jsch K recht Eeitz, und ich sehe, wie der eine der beiden mit einer Bewegung deS Ekels ein Geldstück in die kleine Kinderhand /wirst. Verfluchte Bande." sagt er laut. In demselben Augenblick rauschen seidene Röcke an mir vor- Lber und eine Woge von Patschuli umfängt mich. Donnerwetter", sagt dieselbe Stimme da drinnen. Aber jetzt hat sie etwas ungemein ekelhaft Wohliges. Und dann sehe und höre ich nichts mehr. Fort, nur fort. Wie Fieberfrost läuft es immer von neuem durch meine Glieder, und in meinem Kopf schreit eine wahnsinnige Stimme immer dieselben Worte: das kann es geben. das kann es geben--- Und endlich, endlich löst es sich in einem hohnvollen lauten Auflachen. Die Vorübergehenden gucken mich erstaunt an, sie halten mich wohl für verrückt, was kümmert es mich? Und da sollte ein Schicksal walten, welches das Leben des Menschen bestimmt? Hohn, Hohn, Hohn. Arme, zertretene Mcnschenknofpe Du, nicht einmal so eine kannst Du werden im Leben, der übersättigte Kreaturen einen Tausendmarkschein in den Schoß werfen. Die lernen wenigstens Sekt und Austern kennen, Du Brot und Branntwein und das Lager hinterm Zaun. Ein einziger brauner Lappen hätte genügt, um Dir Deine Seele zu retten. Und so etwas darf es geben in der Welt, so etwas darf es heben? Clara Bohm-Schuch . Medizinisches. Die Uebertragung der Jmpfpocken. Wenngleich die staatlichen Behörden bemüht find, die Impfung mit Kuh- Pockenlymphe möglichst gefahrlos zu gestalten und durch entsprechende Verhaltungsvorschriften das Publikum zu belehren suchen, so ist doch für die Verhütung einer manchmal eintretenden unangenehmen Nebenwirkung der Impfung, nämlich der Uebertragung des Impf. stoffes auf die Umgebung, noch wenig geschehen. In verschiedenen Bundesstaaten ist allerdings durch Ministerialerlafse darauf hin- gewiesen worden und es find Ratschläge zur Verhütung dieser An- steckung erteilt worden. Demnach müssen Mütter und sonstige Pflegerinnen der Impflinge dringend davor gewarnt werden, daß fie die Impfstellen zufällig oder absichtlich berühren oder die in den Impfpusteln enthaltene Flüssigkeit auf wunde oder mit Ausschlag behaftete Hautstellen oder in die Augen bringen. Haben sie die Impfstelle trotzdem berührt, so sollen sie nicht unterlassen, die Hände sorgfältig zu reinigen. Die Impflinge dürfen nicht mit anderen Personen gemeinsam gebadet werden. Ungeimpste Kinder und solche, die an Ausschlag leiden, dürfen nicht mit Impflingen in nähere Berührung kommen, insbesondere mit ihnen zusammen- schlafen. In den Fahren 1830 1908 sind allein 140 Fälle von Uebertragung von Impfstoff von Mensch zu Mensch ermittelt worden, die fast ausnahmslos von frisch geimpften Kindern ihren Ausgang nahmen und zum Teil zu recht schmerzhasten Er- krankungen führten. Ein erheblicher Teil dieser Fälle betraf an Flechte leidende Kinder und von diesen sind fünf gestorben. Zur öffentlichen Diskussion wurde diese Frage zum erstenmal durch den Tübinger Professor Blochmann gestellt," in dessen Familie sich daS Unglück ereignete, daß sein jüngstes mit Flechten im Gesicht be- haftetes ungeimpfteS Kind von seinem älteren geimpften Bruder angesteckt wurde und dabei so schwer erkrankte, daß es zur Ver- eiterung des rechten Auges kam. Der neueste preußische Sanitäts» Bericht teilt einen Fall aus dem Kreise Montjoie mit, wonach ein vier Monate altes Kind, welches an allgemeiner Flechte litt, durch die Pusteln der älteren geimpften Geschwisterchen angesteckt wurde und an einer schweren Pockenerkrankung starb. Daß auf Kinder, die mit Flechten und Hautkrankheiten behaftet sind, besonders leicht der Impfstoff übertragen wird, erklärt sich daraus, daß bei ihnen die Haut durch die Krankheit aufgeweicht und aufgelockert ist. so- daß die Lymphe besonders leicht eindringt. Daß bei diesen Kindern die Impfung öfters einen unglücklichen Ausgang nimmt, hat seinen Grund in der durch daS chronische Hautleidcn geschwächten Kon- stitution. Hautkranke Kinder sollten daher stets von der Impfung zurückgestellt werden. Aus dem Pflauzeuleben. Die Pflanzenhaare. Eine wesentliche Rolle im Leben der Pfanzen kommt den mannigfach verschiedenen, Haargebilden zu. Manche dieser eigenartigen Organe dienen zur Aufnahme von Nährstoffen, andere gewähren Schutz gegen Tierfraß und gegen ungünstige Witterungsverhältnisse, wieder andere dienen als An- lockungsmittel zum Insektcnbesuch, der Verbreitung der Samen leisten Haargebilde Vorschub, wie andere ihresgleichen manchen Pflanzen das Emporklettern ermöglichen. Und dann sind noch mancherlei Haare bei Pflanzen anzutreffen, über deren Bedeutung für das Pflanzenleben man einstweilen noch nicht klar sieht. Manche Pflanzen sind ganz mit Haaren bedeckt, bei anderen sind diese auf besondere Teile der Pflanze beschränkt. Manche Pflanzen bleiben ihr Leben lang mit Haaren befleidet, bei anderen treten die Haare nur zu einer gewissen