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bis ihm jedes moralische Hören und Sehen bergeht. 1811 begann dafür angesehen, wie weit die von einer Stadtverwaltung ge man mit den Vorbereitungen zur Wiederaufnahme der Klassen- schaffenen sanitären Einrichtungen den Anforderungen der Neuzeit lotterie; dazwischen war wieder noch eine Domänenlotterie pro- entsprechen. Aber auch die Aerzte felbst gingen der Krankheit zu Leibe jettiert, welche die für die Verpflegung der französischen Truppen und die sogen. Bäderbehandlung des Typhus hat die Sterblichkeit erforderlichen Gelder schaffen sollte, jedoch an der Ungunst der desselben weit herabgedrückt. Nichtsdestoweniger sind in der Jetzt Lage scheiterte. Die in Aussicht genommene 29. Klassenlotterie zeit die Typhusepidemien noch nicht so weit eingedämmt, tam erst am 1. Oktober 1813 zur Ausspielung, nachdem die Armee wie man dies nach dem hochentwickelten Stande der öffentlichen der Verbündeten siegreich vorgedrungen, der Krieg sich mehr und Hygiene erwarten könnte. Das hat den Regierungen bekanntlich Vermehr zu ihren Gunsten gewendet und der regelmäßige Lauf der anlaffung gegeben, in den am meisten vom Typhus bedrohten Ges Boften wiederhergestellt war. Der Lotterieplan war in kleinerem genden hygienische Untersuchungsanstalten einzurichten, welche dem Umfange gehalten; es wurden 20 000 Lose zu 20 Talern begeben Typhus ihre besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Da hat sich denn und in 5 Klassen ausgespielt. Die Stückzahl der Lose wurde sogar herausgestellt, daß der Typhus am meisten verschleppt wird nicht wegen der starken Nachfrage auf 30 000 erhöht. Die großen Opfer durch Schwerkranke, sondern durch Leichtkranke und die sogenannten der schweren Zeiten reizten den Spieltrieb ungemein, und das Bazillenträger, welche selbst gar nicht wissen, daß sie an Typhus nuzte die Regierung denn auch weidlich aus. Bis zum Ende De- erkrankt sind. Diesen muß daher in erster Linie zu Leibe ge zember 1813 waren nicht nur die rückständigen Gehälter der gangen werden. Die Anstalten suchen nach Möglichkeit Lotteriebeamten bezahlt, sondern es konnten sogar auch neue Be- festzustellen, wo der Krante sich angesteckt hat, fie suchen alle Typhusstände in den Lotterietassen angesammelt werden, so daß zu An- quellen mit Hülfe der Schulversäumnis, Krankenkassen- und fang des folgenden Jahres der Staatskaffe aus den Lotterieüber- Standesamtslisten zu finden. Die Bazillenträger werden möglichst schüssen nicht unbeträchtliche Summen zur Disposition standen. dauernd unter Aufsicht gehalten. Eine wichtige Aufgabe ist die FestSeitdem war die Entwickelung der Lotterie in Preußen, die stellung der bakteriologischen Genesung, das heißt des Zeitpunktes, bald ganz völlig gleichbedeutend wurde mit der Klassenlotterie, von in welchem die Rekonvaleszenz aufhört, eine Quelle neuer Infektion nennenswerten Krisen frei. F. W. zu sein. Mit Hülfe dieser Maßnahmen, mit strenger Beob achtung der Anzeigepflicht, der Isolierung der Kranken und Desinfektion, Besserung der allgemeinen hygienischen Verhältnisse gelang es, den Typhus in den verseuchten Gebieten einzudämmen. Wie Dr. Lenz in der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Gesundheitspflege" berichtete, betrug in Saarbrüden die Zahl der Typhusfranken 1903 117, 1904 80, 1905 30, 1906 19, in St. Johann 1904 54, 1905 27 und 1906 16. Diese Zahlen lassen
Kleines feuilleton.
Musik.
Aus der Vorzeit.
