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finden wir in seinem Flügel drei wohlausgebildete Finger und einen vierten angelegt. Ja, bei dem in der Jurazeit lebenden Urbogel Archaeopteryr besaß sogar das ausgebildete Tier noch drei freibewegliche Finger. Wie tiefgreifend veränderte Lebensweise einen Körperteil umzugestalten vermag, das soll uns jetzt die Bes trachtung einiger hervorstechender Beispiele zeigen.
werden.
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Wie anders sind dagegen die Flügel der Vögel beschaffen. Zwar finden wir auch im Vogelflügel, wie wir bereits hörten, im wesert lichen dieselben Skelettstücke, wie in den Ertremitäten der übrigen Wirbeltiere, aber wie verschieden sind sie geformt. Vor allem fällt die erhebliche Verlängerung der einzelnen Knochenteile auf. Alles scheint darauf angelegt, einen möglichst langen, dabei träftigen Hebelarm zu schaffen, an dem sich die Federn ansehen können. Dann sehen wir ferner, daß sowohl die Handwurzel- und Mittelhand nochen wie die Finger eine Verminderung an Bahl erfahren haben und teilweise mit einander zu einem einheitlichen Knochen ver ſchmolzen sind. So wundervoll der Vogelflügel zum Fluge geeignet ist, haben sich dennoch zahlreiche Vögel veranlaßt gesehen, sich mehr auf ihre Beine zu verlassen, auf den Boden zurückzukehren. Die folge war, daß mit einer Vervollkommnung der hinteren Extremi fäten eine Reduktion des Flugvermögens und der Flügel Hand in Hand ging. Es ist eine vollständig lückenlose Reihe, die von den Hühnervögeln zu den Straußen und von diesen zu den Kiwią keine Flügel mehr. Wieder bei anderen Vögeln sind in allmählicher herüberführt. Ja die Kiwis besigen äußerlich sichtbar überhaupt Anpassung an das Wasserleben die Flügel zu Floffen umgewandelt. In weitgehendster Weise ist das bei den Pinguinen der Fall, wovon man sich in unserem" 300" überzeugen kann. Interessant ist es endlich noch zu sehen, wie anders bei den flug begabten Säugetieren, bei Fledermäufen und fliegenden Hunden, die Eroberung des Luftreiches von statten ging. Das Haarkleid der Säuger erscheint zwar im Gegensas zu den Bogelfedern nicht zum Fluge vertvendbar, aber die in ihren Hifsmitteln nie verlegene Natur weiß auch diese Schwierigkeit zu überwinden, und zieht die Körperhaut zum Flugorgan heran. Das bedingt aber auch eine andere Ausbildung des Armstelette. Es genügt hier nicht, daß die einzelnen Anochen sich zu einem langen Hebel streden, nein, es muß sich die zarte Flugbaut auszuspannen bermag. Die Lösung der zugleich ein umfangreiches Gerüst geschaffen werden, zwischen dent Aufgabe liegt in einer ungeheuren Verlängerung der Fingerglieder. Erreicht doch namentlich der Mittelfinger der Fledermäuse eine Länge, die fast der von Ober- und Unterarm zusammen gleich
fommt.
Kleines feuilleton.
