gib mir so recht von'Herzen, bann tbird ibr Bild freund- lichere Züge annehmen. Wir sind Schicksalsgenossen, Reimer. Du hast sie geliebt, wie Deine Natur ist, wie die Engel lieben. Ich war mit einer anderen Seele in die Welt gestellt, und ich Hab auf meine Art geliebt. Das war eine andere Liebe, die Menschen wollen sie vielleicht gar nicht für Liebe gelten lassen. Aber Liebe war es doch. Vergib mir, Reimer!" Der Schneider im Bart wußte nicht, was er sagen sollte. Ich kann nicht, Jochen!" kam es aus schwerer Brust. Das Gefühl der Rache ist dahin, und auch der Haß. Hassen kann ich nicht, oder nicht mehr. Aber vergeben... so ganz aus Herzensgrund vergeben, daß kein Groll zurückbleibt? Ich hoffe, ich glaube, es wird die Zeit kommen, wo ich auch das vermag.... Aber heute... jetzt... kann ich es noch nicht. Laß mich gehen!" Der Holzhändler streckte die Hand aus. Reimer Stieper sah es nicht oder tat doch so. Gute Nacht!" Und die Tür fiel hinter ihm ins Schloß. Vie 1>foii!iKeirner Ausstellung. Bon Eduard Oppel(z. Zt.: Mannheim ). In dem Strudel der Feste und Veranstaltungen, die zur würdigen Begehung der dritten Wiederkehr der Gründungssäkular- feier Mannheims ein halbjähriges Programm zieren, bildet eine große Kunst- und Gartenbau-Ausstellung sozusagen einen wohl- tuenden Ruhepunkt. Oder aber sie bildet den Hintergrund der Schaubühne, auf der sich das Jubiläumsfestspiel mit seinen zahl- losen Einzelakten und Szenen abspielt. Eine Ausstellung aber ist bekanntlich nie fertig, wenn sie eröffnet wird. Sollte die Mann- hetmer eine Ausnahme machen? Hals über Kopf wurde die letzten Monate gearbeitet' und in den letzten Wochen mit wer weiß wie viel Atmosphären Uebcrdruck! Ein Riesenwerk wuchs über die kahle Erde empor, ein Eden mit Blumemväldern und Blüten- teppichen, auf hohen Säulen ein erhabener Tempel botanischer Wissenschaft und daneben ein prachtvoller Palast, in dem die bisher in der Handels- and Industriestadt Mannheim stiefmütterlich be- handelte Kunst fortan eine würdige Stätte finden soll.Unsere Ausstellungen sind eine Synthese, bestehend aus Meisterwerken der Malerei, der Skulptur und einer vorzugsweise ästhetische Ziele verfolgenden Gartenkurst," betonte Oberbürgermeister Beck in seiner Eröffnungsrede.Versagt auch noch die rauhe Witterung die wunderbare Pracht des vollen Blütenflors des holden Lenzes in seinen lieblichsten, zartesten Gebilden und die poesievollen Wirkungen seines vollentfalteten Farbenschmelzes, so werden doch sinnige Künstler in der Raum- und Gartenkunst die Aufgaben eines neuen Gebietes künstlerischer Verfeinerung klarzulegen und durch eigenartige malerische Reize feine, poetische Stimmungen auszu- lösen suchen." Diese hochgestimmten Worte gaben auch unserer Hoffnung Mut; bis jetzt ist nämlich von irgend einer poetischen Stimmung, von einer bannenden Vertiefung, einem Hingerissen- sein nicht viel zu merken. Aber, wenn es wahr ist, daß die Unzulänglichkeit die Großmutter der Vollendung ist, werden wir ja auf unsere Rechnung konimen. Die unwirsche, aprilmäßige Maiwitterung will wenig bedeuten. Die junge, vielgeschmähte, verkannte Zeit, die voller unverstandener Triebe steckt, will eben ausgetobt haben. Das ist natürlich, ist notwendig. Nicht notwendig aber ist, daß mitten zwischen den Gartenanlagen in der Ausstellung, umringt von blühenden Primeln und Stiefmütterchen, noch Maurer schwere