Schauspiel Musik. Im neuesten Heft des„ Literarischen darauf schließen, daß die Typhusbekämpfung auf dem richtigen Wege Echo" lesen wir interessante Ausführungen des Münchener Musik- ist und daß es bei konsequenter Einhaltung des vorgeschlagenen fchriftstellers Dr. Edgar Jstel über das neuerdings durch die Rein- Weges gelingen wird, die Typhussterblichkeit immer weiter herab hardtschen Inszenierungen wieder zeitgemäß gewordene Thema der aufegen. " Schauspiel- Mufit". Der Gedanke, in einem Schauspiel die Musik als selbständiges Element zu verwenden( als gelegentliches Höhlenmalereien aus der Steingeit. In den Stimmungsmittel tennt sie bekanntlich schon Shakespeare ), tauchte französischen Pyrenäen , im Departement Ariège , ist eine neue präzum ersten Male Ende des 17. Jahrhunderts auf, als sich Frau historische Höhle entdeckt worden, deren Wände mit einer Reihe bon Maintenon zu einer Aufführung von Racines Esther" in St.- Cyr von J. B. Moreau 1689 eine aus Chören, Rezitativen und bildlicher Darstellungen geschmückt sind, die für die prähistorische Vorspielen bestehende Musik schreiben ließ; doch besteht hier noch kein nnern eines Berges, achthundert Fuß von der Erdoberfläche und Forschung von größtem Interesse sind. Die Höhle liegt tief im engeren Zusammenhang zwischen dem gesprochenen Text und der dem Tageslicht entfernt. Ein Zufall führte zu der Entdeckung; Musik. Diesen Schritt tat erst Jean- Jaques Rousseau mit der Er- zwei Touristen drangen in des Innere der Höhle und stießen dabei findung des„ Melodrams"( das Wort in seiner jebigen Bedeutung auf die geschmückten Wände; sie nahmen einen Plan der unterftammt von ihm), d. h. jener Zwischengattung, bei der Musik und irdischen Gänge auf und machten dann den Autoritäten auf dem Deflamation fortlaufend einander ablösten, wobei die Musik die Gebiet der prähistorischen Forschung, Cartailhac und Salomon Aufgabe hatte, den Inhalt des Textes vorzubereiten oder zu Reinach Mitteilung. Die Zeichnungen in der Höhle stellen dreißig illuftrieren. Rousseaus" Pygmalion", jenes fleine, aber merk Büffel, Pferde, Hirsche und wilde Biegen dar; sie sind in schwarz würdig epochemachende Werk"( Goethe), zu dem er selbst und etwas gezeichnet und ein typisches Beispiel paläolithischen Stils. Auch der später auch der deutsche Komponist Georg Benda ( 1722-1795) die Farbenton entspricht durchaus dem ähnlicher früher gemachter Ents Musik schrieb, war das erste eigentliche Melodram. Benda war dedungen und lassen die Höhle als eine der ältesten erscheinen. es dann, der dem Melodram die seither übliche Form in der Weise Die seltsamen roten Zeichen, die man an anderen prähistorischen gab, daß er Musik und Textworte auch gleichzeitig ertönen ließ, nicht Stätten gefunden hat, fehlen auch hier nicht. In den Weichen von nur abwechselnd. Bendas berühmtes Melodram„ Ariadne auf Ragos" tann demnach als das erste musikalisch- dramatische Werk sieben der Büffel find Wurfspieße eingezeichnet. Man vermutet, gelten, das ganz mit der alten Opernschablone gebrochen hat. Sein daß die Bilder dieser Höhle mit gewissen magischen Bräuchen und Erfolg war für seine Beit ungeheuer und hat über ein halbes Handlungen im Zusammenhang stehen. Jahrhundert hindurch angehalten. Zu seinen Nachahmern gehörten Beethovens Lehrer Neefe , ferner Zumsteeg und der als Lehrer Webers und Meyerbeers bekannte Abt Vogler in Darmstadt . Das Rüdstoßbewegung. Ueber die Verwendung des Rüd einzige Melodrama Mozarts, seine" Semiramis", ist leider verstoßes zur Fortbewegung bei Meeresbewohnern gibt M. Schoe schollen. Auch der junge Goethe zollte der neuen Kunstform mit