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hätte, und Entfeßen ergriff die Offiziere. Jedoch im nächsten Augen-| Neigungen zur Galanterie wiedererwachen, wo doch keine Aussicht blic rief Neswazli erleichtert und verwundert: Das ist ein Alter!... mehr besteht diese köstliche Figur wird unter Reichers Händen Pfui, Teufel 1: leibhaftige Wirklichkeit. Ein charmanter Liebhaber mit der Gicht in

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Der Mte, ganz weiß und unheimlich, troch auf dem erdigen den Gliedern, ein Wrack, das das hohe Meer noch kühn befahren Boden ihnen entgegen. Die knochigen und gekrümmten Hände möchte, ein Mann, der den Frauen vier Millionen opferte und dessen gruben sich mit Anstrengung gegen die Erde und die Beine Adelsprädikat jetzt von einer reich gewordenen Kokotte erkauft wird. Schlotterten fraftlos hinterher. Er blickte von unten Neswazki gerade Wehmütige Fronie und leise Tragit umspielt Reichers Campanello. in die Augen und der Blick seiner halberstorbenen, tief hinter Sichten Und er ist in den 18 oder 12 Jahren derselbe geblieben. Um dieser weißen Brauen liegenden Augen war geradezu grauenhaft. Sobald Charakterfigur willen nimmt man Sardous technisch sehr sauber er bei der Tür angelangt war, flammerte er sich plöglich an den gearbeitetes Stück die Marquise gern mit in den Pfosten und richtete fich zitternd und schwankend daran auf. Nun, Kauf. Ja, man ist geneigt einen Zeitspiegel aus der dritten was soll das?" brachte Neswazki blöde und verwirrt hervor. Laff' Republik   darin zu erblicken, und sagt sich nach den trüben mal, Du. Theatererfahrungen der letzten Jahre, es ist auch abgesehen von Sardou noch nicht das schlechteste. Von Sardous Theaterware is die Marquise" sogar immer noch eines der genießbarsten Stüde  . Bei Gastspielen ist man nicht verwöhnt. Irgend ein kunterbunt zusammengewürfeltes Ensemble, feine gründliche Einstudierung usiv. eicher wollte seine gastspielenden Kollegen durchaus nicht über­treffen. Im Gegenteil. Das andere kann man sich denken. Nur Herr Lind fiel etwas aus der Rolle, indem er den tölpelhaften Bauernalten treffend chargierte. Fräulein Hartwig( als reich gewordene Sängerin Lydia) mag eine gute Schauspielerin sein, für diese Rolle einer echten Barijerin" fehlten ihr indes manche Qualitäten.

" Zurück, verfluchter... Ich laffe Dich nicht"... frächzte der Alte mit weit ausgebreiteten Armen. Wohin, verfluchter!"

Für einen Moment trat Nesiazki zurück, jedoch in seinen Angen blikte es verschlagen und grausam auf. Er duckte sich, als wollte er einen Anlauf nehmen, und schlug plöglich mit einer diebesartigen Bewegung den Alten mit dem Säbelgriff auf den alten, schmutzigen Schädel, der wie ein irdener Topf anschlug.

S. so!" zischte der Leutnant boshaft. Des Alten Augen schienen komisch und unheimlich aus den Höhlen zu springen, er stöhnte auf, schwankte auf und nieder und stürzte rüttlings nach dem Flur.

( Schluß folgt.)

Kleines feuilleton.

Hygienisches.

―r.

