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Et ift gleichzeitig mit allen anderen verhaftet worden, saß| Zeit der Ankunft Pizarros im Jahre 1532 noch kein Jahrhundert aber bloß zwei oder drei Tage im Gefängnis. Das wäre ja unter der Herrschaft der Inkas  . Erst Huayna Capac( sprich: an sich nicht so merkwürdig, sonderbar ist es nur, daß es mit hai  - na Kapach), der vorletzte Inkaherrscher, hatte sie unter­worfen. ihm schon zum zweiten Male so geht. Hier in der Stadt lebt ein kleines Fräulein, das uns stets geholfen hat; sie ist keine Revolutionärin, sie sympathifiert nur mit uns; von der habe ich noch andere merkwürdige Geschichten gehört, die voll­tommen glaubwürdig sind. Als Kretschmann zum zweiten Male mit den anderen verhaftet wurde, wußte außer den Verhafteten bloß eine Studentin, wo die Koffer mit der ver­botenen Literatur versteckt waren. Wie ich schon gesagt habe, wurde Kretschmann nach zwei Tagen entlassen. Er fuchte die Studentin auf, überbrachte ihr einen Gruß von den Verhafteten und sagte, man solle sehr vorsichtig sein, denn die Polizei hätte offenbar eine Ahnung, wo die offer steckten. Wäre es nicht besser, meinte er, wenn Sie und ich die Broschüren und Bücher wo anders hinbrächten?

( Fortsetzung folgt.)

in den Schränken 1-3, allerlei Geräte und Schmucksachen, meist Betritt man den Richthof, so findet man gleich in der Mitte, aus der Gegend von Lima   und den südlichen Küstengebieten darunter Goldpokale, goldene und silberne Figuren, silberne Becher, Masten und Frauenschmuck: Armringe, Berltetten, Arm=. berzierungen, Haarzangen. Auch die Töchter der Yuntas   mochten fich gerne puben und gefielen sich besser, wenn auf ihrem bräunlich= totem Teint goldene Zierraten prangten. find Erzeugnisse der altperuanischen Töpferkunft zur Ausstellung In der linken Hälfte des Lichthofes, in den Schränken 4-12, gelangt, die deutlich die Stilverschiedenheiten zwischen den nörd lichen und südlichen Küstengebieten wiederspiegeln. Die Tongefäße aus Chimbote( Schrank 4-6) haben teils die Form menschlicher Figuren, teils sind sie rundbauchig, mit Bogenhenkel versehen und mit geometrischen Mustern und Figuren, vornehmlich mit Dar­stellungen aus der Tierwelt oder mit Kriegsszenen, bemalt. So zeigt beispielsweise eines der Gefäße in Schrank 5 mehrere Krieger im Waffenschmuck, von denen einer einen Gefangenen vor sich her= treibt. Auch mit Reliefdarstellungen sind einige größere Gefäße geschmückt, z. B. mit Szenen aus dem häuslichen Leben der Indianer. Soweit die Gefäße mit Menschenköpfen geziert sind,

Kunft und Gewerbe in Altperu. zeigen diese deutlich den indianischen Typus. Oft ſcheinen fogar

die Tonkünstler" der Chimus sich bemüht zu haben, bestimmte Personen nachzubilden, denn wir finden unter den Porträtköpfen verschiedene, die kleine förperliche Gebrechen aufweisen. Eine der Figuren im Schrank 4 stellt z. B. einen Chimu dar, der auf dem linken Auge blind ist.