Wenn man einen Fisch in seinem natürlichen Element beobachtet und sieht, wie vollkommen feine Floffen an den Aufenthalt und die Fortbewegung im Wasser angepakt sind, man würde es taum für möglich halten, daß diese einseitig ausgebildeten Organe auch zu anderen Verrichtungen als zum Schwimmen verwendet werden könnten. Dennoch aber kennen wir Fische, die mit Hülfe ihrer Flossen nicht nur laufen( Snurrhahn, Trigla hirundo), geschickt klettern und springen( Schlammspringer, Periophthalmus koelreuteri, und Kletterfisch, Anabas scandens), sondern sogar berhältnismäßig weite Streden zu überfliegen vermögen. Bereits im Mittelmeer , besonders aber in den Meeren heißerer Zone leben zahlreiche Vertreter der Flatterfische. Sowie man mit dem Schiff den Wendekreis überschritten hat, wird man bei günstiger Witterung regelmäßig von ganzen Scharen dieser merkwürdigen Geschöpfe begleitet. Die Wissenschaft tennt mehr als fünfzig verfchiedene Arten Flugfische, von denen der gemeine Flughahn ( Cephalacantus volitans) und der Schwalbenfisch( Exocoetus volitans) die bekanntesten sind. Bei diesen Tieren sind nament lich die Brustflossen zu einer geradeswegs erstaunlichen Länge entwidelt( beim Flughahn erreichen sie eine Länge von 30 Benti meter, während das Tier selbst nur 40 Zentimeter lang ist) und können durch lange, feste Flofsenstrahlen flügelartig ausgespannt Zu welch gewaltigen Dimensionen immer die Extremitäten und besonders die paarigen Bruftfloffen bei manchen Fischarten entwidelt sein können, so gibt es andere, bei denen die Floffen zu Heinen unscheinbaren Gebilden, die bei der Fortbewegung nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, berkümmert sind. Wenn wir uns diese betreffenden Tiere ansehen, ich brauche da nur an Aale, Riemenfische, Seenadeln, Muränen usw. zu erinnern, dann finden wir, daß sie sich alle durch eine starke Verlängerung der Körperachse auszeichnen. Wie kann man sich das wohl erklären? Ich glaube, gerade diese Erscheinung läßt sich ganz ohne Zwang auf die Einwirkung von Gebrauch und Nichtgebrauch zurückführen. Bei einer Verlängerung des Leibes und Schwanzes fangen auch diese Teile Die nächsten Polarexpeditionen werden von der Zeitschrift„ Yacht⭑ an, durch schlangenhafte Drehungen an der Fortbewegung teilzunehmen und entlasten dadurch mehr und mehr die Gliedmaßen, die, zusammengestellt. Es ist eine recht stattliche Liste, die wohl nicht wenn die Verlängerung des Körpers sehr starke Formen gewinnt, nach würdigkeit, sondern nach der Nationalität geordnet, mit dem Unternehmen von Charles Bénard beginnt. Das Schiff für diese sogar vollständig außer Tätigkeit gefeßt werden können und infolge- französische Nordpolarexpedition befindet sich gegenwärtig in Düne dessen verkümmern. Was hier für die Fische ausgeführt wurde, firchen im Bau und wird Ende des Monats vom Stapel gehen. gilt auch für die höheren Klassen der Vertebraten. Die furzen, leber die Beit der Abreise scheint noch teine fefte Bestimmung ge schwanzlosen Frösche besiben sehr kräftige, zum Schwimmen, Springen und Klettern gleich gut geeignete Beine. Bei den lang- bereits angekündigten Südpolarexpedition beschäftigt, deren Eintritt troffen zu sein. Dr. Charcot ist in emfiger Vorbereitung seiner geschwänzten Molchen sind die Extremitäten berhältnismäßig schwächer entwickelt, um endlich bei dem Aalmolch( Amphiuma erst in das nächste Jahr fallen foll. In diesem Monat wird er means) und mehr noch bei den Blindwühlen( Gymnophionen) zu ſeine Pläne in ausführlicher Ausarbeitung der Bariser Geo unscheinbaren Rudimenten herabzufinden, oder sogar bollständig zu graphischen Gesellschaft vorlegen. Nach dem Umfang der Bor verschwinden. Das nämliche finden wir bei den Reptilien. Schild bereitungen wird dies Unternehmen zu den wichtigsten gehören, die fröten, Krokodile und Eidechsen befizen recht gut ausgebildete in den nächsten Jahren den Polen zustreben werden. Außerdem Vorder- und Hinterbeine; bei den langen und dünnen Erzschleichen spricht man davon, daß Wellman einen neuen Versuch zur Er ( Chalciden) fommen nur noch vier stummelhaft ausgebildete, reichung des Nordpols mit einem lenkbaren Luftschiff machen funktionslose Füßchen zur Ausbildung. Noch weitere Fortschritte macht die Rückbildung