sogar Scherze. Anna Michailowna lachte und sagte:Kinder, es bleib: vns nichts anderes übrig, als zu meinem Schwager zu reisen. Dort müssen wir warten, bis wir wieder Geld haben. Ihr seid�ja anständig angezogen. Gepäck haben wir ja auch, obwohl es nur aus einer einzigen Reisetasche besteht. Ich muß aber einen Hut haben, denn mit dem Tuch um den Kops kann ich doch nicht diese weite Reise machen!" ..Wenn wir nur erst wüßten, wie wir weiterkommen können. Abraniosf, haben Sie Geld? Ich habe etwas über hundert Rubel bei mir." Er hatte auch Geld, so daß wir die Reise sehr bequem machen konnten. Der Zug hielt wieder. Die Tür unseres Wagens wurde aufgemacht. Der Schaffner erschien und sagte:Steigen Sie aus! ich helfe Ihnen". Es>var heller Morgen. Wir hatten also fünf Stunden im Wagen zugebracht.Kommen Sie mit", sagte der Schaffner. Er führte uns zu einem Schuppen. Hinter allerlei Güterwagen konnten wir die Station nicht sehen. Warten Sie hier auf mich, ich bin bald wieder da." lFortsetzung folgt.) JMontz fjartmann. Von ErnstKreowski. (Schluß.) Die Aussichtslosigkeit der Paulskirchenverhandlungen nach den Septemberereignissen in Frankfurt , im Zusammenhang mit der ganzen Untätigkeit und Müßiggängerei, zu welcher die Volksvertreter berufen waren, ließ Hartmanns Sehnsucht nach Aktion, nach frischem fröhlichem Kampfe begreiflich erscheinen. Zudem war e-Z schon seit früher Jugend, wie er bekennt, einer seiner liebsten Träume, der Revolution als gemeiner Soldat zu dienen ein Traum, dem übrigens noch jede echte Poetennatur von Schiller, Byron bis Richard Wagver nachgehangen, der aber auch gegebenen Falles verwirklicht wurde!.Als daher die Nachricht vom Ausbruch der Wiener Revo- lution vom 6. Oktober in Frankfurt ankam, beschloß ich schreibt Hartmann nach Wien zu gehen. Der Drang, etwas für die Sache zu tun, wie der Wunsch, eine tatkräftige und schöne Bewegung zu sehen, war nach den niederdrückenden Prager Erlebnissen und nach biermonatigem Tagen in einer vertrauensseligen Versammlung nur natürlich." Vorerst blieb Hartmann aber noch in Frankfurt . ES war näm- lich von feiten der Linken der Versuch unternorumen worden, das Parlament zu einer Aktion zugunsten der aufständischen Stadt im Sinne der Bewegung zu bringen. In der Sitzung vom 12. Oktober wurde aber dieser von mehr als 60 Fraktionsgenossen darunter auch Hartmann unterstützte Antrag von der Mehrheit abgelehnt, weil man die Wiener Bewegung für keine deutsche(!) anerkennen könne. Die Linke beschloß also, den Wienern wenigstens in der stärksten Form ihre Sympathie kundzugeben. Das sollte durch eine Deputation geschehen. Hartmann und seine Genossen verließen Frankfurt , ohne Urlaub vom Parlamentspräfidium nachzusuchen. »Wir reisten guten MuteS ab, wohl wisiend, daß wir uns, wie Herr von Schmerling sagte, in Gefahr begaben, in der wir umkommen konnten, aber froh, den Wienern sagen zu können, daß die deutsche Demokratie sie nicht vergessen; und glücklich in der Hoffnung, die Revolution, die so großmütig für die Magyaren begonnen worden, für die deutsche Demokratie benützen und im Kampfe, der bevorstand, das Unsere tun zu können." Die Reise ging am 12. Oktober über Breslau . Hier be- sprachen sich die Delegierten aus Nützlichkeitsgründen noch mit den Gesinnungsgenossen, machten jedoch bei der Weiterreise auf dem Breslauer Bahnhofe die unangenehme Entdeckung, daß ihnen der berüchtigte Polizeispitzel Witt» Dörring