Als die spanischen   Groberer nach der Entdeckung der neuen Welt mit ihren beutegierigen Scharen in die alten Kulturreiche Mittelameritas und der Westküste Südamerikas   eindrangen, da war es nicht nur die blinde Zerstörungswut, nicht nur die nach ver­borgenen Schäßen spähende Bereicherungssucht, denen die alte tausendjährige Kultur der Eingeborenen zum Opfer fiel. Mehr noch als die rohe kriegerische Vernichtungsluft und der Durst nach Gold, trieb der Haß gegen die ihnen von dem religiösen Fanatis­mus ihrer Priester als Teufelswerk denunzierte fremdartige Kultur die spanischen   Kohorten zur Vernichtung der alten Kunstschäße, die sie auf ihren Eroberungszügen vorfanden. Um die Ein­geborenen gefügig zu machen für die neue Religionslehre und die neuen Sittlichkeitsbegriffe, die ihnen die befehrungswütigen Dominikaner  , Franziskaner- und Auguftinermönche aufzuzwingen fuchten, zerstörten die Eroberer und ihre Nachfolger nicht nur alle Gegenstände, die mit dem alten Kultus zusammenhingen, sondern auch biele sonstigen Erzeugnisse der früheren Kultur, an denen das Herz der Indianer hing. Es sollte ihnen gewissermaßen die Erinnerung an eine frühere bessere Zeit genommen, ihre Sehnsucht nach der Wiederkehr der alten Zustände erstickt werden, damit sie fich um so williger unter das ihnen von ihren neuen spanischen  Herren auferlegte Joch beugten. Dennoch sind in unseren Museen biele Ueberbleibsel der altindianischen Welt zu finden, die in die Kunst und Technik, teilweise auch in das häusliche und gesellschaft- zeiten hundert, resp. zehn Krieger ins Feld stellen konnten. liche Leben der altamerikanischen Kulturvölker tiefe Einblicke ge= ftatten. Besonders aus Altperu enthalten die ethnologischen Museen manche Kunstschäße. Das ist dem Zusammenwirken zweier Umstände zu danken. Erstens der Sitte der das peruanische Küsten­gebiet bewohnenden Stämme, ihren Toten alles das ins Grab mit zugeben, was in ihrem Leben ihr persönliches Eigentum gewesen war und woran ihr Herz gehangen hatte; zweitens den besonderen tlimatischen Verhältnissen der Küstenregion. In dem sandigen, bielfach stark salpeterhaltigen Boden jener Gebiete, in denen nur höchst selten Regen fällt und die Wasserzufuhr fast ausschließlich durch die von den Höhen der Kordilleren herabfließenden Flüsse erfolgt, waren die Leichen und ihre Beigaben dermaßen vor Ver­moderung geschüßt, daß sich die Holzgegenstände wie die feinsten Gewebe und Federmosaiten aus ältester Zeit in wunderbarer Weise erhalten haben.

Andere Züge zeigen die schwarzen und roten Tongefäße aus Trujillo  , dem Hauptsiz der alten Chimu- Kultur. Die blanken schwarzen Gefäße, die in dem unteren Teil dieser Schränke stehen, gehören meist einer Entwickelungsstufe an, die längst überholt war, als die spanischen Eroberer in das Inkareich eindrangen. Die roten Gefäße mit Reliefdarstellungen stammen hingegen aus der lebten Zeit der borspanischen Kulturperiode. Interessant sind die Darstellungen menschlicher Figuren mit Tierattributen oder Tier­emblemen. Wahrscheinlich deuten diese Attribute auf die Totem­zugehörigkeit der betreffenden Personen hin. Wie die nordamerika­nischen waren auch die peruanischen Stämme, sowohl der Küste als des Hochlandes, in Geschlechtsgenossenschaften geteilt, die sich vielfach nach Tieren benannten und sich von mythischen, oft in Tiergestalt verehrten Stammbätern ableiteten. Gewöhnlich be= stand ein Stamm aus mehreren den griechischen Phratrien ähn­lichen Hauptgeschlechtern, die wieder in verschiedene Geschlechts= genossenschaften oder Hundertschaften, und diese wieder in Sippen oder Zehntschaften geteilt waren. Den Namen Hundert und Behntschaften führten diese Abteilungen deshalb, weil sie in Kriegs­

Eine höchst wertvolle Sammlung solcher Gräberfunde hat zur Beit das Museum für Völkerkunde im Lichthofe des Kunst­gewerbemuseums in der Prinz Albrechtstraße ausgestellt: eine Sammlung, die besonders in künstlerischer Hin­ficht viel Wertvolles enthält. Unter den Fachgelehrten galten die Schäße des Berliner   Museums für Völkerkünde an altperuanischen Altertümern schon bisher als höchst wertvoll. Als das große Toten­feld von Ancon umgegraben wurde, erwarb das Museum einen beträchtlichen Teil der dortigen Funde, dazu kam vor einigen Jahren die reichhaltige Baeßlersche Sammlung, und nun hat ein ungenannter Gönner dem Museum auch noch die wertvolle Samm­lung geschenkt, die ein Herr Greber aus Hannover   während seines 33jährigen Aufenthalts in Lima   zusammengebracht hat.