Steine schleppen, um eine massive Hütte zu bauen, oder Maler einen bronzenen Hirsch auf rotem Sockel grün färben und Gärtner die Flanken der prachtvollen Alleen aus Platanen und Kastanien mit einem Grasläufer verstampfen. Das alles und vieles andere verschlossene Sonderhäuser, angefangene Gesell- schaftsbauten usw. machen den Eindruck des Unfertigen. Im Freigarten ist außer der reinen, sagen wir geome- irischen Anlage nichts zu sehen. Die großblumigen Magnolien sind erfroren, die Mandelbäumchen, sonst jetzt schon in voller Blüte, cnt- falten gerade schüchtern und zaghaft die Knospen, die tausende von Rosenstöcken, die in meterbreitcn Riesenanlagen ein Parodie- sisches Blütenmeer für den Juni erwarten lassen, putzen sich soeben die verschlafenen Augen aus, die geschmackvollen Freibeete aus Primeln und Pensecs lassen die kommende Pracht nur ahnen, und was man sonst an Spalieren und Koniferenbeständen sieht, gibt auch nicht mehr als einen Vorgeschmack dessen, was die Zauber- kraft einer wärmenden Sonne uns daraus schaffen wird. Jeden- falls verschaffen uns die zahlreichen Sondergärten aller Stile erst ein Bild ihrer Eigenart, wenn sie auf der Höhe ihres Flors sind. Aber neben dem Riesenkomplex des Freilandes sind zahlreiche Hallen, Gewächshäuser, Warmhäuser und Sonder- räume errichtet; daran schließt sich die eigentliche AuSstellungs- halle. Hier kommt auch der frühe Besucher schon auf seine Rech- nung, und zwar um so mehr, je mehr er Feinschmecker ist. Köst - liche Darbietungen genießt man in kleinen Gruppen und Ab- teilungen, und wer die Blumen» und Palmenausstellung in den' geschützten Räumen würdigen wollte, brauchte schon dazu Tage des Schauens und Suchen?, des Sehens und Findens. Eine große Sonderhalle füllen Neuheiten in Pelargonien mit mächtigen Blüten, seltenen Farben und prächtig-üppigem Flor. Eine andere zeigt schier zahllose Arten kurioser Dracaenen und Araucarien , zwischendurch über und über mit Früchten behangene Orange- bäumchen(Eitras sinensis) und die seltsame.Aspüiistrs elatior. Sie wird als Blattpflanze von den meisten Hausfrauen im Zimmer gehalten; ihre großen üppigen Buschblätter verleihen ihr etwas Urwüchsiges, Kraftstrotzendes; aber kaum eine weiß, daß die Pflanze auch blüht! Knapp an oder unter der Erde entfaltet sie ihre blaue interessante Blume. Der Gärtner zählt sie deshalb zu den unterirdisch blühenden Gewächsen. Ein drittes Haus offenbart in teilweise scherzhafter Form die Kunst des Schnitts und der Zucht. Da ist Buchs in der seltsamsten.Verschneidung" zu sehen, einmal als eierlegendes Huhn im Korb, dann als römische stilgerechte Vase, dann als Schlange, ferner als Hund, Spirale, Krone, Sockel mit Schale usw. Sehr hübsch ist das geräumige Victoria regia-HauS angelegt. Die eigenartige Pflanze, die ihm den Namen gibt, blüht bereits eine große Seltenheit inmitten reizvoll entfalteter Nhmphaeaceen. Neue Bilder bietet die Haupthalle, die leider mit ein- tönigcm grau- und stumpfgrünem Nesseltuch ausgeschlagen ist. Sie teilt sich in viele Einzelräume und erschließt eine für die Zeit erstaunliche Pracht. Man braucht nicht Fachmann zu sein, um zu erkennen, daß hier vom Guten die beste Auslese getroffen ist. Schneeball, Zyklamen, Lilaceen, Geranien, Myosotis, Begonien, Pelargonien, Klematis, Rosen der wertvollsten Sorten, Grasblumen mit fast handgroßen Blüten, Loroaia elatior-Bäumchen