-

359

-

mit der Atemluft einsaugen; daß in dem oberen Teile des Zimmers| stäblich Riemen. Selbstmörder durfte niemand berühren als nuz etwa dreimal so viel Staub vorkommt, als im übrigen Zimmer- er. Sobald irgend ein solcher gefunden, wurde er gerufen. J raum, erklärt sich daraus, daß die erwärmte Zimmerluft nach oben Rottenburg an der Tauber erschien er alsbald mit blantem Schwert, strömt und dabei reichliche Mengen Staub mit fich trägt. Freilich stellte sich genau auf die Stelle des Selbstmordes, und soweit er bedarf es, um diese interessanten Tatsachen aufzufinden, sehr feiner mit seinem Schwerte treisen konnte, war ihm der Grund und wissenschaftlicher Untersuchungen, aber man erkennt daraus, daß Boden und jedes darauf befindliche Gut verfallen. In dem Rottena auch der so unangenehme Staub im Haushalt der Natur große burg benachbarten Sailfingen erhängte sich ein Bauer über seinem Bedeutung hat. Kornboden, 36 Scheffel Korn wurden dadurch Scharfrichter Eigentum.

Kleines feuilleton.

Ebenso hatte nur er das alleinige Recht auf trepierte Tiere. Und nicht nur von diesen selbst, sondern auch noch von allem, was drum und dran war. Stürzte ein Pferd unter dem Reiter, erhielt er dessen Geschirr und Schnallen, Reitzeug und Schmuck. Und wollte ja jemand durch Verheimlichung des Falles ihm sein Recht entziehen, so stedte der Scharfrichter sein Messer in die Tür des Täters und machte diesen damit überall, wo er selbst als unehrlich galt, ebenfalls unehrlich, bis er abgefunden war.( Rottenburg an der Tauber.)

Scharfrichtergebühren im Mittelalter. Je schmutziger das Handwert in moralischer Beziehung, je größer Verdienst und Ein­fommen. Das galt auch vom mittelalterlichen Scharfrichter. So berachtet auch der Mann war, so sehr er außerhalb jeder Gesell­schaft stand, um des Einkommens willen war doch das blutige Amt ein gesuchtes. Die entseßliche, barbarische Strafrechtspflege des In der Schweiz , die ja mit dem ganzen Unehrlichkeitshokus. Mittelalters forgte ja eifrig dafür, daß der Henker nicht Not litt. pofus nichts zu tun hatte, war dieser Nebenzweig der henterlichen Wurden doch in Lübed im späteren Mittelalter durchschnittlich pro Tätigkeit im Intereffe der landwirtschaftlichen Bevölkerung in Jahr 50 Personen hingerichtet. 1527 berechnete der damalige Richt- feinen Einkommensverhältnissen sehr beschnitten. schreiber Laurentius Schmidt aus dem Nichtbuche die Zahl der Nach einem im Jahre 1491 von der Stadt Luzern mit dem unter eigenem Blutbanne hingerichteten Personen auf 18 489. In Scharfrichter abgeschlossenen Schindertarif hatte jener das Recht Zürich , einer Stadt, die im 15. Jahrhundert 14 500 Einwohner auf Abhäutung und Verscharrung des toten Biehes in und eine hatte, betrug die Zahl der in jenem Jahrhundert hingerichteten Meile um die Stadt. Er erhielt für das Abziehen einer Rindshaut Personen 388, im 16. Jahrhundert 572, im 17. Jahrhundert wieder in der Stadt 5, im Kirchspiel 6 Schilling. Für diejenige von 336. Dies sind jedoch nur diejenigen Erzentionen, die auf Grund Kälbern 2 Blapart. Die abgezogene Haut war bom Schinder dem eines ordentlichen Strafprozeßurteiles erfolgt waren. Rebenher Eigentümr in das Haus oder die Gerberei zu liefern. Machte laufen alle diejenigen Fälle, bei denen auf administrativem Wege der Schinder die Gerbergrube und legte die Haut ein, erhielt er schädliche" Menschen, zu denen besonders Bettler und Landstreicher 4 Schilling. zählten, vom Leben zum Tode gebracht wurden. So wurden im 15. Jahrhundert so nebenbei" 750 Landstreicher gehängt.

-

Musik.