Wesentlich verschieden von den Trujillo  - Gefäßen find jene aus Recuay   und dem nördlich von Lima   an der Küste gelegenen Chancay  . Auf den Recuay  - Basen sind vielfach ganze Szenen durch fleine Tonftatuetten zur Darstellung gebracht, während die Chancay­Krüge meist weiß und braun bemalt sind und die Form menschlicher Figuren haben, deren Gesichter in der Art, wie es bei den Chantas üblich war, tätowiert sind.

Dahinter, an der Stellwand 15, find mehrere geschnitte Holz­geräte befestigt: Webestäbe( zur Befestigung der Kette bei der Weberei), Webemesser, Raffelstäbe, Keulen mit Morgensternen aus Kupfer und Stein. Die prächtigsten dieser Schnißereien stammen aus den Gräbeen von Trujillo. Sie wetteifern in ihrer Ausführung mit den feinen Holzschnißereien aus Pachacamac, die an der hinteren Rückwand in der Mitte des Lichthofes ausgestellt find( Stellwand 40-42). Besonders find die schönen Bruntruder prächtige Erzeugnisse der Holzschnitzerei, die im alten Peru   nicht etwa handwerksmäßig betrieben, sondern von fast jedermann ge übt wurde. Der Schnizer jener prächtigen Stücke hat vielleicht neben der Schnißerei selbst sein" Balsa"( Binsen- Floßboot) gelenkt, seinen Acker bebaut und seine Werkzeuge hergestellt. Der Hauptwert der Sammlung liegt jedoch in der großen Zahl prächtiger Gewebe und Federmosaiten, mit teilweise wunderbar fein abgestimmten, leuchtenden und doch nicht grell wirkenden Farbenzusammenstellungen. Die meisten find aus feiner Vicuna­Wolle gewebt. Größtenteils liegt die Musterung im Gewebe, das heißt, das Ornament ist in den Stoff eingewebt; doch haben viel­fach Stickerei und Malerei der Wirkung nachgeholfen. Außer­ordentlich mannigfach sind die verwandten Motive: geometrische Ein Teil dieser Greßerschen Sammlung ist es, der zurzeit im Flächenfüllungen wechseln mit figürlichen Darstellungen, meist in Kunstgewerbemuseum   ausgestellt ist. Zumeist besteht er aus Gegen- bizarrer Stilisierung, ab. Oft finden sich mehrere Motive in dem­ständen, die in der Nähe von Lima  , in den Huacas( sprich: Whátas) selben Gewebestüd vereinigt. Pflanzenornamente find dagegen sehr den Geschlechts- Massengräbern, von Pachacamac( sprich: Patscha- selten. Die Webetechnik hat danach im alten Beru auf einer be­tamach) gefunden worden sind; doch befinden sich unter der Samm- trächtlichen Höhe gestanden, und doch waren die Apparate, mit lung auch viele Funde aus anderen Gegenden des peruanischen denen diese Leistungen vollbracht wurden, außerordentlich einfach, Rüftengebietes von Nasca   bis Trujillo. Dagegen fehlt das Hoch­land von Cuzco   und das Gebiet des Titicaca- Sees, des Stamm­fizes der Inkas. Es ist also nicht richtig, wenn in einigen Blättern die Ausstellung als ein Beugnis für die Intakultur bezeichnet wird. Die ausgestellten Gegenstände stammen vielmehr fast fämt­lich aus den Wohnsitzen der Yunca- und Chimustämme, die nicht wie die Inkas zum Sprachstamm der Ketschuas gehörten, sondern in ganz anderes Idiom sprachen. Zum größen Teil waren sie zur

wie die ausgestellten Webegerate in den Schränken 34 und 35 be­weisen, an denen sich die Art der Gewebeherstellung deutlich er­tennen läßt. Und wie es kein besonderes Holzschniger-, Bildhauer­und Töpfergewerbe im alten Peru   gab, so auch teine gewerbsmäßig betriebene Weberei. Das Weben gehörte zum Arbeitsressort der Frauen. Allerdings wurde an' schönen Stücken oft mehrere Jahre gearbeitet, und meist wurden sie auch nicht in ärmeren Haushalten hergestellt, sondern in den Familien vermögender Stammes- und