Kleines f einlletomDaS Wort von Waterloo. Vor S2 Jahren, zwischen dem17. und 19. Juni, fand in Waterloo, drei Meilen von Brüssel, dergewaltige Kampf statt, in dem Napoleon von vielen Kleinen besiegtwurde, um dann in englischer Gefangenschaft zu sterben. Des furcht-baren Massenschlachtens wird in der gutgesinnten Presse— wofernsie den.nationale» Festtag" nicht vergessen hat. mit entsprechendempatriotischen Jubel gedacht, ist doch auch ain 17. d. M. die famoseFriedenskonferenz eröffnet worden, deren Paragraph eins lautet:„Abgerüstet wird nicht I" Nun auf die ganzen früheren Erfolge unddie späteren der Konferenz im Haag, die am Waterlootage eröffnetwurde, kann man recht wohl das bekannte Mot de Cambronneamvcnden. jeneS Wort, das im Französischen mit M... anfängtund im Deutschen mit Sch.., das Wort, daS Ritter Götz vonBerlichingen angeblich auch georancht haben soll. Wie es geschichtlichmit dem Ritter mit der eisernen Hand steht, ist nicht klar; näherliegt uns noch die Waterloozeit. Viele haben über das Mot deCambronne, jene deutliche Acusterung des französischen Generals, ge-schrieben, Generäle, Abgeordnete, zwei Grenadiere, ViktorHugo u. a. Dem General wird die schöne Phrase zu-geschrieben:„Die Garde stirbt, aber ergibt sich nicht."Nach anderen hat er anders geantwortet, als die Engländerbei Waterloo ihn und die Gardegrcnadiere zur Uebergabeaufforderten. Was hat man nicht von anderen, von Bestunterrichretenvon General Cambronne selbst erfahren? Darüber berichtet HenryHoussaye in seinem Buche 1814— 181S mehrercS. Nach ihm hatCambronne stets den schonen Satz verleugnet, der allerdings ehernach einem Geschichtswerke aussieht, als nach Schlachtgelümmel.Houssaye schreibt:„In Wirklichkeit hat Cambronne niemals schriftlichprotestiert, in seiner Gegenwart aber durfte man den Prachtiatz vonder Garde nicht jagen. Fragte man ihn geradezu, so antwortete ermit einem.Rein". Fünfundzwanzig Tage nach der Schlacht vonWaterloo wurde der General verwundet und als englischer Ge-fangener nach Aschburton gebracht. Er war dort mit anderenKameraden, die ihn wegen feiner Haltung in der Schlacht priesenund wegen seiner stolzen Antwort:„la Garde meurt et ne se rend pas".Darauf Cambronne:.Es tut mir leid, aber ich habe das nichtgesagt, ich habe was anderes geantwortet." Im Jahre 1821war er Kommandant in Lille. Auf Befragen deS OberstleutnantsMagnant hat der General abermals erklärt, er habe jenen groß-artigen Satz nicht gesagt, obwohl er unter seinem dainals in derStadt verkauften Porträt stand und in den Geschichtsbüchern. Alsomit dem schönen Satze, der noch in dem ebenso schönen Liebe.Wirsind die Garde" widerhallt, ist es nach Cambronne nichts. ES siehtdem alten Haudegen, dem eö mit dem Schreiben so schlecht gingwie Blücher, gar nicht ähnlich, als hätte er dergleichen getan, ersagte einmal,.in solchen Augenblicken hat mau keine Zeit zuPhrasen", was man ihm glauben kann. Was nun das famose„Wort"angeht, das auch Götz gebraucht haben soll, so ist es wahrscheinlichjenes.was anderes" gewesen,..was Cambronne geantwortet hat.Der Sekretär der späteren Frau des Generals, de la Vallöe, dernach dem Diktat seiner Witwe eine kurze Lebensbeschreibung verfaßt,berichtet darüber:.Ergebt Euch, riefen die Engländer. Eine entschiedeneVerneinung war CambronncS Antwort, und mit diesemunsterblichen Worte, das die Geschichte nicht wiedersagenkann, aber jeder kennt, stürzte er an der Spitze der Grenadierevoran." Der General hat später, als Mann einer Engländerinund von Ludwig XVIII. zum Bicomte gemacht, sein rauhes Soldaten-fein vergessen, als feiner Mann gelten wollen. Möglich, daß