Lesern unserer Musikberichte wird es wohl aufgefallen fein, wieviel Interesse wir daran wendeten, die Entwickelung einer Anläufe wirklich dramatischen Operettenmusik zu verfolgen. dazu fanden wir namentlich in Werken des Franzosen Audran und des Engländers Jones; aber auch manche weniger berühmt gewordene Werke haben uns davon mehr geboten, als es Operetten fun, die nicht nur berühmter, sondern auch sonst wertvoller sein mögen. Gewöhnlich handelt es sich ja bei diefer Gattung um eine Poffe, in deren Dialoge irgend welche Arien und Ensembles so eingefügt sind, daß sie den Gang der sogenannten Handlung in einer die Ohren umschmeichelnden Weise unterbrechen. Aber ge rade die eigentlichen Entfaltungen und Knotenpunkte der Bühnen fabel musikalisch auszuprägen: danach steht selten der Ehrgeiz eines Komponisten und noch seltener sein können.

Der größte Teil der mittelalterlichen Scharfrichtereinnahme floß jedoch aus der Ausführung der verhängten Körperstrafen, dem Zungenschlißen, Fingerat hauen, Ohrenabschneiden und anderen Straflieblichkeiten jenes christlichen Zeitalters mehr, wie aus den Gebühren für die peinliche Frage" bulgo Folter, ohne deren An­wendung damals fast tein Strafprozeß geführt wurde. Und zwar wurden dem Henker fast jeder Handschlag, jede Handreichung einzeln bezahlt und die Gebühr dafür tariflich genau geregelt. 1575 be­stimmten die Städte Aarau , Brugg , Bofingen, Lenzburg , dem Henter erstlich, so er einen armen Menschen zu dem ersten( Male) peinlich anläßt, dafür soll ihm das erste Mal für jede Person ein Pfund( Pfund Schilling) gegeben werden. Eo aber das an ihm ( dem armen Menschen) weiter und mehr geschehen würde, da foll man ihm alsdann nicht mehr den alleweg Schilling geben. Zu dem Anderen, wann er einen armen Menschen mit dem Schwerte Im Gegensaße zu dem landesüblichen Fortwursteln in alter oder dem Strang richtet, da soll man ihm 1 Pfund und 10 Schil- Singerei haben wir Donnerstag einen Fall von einer mindestens ling für den Richtlohn, so dann auch für Strid und Handschuh den Anläufen nach wirklich dramatischen Operette tennen gelernt. 10 Schilling geben. Dann zum Dritten, so er eine schwere Rich- Es war dies" Der Bettelgraf( Bergeltsgott)", Operette in tung, als mit dem Feuer und Rad tuen würde, wie es sich dann alei Akten und einem Nachspiel; Text von Victor Léon , zutragen möcht, dann soll ihm 4 Pfund gegeben werden. Zum Musit von Leo Ascher Schon der Grundgedante des Text Bierten, so er einen oder eine in das Halseisen stellt, mit Ruthen buches hebt uns über das gewöhnliche Operettenzeug hinaus, auch Streicht, Bunge schlikt oder Ohren abschneidet, dann soll ihm für wenn seine Durchführung unter den Händen eines mehr geschidten Lohn, Strick und Handschuh gegeben werden 1 Pfund 10 Schilling. als poetischen Autors wiederum die bekannte Art zeigt. In New Und zu dem Fünften, so sich einer oder eine selbst leiblos machte, so Dort finden wir gelegentlich eines Wohltätigkeitsfestes einen soll er an der Person tuen, was ihm von jeder Obrigkeit befohlen herabgekommenen Grafen, der feinem verpfuschten Leben ein Ende wird. Dafür soll man ihm für seinen Lohn geben 4 Pfund. Zu machen will, während eines lebten Schläfchens jedoch von wohla dem Sechsten, wenn er von seinem Wohnhaus an einen anderen wollenden Festbesuchern ein Häuflein Geldes hingelegt bekommt. Ort, als in dieser Einigung sind, gefordert wird, alsdann soll ihm aus einer Gesellschaft von Berufsbettlern heraus, die ihn zu sich für Lohn und Zehrung alle Tage gegeben werden an Pfennigen ein Nebenbuhler entlarvt, so muß er in die Weite ziehen. Schließ gezogen, wird er der Gatte einer vornehmen Dame. Da ihn aber 2 Pfund. Zu dem Leßten, so ihn aber Andere, sonderbare Bwing­Herren, die Stock und Galgen haben, brauchen wollen, sollen sie ihn lich kommt er als Elektrizitätsarbeiter zufällig in die Billa feiner gleich wie den Nachrichter in unserer Herren Stadt Bern gewöhnt Söhnchen kennen und findet endlich unter viel Rührfeligkeit die Familie, lernt hier mit allmählicher Ueberraschung sein eigenes zu halten, bezahlen." Vereinigung mit den Seinen.

