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Die Farben waren in den Einzelstrahlen des Sterns nicht ge­mischt, was einen ruhigeren Effekt hervorbrachte. Mehr als bei den Knaben waren hier bei den mehr eigenartigen, hüpfenden Be­wegungen die Einzelgruppen der Kinder sichtbar. Oft glich der Stern der Mädchen dem Tanz einer Miriadenelfenschar, bald einem im Winde zitternden riesigen Blumenbeet. Die Anmut der Ge­famt wie der Einzelbewegungen war so groß, die Wirkung des Farbenspiels so berückend, daß man trotz der für die Kinder so günstigen Temperatur den Wunsch nicht unterdrücken konnte: jebt nur noch ein wenig Sonne, nur ein Sonnenschauer über diese Pracht, und es müßte ganz unvergeßlich sein. Wir glauben nicht, daß die dee dieser Spiele irgendwo in Deutschland   oder im Ausland ein ähnliches Schauspiel, das so viel Schönheit mit so viel Frische und Gesundheit verbindet, und den Alten das gleiche Entzücken gewährt wie den Jungen, in diesem großen Stil einmal gesehen wurde. Es gibt Leute, die fürchten, ein solches Reigenspiel im großen, das besonders auf seine äußer­liche Wirkung berechnet sei, lenke die turnerische Betätigung von der gesundheitlich wertvollen Bahn des Schulturnens ab. Dafür besteht unseres Grachtens feine Gefahr. Denn ein tüchtiges Schul­turnen ist geradezu eine unerläßliche Vorbedingung für die Massen­disziplin, welche bei einem solchen Massenreigen notwendig ist.

Wir wagen die Behauptung, daß die vielen Tausende von Zu­schauern von den Kinderspielen als bessere Menschen, als frohere Menschen nach Hause gekehrt sind. Nicht nur weil sie in vielen Fällen Vater und Mutter von Kleinen gewesen, die dort auch mit­hüpften und mittanzten, sondern weil sie in nahe Berührung mit der Frische und Unschuld der Jugend gekommen waren, deren Hauch auf die älteren, schidsalgeprüften, beladenen und belasteten Menschen wirkt, wie die Wasser eines Gesundbrunnens. Es existiert in Rom  das Grabdenkmal eines alten Römers, der ein Schulvorsteher war und wie auf dem Grabstein berichtet wird durch den ständigen Verkehr mit der unschuldigen Jugend die Frische seines Geistes und Körpers bis ins hohe Alter bewahrt habe. Laßt uns werden wie dieser alte römische Schulmeister! Laßt uns den Kindern mehr Freiheit und Frohheit in frischer Luft unterm weiten Himmel geben, und was wir ihnen geben, werden wir von ihnen zurückerhalten. Lasset uns aus unseren Kindern zuerst ge­funde, und dann, wenn es absolut sein muß, gelehrte Menschen machen!

Medizinisches.

A. F.

das Wetterschießen in unserem Lande auf eine harte Probe gestellt, aber man fann nicht sagen, daß sie zugunsten des Schießens aus­gefallen ist. Das italienische Schießgebiet in Castelfranco ist aber insoweit noch maßgebender, da es um die Hälfte größer als das österreichische ist und die Wetterschießtanonen noch einmal so dicht aufgestellt waren als im Nachbarstaat. Von demselben Jahre mußte dessen Leiter Pochettino trotzdem melden: Am 23. Mai traf, trotz des regelmäßigen Schießens, der Hagel den südlichen Teil der Verteidigungszone, ein Nußen des Schießens zeigte sich nicht. Das gegen freilich fiel am 12. Juli an der Grenze unserer Zone Hagel, während die geschützte Zone hagelfrei blieb, obwohl gerade an diesem Tage fein Schuß abgegeben war. Daraufhin hat die Regierung die weiteren Versuche mit Wetterschießkanonen eingestellt und nur noch einige Experimente mit Raketen und Bomben an­geordnet. Alles, was die 1899 einsetzenden Versuche versprachen, hat sich also nicht erfüllt und J. M. Perntner konnte seinen Artikel in der Meteorol. Zeitschr." mur   mit den Worten schließen: Das Ende des Wetterschießens ist besiegelt.

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- Quremburg.

Humoristisches.

Der Herr Großherzog von Luxemburch, Der hat sechs Töchter und keinen Sohn. Nun fechtens durch alle Instanzen hindurch, Wer von Luxemburg   erbt bald die Fürstenkron. Graf von Merenberg   ist wohl nahe daran, Doch scheint mir sein Ursprung recht morganatsch, Und es gibt zwischen Rehm*) und Laband*) alsdann Einen ausgewachsenen Erbfolgetratsch.

Gerad war Lippe vorbei und ist Braunschweig   komplett, Nun fängt es in Luxemburg   wieder an. Und auf allen Thronen war alles ganz nett Und propper, wie man sich's wünschen nur kann. Indessen das hift nichts, und Ordnung muß sein: Nach den Regeln der Kunst besetzet den Thron Dder fügt euch auch in das Gegenteil drein Und begebt die Stellen in Submission!

*) Ein paar Staatsrechtslehrer.

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( Gottlieb im Tag".)

Bücher- Einlauf.

Romane, Novellen, Erzählungen.

