Sifor ein und saate-'�uen tt)tt auf die Gesundheit Petrosts. anstoßen. Ich habe vor einer »/.»ven«stunde ein Telegramm erhalten, habe es Ihnen aber absichtlich nicht hingeschickt, ich wußte ja, daß Sie hierher kommen würden, und ein kleiner Spaß schadet Ihnen auch nichts. Ich habe mich riesig gefreut, als ich das Telegramm erhielt." Die Verzögerung erklärte sich dadurch, daß Petrosf plötzlich erkrankt war und seine Frau in der Aufregung der- gessen hatte, uns ihre Ankunft mitzuteilen. Das Telegramm war aus Wien  . «Fortsetzung folgt.) Soziale Reflexe in der Dichtung* Von SR. Franz. Wenn man die sozialen Unterschiede in eine Skala bringt, so sitzt oben, grob ausgedrückt, der Mann, der nie unten jener, der immer Hunger hat. Die Zwischenstufen sind theoretisch zwar zahl- reich und klein wie Fahrenheitgrade; aber praktisch sind ihrer doch nicht so viele, und selbst ämtlich wird nach Celsius gemessen. Der große Nullpunkt liegt zwischenadelig" undbürgerlich". Bei allen Schattierungen des Adels genügte doch von jeher die Verleihung des von", um ein Bürgermädchen sogar seinem Landesherr», ivenigstens für die Funktionen einer Maitresse, ebenbürtig zu machen. Dieser Fall war und ist die Regel bei der Vereinigung sozial getrennter Liebender". Die legitime Ehe bleibt eine Ausnahme, ist aber doch nichts Unerbortes vom armen Heinrich bis zum Herzog von Meiningen.  (Dasselbe gilt von der niorganati- schen Ehe, die man ja, dank dem Gottesgnadentum, auch als legitim anzusehen hat.) Aus naheliegenden Gründen entspann sich, umgekehrt, ein Liebesverhältnis zwischen adliger Frau und Bürgerlichem nicht so häufig. Die Standesgenossen vermochten leicht den weniger gebildeten, weniger geschliffenen Bürger auszustechen ganz davon abgesehen, daß ja die Gelegenheit zum Verkehr zwischen Edelsrau und Bürger sehr beschränkt war. Im folgenden wird sich zeigen, wie in der deutschen Literatur der letzten zwei Jahrhunderte das Ende einer Neigung zwischen Edelfräulein und Bürger von den verschiedenen Autoren zu ver- schiedenen Zeiten(aus guten Gründen) verschieden gewählt worden ist. Die Geschichte soll dabei aus dem Spiel bleiben. Für die Kulturgeschichte ist am wertvollsten die Literatur geschichte. Das Symptom ist mehr wie das Faktum. Das Drama bevorzugt, beim Auftreten desbürgerlichen Trauer- spiels", jenen zunächstlicgenden Konflikt aus der Liebe zwischen Edelmann und Bürgermä'dchenKabale und Liebe  " ist das Para- digma. Dies Verhältnis, wo der Mann der Höhergestellte ist, er- scheint vonEmilia Galotti" bisEgmont  " in mancherlei Variationen. Die genannten drei Dramen zeigen, wie auch gerade die drei besten Köpfe ihrer Zeit sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen be- müht waren. Die große Häufigkeit und Oeffentlichkeit solcher Ver- bindungen mußte zuerst lebhaften Anteil und Protest erwecken. Dieser Protest aber durfte sich in jenen angenehmen Zeiten aller- höchstens in der schönen Literatur, mehr oder weniger versteckt, hervor- wagen. Unter den Dichtungsarten bot wiederum das Drama am ehesten die Möglichkeit einer allgemeinen und kräftigen Wirkung. Hingegen erscheint unter den Motiven des Dramas jener Zeit so gut wie gar nicht die Liebe des Niedrigen zur hochstehenden Ge- liebten. Sie bildet dafür aber von alters her dock ohne jede soziale Tendenz den Gegenstand der episch-lyrischen Dichtung, die ja beim jahrtausendelangen Verfall des Dramas allein für die künst- lerische Behandlung der weltbewegenden Motive in Frage kam. Die unglückliche Liebe etwa eines Pagen, der die Prinzessin anbetet(und, nicht