mit den zierlichsten Feuerglöckchen der Welt, schneeweiße Kallagruppen, Kakteen, blütenüberschüttet, Opuntien aller Formen und Größen, Akazien, Klivien, Amaryllis, Maiblumen, Myrten, Rhododendron. alle in malerischen Gruppen, abgedeckt oder unterwunden mit grünem Asparagus und Nephrolepisfarn, verwandeln die Räume in einen wunderbaren Garten von überwältigender Wirkung. Be» sondere Erwähnung verdienen einige neue Azaleenzüchtungen von Mannshöhe und ungewöhnlicher Blütenbreite und die ausgestellten Palmengruppen, Phönix. Kentien, Latanien, Kokos u. a., die in der Tat das Hauptschaustück der Haupthalle bilden. Eine vortreffliche Sammlung aller pflanzlichen und tierischen Schädlinge, der Krankheitserreger, Darstellungen und Präparate durch klimatische Einflüsse hervorgerufener Verände» rungen der Pflanzen u. a. m. zeigt die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Augustenberg in der wissenschaftlichen Abteilung. Das botanische Staatsinstitut und botanische Museum Hamburg hat eine reichhaltige wertvolle Sonderaus» stellung arrangiert. Ferner enthält die wissenschaftliche Abteilung ein Herbarium sämtlicher hessischen Gewächse in selten ge- sehener Vollkommenheit, auf zahlreichen Tafeln sämtliche Bäume Mitteleuropas (Prof. Klein-Karlsruhe ), die Produkte der Tropen und ihre Verwertung, pflanzengeographische Karten aus dem Mittel- alter u. a. m. Man sieht, bereits zur Eröffnung bietet die Ausstellung ein reiches Feld zum eingehenden Studium. Man könnte fürchten, in fortgeschrittener Zeit ermüdet zu werden, wenn nicht reichliche Sorge für Abwechselung getragen wäre. Das Gesamtterrain spaltet sich in vier Teile, in den FriedrichSpiatz mit seinen großen ruhigen Flächen, rauschenden Kaskaden und sprühenden Fontänen, die Kunsthalle, mit ihrer ungewohnten Schönheit der Masse, der großen Form, der Silhouette, die eigentliche Gartenbau» ausstellung in ihrer endlosen Gestaltungsfähigkeit und Ver» ändersamkeit und in den Vergnügungspark mit seinem jodelfrohen Zillertal , der Wasserrutschbahn, den Schwarzwälder Schenken und lustigen Buden. Von Mitte Juni an wird die großangelegte Ausstellung ihrem Höhepunkte entgegengehen. kleines fcmllcton. Mufik. Das Lortzing -Theater hat uns am vergangenen Sonn» abend geHolsen, wieder einmal an die Melodie zu glauben. DaS Feldgeschre: der Dilettanten" hatte sie Robert Schumann genannt. Die Hauptfrage ist doch immer, ob sie gut ist und sozusagenrichtig sitzt". Der Komponist F. Flotow (18121883), dessen Oper Martha" zuerst 1847 in Wien herausgekommen ist und seither schon wegen derLetzten Rose" in angenehmer Erinnerung steht, hat seine Romantische Oper in drei Akten",AlessandroStradella", ganz eigens auf die Macht des Melodiegesanges aufgebaut. Zwei Banditen, die sich aber als die harmlosesten Bummler entpuppen, werden gedungen, um den Entführer einer Schönen, den Sänger Stradella, zu morden. Doch selbst angestachelt zu hoher Belohnung vermögen sie nicht den Streich gegen den andächtig Singenden zu führen. Wenn die Oper nicht in einem schließlich recht unroman- tischen Serenadenzeug zu ersticken drohte, so würden wir eines der echtesten Werke vor uns haben. An sympathischem Eindruck für ein weiteres Publikum fehlt es erst«cht nicht. So konnte die Neu- einstudierung des Werkes einen günstigen Erfolg erzielen. Der Tenorsänger der Titelrolle, Curt Schade, versetzte uns zurück