bei den Blindschleichen, bei denen man äußerlich überhaupt nichts mehr von Gliedmaßen bemerken kann, während den Schlangen endlich nicht nur die Ertremitäten selbst, sondern sogar ihre Verbindungsglieder mit der Wirbelsäule, Schulter- und Bedengürtel verloren gehen. Nur die Riesenschlangen zeigen noch Rudimente eines Beckens und der hinteren Extremitäten. Interessant ist es, daß bei den Schlangen der Mangel an Gliedmaßen nicht nur durch die enorme Verlängerung des Körpers ersetzt wird, sondern daß hier auch noch die Rippen, die zu diesem Zwecke sehr lang und beweglich sind, zur Fortbewegung herangezogen werden. Wir können hier unmöglich auf alle einzelnen Unterschiede in der Ausbildung der Extremitäten eingehen, müssen uns vielmehr begnügen, einige wenige Fälle herauszugreifen. Sehen wir uns zuerst unter den Reptilien die Ordnung der Echsen an. Die Eidechsen find Lauftiere, sie besitzen die typische fünffingrige Ertremität, aber welche Verschiedenheit tritt auch bei ihnen bereits je nach der Lebensweise in deren Ausgestaltung hervor. Der füdamerikanische Teju( Tupinambis teguixin), eine große Schuppenechfe bon zirka Meter Länge, hat die Gewohnheit angenommen, fich tiefe Erdhöhlen zu graben, dementsprechend sind seine Borderbeine träftig entwickelt, mit scharfen Krallen bewehrt und zu guten Grabwertzeugen umgewandelt. Bei wüstenbewohnenden Arten finden wir häufig die Zehen schaufelartig verbreitert oder mit langen seitlichen Fransen bersehen, wodurch es den Tieren er möglicht wird, ohne eingusinken, selbst über feinsten Flugsand zu eilen. Bahlreiche Gedonen tragen an ihren Füßen Haftlappen, mit beren Hülfe fie an spiegelglatten Wänden mit großer Sicherheit laufen. Die merkwürdigste Umwandlung tritt uns aber bei den Chamäleontiden entgegen, die durch ihren auffallenden Farben wechsel und ihre abenteuerlichen Gestalten bekannt sind. Die Zehen find hier zu je zwei und drei zu einheitlichen Platten verwachsen und einander gelentig gegenübergestellt. So entsteht ein gerades wegs ideales Klammerorgan, das den Tieren beim Beschreiten dünner Zweige wertvolle Dienste leistet.
wolle.
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Außerordentliches ist ferner von einer Expedition Shackleton zu vernehmen, der im nächsten November mit einem un gewöhnlich großen Troß an Automobilwagen und Automobilschlitten dieser Mann scheint also endlich das Problem des Automobil schlittens gelöst zu haben, mit vielen Hunden, sibirischen Bonnies usw. nach dem Südpolarkontinent aufbrechen will. Er gedenkt dort etwa ein Jahr zu verbringen, fein Schiff unterdes zurückzusenden Kleinere Polarreisen und fich von ihm wieder abholen zu lassen. beabsichtigen ferner der Herzog von Orleans mit der Belgica" und der Fürst Albert von Monaco auf der schon viel erprobten Princep Alice". Fürst Albert wird diesmal mit einem erfahrenen Südpolar forscher, Dr. Bruce, der die schottische Südpolarexpedition geleitet hat, bei seiner Reise zu Gast laden, um ihm Gelegenheit zu geben, feine im letzten Jahre auf dem Prinz Albert- Land begonnenen geodätischen, biologischen und anderen Forschungen zu vollenden. Außerdem besagen weniger bestimmte Gerüchte, daß die belgische Regierung eine neue Südpolarexpedition vorbereitet und daß man auch in England an eine solche denkt.
Technisches.
Gine einschienige Eisenbahn. In der letzten Sibung der Londoner Royal Societh wurde eine der interessantesten Neua erfindungen vorgeführt; Louis Brennan , dessen Torpedo schon vor zehn Jahren für 2 200 000 m. von der englischen Regierung ange fauft wurde, hatte das Modell seines neuen einschienigen Eisenbahnwaggons vorgelegt. Der Wagen trägt seinen Motor und läuft tatsächlich auf einer einzigen Schiene. Welchen Vorteil dieses System gegenüber den doppelgeleisigen Bahnen besitzt, liegt auf der Hand. Zunächst werden alle die Schwankungen be seitigt, die dadurch hervorgerufen werden, daß es unmöglich ist, zwei Schienen auf genau gleichem Höhegrad parallel au legen. Die Brennan- Erfindung verbindet zunächst mit einem ruhigen Lauf eine größere Geschwindigkeit und geringeren Kraftverbrauch, da die Spurkranzreibung fortfällt. Dabei werden Herstellungs- und Er haltungskosten ungleich geringer sein, als bei doppelschientgen