kfg. Modernes Rettungswesen in Großstädten. Jene Bewegung, die als modernes Rettungswesen bezeichnet wird, ist ohne Beteiligung der Aerzte nicht möglich. Letztere sind die wichtigsten und natürlichen Sachverständigen in dieser Frage. Das bedingt aber auch andererseits die Pflicht, an den Arbeiten regen Meister Hämmerlein in der Natur. Eine Anregung, die Anteil zu nehmen. Nach Generalarzt Dr. Düms wurden dahin mancher Naturfreund beherzigen wird, gibt der Kunstwart". gehende Bestrebungen in Deutschland   hauptsächlich durch drei " Der Naturfreund", schreibt er," fahndete auf den ersten Momente in Fluß gebracht: 1. Gründung der vorbildlichen Wiener Schmetterling, vermerkte die Ankunft der Stare, und legte seiner freiwilligen Rettungsgesellschaft; 2. durch die Verbreitung des Redaktion den ersten Maitäfer auf den Tisch. Er benahm fich der Esmarchschen Samaritergedankens, in dem der Inhalt des letteren Natur gegenüber wie ein bevorzugter Gaft, wie ein intimer auf eine breitere Basis gestellt wurde; und 3. durch die sozial­Hausfreund, und das Volk der Laien sah auf ihn mit unverkenn: politische Gesetzgebung, durch die das Recht des verunglückten barem Respekt Aber er ist start am Aussterben. Die Freundschaft und franten Arbeiters auf Hülfe fanttioniert wurde und mit der Natur hat ihren aristokratischen Nimbus eingebüßt, ist die Pflicht des Gesunden zu helfen einen nicht minder eindring­volkstümlich geworden, derb und gewaltsam dabei, die Jahreszeit lichen Ausdruck fand. Leider haben sich die Aerzte, wie aus den Aus­spielt keine Rolle mehr. Winters wie Sommers drängt das Stadt­bolt in schwarzen Schwärmen aus dem Tor und weithin übers Land führungen des Genannten in der Medizinischen Gesellschaft zu hinaus. Gut und schön. Kein Sturm und auch kein Regen schüßt Leipzig  ( Münch. Mediz. Wochenschrift") hervorgeht, im Anfang die Blume auf der Wiese, schützt den Wald vor der Beraubung, nicht überall, wie es wünschenswert gewesen wäre, mit dem gleichen vor der Schmückung durch Stullenpapiere, Eierschalen und Flaschen- Interesse in den Dienst dieser neuen Bewegung gestellt. Gerade scherben. Es find regelrechte Raubzüge, diese freundnachbarlichen die verschiedenartigen Organisationen des Rettungsdienstes in den Besuche der städtischen Herrschaften bei der Mutter Natur, die in Großstädten find Zeugen hierfür in dem Sinne, daß überall, wo unendlicher Langmut immer wieder ergänzt, verjüngt, und den Aerzte die Leitung gleich von Anfang an in die Hand genommen Tisch mit ihren holden Gaben Jahr um Jahr aufs neue bestellt und haben, auch alle die Forderungen erfüllt sind, die an diese Organi schmückt. sationen gestellt werden müssen. In Leipzig   ist zuerst in Deutsch  land eine solche Einrichtung an der Hand der Gründung der jezigen Rettungsgesellschaft am 6. Juni 1882 geschaffen worden, an deren Sanitätswachen die Beteiligung allen Aerzten der Stadt zustand und die fich dank der tätigen Mithülfe und Unter­stüßung seitens der Stadtvertretung aus bescheidenen Anfängen bis zu ihrer jetzigen Ausdehnung entwickelt hat. Auch die anderen For: derungen, die dann später auf dem Freiburger   Aerztetag ihre Be­stätigung fanden, haben von Anfang an hier gegolten. Man tann die Städte in drei Gruppen je nach der Art der Entwickelung ihres Rettungswesens einteilen. In der ersten- und dies find in der Hauptsache die Großstädte liegt es in den Händen von Aerzten und entspricht den Grundfäßen, die auch v. Bergmann für das Berliner   Rettungswesen aufgestellt hat. Die zweite Gruppe umfaßt solche Städte, wo das Rettungswesen an die Feuerwehren mit oder ohne maßgebenden ärztlichen Einfluß angegliedert ist, und in der dritten find auch die Organe der öffent lichen Sicherheit an dem Rettungswesen beteiligt. Rach Dims sollen auch die Aufgaben einer sachgemäßen Kranken­beförderung, mit der jede Rettungsorganisation verbunden sein muß, ausgesprochen ärztliche sein, ebenso wie der Arzt mit seinen Er fahrungen bei den Fragen der Krankenernährung und Krantenunter­funft mitzuarbeiten hat. Die Organisation des Rettungsdienstes fann aber nur dann prompt funktionieren, wenn die einmal über­nommene Pflicht zur Mitarbeit seitens des Arztes so gesichert ist, daß keine Verzögerung in der Hülfeleistung eintreten könne, denn jede Hülfe ist in demselben Maße bei Unglücksfällen wirksamer, je rascher fie einfegt. Ein festes Schema für die Organisation gibt es nicht, sondern es ist Aufgabe der Sachverständigen, sich den jeweiligen Bedürfnissen anzuschmiegen, wobei die Krankenhäuser, wenn sie nicht zu exzentrisch gelegen sind, die natürlichen Anlehnungspunkte bilden.