1485 schloß die Stadt Luzern mit dem Henker Meister Steffan Die Mufit hat sich so sehr bemüht, dem Terte zu dienen, daß folgenden Vertrag:" Er solle nirgends foltern und richten als zu fie an schöpferischer Eigentraft und an Einheitlichkeit ziemlich Luzern und den Aemtern und in der Stadt Sursee . Luzern gibt viel zu wünschen übrig läßt. In recht abgerissener Weise wirft ihm wöchentlich 1 fl., jährlich einen Rock, dazu Brennholz genug fie uns zwischen radikal charakteristischen Zonbildern, altbekanntem und Haus und Hausplunder, wie er es jetzt hat. Damit foll er Singfang, lieblichen Kinderliedern usw. hin und her. Dabei bea ausgerichtet sein und kein Frohnfastengeld beziehen. Muß er in die Aemter gehen, erhält er seine Behrung. Sursee gibt ihm alle wahrt sie uns aber doch im großen und ganzen vor dem auf der Operettenbühne sonst heimischen Ordinären, so daß man der öffent Frohnfasten 1 fl. und für jede Hinrichtung 1 fl. ohne Unterschiedlichen Verbreitung einzelner Stüde ohne viel Bangnis entgegene

der Todesart."

Gute Tage hatte der Scharfrichter in Zürich . Er erhielt 4 Mutt Kernen, 10% Malter Hafer, 4 Eimer Wein, 1 Maß Salz, 8 Klafter Holz, 104 fl. an Geld, 30 fl. für Heu, Hausrat und Geschirr, 6 Ellen Tuch für den weiß und blauen Staatsmantel. An Extra­honorar wurden ihm bezahlt 6 Pfund 10 Schilling für eine Sin­richtung mit dem Schwert, 10 Pfund für das Verbrennen, 7 Pfund 10 Schilling für den Strang, 20% Pfund für Rädern und Abnahme des Körpers von dem Rad usw. Diese Einkommen sind um so höher zu bewerten, als in der Schweiz der Henker niemals als unehrlich" galt. In Zürich war der Henter Kraft feines Amtes Mitglied der vornehmsten Zunft, der adeligen Kon­stabler. Allerdings galt er nicht als voll, denn er durfte bei den Zunftmahlzeiten nicht neben seinen adeligen Mitzünftern siten, sondern erhielt beim Ofen ein eigenes Tischchen zugewiesen.

Auch das Amt als Schinder und Wasenmeister" verschaffte dem Scharfrichter bedeutende Einnahmen. Nicht nur aus den Lebenden, sondern auch aus den Toten schnitt der Henter sich buch­

sehen kann. In leidenschaftlichen Monologarien und in ähnlichen Duetten erreicht sie eine Höhe, die wohl ausreicht, sie zu einem fleinen Wendepunkt in der Geschichte der Operette zu machen. Es war das vielleicht älteste und schicksalsreichste Operetten theater, das uns diese Bekanntschaft vermittelt hat: wir meinen bas t. t. priv. Theater an der Wien ", das jetzt in unserem essing- Theater ein Gesamtgastspiel gibt. Stünstlern wie dem Tenor Louis Treumann und der Mezzosopranistin Mizzi Günther ging anscheinend ein großer Ruf voraus. Beide haben sich im ganzen vorzüglich bewährt, und zu den manchen guten Leistungen der Uebrigen tam noch eine allgemeinen vernünftige Regie hinzu.

Geologisches.

SZ.

Schwimmende Erdteile. Eine der merkwürdigsten Lehren, zu denen die moderne Erdforschung gelangt ist, betrifft die fogenannte Isostasie. Wenn die Oberfläche der Erde so viele Unebenheiten zeigt, wie sie tatsächlich vorhanden sind, indem sic