nichen in einem kleinen hübschausgestatteten Werte„ Aus der feinem Monodrama" Broserpina" den Tribut, das leider nur wiege des Lebens"( I. Band von„ Die Natur ", eine Samm minderwertige musikalische Bearbeiter gefunden hat. Goethe ge- lung Naturwissenschaftlicher Monographien, Verlag von A. W. Zickhörte übrigens nachmals( ebenso wie Herder , später Tied und zu- feldt, Osterwiec.) eine interessante Darstellung. In weiter Berlett Richard Wagner ) zu den offenen Gegnern des Melodrams. breitung lebt in der Nordsee die Kammmuschel, Pecten opercularis, Und doch war sein Egmont" die Veranlassung für Beethoven , die die wohl jeder kennt, finden doch ihre Schalen zur Aufnahme vou erste Schauspielmufit großen Stils mit Verwendung melodrama- Ragout usw. in unserer Küche bielfach Verwendung. Troß ihres tischer Wirkungen zu schreiben, die übrigens gelegentlich auch in plumpen, unbehülflichen Aussehens vermögen fich die Muscheln mit der Oper( Freischüh"," Hans Heiling " u. a.) nicht gescheut wurden. erheblicher Geschwindigkeit schwimmend im Wasser fortzubewegen, Auch Webers Preziosa"-Musit gehört hierher. Besonders zahl- indem sie rasch hintereinander die Schalenhälften abwechselnd reiche Komponisten hat aber der Faust herausgefordert( Fürst öffnen und schließen. Natürlich wird das zwischen den beiden Radziwill, Robert Schumann, Lindpainter, Lassen usw.). Schu- Schalenhälften hefindliche Wasser beim schnellen Schließen der mann schuf außerdem die Musik zu Byrons Manfred", Mendels- Klappen mit großer Gewalt herausgestoßen und das Tier durch den sohn hatte die glückliche Inspiration seiner Sommernachtstraum" so erzeugten Rückstoß mit entsprechender Kraft nach der entgegenMusit, während seine Schauspielmusiken zu Antigone " und gesezten Richtung fortgetrieben. Auch unser eigenes Schwimmen Dedipus" von Sophokles allzu„ liedertafelmäßig" wirken. Bu beruht ja bekanntlich auf der Erzeugung eines fräftigen Rückstoßes. dem einzigen Schauspiel feines frühverstorbenen Bruders Michael Veer, dem„ Struensee ", hat Meyerbeer die Musik komponiert. Die Aera Richard Wagners war dem Weitergedeihen der Schauspielmusit nicht günstig, erst die neueste Zeit hat wieder eine größere Anzahl von Werken dieser Gattung hervorgebracht: Edwards Griegs Mufits zu Jbsens" Peer Gynt ", Engelbert Humperdincs
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Medizinisches.
Die Erfolge der Typhusbekämpfung. In der modernen Geschichte der öffentlichen Gesundheitspflege nimmt der Typhus eine bedeutsame Stellung ein. Diese Krankheit hat nämlich guerst Veranlassung gegeben, daß man in den Städten große fanitäre Werke der Städtereinigung, der Kanalisation und Abfuhr fchuf, und gerade die Abnahme des Typhus wurde als Maßstab
Die Einrichtungen, welche dieser Fortbewegungsart bei den verschiedenen Meerestieren dienen, sind sehr mannigfaltig. Nur teilung der Weichtiere bilden die Tintenfische oder Cephalopoden, die wichtigsten sollen hier besprochen werden. Eine artenreiche Abbekannteste ist. Im Aquarium fallen einem die Tiere besonders unter denen die Sepia officinalis, cin Mittelmeerbewohner, die durch ihre langen, den Mund umstehenden Fangarme auf, die an der Innenseite mit kräftigen Saugnäpfen zum Ergreifen der Beute besetzt sind. Die Fortbewegung der Tintenfische geschieht entweder friechend auf dem Meeresgrunde unter Mithilfe der Saugnäpfe oder häufiger schwimmend. Hierbei betätigen sich die Tiere als gewandte Rückstoßschwimmer. Einmal wird der Rückstoß durch ein träftiges Zusammenschlagen der Fangarme erzeugt, dann aber noch durch Aussprigen von Wasser, das vorher in das Körperinnere auf