekanntmachungen hingen, waren unsere Proklamationen angeklebt.

( Fortsehung folgt.)

Norwegens   neuefte Literatur.

Von Olav Kringen.

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Während Europa   sich Henrik Ibsens   Dichtung aneignet und zunuze macht, wird es für die nachfolgende Dichtergeneration in seinem Heimatland von entscheidender Bedeutung, daß sie sich von feinem dominierenden Einfluß befreit und ihre eigenen Wege wandelt. Da ist es gut, daß neben Ibsen auch andere standen, die ihm jedenfalls bis an die Schulter reichten und daß, während Ibsen   für Europa   schrieb, die Jugend in dem heimatlich tiefen Grüblergeist Arne Garborg   einen Bannerträger erhielt, der mehr als irgend ein anderer der jungen Literatur Hoffnung gab. Der engherzige Nationalismus ist sowohl in der Lands­sprachen")- Literatur wie bei denen, die in der Reichssprache schreiben, auf die Talentlosigkeit und Untauglichkeit angewiesen und darum faum bemerkbar. Die jungen Dichter ziehen es viel­mehr vor, die Geißel der Satire über ihres Voltes Lächerlichkeiten zu schwingen, statt dem Nationalgefühl zu schmeicheln. Das schließt nicht aus, daß sie sowohl Vaterlandsliebe wie die Erkenntnis befizen, daß sie vor allem dem Volke angehören, dessen Sprache sie fdireiben und dessen Charaktere fie schildern.

Als ein hervorragender Meister der Satire ist der produktive Hans Kind zu nennen, dessen ganze Tätigkeit ein einzig da­stehender Protest gegen des jungen Björnsons Bauernberherrlichung war. Es kann nicht geleugnet werden, daß bei Kind der Bauer etwas wie eine Karikatur geworden ist, aber in den zehn bis zwölf Büchern, die er geschrieben hat, fann der Bauer auch alle feine Lächerlichkeiten und Eigentümlichkeiten, alle seine Untugenden wie in einem reinen Spiegel erblicken. Klind macht die National­bergötterung in ihrer tiefsten Wurzel lächerlich.

Mit mehr Verständnis, viel feiner und mit größerer Liebe zum Bauernleben hat Hans Aanrud  , der selbst in einem der größten Bauernbezirke geboren ist, die Bauern geschildert, sowohl mit ihren Unarten wie mit ihren Vorzügen. In ein paar ganz vortrefflichen Komödien, Storken"(" Der Storch") und zwei Fort­sehungen davon hat er die Mittelstandsleute der Städte lebendig gezeichnet. Der Storch" ist eine der besten Komödien der nor wegischen Literatur und hat sich von den privaten Theatervor­stellungen der Arbeiter schließlich den Weg gebahnt zu unserem Nationaltheater und hier außerordentlichen Erfolg errungen. Die Brüder Thomas und Wilhelm Krag waren beide fraft­volle Talente, aber in ihrer späteren Produktion haben sie sich Landssprache"

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Randsmaal" ist die um die Mitte des vorigen Jahrhunderte von Ivar Aasen   aus den Volksdialekten gefchaffene norwegische Sprache, die auch Norwegisch- norwegisch" genannt wird im Gegensatz zum Dänisch- norwegischen, der Reichs Sprache.

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Zwei von Jonas Lies   Söhnen gehören dem schriftstellernden Norwegen   an. Mons Lie hat schon eine ganze Reihe Bücher geschrieben, die alle knorrige, unebene, phantastische Produkte find, die von hoher dichterischer Begabung zeugen, aber in ihrem ganzen Aufbau Kaviar für die Masse bedeuten. Erik Lie   schildert trocken und realistisch modernes Geschäftsleben. In derselben Reihe mit diesen beiden kann Alexander Kiellands   Sohn, Jens Betlig Kielland genannt werden. Nils Collet Vogt, der einem sehr aristokratischen Geschlechte im Lande angehört, ist fast ausschließlich Lyriker. Er debütierte schon in den achtziger Jahren als einer der rotesten Revolutionäre. Sein Arbeiterlied Den er vor denne jord"(" Sie ist unser diese Erde  ") wird nun in Arbeiterversammlungen allgemein gesungen. Es ist das beste Arbeiterlied in der norwegischen Literatur. Traurig ist es, daß die großen Komponisten seine revolutionären Lieder systematisch un­beachtet ließen, während sie zu den weniger bedeutenden Liebes­liedern Melodien schufen. Seine Romane und Schauspiele sind nicht so sehr bedeutend.

Johan Bojer   ist aus fleinen Verhältnissen hervor gegangen, aber seine Entwidelung vollzog sich in fonservativer Richtung. Er hat große Nomane geschrieben, die eigentlich nur politische Broschüren sind; aber er hat auch, besonders in seinen ersten Arbeiten, wie dem kleinen einaftigen Schauspiel En moder" ( Eine Mutter") und dem Roman Helga", sowie in seinen zwei bis drei lehten Büchern, namentlich in Troens magt"( Glaubens­macht") gezeigt, daß er gediegene Kunst zu liefern vermag. Daß sein Schauspiel Theodora" bewundert wurde, ist gewiß nur einer Grille von Dr. Georg Brandes   zu verdanken.

Anders Still of ist Redakteur von Staatsminister Michelsens Zeitung in Bergen  . Er hat zwei Schauspiele geschrieben: " Sagförer Helmans"( Rechtsanwalt Helmans") und Strid" ( Kampf"). Das erste ist eine ergreifende dramatische Episode aus der wirtschaftlichen Jobberei der neunziger Jahre und das andere schildert den Kampf zwischen Kapital und Arbeit und ist verwandt mit Hauptmanns Webern". Beide Schauspiele hatten Erfolg bei den Aufführungen in Kristiania   und Bergen. Seidem er Redakteur wurde, hat er als Dichter geschwiegen.

Anders Hautland ist Norwegens   Gorki. Er schrieb sein erstes Buch, während er als Tauschhändler und Vagabund herums streifte. Seine Mutter ist ein armes Dienstmädchen aus Nordland, fein Vater unbekannt. In einer Reihe Erzählungen schildert er fein eigenes Leben als Vagabund und Arbeiter, in seinen letzten zwei Büchern gibt er Naturschilderungen von Nordland  , die un­übertroffen dastehen. Als Menschenschilderer ist er schwächer.

Von schriftstellernden Damen, von denen die norwegische Literatur eine Menge hat, gehört Amalie Skram   der älteren Generation an und von der jüngeren verdient eigentlich

nur

ulda Garborg genannt zu werden. Ihre Produktion ist etwas ungleich, hat aber viele Perlen aufzuweisen. So das un­verwüstliche fleine Schauspiel Rationelt fjösstel"( Rationelle