Aber unerschöpflich ist am Ende teine lebendige Kraft auf dieser Erde, und so wird auch der grüne Wald und die blühende Wiese farger gerade an den schönsten und daher begehrtesten Gaben. Die Natur feufzt mit Recht: Ihr nehmt mir, aber Ihr gebt mir nichts. Ihr verwundet, aber Ihr heilt nicht. Und doch könnte und sollte jeder Zaungast tun, wie der verstorbene Heinrich Seidel   tat, der, cin stillerer Naturfreund alten Schlages, ein Schächtelchen mit Samen seiner rankenden Lieblingsblume auf Ausflügen stets bei sich führte und an altem Gemäuer entlang stillvergnügt seine heimliche Aussaat betrieb. Nam er dann übers Jahr des Weges borbei, so hatte er seine ganz besondere Freude an der erblühten Pracht. Hundert andere, die vorüber kamen, freuten sich mit. Der Naturfreund hatte als Menschenfreund gehandelt. Wenn nun jeder dritte, jeder zehnte Ausflügler ähnlich verführe, an heime lichen Baldwinkeln und beschaulichen Philosophenwegen, wo die Sonne lagert und die Vögel singen wär' da die Welt nicht noch schöner? Und ein Garten das Land!" singt Schumann. Sofern es die Polizei erlaubt. Denn der können freilich die einsamsten Mauerwege nicht blizeblank und frei genug von Un­traut" fein. Gudt z. B. der Rosenstrauch über den Zaun auf die Straße hinaus oder lettert gar ein fürwißiger wilder Wein nur einen Meter hoch an die Telegraphenstange, so fommt der Beamte und duldet das nicht. Bei Bekannten von uns hat er sogar schon gemahnt, weil der Efeu durchs Geländer hinausgudte. priesene Ordnung! Wofür zahlen wir auch sonst unsere Gemeinde­

steuern?"

Theater.

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gee

Verkehrswesen.

Lessing Theater: Gastspiel Gastspiel von Emanuel Reicher  . Während Brahm mit seiner Truppe den Amsterdamern die deutsche Literatur von Hauptmann bis Hirschfeld vorführt, hat Emanuel Reicher   in das Theater, das sonst bsen und Hauptmann geweiht ist, Sardou eingeschmuggelt. Acht Tage schwingt Reicher als Direktor und Protagonist das Scepter. Er spielt fein eigenes Jubiläum. Bor 17 oder 18 Jahren hat er im Residenz- Theater als Der Petroleumomnibus. Der Ingenieur Beaumont Campanello fich Berlin   erobert, und jetzt spielt er wieder den hat vor dem Institut der Maschineningenieure in London   einen Campanello. Bor zehn Jahren oder auch zwölf habe ich ihn in der Vortrag über Motoromnibusse mit Petroleumbetrieb gehalten, dessen gleichen Rolle in München   gesehen. Bug für Zug war mir diese mit Inhalt eine deutliche Vorstellung davon gibt, mit welcher reißenden der Liebe eines Genremalers so überaus charakteristisch heraus- Geschwindigkeit sich der Motoromnibus aus dem Stadium des gearbeitete Gestalt im Gedächtnis geblieben. Der deklassierte Experiments zu einer ausgedehnten praktischen Wichtigkeit ent Aristokrat, der auch als Versicherungsinspektor Haltung und Manieren widelt hat. Beaumont äußerte selbst die Ueberzeugung, daß kein aus besseren Tagen sich bewahrt hat, der verbrauchte Lebemann, Beispiel lehrreicher sein könne, als die Anpassung des Petroleum­dem sich neue Perspektiven eröffnen und in dem noch einmal alle motors von hoher Geschwindigkeit, starker Kraft und geringem Ge