Wuhstumsperiode auf. Dann gibt es Pflanzen, die ihr Haarkleid je nach den örtlichen Verhältnissen abändern. Soweit die Tätigkeit der Haargebilde er- kannt ist. lassen sich die Haare in folgende Gruppen zusammen- fassen: Die Wiurzelhaare sind kleine Gebilde, die immer nur wenige Tage alt werden. Sie sind stets auf das ziemlich zungste Wurzelcnde beschränkt und haben die Aufgabe, der Pflanze die Nährstoffe aus dem Boden zuzuführen. Mit dem Weiterwachsen der Wurzel entstehen stets neue Haare, während die alten ab- sterben. Die Brennhaare, unsere bekannte Brennessel ist mit solchen behaftet, werden als Schutzmittel gegen tierische An- griffe angesehen. Bei der Berührung dieser an Blätter und Stengelgliedern sitzenden Haare bricht die rundliche Spitze ab, es entsteht dadurch eine scharfe Spitze, die sogleich in den Tier- körper eindringt und durch die aus dem Innern des Haares ein ätzender Saft in die Wunde eindringt, hier das bekannte Brenn- gefühl hervorrufend. Die Wollhaare sind solchen Pflanzen eigen, die an trockenen, sonnigen und großen Temperaturfchwan- kungen ausgesetzten Orten leben, wo sie einmal viel, meist aber wenig Wasser bekommen, bald sehr warm und bald äußerst kalt stehen. Das dichte, filzige, von Haaren gebildete Wollkleid, wie es beispielsweise das Edelweiß aufzuweisen hat, ist ein gleich guter Schutz gegen Wärme wie gegen Kälte und schützt ebenso sehr gegen das Vertrocknen, wie anprallendes Regenwasser abgeleitet wird. Bei vielen Pflanzen sind die Früchte mit Wollhaaren ausgestattet, die veranlassen, daß die Samenkörner vom Wind leicht über weite Landstrecken verbreitet werden können. Unser gewöhnlicher Löwen- zahn ist hierfür ein typisches Beispiel. Die Deckhaare haben eine ähnliche Mstimmung wie die schützenden Wollhaare, von denen sie sich durch das Fehlen der den Wollhaaren eigenen schrauben- förmigen Windungen unterscheiden. Manche Teckhaare weisen eine reiche Verästelung auf. Bei etlichen Pflanzen bilden die Deckhaare einen filzigen Ueberzug, der sich leicht ablöst. Hierin ist ein Schutz gegen Tierfraß zu erblicken, denn die sich zusammenballenden Haarfilze müssen infolge der reichen Verästelung den Weichteilen der tierischen Kauorgane beschwerlich fallen. Ein Tier, das von einer solchen geschützten Pflanze Nahrung sucht, wird alsbald vom Fressen ablassen. Auch die Drüsenhaare sind als Schutz- organe anzusehen, denn die von diesen Haaren abgesonderten Flüssigkeiten sichern vielfach vor Tierftaß. Bei anderen Pflanzen dienen Drüsenhaare aber auch zum Anlocken und festhalten von kleinen Insekten, so bei der unter dem Namen Sonnentau be- kannten insektenfteffcnden Moospflanze. Die Klimmhaare endlich gestatten manche Pflanzen das Emporklettern an Zäunen, Sträuchern und dergleichen. Der Hopfen bietet für diese Gruppe ein recht drastisches Beispiel. Die mannigfaltige Form der einzelnen Haargebilde kann häufig eich unter dem Mikroskop beobachtet werden, und das Mikroskopieren der Pflanzenhaare zählt zu den interessantesten Studien dieser Art für den Anfänger, da sich von den Haaren mühelos mikroflopische Präparate anfertigen lassen.- Humoristisches. K a e m p f. Deine schroffe, überscharfe Miene ist ein putzig DingS; Die drakonisch grimme Larve Steht dir schlecht du kommst von links. Wenige werden sich erwärmen Für die Art, wie du verfährst; Schütz' die Redner vor dem Lärmen Einer Menge mal zuerst! Ordnungsrufe, ach herrjeses, Streust du unerbittlich wild. Liberaler, bist du Präses, Handle menschlich, ftei und mild. Künftig-späte Enkel lesen Sonst auf deinem Leichenstein: Denn er ist ein Kaempf gewesen, Und daS heißt, ein Unmensch sein. (Gottlieb im.Tag'.) Notizen. Eine chinesische Universität. DaS Reformwerk, daS in dem gewaltigen chinesischen Reiche begoimen hat, erstreckt sich bor allem auch auf das UnterrichtSwesen, daS von je her schon ein Ruhmestitel des Landes war und besonders in der Allgemeiheit des Elementarunterrichts kaum von einem Lande überboten wurde. DaS neue System, das bis zum Jahre 1910 überall durchgeführt sein soll, bringt einen organischen Ausbau von den untersten Elementarschulen bis zu den höheren Lehranstalten, der in einer Uirivcjrfitat nach europäischem Muster in Peking gipfeln wird. Diese Universität,'die so der Mittelpunkt deS Studiums von ganz China sein wird, soll acht Fakultäten mnfassen. In den höheren Lehranstalten wird der englische Sprachunterricht obligatorisch sein; zwischen Deutsch und Französisch steht den Schülern die Wahl offen, doch wird denjenigen, die sich der Chemie, Elektrotechnik, dem Berg­bau. der Metallurgie oder der Forstwissenschaft zuwenden wollen, das Studium der deutschen Sprache empfohlen. Latein ist faknlwtiv. Da können ja die höheren deutschen Schüler bei den Chinesen bald in die Lehre gehen. PerantworU. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstaltPaul Singer LcTo.. Berlin SW-