einer Bleiglasur Lverzogen wird, die daS Bild wie ein glänzendesSwziehbild erscheinen lägt?Welcher Weg zu beschreiten ist, daS zeigen die in einer Vitrineabseits ausgestellten keramischen Arbeiten einer Schülerinnenklassevon Professor S ch m u z- B a u d i st, die der II. Handwerkerschuleangehört. Hier sind mit viel Geschmack neue Versuche angebahnt.Wechselnd in Form und Farbe erweisen diese kleinen Schalen, Krügeund Kacheln, dah sich feine, neue Effekte erzielen lassen, die demmodernen Empfinden entsprechen. Die Einfachheit und Prägnanzder Formen, die Strenge und Geschlossenheit der Ornamente,die sich in die Fläche einfügen, die Schönheit desfarbigen Eindrucks, der sich meist von einem dunklenbraunen Grunde harmonisch abhebt— die Farbe wird nicht aufgetragen, sondern aufgestäubt— das alles ergibt reizvolle Wirkungen,die anzeigen, in welcher Weise die moderne Anschauung hier selb-ständige Werke schaffen kann. Hier ersieht man auch, mit welch'feiner Anpassung die Technik ergründet, die Schwierigkeiten der Be-rechnungen in den Farbwirkungen, die kaum zu kontrollieren sind, inBetracht gezogen werden, der Zufall selbst ausgenutzt wird; und sowird ans der Technik und den Erfahrungen heraus in langer, müh-{eliger Arbeit ein neuer Stil gefunden, der nicht iinitiert, sondernelbständig sich neben den Stil der vergangenen Zeiten stellt.Technisches.Die Brücke über die Viktoria-Fälle, in deren un-Mittelbarer Nähe die große Transafrikanische Eisenbahn denSambesistrom überschreitet, hat als eines der wundersamsten Bau-werke nach ihrer landschaftlichen Lage wie nach ihrer technischenBauart eine rasche Berühmtheit erlangt. Die mit diesem Bauverbundenen Schwierigkeiten waren groß genug und stellten demIngenieur Aufgaben, wie er sie nicht alle Tage findet. Es mutzteauch ziemlich lange hin und her beraten werden, ehe man sich überden besten Plan einigen konnte. Doch ergab sich aus den Be-ratungen der Fachmänner schließlich mit großer Uebereinstimmung,daß eine doppelt aufgehängte Bogendrücke den Anforderungen andiesen besonderen Platz am besten entsprechen würde, lieber dieBrücke, wie sie entstanden ist und jetzt fertig dasteht, hielt Hobsonvor dem Londoner Institut der Zivilingenieure einen Bortrag,der für die Fachmänner von besonderem Reiz gewesen sein muß.Aus den darin erwähnten Tatsachen sei nur berichtet, daß dieBrücke aus drei Spannungen besteht, von denen jede eine verschie-dene Länge besitzt. Der Bogen auf dem linken User des SambesiMißt nur 62%, der des rechten Ufers 87% Fuß, während derMittelbogen zwischen den Mittelpunkten der Träger volle 566 Fußoder rund 1b6 Meter umfaßt und eine Steigung von 96 Fuß be-sitzt. Die ganze Brücke wiegt 1566 Tonnen, wobei jedoch dieHauptträger nicht eingerechnet sind. Gewiß gibt es nach Höhe.Länge, Tragfähigkeit großartigere Brückenbauten auf der Erde,aber die weite Entlegenheit des Platzes, der sich dennoch jetzt schonVon Kapstadt und vielleicht in nicht langer Zeit auch von Kairo auSerreichen läßt, gibt der Brücke an den Viktoria-Fällen, die bekannt-lich an Waffcrmenge und Pracht mit dem Niagara konkurrieren,eine einzigartige Stellung.Ein Drehparkett. Ein interessantes Gegenstück zurDrehbühne hat ein neues Varieteelokal auf dem Montmartre inParis geschaffen: das Drehparkett. So kann man die tech-nische Vorrichtung nennen, die das Innere' des Gebäudes nachBedarf in einen Theater- oder in einen B a l l s a a l ver-wandelt. Die Konstruktion ist sehr einfach. Ein Metallgerippe vontg Metern Längs und 15 Metern Breite, das etwa 1 Meter hochist, trägt auf einer Seite einen platten Ballsaalboden, auf deranderen 19 Reihen Fauteuils mit teppichbelegten Zwischengängen.Die ganze Vorrichtung dreht sich um eine horizontale Achse, dieeinen Halbkreis beschreiben muß, um die jeweilige Verwendungdurch die andere zu ersetzen. Hierbei streift die eine Kante dieLogenbalustrade, die andere taucht in ein Loch von 9 Metern Tiefeunter. Die Umdrehung nimmt 7 Minuten in Anspruch. Mankönnte diese Umwandlung auch rascher vornehmen, indes verwendetman die verhältnismäßig lange Zeit dazu, um einerseits jeden Un-fall soweit als möglich auszuschließen, andererseits auch, um demPublikum mit der Verwandlung selbst ein Schaustück zu bieten.Wird der Ballsaal hergerichtet, so wird das betreffende Parketthorizontal, in einer Fläche mit der Bühne eingestellt. Für dieZwecke des Theaters wird das Parkett in einer schiefen Ebene,mit 2,46 Meter Differenz zwischen dem tiefsten und dem höchstenPunkt angelegt und mit den Schlössern in den Saalecken befestigt.Zugleich wird mittels eines mit der Saalkuppel verbundenenApparates der vertiefte Orchesterraum geöffnet und die Stiegen,die von dem außen um den Saal herumführenden Promenoir insInnere führen, entsprechend geändert. Bei der Umwandlung inden Ballsaal verschwindet der Orchesterraum und auch die Be-leuchtungsrampe kann versenkt werden. Die ganze Einrichtung,Gerippe, Bretterboden, Fauteuils und Teppich, hat ein Gewicht von96 Tonnen. Da sie in labilem Gleichgewicht ist, solange sie nichtbefestigt ist, bedarf sie zu ihrer Bewegung einer ganz kleinen Kraft.Ein Motor von 2 Pfcrdekrästen genügt und die Kosten der Um-drehung werden, was die Ausgaben für die elektrische Kraft an-langt, kaum 46 Centimes betragen. Die Kosten des gesamtenApparates einschließlich der Mauerung des Schachtes betragen nur76666 Franks.HumoriftischeS.Der Diplomat.