fce/fe fceS Platin auherart>«nt!ich verbreitet ist, daß aber die Mengen, die gefunden»«den, meistens nur sebr gering sind So findet sich Platin außer in Südamerika   auch in Nordamerika  , in ganz Europa  und Australien  . Das bedeutendste Platinvorkommen jedoch, welches für die weiteren Schicksale ausschlaggebend wurde, ist das am öst- lichen Abhang des Urals, welches gelegentlich einer Forschungsreise, die Alexander von Humboldt   in Gemeinschaft mit G. Rose und Ehrenberg 1819 machte, entdeckt wurde. Anfangs wurde das Platin als eine lästige Beimengung des in jenen Gegenden gefundenen Goldes angeschen. Das änderte sich, als im Jahre 1LLS die ruf- tische Regierung zur Geldprägung aus Platin schritt. Sie prägte »n diesem und in den nächsten Jahren 1 373 709 Stück zu 3 Rubel, 14 800 Stück zu 6 Rubel und 3500 Stück zu 12 Rubel. Ein Rubel entsprach damals 3,45 Gramm Platin. Nach 17 Jahren jedoch schon kam die russische   Regierung von dieser Prägung wieder ab, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil ihr das Platingcld nirgends abgenommen wurde. Nun kam eine Zeit der völligen Entwertung der Platingruben, da man keinerlei Verwertung für das Metall hatte. Im Jahre 1857 waren eS zwei englische Unternehmer, namen« Johnson und Matthey, die einen großen Teil der Gruben und zwar die ausgiebigsten zu einem annehmbaren Preise kauften. Auch heute liegt die Platinproduktion und der Platinverkauf zum größten Teil in Händen dieser englischen Firma, der sich als nicht anwichtiger Konkurrent bor allem«ine deutsche Firma Heraus in Hanau   beigesellt hat. Trotz des Ankaufes von Johnson und Mat- they ging das Platin weder, was sejne Produktion noch was seinen Preis anbelangt, ruhigen Zeiten entgegen. So war die Menge des im Ural   gewonnenen Platins, welches etwa neun Zehntel der Weltproduktion ausmacht, vom Jahre 188L an folgende: 1888 «341 Kilogramm. 1887 4419, 1888 2717, 1889 2835, 1890 1845. 1891 4228, 1898 4818, 1898 5898. 1901 8373 Kilogramm. Roch gewaltigeren Schwankungen war der Preis ausgesetzt. Er betrug un Jahre 1825, dem Beginn der Gcldprägung 302 M. pro Kilo- gramm. Im Jahre 1828 stieg er auf 494 M.. um im Jahre 1843, dem Ende der Geldprägung, ein vorläufiges Maximum von 823 M. zu erreichen. Bei dem Auftreten der englischen Käufer war eS etwa auf den Preis von 200 M. herabgesunken und zeigte für die kommenden Jahre folgende Preisbewegung: 1888 209 M., 1880 390 M.. 1889 1000 M., Anfang 1890 2000 M.. 1892 760 HR., 1901 1375 M., 1902 2000 HR., 1904 2436 HR., im Januar 1906 2886 HR., Anfang Oktober 3925 HR., Ende Oktober 4445 M. Man steht auS diesen Zahlen, wie ungeheuerlich die Preisschwankungen gewesen find, die einesteils auf wüste Spekulationen, anderntcils «tf plötzliches Abflauen der Nachfrage und die dadurch bedingte llebcrproduktion zurückzuführen find. Jetzt ist das Platin doppelt so teuer als Gold! Für einen Nationalokonomen dürfte es eine dankbare Aufgabe sein, an diesem verhältnismäßig einfachen Schul- deispiel die Wirkungen von Spekulation. Ucbcrproduktion und Nachfrage auf die Preisbewegung zu studieren. Heute liegen die Verhältnisse auf dem Platinmarkt derart, daß die Nachfrage auch nicht annähernd gedeckt werden kann und sich Heraus in Hanau  veranlaßt gesehen hat, seine Käufer dringend zu bitten, alle nicht unumgänglichen Aufträge auf später zurückzustellen. Ucber die Gewinnung des Platins braucht nur wenig gesagt »ll werden. Man macht sich seine große Schwere zunutze, die es b-eins Auswaschen von Platinkörner führenden Sand in den Wasch- gefäßcn zurückhält. Der Sand der Platin führenden Flüsie wird durch Baggermaschincn Draga genannt vom Boden der Flüsie heran fbcfördert und ausgewaschen. Die Gewinnung