erdeshalb auch sein.Wort" abgeleugnet hat, eS wird aber wohl ebenjenes.was anderes" gewesen sein, und in seinem Wesen wird eSdas Andenken an die Masfenschlacht bei Waterloo immer überleben.Literarisches.Jeppe Aakjär, der Verfasser der Erzählung, mit derenAbdruck wir heute beginnen, ist neben dem ihm geistig nahe ver-wandten Johan Sljoldborg derjenige unter der neuen Generation dänischer Schriftsteller, der mit rücksichtsloser Wahrheitsliebedas Leben der Landarbeiter, der Häusler und Bauern seiner engerenHeimat schildert. Die Menschen selbst, ihr Kampf mit des LebensNot im Gegensatz zu der satten Zufriedenheit und dem hochmütigenWesen der Wohlhabenden treten uns lebendig- vor Augen.Aakjär ist wie Sljoldborg Jütc. Seiner engeren Heimat sindseine Werke entsprossen. Seine Menschen sprechen einen jütländischenBauerndialckt, der sich stark von der dänischen Schriftsprache unter-scheidet. Daß sie kein Blatt vor den Mund nehmen und fich oftrecht starker Worte bedienen, kann nicht wunder nehmen. Auchin dieser Hinsicht»icht-Z zu verschnörkeln und nichts zu verwitzeln,ist Grundsatz des Versagers. Wer die.rohen Kraftbrühen derNatur" nicht vertragen kann, für den sind seine Bücher nicht ge-schrieben..Frederik Tapbjergs Plovgilde", wie der dänische Titel unsererErzählung lautet, ist einer Sammlung.Hcideerzählungen" ent-nommen, die unter dem Titel.Vadmelsfolk"—.Leute in Flauö-kleidern"— erschienen ist.ES ist der unfruchtbare Sand der sich weithin erstreckenden.Ahlhcide" im westlichen Jiitland, dem Frederik die für seinen armenHaushalt nötige Nahrung abzuringen versucht. Auf der eine» Seitesehen wir die wohlhabenden Bauern, die ihr fruchtbares Land mitden besten Betriebsmitteln bearbeiten lassen," auf der anderen jenenbitterarnien Häusler, der wieder Tagelöhncrarbeit suchen und dieBauern anbetteln muß, daß sie ihn, feinen armseligen Sandbodenumpflügen. Der LandeSsttte entsprechend muß er sie dafür auf'sbeste bewirten, während er selbst mit Frau und Kindern hungert.Daß der Sozialismus in dies- Erzählung hiueinspielr, daß einAnflug von Furcht vor dieser Agitation, von Haß gegen ihre Trägerbei den Bauern zutage tritt, ist bei der Stärke der sozialistischen Be-wegung in Dänemark selbstverständlich.Von größeren Werken Jeppe Aakjärs sei hier besonders seinLandarbeiterroman.Vredens Börn"—„Kinder des Zornes"— erwähnt, die Geschichte eines Dienstknechtes, der in hartem Kampfeum sein körperliches und geistiges Leben Erkenntnis der allgemeinensozialen Mißstände erlangt, seine LeidcnSgenossen zu organisierensucht, aber schließlich der heimatlichen Misere entflieht, um sich jen»seits des Ozeans ein besseres Leben zu erringen.Aakjärs neuestes, vor kurzem erschienenes Werk führt den Titel„Paa Aftägt"—„Auf dem Altenteil".— Es ist die Geschichte einesalten Bauern, der sein Gut dem Schwiegersohn hinterlassen hat undnun gleichsam das Gnadenbrot genießt, mit seinem alten Weibealle die Leiden ertragen mutz, die Hunderten seinesgleichen rings»herum im Lande von hartherzigen Verwandten geboten werden.Medizinisches.Die Haut als Gesundheiswächter. Einer der be-rühmtesten lebenden Aerzte hat jüngst einmal ausgesprochen, daßdas Wesen der Krankheit so oft mißverstanden werde. Die lirank-heit sei an sich für den Menschen keine Geißel, sondern eine Wohl-tat, ein Ausdruck des körperlichen Ringens nach Gesundheit, undwenn es keine Krankheit gäbe, würde jede Störung des Gesundhcits-zustandes tödlich sein. So ungewohnt diese Anschauung den meistensein wird, werden sie ihre Berechtigung bei einigem Nachdenkendoch anerkennen. Außerdem lassen sich viele Tatsachen zu ihrerBekräftigung