(Nach der»Deutschen RetmeMWer will zu den Diplomaten,Der mutz haben einen Frack.Der im Schnitt todschick gerate»Und'nen tadellosen CIaque.Willst du werden Attachö,Merk dir dieses Abc.Wer sich degradiert mit Röllchen,Der patzt nicht für diese Bahn.Trägt er Brettchen gar und SchnällchtN,Ist eS gleich um ihn getan.Heut ist er noch Attache,Morgen ist er schon a. D.Wer will zu den Diplomaten,Der mutz wissen jederzeit,Datz den Fisch man nicht wie Braten,Sckeutzlich I mit dem Messer schneid't.Leute, glaubt ihr, datz so leichtSolches Wissen man erreicht?Wer nicht schon als kleiner Bube— Von Familie, Gott sei Dank!In der guten KinderstubeMit der Muttermilch das trank,Wird vielleicht ein Staatsgenie,Aber dos erlernt er nie l(Gottlieb im.Tag'.)Notizen.— Gerhart Hauptmanns»Biberpelz' wurde imLondoner Deutschen Theater mit glänzendem Erfolg von einerdeutschen Truppe aufgeführt.— Adalbert Matkowski begeht in diesen Tagen sein36 jähriges Bühnenjubiläum. Der Künstler, der aus Königsberggebürtig ist, wollte mit sieben Jahren bereits die Zirkuslaufbahneinschlagen. Er war schon der elterlichen Obhut entwichen undpräparierte sich in einer Artistenfamilie für seinen künftigen Beruf.Schlietzlich wurde er aber wieder eingeholt. Besuch einer Realschule.der ihm gar nicht gefiel, und Lehrlingschaft in einem Jmporthausebildeten dann die Zwischenstufen, bis er seinen wahren Beruf ent-deckte. Oberländer bildete ihn als Schauspieler aus und empfahlihn an das Dresdener Hostheater. Später holte ihn Pollini nachHamburg. Gastspiele am Berliner Heftheater(besonders fein„Sigismund" in CalderonS»Leben ein Traum") machten starkenEindruck. Matkowski wurde dann 1889 an das Berliner Hostheaterengagiert, wo er zum besten Darsteller krafwoller Männlichkeitheranreifte.— Tenorgagen. Der Tenorist Schrötter von der WienerHofoper soll an das neue Operettentheater am Schiffbauerdammfür 66 666 M.(bei zehnmonatlicher Spielzeit) engagiert sein.— Walter Leistikow, der zweite Vorsitzende der BerlinerSezession, wurde zum Professor ernannt. Seine künstlerischenLeistungen— die herben Stimmungsreize der märkischen Kiefern-landschast hat er uns erschlossen— hätten der amtlichen Be-glaubigung nicht bedurft. Hoffentlich schadet sie ihm nicht.— Anton v. Werners Rücktritt von der Vorstandschast imVerein Berliner Künstler soll nach einer Berliner Wochenschrift nichtso sehr einer Erkrankung als einigen literarischen Verstichen Werner»in dem Publikationsorgan des Vereins— dem»Kunstherold"— zudanken sein. In diese Artikel, die ein anderer mit seinem Namendeckte, soll Seine Omnipotenz heftige persönliche Angriffe gegeneinige Räte im Kultusministeriuni lanciert haben. Dabei scheint erunter die Räder gekommen zu sein. Auch in der Akademie derKünste und in der Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft soll seineHerrschaft erschüttert sein. Vielleicht hilft ihm eine starke Hand vonoben wieder auf.— Die Gefahr der Erdbeben ist für Delitschland einesehr geringe. Im groben ganzen spüren wir nur die Fortwirkunaenjener Beben mit unseren Erdbebenanzeigern(Seismographen). Dieweit überwiegende Majorität aller Beben spielt sich in zwei Zonenab, in der von dem französischen Forscher Montessus sobenannten„mittelländischen" oder„Atpen-KaukasuZ-Himalaya"-Zone(Klein-asien, Kaukasus, Himalaya, Zentralamerika und Westindien) und inder„Anden-Japan-Malaya"-Zone, die sich fast über ganz Amerika,die Aleuten, die japanischen Inseln, die Philippinen bis nach Neu«Seeland erstreckt. Nur sechs aller Erdbeben fallen autzerhalb dieserbeiden Zonen.— Ausgrabungen in Herculanum werden im Julivon der italienischen Regierung vorgenommen werden. Während inPompeji, daS nur von A'ckenscbichten bedeckt wurde, die AuS-grabungen ohne erhebliche Schwierigkeiten vor sich gehen, sind dieArbeiten in Herculanum sehr schwierig. Die antike Stadt istgrötzlenteilS überbaut und steckt in einer harten Lavamasse.Pcrantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstalt Paul Singer LcCo., Berlin SIV.