ist deshalb ziemlich einfach: eine Erzbearbeitung, wie z. B. bei der Gewinnung des Eisens, ist nicht nötig, da das Platin immer in gediegenem Zu- Rande, nur vermischt mit den ihm ähnlichen Beglcitmetallen, auf» tritt. Die Trennung von den ihm verwandten Metallen ist ziem- lich kompliziert und erfolgt in den Affinericn. die sich sämtlich außerhalb Rußlands  , vor allem in Deutschland  , Frankreich   und England befinden. Charakteristisch für die russischen Zustände ist es. daß auf dem Markte immer ungefähr 20 Proz. mehr russische« Platin erscheint, als offiziell abgebaut wird. Diese 20 Proz. werden während deS Abbaues gestohlen und dann verkauft. An dem Dieb- stahl werden wohl nach echt russischer Art nicht nur die Arbeiter, sondern»or allem die Beamten beteiligt sein. Dr. O. L. Kleines femUeton* Hexenglaube und Psychiatrie. sRachdruck derboten.) Die moderne Wissenschaft von den Geisteskrankheiten ist sich darüber ewig, daß die sogenannte Besessenheit, die gerade unter diesem Namen in den neuesten psychiatrischen Werken, ganz besonder« in den französischen   unter der Bezeichnung.Obsession", der Gegen- stand eingehendster Untersuchung ist, gar nichts anderes als eine besondere Form der schweren Hysterie darstellt. Diese Krankheit wurde im Mittelalter und noch im Anfang der Neuzeit entwedcr Mr Beseffenheit oder für ein besonderes Zeichen der Hexen erklärt. «bei gab et noch im 14. Jahrhundert eine Art erlaubter Hexerei, tS» sogenannte weiße Magie, im Gegensatz zur schwarzen, der ge- meinen Hexerei. Erstcrc hatte ihre Lehrstühle auf verschiedenen Swversitäten, unter denen besonders die zu Krakau   und Salamanea »inen großen Ruf genossen. Durch<nn besonderes Dekret des Aecktors der Pariser Universität, de» Sorbanoe, Peter LambardnS, wurde aber im Anfange d«S 14. Jahrhunderts die Fakultät der Zauberei, welche wahrscheinlich nicht wenige Keime der später auf» blühenden Naturwissenschaft in sich barg, unterdrückt. Die mittelalterlichen Standesanschauungcn bezeichnet nun nichts besser, als dieser Unterschied zwischen hoher und niederer Hexerei. Es ist notorisch, daß sast alle jene Unglücklichen, die man scharenwcis der Folter und dem Scheiterhaufen überließ, den unteren Volksklassen und von ihnen wieder vorzugsweise dem am meisten hülflosen weiblichen Geschlecht angehörten. Von angcschul« digten vornehmen Frauen oder Mädchen gibt es kaum ein Beispiel. Die Schwestern des Bischofs von Lübeck   wurden zwar peinlich ver» hört, aber nicht verurteilt. Es waren alles Geisteskranke, welche den eigentlichen TypuS der Hexen darstellen. Geisteekranke bildeten den Mittelpunkt der Hexenprozesse wie der Tcufelsaustrcibungcn. Ueberall finden sich dieselben Bekenntnisse, die eine zu genaue Uebereinstimmung mit den täglichen Aeuherungen Gemütskranker haben, als daß sie nicht unbedenklich als solche bezeichnet werden müßten. Dieselben Selbst» beschuldigungen, dieselben Wünsche nach einem schrecklichen Ende, was man ihnen nur zu bereitwillig gewährte, genau dieselben Sinnestäuschungen und schließlich zur Vervollständigung deS Bilde« eine Reihe körperlicher Krankheitssymptome. Die gcäng» ftigten Gemüter standen damals so gut wie heute unter der Herr- schaft der herrschenden Vorstellungen der Zeit Und reproduzierten diejenigen aus ihnen, welche ihren krankhaften Stimmungen cnt- sprachen, als Selbstanklagen. Die Vorstellungen der Irrsinnigen sind stets das Produkt der Zeit und der Umgebung und an sich gänz» lich unwesentlich für den Charakter der Krankheit. Allerdings sind nach dem Aufhören der Hexenverfolgung die Dämonomanen, d. h. Geisteskranke, die mit dem Teufel in irgend einer Weise in Ver» bindung zu stehen glauben, seltener geworden. Taraus