selten, von ihr angebetet wird), symbolisiert das Verlangen nach Gleichheit wenigstens nach Gleichheit in der Liebe. Doch wird eben nur in der Dichtung diese Gleichheit erreicht; ja, meist nimmt auih dort noch die Neigung ein schlimmes Ende. Dabei wagt sich eine Kritik der gegebenen Zustände, geschweige denn ein Angriff auf sie, nur zahm hervor; im ganzen herrscht Resignation. Sogar beim umgekehrten Verhältnis, das seltener, aber nicht selten, ebenfalls die Lyriker und Epiker beschäftigt, gilt etwa die Heirat zwischen dem arinen Heinrich und einem Landmädchen als eine außerordentliche Herablassung und nicht genug zu preisende Gnade. So sehr blieben auch die Dichter abhängig von den Vor- urteilen ihrer Zeit. Selbst G. A. BürgersGraf' Walther"(nach dem Altenglischens) beendet erst in zwölfter Stunde die harte Prüfung, die er dersüß-süßen Maid" auferlegt hat; ja, Tauf' und Hochzeit sollin einer Stunde sein". Er hat sich lange genug wie ein rechtes Rauhbein betragen; und nach allem soll die Ehe doch noch eine Gnade sein. Immerhin: eS wird geheiratet. Aber derselbe Bürger, der doch wie wenige ein Vorläufer der neuen Zeit war, kannLenardo und Blandine", Page ur.o Prinzessin, nur im Tode dauernd einander vereinen. Gleich Bürger sind auch die anderen freien Geister deS acht- zehnten Jahrhunderts, da sie eben mit den Tatsachen rechnen müssen, weit entfernt von der Proklamierung jener Gleichheit. Mochten auch all jene vornehmen Leute, die den Umgang eines Rousseau suchten, ihm mit erlesenster Höflichkeit begegnen den heutigen Leser der Bekenntnisse" faßt oft genug Erbitterung, weil er dennoch eine äußere Kluft zwischen dem Genius und diesen Edellcutcn verspürt, die der innerlichen gar zu schroff entgegengesetzt ist. Jenes achtzehnte Jahrhundert zeigt auch in Deutschland   die Mode, an den Hösen Kunst und Wissenschast zu pflegen. Wer konnte auch sonst etwas für sie tun l Geld und eine gewisse Bildung waren fast nur hier vereint. Mit dem Gelde verschaffte man fich die Künstler und Gelehrten, von denen man dann die Bildung bezog. Auch dieses Kaufverhältnis, bei dem die Ware nur als schwaches Entgelt, die Bezahlung als Geschcnl, als Gnade angesehen wurde, erscheint uns heute widerlich. Die Künstler fügten fich, im besten Falle knirschend, meist mit selbstverständlicher Resignation. Sie trösteten und täuschten sich auf mancherlei Art hinweg über das Peinliche ihrer Stellung. Besonders hatten sie ja Gelegenheit, fich an den Hösen der großen und kleinen Großen in schöne und kluge Frauen zu vergucken. Wo ihre Neigung erwidert wurde, stand einem Liebesverhältnis nichts im Wege. Der Gatte ist ja meist kein Hindernis; die Leonoren aber sind selten, und die Gelegenheit war günstig genug. Schwieriger und seltener war naturgemäß eine Liebschaft mit einem adeligen Mädchen. Wenn es aber doch einmal zur Liebe kam, so mußte beiden Teilen als einzig mögliche Er- füllung ihrer Sehnsucht(auf die Dauer) die Ehe gelten. Denn es hätte immerhin ein auch für Edelfräuleius ungewöhnlicher Zynismus dazu gehört, etwa einen gleichgültigen Ebenbürtige» zu heiraten, um so in Sicherheit die Geliebte des Geliebten werden zu können. Der Ehe mit diesem aber standen unüberwindliche Hindernisse entgegen. Das Bewußtsein der Schranken mochte sogar in dem adligen Fräulein die Entstehung einer Neigung von vornherein ausschließen. So verschmäht HeinsesHildegard von Hohenthal" ihren Musik- lehrer, obwohl sie ihn sehr hochschätzt. Er seinerseits geht anfangs ganz wacker auf das Ziel los, sieht aber schließlich mit merk- würdiger Ruhe seinen