dessen Ermangelung etwas Nasenerde von lehmigen Wiesen bei.Am besten eignet sich hierfür die Erde, die der Maulwurf auf-geworfen hat, weil sie durch den Winterfrost mürbe geworden,außerdem frei von Schädlingen ist. Zu einer guten Erde fürBlumenkästen gehört auch noch etwas grober Sand bezw. Kies, weiler das Erdreich warm, frisch und locker erhält. Schlingpflanzen,die stark ins Kraut gehen, brauchen aber auch einen stickstofsreichenBoden, weil Stickstoff die Blätterbildung befördert. Das weihPrietzke, er weih aber auch, dah Hornspähne den besten Stickstoff-dünger für Balkonkästen liefern, weil sie sich nur langsam zer-setzen und ihre Wirkung deshalb monatelang anhält. Er hateinen Bekannten, der Drechsler ist, und sehr über den Jugendstilklagt, der ihm das Geschäft verdorben, aber doch ein gutes Herzhat. Von diesem hat sich Prietzke etwas Hornspähne schenkenlassen, die er unter die Erde mischen will. Wer aber nicht wiePrietzke in der Lage ist, einen Drechsler zum Freunde oder Vetterzu haben, der hat vielleicht einen Freund, der dem Taubensport.huldigt und kann sich von diesem etwas Taubendung geben lassen,er tut die gleichen Dienste. Mit diesen Düngern ist aber großeVorsicht geboten. Zwei Hände voll genügen zur Beimischung füreine ganze Karre voll Erde, zu viel ist allen Pflanzen Gift.Unter den einjährigen Schlingpflanzen für Balkonkästcn gibtes einige, die man jetzt gleich in die schon auf dem Balkon auf-gestellten Kästen säen kann, so den buntblätterigen japanischenHopfen, der allerdings nur durch seine Blätter schmückt, dieTrichterwinden, die sich an senkrecht gespannten Schnüren empor-winden und sogenannte Nachtblühcr sind, da sie bei sonnigemWetter ihre Blüten erst abends öffnen, sowie die feurig rotblühende Kapuzinerkresse und die nur etwa l Meter hoch-rankenden wohlriechenden Wicken. Andere Sommerschlingpflanzen,wie die Cobaea, der Kammsamen(k-opkiospermum), die Mauran-dien u. a. sind empfindlicher. Sie werden jetzt am Zimmerfenstergesät und erst zu Mitte des nächsten Monats in die Kästen ge-pflanzt. Mit allen diesen Kulturen muß man aber Geduld haben,der Samen braucht im Boden seine Zeit und die Sämlinge wachsenanfangs auch nur unmerklich weiter. Erst wenn die Sonne höherund höher steigt, beginnt das rasche Wachsen, gewöhnlich aber erstvon Mitte Juni ab, dann dauert es noch vier Wochen und zarteRanken umspannen den Balkon, zwischen welchen sich baldHunderte und Tau sende von Blüten hervorschieben. Erst die kaltenHerbstregen und Spätfröste machen diesem üppigen Blühen undGrünen ein Ende.— Hd.Kleines feuületon.Der Roman eines ägyptischen KönigSgrabeS. Der bekanntefranzösische Aegyptologe G. Maspero, Direktor des Museumsin Kairo, berichtet im„Journal des Debats" über die Auffindungeiner interessanten Grabstätte im„Tal der Könige" bei Theben.Herrn Theodor Davis, der schon vor zwei Jahren das Grab derEltern der Königin Tigi erschlossen hat, ist es im Januar geglückt,das Grab dieser merkwürdigen Frau selbst aufzufinden, die, einereinfachen Priesterfamilie entsprossen, Königin des Landes gewordenist und als Gattin Amenothes III. großen Einfluß auf dessenantiklerikale Politik ausgeübt hat. Die Erschließung war sehrschwer, da der Zugang ganz mit Bautrümmern verschüttet war.Davis konnte nur mit Mühe durch den engen Stollen schlüpfen.Im Augenblick der letzten Begräbniszeremonien hatte sich eine Ver-schüttung ereignet und die niederbrechenden Mauern hatten dieLeichenkammer zur Hälfte mit Schutt gefüllt. Als Davis mittelseines an die Elektrizitätswerke angeschlossenen Drahtes die Grufterleuchtete, hätte er glauben können, in eine Grotte aus„Tausendund eine