folgt aber nichts weiter, als daß der früher herrschende Aberglaube keinen nachhaltigen Einfluß mehr in dem Kreise ausübt, welchem die Irrenanstalten   angehören. Aber so wie der menschliche OrganiS» muö wesentlich derselbe geblieben ist, so äußert er auf schädliche Einflüsse wesentlich dieselben Symptome. Wir haben in zahl- reichen Geisteskranken genaue Wiederholungen der Besessenen und Hexen. Aber gleich diesen stehen unsere Kranken in bczug auf ihre Vorstellungen unter den herrschenden Ideen des Zeitalters. Mag» netismus und Elektrizität, Verschwörungen und politische Verfol» gungen haben die Rolle der bösen Geister übernommen.. Der Kampf gegen den Hcxenglaubcn wird schon seit etwa drei Jahrhunderten geführt, ohne daß die Wissenschaft schon auf der ganzen Linie gesiegt hätte. Einer der ersten Borkämpfer der Psychiatrie gegen den Hexcnglauben war der Hamburger Arzt Johannes Weiher, der um die Mitte des 18. Jahrhunderts in einem medizinischen Werk mit entschlossener Wärme für die Verfolgten in die Schranken trat. D>as Buch wurde auch ins Englische über» setzt und König Jakob I.  , der unermüdliche Verteidiger gelehrten Aberglaubens, ließ die Uebcrsetzung durch die Scharfrichter ver» brennen. Es sind kaum anderthalb Jahrhundertc verstrichen, daß die Supcriorin Maria Renata   zu Würzburg   enthauptet und dann verbrannt wurde, weil sie die übrjgen Nonnen ihres Klosters zu überzeugen suchte, daß es keine Besessenen und keine Hexen gäbe. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts, also vor gar nicht so langer Zeit, wurden in der Anstalt des württembergisckwn Pfarrers Blumhard mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung Teufel aus» getrieben. Dasselbe geschieht übrigens heute noch in einer nicht geringen Anzahl pietistischer Gcbctsheilanjtalten, besonders in der Schweiz  . Liur der dauernde Ausschwung, in welchem die Psychiatrie in fast allen zivilisierten Staaten begriffen ist, gibt eine sichere Bürg- schaft dafür, daß nach und nach jeder Mißbrauch unmöglich gemacht wird, den man zum Schrecken der Welt mit den Geisteskrankheiten getrieben hat und in geringerem Maße auch heute noch treibt. Dr. Dornblüth. Literarisches. Ein Münchener über München  . Ohne baß der ängst» liche Verleger vorher den München  « Staatsanwalt gebeten hätte <wie et es mit BahrS.Wien" gemacht), verfänglich« Stellen gütigst auszumerzen, ist vor einigen Tagen im Verlage Karl Krabbe m Stuttgart   Josef Ruederers Buch über München   er» schienen. ES ist daS erste in der Sammlung:.Städte und Land» fchasten", dieL e o Greiner herausgibt. In Ruederers.München" steht nichts über offizielle VergnügungSlokale, Verkehrsmittel, Hotels. Konsulate. Hebammeninsiiwtc, Desinfektionsanstalten, Totengräber und andere Sehenswürdigkeiten. Da« Buch ist vielmehr ein« mit viel Temperament, trockenem SarkaSmuS und bissiger Satire ge» ivürzte Abrechnung, die ein Eingeborener mit seiner Heimat» stadt hält. Der Dichter der.Fahnenweihe" und der .Morgenröte' liebt sein HRünchen, dem er so tapfer den Spiegel all' seiner Sünden, Dummheiten, Eitelkeiten, ja Gemeinheiten vorhält, aber er ist nicht süßlich und sentimental genug, ein söge» nanntcS Heimatsbuch über die Stadt HRünchen und ihre Bewohner zu schreiben. Rein,«in Sittenspiegel des HRünchen der letzten fünfzig Jahre, ehrlicher und derber Art, ist nnt leicht« Mühe aus den neun Kapiteln zusammenzusetzen, und wer in dem Spiegel zu lesen ver» steht, wird«ine scharffinniae und geistvolle Analyse des öffentlichen und geistigen Lebens der Jsarstadt finden, mit vielen Lichtern und den nötigen Schlagschatten. Und« wird in Zukunft mitreden könne« über die charaktervoll« süddeutsche Bier« und Kunstmetropol«, dl»