vornehmen Nebenbuhler dieses Ziel erreichen und begnügt sich mit einer anderen. Man begreift nicht, warum. Der Unterschied? der Stellung ist rein äußerlich geblieben. Es besteht bereits keine innere Kluft mehr zwischen dem hochgebildeten Bürger- ticken und den Edelleuten. Dennoch ist eine Heirat ausgeschlossen; das fühlt man stets. Bei Goethe ist jene Kluft vorhanden, und sie ist ganz ver- inncrlicht. Nicht Tassos Stand, sondern sein Beruf, der sonst das Verbindende zwischen Künstler und Fürst darstellt, ist hier zugleich das Trennende: er reißt den Dichter fort von den anderen und über sie hinaus. Hier war immerhin die zur Einkleidung gewählte Zeit zu berücksichtigen. ImWilhelm Meister  " liegen die Dinge schon anders.Standesvorurteile kommen unter jenen ausgezeichneten Personen nicht auf, wie denn auch der Roman mit mehreren Miß- heiraten schließet" sagt ein angeblich moderner Sittenhistoriker. Hier hat die französische   Revolution gründlich gewirkt; aber nicht bei Heinse  , dessen Roman immerhin schon zugleich mit denLehr- jähren"(1795 96) erschien. Auch Jean Paul   zeigt 1804 in denFlegeljahren" einen herz- hast demokratischen Zug. Leider sieht man nicht, was aus der Liebe Walts zu Wina geworden wäre. Der Nebenbuhler, derGras", scheidet zwar aus; aber der General würde den bürgerlichen Schwiegersohn schwerlich annehmen. Vielleicht blieb d e s h a lb dieses Meisterwerk Fragment. Valt Harnisch ist vielleicht ein Typus jener Uebergangszeit: der weitgereiste ist radikaler Demokrat, aber er nennt sichv o n d e r Harnisch", des Effekts wegen. Es nimmt nicht Wunder, daß bei der Versumpfung deS deutschen Publikums im zweiten und dritten Viertel des neunzehnten Jahr- Hunderts Heine aufs Ausland angewiesen, Hebbel   unverstanden, Wagner bald das eine, bald das andere daß. sage ich, auch die neu errungenen sozialen Standpunkte wieder aufgegeben wurden. Symptom:Soll und Haben". Es ist gar nicht daran zu denken, daß Anton das adlige Fräulein bekäme! Sondern die wird dem ebenbürtigen Fink ausgehoben. Diegroße Zeit", die für unS erst nach 1870 beginnt und noch währt, nimmt energischer das Thema von Anno 48 auf. Der soziale Roman spielt zunächst nur in Proletarierkreisen. Liebeskonflikte, wie die oben betrachteten, werden selten geschildert; einmal weil fie gegenüber wichtigeren Fragen, die die Allgemeinheit angehen, un- wesentlich erscheinen; dann aber auch, weil das Gefühl sich Bahn bricht, daß hier für ernsthafte Menschen gar kein Konflikt mehr möglich ist. Sogar Sudermann  (ich nehme immer das bekannteste Symptom) läßt den Liebling seiner Frau Sorge die vornehme Ge- liebte erringen, beweist also damit, wie trivial diese Lösung bereits geworden ist, das heißt wie sehr dieses Symptom Symptom ist. Wenn Keller, lange vorher, einen Edelmann zeichnete, der dem grünen Heinrich unbedenklich seine Tochter gegeben haben würde, so schien doch auch ihm vielleicht zur Begründung solchen Tuns nützlich, diese Tochter nur eine Pflegetochter sein zu laffcn. Doch hätte es im übrigen dessen nicht bedurft: die Liebe scheitert hier aus rein psychologischen Gründen. Was Heinse und Freytag bei ihren Leutchen nicht zu erlveisen vermögen. Aehnlich liegt der Fall bei Hamsuns Viktoria und ihrem Johannes wenn auch, in Norwegen  , kein eigentlicherAdel  " in Frage kommt. Der soziale Unterschied zwischen Schloßfräulein und MüllerSsohn wird nur von Dritten betont. Auch bildet das Geld zeitweise ein Hindernis. Aber das Ende dieser Liebe(es ist kein keinEnde")'verschulden diese Herzen selber, die zu stolz und zu eigensinnig find.