anführen; nehmen wir beispielsweise die Er-scheinung des Hautausschlags bei den Masern oder beim Scharlach.Würde dies äußere Merkmal der Krankheit fehlen und diese sichlediglich in den inneren Organen abspielen, würde es ferner garein Fieber nicht geben, das geradezu mit physikalischer Genauig»keit die Höhe der Krankheit zu messen gestattet, so würde dieLage der Patienten weit gefährlicher sein. Die Haut versieht ge-wissermaßen das Amt eines Gesundheitswächters, indem sie beivielen Erkrankungen zuerst auf das Vorhandensein, auf die Artund vielfach auch auf den Ursprung einer Erkrankung hindeutet.Ein Arzt an einem Krankenhaus für Hautkrankheiten und Krebsin New-Dork, Dr. Bulklcy, hat über die Warnungssignale, die vonder Haut ausgehen, einen lehrreichen Aufsatz im Journal derAmerikanischen Medizinischen Vereinigung veröffentlicht, worin dieKrankheitserscheinungen, die sich an der Haut zeigen, ziemlich voll-zählig berücksichtigt sind. Wenn von der Syphilis abgesehen wird,die ja unter den Hautkrankheiten eine ganz besondere Stellungeinnimmt, so beginnt die Erörterung mit dem Ekzem, einer Krank-heit, die im Deutschen gewöhnlich als nässende Hautflechte be»zeichnet wird. Dr. Bulkley weist gerade an diesem Beispiel nach,wie die Behandlung einer Hautkrankheit zu einem bedenklichenMißerfolg führen kann, wenn sie eben lediglich als Hautkrankheit,nicht aber gleichzeitig als Merkmal einer Erkrankung des ganzenOrganismus aufgefaßt wird. Er behauptet, das Ekzem sei fastimmer ein Zeichen nervösen oder physischen Zusammenbruchs, undeine sorgfältige Untersuchung deS Kranken werde oft schwere Irr»tümer in seinen Lebensgcwohuheiten aufdecken, deren Fortsetzungeine dauernde Heilung an sich unmöglich machen würde. Einesehr große Verbreitung besitzt eine andere Hautkrankheit, die vonder Wissenschaft als Akne, im Volksmund gewöhnlich als Finnebezeichnet wird. Sie wird in vielen Fällen auf die leichte Achselgenommen und als eine unangenehme Begleiterscheinung gewisserjugendlicher Jahre betrachtet, während sie oft als ein Warnungs»signal aufgefaßt werden sollte, dessen Vernachlässigung recht un-klug sein würde. Sie deutet nämlich häufig auf schwere Stoff-Wechselstörungen, die mit Fehlern in der Ernährung und in derLebensweise zusammenhängen. Auch hier sollte sich also der Arztnicht lediglich als Spezialist verhalten, der ein örtliches Leidenörtlich zu kurieren hat, sondern als ein Arzt den ganzen Menschen.Noch leichtsinniger ist das Urteil über die Schuppenflechte, dieman zuweilen sogar geradezu als einen„Gesundheitsausschlag"hingenommen hat, weil so viele Leute dabei, wenigstens für einenoberflächlichen Beobachter, völlig gesund erscheinen. Hier ist dieTatsache zu berücksichtigen, daß ein wiederholtes Auftreten dieserFlechte zu größerer Nervenerschöpfung führen kann. Dasselbewäre von anderen krankhaften Veränderungen der Hau! zu sagen,die nicht sämtlich genannt werden können. Nur eine sei nochhervorgehoben, die gleichfalls häufig in ihrer Bedeutung unter-schätzt wird, nämlich das Austreten von Hautgeschwüren. MitBezug auf diese heißt es gewöhnlich ganz einfach, es sei eine kleineVerunreinigung an einer winzigen Verletzung der Hautoberflächegeschehen, und der dadurch verursachte Vorgang habe weiter nichtszu bedeuten. Man sollte aber daran denken, daß das Vorhanden-sein der Eiterbakterien immer eine starke Gefahr weiterer An-steckung bedeutet, und daß man sich darum doch mit diesen Dinger»mehr in Acht nehmen sollte, als es gewöhnlich geschieht. Beiwiederholtem Auftreten müßte der Arzt auch das Allaemcin»befinden in den Bereich seiner Untersuchung ziehen