Nacht" versetzt zu sein, denn von überall her, vom Boden,von der Decke und vom Sarg leuchtete ihm Gold und Edelgesteinentgegen. Bei genauerer Betrachtung stellte sich freilich dermärchenhafte Glanz etwas bescheidener dar. Die Golddecke desSarges ist recht dünn und die vermeintlichen Edelsteine sind Kieselund vielfarbige Glasscherben. Der Schlitten, auf dem die Mumiehingetragen worden war, war aus Holz wie gewöhnlich und mitStuck bedeckt; er hatte Basreliefs und darüber eine ganz dünneGolddecke. Das Stück war trotzdem ganz einzig in seiner Art,leider gelang es nicht, es ohne Schaden zu transportieren. DerKlebstoff, der Metallaufguß, Stuck und Holz verbunden hatte, warlängst eingetrocknet und die verschiedenen Teile zerfielen an derfrischen Luft vor den Augen des Malers, der sie kopierte. Nurjene Bretter blieben erhalten, die seit dem Tage der Bestattungflach am Boden geblieben waren. Eines zeigt auf einem Bild denKönig Khuniatonu und seine Mutter Tigi aufrecht in Anbetungvor ihrem Gott. Die Sonnenscheibe hängt über dem Opfer undsendet nach allen Seiten ihre Strahlen, die mit Händen versehensind, von denen einige das Opfer fassen, während andere den beidenHerrschern das Lebenskreuz darreichen. Die Inschrift besagt, daßder Pharao den Schlitten für seine Mutter Tigi errichtet habe. DieMumie der Königin ist in eine wohl feine, aber recht abgebrauchte,durchlöcherte und vielfach geflickte Leinwand gewickelt. Wie beigewöhnlichen Leuten hat man auch bei der Königin sparsam diealte Garderobe benützt und ihr dann, sie in Rauschgold rollend, eineglänzende Hülle geschaffen. Der Körper hat der Zeit schlechtwiderstanden, nur hier und da hängt ein Stück vertrocknetenFleisches am Skelett. Die Züge des Gesichts sind dagegen nochdeutlich wahrnehmbar und sie beweisen, verglichen mit den be-kannten Standbildern der Königin und durch die Aehnlichkeit mitden Darstellungen ihres Sohnes Khuniatonu, daß es wirklichKönigin Tigi ist. Die Goldblätter, die das Haupt umhüllen, be-zeugen, daß das Grab nicht verletzt worden ist, da sie sonst Räubernzum Opfern gefallen wären. Um so auffallender ist, daß bei derLeiche die Ausstattung fehlt, die dem Reichtum der Königin entespräche. Bei den Eltern Tigis wurde eine vollständige Einrichtungvorgefunden: Lehnstühle, Schmuckkästen, Wäschekörbe, Sandalen,Betten usw., sogar eingepökelte Eßvorräte usw., kurz eine solcheMenge von Gegenständen, daß sie einen ganzen Museumssaal füllt,Bei der Tochter fand man nur einige irdene Töpfe, etliche Amuletteund Zierstücke aus Alabaster, im ganzen etwa 100 verschiedenerleiGegenstände, darwnter besonders auch einige Utensilien vomToilettetisch der Königin, die durch den Gebrauch gleichfalls starkhergenommen und deshalb der Tochter überlassen worden waren«außerdem winzige Modelle von Möbeln und Hausgeräten, Koffervon 6 Zentimeter Länge aus grünem Email, Messcrchen usw., einwahres Puppenspielzeug, ein bloßes Symbol der irdischen Wirt--schaft, das indes als ein vollgültiges Aequivalent nach dem Todeangesehen wurde. Jeder der vier Kanopen(Wassergötter) ausAlabaster in der Westnische wird von einem Frauenkopf überragt»der ein Porträt der Königin in ihrem reifen Alter gibt. DieseDarstellung ist das Werk eines ausgezeichneten Künstlers undüberrascht durch eine Lebendigkeit des Ausdrucks, der unter denäußeren Formen die seelischen Grundzüge deutlich hervortretenläßt. Der Gegensatz zwischen dem Rang der hier beigesetzten Frauund der Geringfügigkeit ihrer Grabausstattung ist aber so groß, daßman sich die Frage vorlegen mutz, ob der Ort, wo Davis die Mumiegefunden hat, wirklich ihre eigentliche Grabstätte ist. Maspero