folgte. Als Blum seiner ansichtig wurde, meinte er:.Es sollte mich wundern, wenn es der Edle nicht versuchte, uns irgendwelche Un­annehmlichkeit zu bereiten." Und richtig..In Ratibor angekommen, war uns die Unannehmlichkeit durch Herrn Witt-Dörring schon bereitet. Aus den Mittelstationen war er regelmäßig, so oft der Zug Halt machte, vor unserem Coups auf- und abgegangen, um uns nicht aus den Augen zu lassen, wie ein Sbirre vor der Zelle des Gefangenen.... In Ratibor , dem Wahlorte des Fürsten Lichnowöky, wo der Zug sich lange zu verweilen hatte, sahen wir ihn rasch aus dem Waggon springen und in die Säle des Bahnhofs- SiebäudeS eilen, die von Besuchern stark besetzt waren. Auch wir liegen aus, um etwas mitzunehmen, kaum wenige Minuten nach ihm, und schon hörten wir im Publikum hie und da nnsere Rainen flüstern und sahen wir mit Fingern auf uns deuten. Als wir wieder einstiegen, hatte sich schon das Gerücht verbreitet,die Mörder Lichnowskys" seien da. Der Bahnhof wurde von den Herbeiströmenden überfüllt und durch die Menge drängten sich plötzlich von allen Seiten Offiziere hindurch. Wir hörten wohl manches Wort, das uns galt, und bemerkten auch die Auftegung, die in der Masse von Minute zu Minute wuchs.»Nur ruhig bleiben," sagte Blum, ich schlafe". So sprechend zog er den Mantel füber den Mund, legte sich in die Ecke und schlief. Ich beobachtete, was vor unserem Wageufenster vorging. Ein Offizier nach den: anderen kam heran. starrte herein, betrachtete uns wie wilde Tiere, murmelte oder schimpfte etwas und ging weiter, um einem anderen Platz zu machen. Aber hinter diesen Offizieren stand eine bürgerliche Menge, die ruhig und beobachtend aus einiger Entfernung auf unser Fenster und auf die Offiziere sah. Ich giaube, daß dort unsere Freunde standen; vielleicht wußten das auch die Offiziere es blieb beim Gemurmel, beim Hin- und Hergehen, beim Hereinstarren, bis sich der Zug nach ungefähr einer halben oder dreiviertel Stunde in Bewegung setzte. Jetzt erst erhob sich ein hörbares Schimpfen, das uns aber beim Lärmen der Lokomotive unartikuliert blieb."... Am Morgeir des 17. Oktober fuhr die Deputation von einer kleinen Station vor Wien wohin nian infolge von Befestigungen auf der Eisenbahnbrücke seitens der Aufständischen nicht per Bahn gelangen konnte mit einem Fiaker in die Stadt hinein. Nach kurzer Umschauin der offiziellen Welt, Reichstag und Koniman- dantur", kam die Deputation indes zu der Auffassung, daß es das beste sei, mit dem Volke selbst in Beziehung zu treten. Noch am gleichen Abend wurde eine von Hartmann verfaßte Proklamation an die Wiener aufgesetzt und am 18. Oktober affichiert. Aehnlich, wie in der bereits zuvor überreichten Adresse namens der Linken an das heldenmütige Volk von Wien ", wurde darin seiner Helden- tat rückhaltlose Bewunderung gezollt.Wir preisen uns glücklich hieß es am Schlußin diesem verhängnisvollen Augenblicke in Eurer Mitte zu weilen, und wenn es das Schicksal will. Eure Gefahren zu teilen, mit Euch zu stehen und zu fallen". Eigentlich war somit die Mission der Deputierten erfüllt, und Blum und Fröbel beschlossen, am 20. Oktober wieder heimzureisen. Sie führten diese Absicht aber nicht aus, weil sie fortwährend hörten,daß es unmöglich sei, ohne Mtzhandlung durchs Heer zu komnien. Die Tage vom 20. bis zum 26. vergingen auf diese Weise in der Ungewißheit, ob es möglich sei, abzureisen". Daß Hartmann mit Blum und Fröbel