A

Die Erfahrungen mit dem Serum gegen die Genickstarre, das eine Schöpfung der beiden deutschen   Ge­lehrten Kolle und Wassermann ist, werden in Fachkreisen begreif­licherweise mit der größten Aufmerksamkeit verfolgt. Eigentliche Epidemien von Genicstarre bestehen zurzeit glücklicherweise in Mitteleuropa   nicht, dagegen sind sie in recht ausgeprägter Form jenseits des Kanals aufgetreten, und zwar sowohl in Schottland  wie in Jrland. Namentlich in der großen irischen Hafenstadt Belfast   haben die Aerzte alsbald die Gelegenheit benut, eine Probe auf die Wirksamkeit des Serums zu machen. Jetzt ver­öffentlichen zwei Forscher am dortigen Pathologischen   Laboratorium, Dr. Houston und Dr. Rankin, die bisherigen Ergebnisse im Lancet. Der wichtigste Teil der Veröffentlichung ist eine Liste von 63 Fällen, in denen das Serum zur Anwendung gekommen ist, mit möglichst genauen Angaben über die Wirkungen der Behandlung. Zunächst wird mit großer Bestimmtheit hervorgehoben, daß die Anwendung des Serums ein recht sicheres Mittel zur Feststellung einzelner Krankheitsfälle von Genicstarre gibt, was für die zeitige Verhütung einer weiteren epidemischen Ausbreitung schlechthin eine Vor­bedingung ist. Es wird nur durch sie stets möglich sein, die durch den wahren Erreger der Genicstarre erzeugte Krankheit von anderen zu unterscheiden. Bezüglich des Heilwirkung des Serums scheint es vor allem darauf anzukommen, daß es frisch verwandt wird. Im Verlauf einer zweimonatlichen Arbeit scheinen sich übrigens die Erfahrungen der Aerzte wesentlich vervollkommnet zu haben, weil in den letzten Wochen der Krankheitsbericht außer-( Dr. P. Langenscheidt, Berlin  .) ordentlich viel bessere Erfolge aufzuweisen hat als in der ersten Beit. Unter den 60 Fällen waren 21, bei denen das Serum ohne( Dr. P. Langenscheidt, Berlin  . 3 M., geb. 4 M.) Wirkung blieb; davon fielen aber nur 5 außerhalb der ersten Woche, alle übrigen also auf die erste Woche selbst. Die Kranken, bei denen das Serum gar teine Wirkung zeigte, starben sämtlich, von den übrigen nur 8. Eine vollständige Wiederherstellung er­folgte allerdings nur in 2 Fällen, wobei aber noch zu berücksichtigen ist, daß noch eine zu kurze Zeit seit der Behandlung verstrichen war, als der Bericht geschrieben wurde. Immerhin wird von 15 Kranken angegeben, daß sie sich bereits in der Besserung befunden haben. Meteorologisches.

W. 2. Andrée: Ein Bergarbeiterschicksal. Ge­sammelte Briefe eines verunglückten Bergmanns.( F. Fontane u. Co., Berlin  . 2 M., geb. 3 M.) May Arendt Denart: Aus der Tiefe mensch licher Herzen. Novellen.( F. Harnisch u. Co., Berlin  . brosch. 1,50 m.) Ludwig Bendler: Moderne Sklavinnen. Ein Theaterroman.( H. Minden, Dresden   und Leipzig  .) Mara von Berts: Die Sünderin, Roman aus der österreichischen Gesellschaft.( Karl Konegen, Wien  . 2,50 M.) 2 M., geb. -Edmund Graeser: Lotte Glimmer, humoristischer Roman aus dem Berliner   Leben.( H. Seemann Nachf. 1 M.) Andreas Kartawitas: erzählungen, übersetzt von Dr. K. Dietrich.( Phil. Reclam  , Griechische Volks­Leipzig. 20 f.)

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( Wiegandt u. Grieben, Berlin  . 3 M., geb. 4 M.) Hermann Kurz  : Die Schartenmättler, Roman.

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Paul Langenscheidt  : Arme kleine Eval Roman. Paul Langenscheidt  : Um nichts. Ein Duellroman. Heinrich Mann  : Zwischen den Rassen, Roman. ( Albert Langen  , München  . 5 M., geb. 6,50 m.)

A. Paul: Der unheimliche Apfelstrudel und andere Sumoresten.( C. Konegen, Wien  .) Kasimir Przerwa Tetmajer, Die Revolution. ( Aus Nord und Ost, Bd. II. C. Konegen, Wien  . 1,50 m.)

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Frhr. v. Schlicht: 8u dumm! Militärhumoresken. ( Albert Langen  , München  . 2 M., geb. 3 M.)

-Frhr. v. Schlicht: Leutnant der Reserve, ein Beit roman.( Karl Reißner, Dresden  . 4 M.)

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Das Ende des Wetterschießens". Von dem fo Richard Schmidt( Pastor): Dorffreuden.( J. Harrwiz genannten Wetterschießen versprach man sich eine Zeitlang recht viel Nachf., Berlin  . 3 M., geb. 4 M.) als Abhülfe gegen Gewitter und Hagelschlag, ja, man rief sogar im Maria Siegmund: Judith Simon  , Roman  ( Carl Jahre 1902 eine internationale Expertenkonferenz für Wetterschießen Konegen, Wien  ). in Graz zusammen. In der Folge wurden, wie wir im Pro­Waclaw Sieroszewski: DI- soni Risam, Noman metheus" lesen, zwei offizielle Schießfelder gegründet, in der Steier aus Korea  . Aus Nocd und Ost Band III.( Carl Konegen, Wien  . mart, der eigentlichen Heimat des Wetterschießens, und 1,50 M., geb. 2 M.) in Italien  . Der steiermärkische Gewitterforscher Prohasta als- Emile 8ola: Der Zusammenbruch.( Der Krieg von Borsteher der zuerst genannten Station fagte in genannten Station fagte in seinem 1870/71.) Boltsausgabe in einem Bande.( Deutsche Verlagsanstalt  Berichte über das Jahr 1904: Dieses hagelreiche Jahr hat Stuttgart  . 2 M., geb. 3 M.)

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& To..Berlin   SW.