ver!sucht die Seltsamkeiten dieses Grabes zu erklären. Er führt aus:Tigi starb vor ihrem Sohn und der Glanz ihres Sarges zeigt, daßsie damals mit all dem Pomp behandelt wurde, der der Mutter deSregierenden Herrschers zukam. Aber zehn Jahre später, als dieReaktion triumphierte und der zweite oder dritte NachfolgerKhuniatonus den Amonsdienst wiederherstellte, mußte man ihreLeiche vor dem Haß der Priester von Theben bergen. Man schafftesie heimlich fort und lud sie auf dem Schlitten, der bei der erstenBeisetzung in Verwendung gewesen war, löschte aber darauf dasBild des verfluchten Pharao aus. Man vergaß die Kanopen nicht,die zur Fortdauer der Toten notwendig waren, nahm einige ver»schiedene Gegenstände mit und ließ die Masse des Mobiliars imursprünglichen Grab. Dieses Geschäft wurde mit möglichsterSchnelligkeit, ohne Wissen des Volkes vollzogen. Man stellte dieKanopen in der Nische der neuen Zufluchtsstätte auf, schob denSarg in eine Ecke, legte aufs geradewohl, ohne Ordnung dieToilettegegenstände und das winzige Gepäck in den Sand und ver»mauerte den Zugang. Als man die letzten Bretter des Schlittenseinführte, war der Zugang schon so eng, daß ein falscher Handgriffdie innere Lage des aufgeschütteten Steinmaterials in die Leichen»kammer einbrechen ließ. Man gab sich nicht die Mühe, den Bauwieder in Ordnung zu bringen, sondern ließ die Bretter im Stein»Haufen stecken, in den sie im Augenblick des Unfalls geraten warenund vermauerte die Pforte, worauf man den Graben ausfüllte.Das Versteck war so gut gewählt, daß Frau Tigi mehr als3000 Jahre in Frieden schlafen konnte, bis der Forschungseifelleines Gelehrten ihre Ruhestatt entdeckte.Ethnologisches.Ueber das Pseilgift der Indianer. Schon dieersten Entdecker der neuen Welt wußten, dah die Eingeborenenihre Pfeile vergifteten, über die Zubereitung des Giftes gingenverschiedene abenteuerliche Versionen. So hieß eS, daß die In»dianer eine an der Meeresküste vorkommende widrigriechendeWurzel, schwarze stinkende Ameisen, Spinnen, häßliche haarigeRaupen, Fledermausflügel, Hals und Kopf eines giftigen See-fisches, der Tabrino heißt, Kröten und Schlangenzähne bei derZubereitung desselben verwendeten. Alles dieses wurde zusammenmit den Früchten der Mancinella gekocht, und zwar außerhalb desDorfes, der dabei aufsteigende Dampf wirkte so schädlich, daß derSklave, welcher das Gift zubereitete, stets das Opfer dieser Arbeitwurde.Zu Anfang des 19. Jahrhunderts gab Humboldt einen Berichtüber die Zubereitung des Pfeilgiftes, woraus zu ersehen ist, daßweder stinkende Ameisen noch Schlangenzähne und dergleichen dazugenommen wurden. Der wirkende Stoff wird einer zu denStrichneen gehörigen Pflanze entnommen. Di« Indianer deSOrinoco anerkannten die Macusis in Guinea als die berühmtestenin der Bereitung des Giftes. Die WajongkonS, welche die nörd»lichen unterworfenen Distrikte des oberen Orinoco bewohnten»unternahmen die weite Reise nach dem Lande der Macusis bloß zudem Zwecke, das starke Pfeilgift Curari dort zu holen und gegendas Curata umzutauschen,«in merkwürdiges in ihrem Landewachsendes Rohrgewächs. Aus diesem werden die gcfürchtetenBlasrohre,„Sarbakans" genannt, gemacht, indem das Rohr aus-gehöhlt und im Innern mit vieler Sorgfalt geglättet wird. Vonsehr hartem Holz schnitzen die Indianer Pfeile, deren Spitze inoas Gift getaucht, das andere Ende aber mit Baumwolle um-wickelt wird, so dah es ganz das Rohr ausfüllt. Mit dieser furcht-baren Waffe kämpfen feindliche Stämme gegeneinander, aber auchzur Jagd, besonders auf Affen und Vögel, werden die Blasrohr»pfeile verwandt. Das Wild, welches den Schuß oft nicht fühlt« ig