gleichzeitig nach Frank« furt zu gehen beabsichtigt habe, ist kaum anzunehmen. Er war vielmehr von Anfang an entschlossen, selbst aktiv an den Kämpfen teilzunehmen. Allerdings sagte er sich,ist es in einer großen revolutionären Stadt, besonders ivenn die Revolution schon einregimentiert ist, nicht so leicht, seinen Wirkringskreis zu finden; man sieht fortwährend Bewaffnete hin- und herziehen, man hört von Kämpfen da und dort; die Kanonen donnern aus den verschiedenen Weltgegenden und siehe da, das Individuum, das nicht ein Teil eines Ganzen ist, ist nichts." Hart- mann zog also vorerst aufAbenteuer" aus.Die Aula(Klub der revolutionären Studentenschaft) hatte uns Ehrendegen ge- schenkt; ich trug den meinigen an der Seite und den Kalabreser auf dem Kopfe und war ein Müßiggänger." Als solcher wird er bei einem in Gemeinschaft eines befreundeten Arztes nach der Alser- Vorstadt unternommenen Gange Zeuge einer Kampffzene, die er auch geschildert hat. Im übrigen muß er als Unbeteiligter, wie seine Kollegen, der EntWickelung der Dinge zusehen.Die Kampf- organisation der Wiener zog indessen immer weitere Kreise: Gerade gegen Ende Oktober versuchte man noch, neue Kräfte heran- zuziehen und. in den Dienst der Verteidigung der beinahe schon er- schöpften Stadt zu stellen. Man ging daran, ein sog. Corps d'elite zu errichten. Es sollte aus erprobten Menschen und aus Jntelli- genzen bestehen, und kleine Abteilungen desselben sollten überall den Posten beigegeben werden, um auf Geist und Stimmung der Kom- battanten zu wirken. Das Kommando wurde einem ehemaligen österreichischen Offizier, Major Haugk, übertragen, der seinen Patriotismus und seine Tapferkeit später an einem ungarischen Galgen büßte, zugleich mit den ungarischen Generälen, die in Arad hingerichtet wurden. Die Frankfurter Deputierten wurden in das Corps d'vlite aufgenommen. Blum und Fröbel bekamen Offiziers- stellen; auch mir, um mich als Abgeordneten zu ehren, trW man eine solche an, aber ich dankte." Hartmann blieb seinem Jugendtraum treu und trat als gemeiner Soldat ein. Die ganze Herrlichkeit sollte jedoch nur wenige Tage dauern. Schon am 1. November zog Windischgrätz in die besiegte Stadt ein die Orgie der Monarchie begann".... Nun galt es auch für die Frankfurter Deputation, sich in Sicher- heit zu bringen. Blum wollte davon nichts hören trotz HartmannS eindrmglichen Vorstellungen. Das weitere Schicksal Blums ist be­kannt. Unmittelbar vor seiner Verhaftung soll Hartmann bei ihm und Fröbel sie wohnten in einem und demselben Gasthause gewesen sein, um ihnen noch einmal die Notwendigkeit der Flucht darzulegen. Er konnte sie, schreibt Wittner. nicht dazu bringen, ihre Handlungsweise zu ändern. Im letzten Moment noch soll Hartmann der Gefahr, mit ihnen verhaftet zu werden, entgangen sein, indem er sich durch einen Scitenausgang ins Freie rettete, während Windischgrätz' Trabanten schon vorne ins Haus drangen. Am 5. November verließ Hartmann Wien mittels einer vom General Cordon, dem Befehlshaber der Stadt ausgestellten Reise- bewilligung. Eine hohe Persönlichkeit soll sich für den Dichter ver- wendet haben. Er selbst hat sich niemals über diesen Vorgang geäußert. Zuvörderst ging er nach Frankfurt zurück und blieb hier bis zur Auflösung der Nationalversammlung. Mit dem Rumpfparlament fiedelte er dann nach Stuttgart über. Nachdem eS hier auseinander getrieben und auch die Bewegung im badischen Lande unterdrück: