nimmt so viel Schwefelblüte, um einer kleinen Menge weichenWassers eine recht goldene Färbung zu verleihen, und in diesemWasser werden dann drei zerstoßene Zwiebeln gekocht. DieseFlüssigkeit wird auf die Vergoldung mit einer weichen Bürste auf»getragen.Technisches.Feuerlose Heiß Wasserlokomotiven. Für Ran-gier- und Versch iebezwecke werden jetzt in Fabriken oder Bahnenoft elektrische Lokomotiven verwendet. Um eine Rangierlokomotivefür die Zwecke zur Verfügung zu haben, bei denen eine solche elek-irische Anlage zu teuer würde, eine normale Dampflokomotiveaber aus anderen Gründen untunlich ist, werden sogenannte„seu erlose Heißwasserlokomotiven" konstruiert. DasPrinzip dieser Maschinen besteht darin, daß Dampf ohne Feuerungerzeugt wird. Dies wird dadurch erzielt, daß sehr heißes Wasserin einem geschlossenen Raum unter Druck gehalten wird. Wirddieser Druck vermindert, so verdampft das Wasser und erzeugt soden Vjuib Betrieb der Lokomotive erforderlichen Dampf. DieFirma SI. Borsig baut solche Lokomotiven nach dem Prinzip vonFranca, bei denen das im Reservoir befindliche Heißwasser durchden einem stationären Kessel entnommenen Dampf auf die ge-nügend hohe Temperatur gebracht wird.Magnetische Legierungen. Der Magnetismus galtbisher als eine ausschließlich dem Eisen, Nickel und Kobalt zukom-mendc Eigenschaft. H e u s l e r und W e d e k i n d haben abernachgewiesen, daß Legierungen des an und für sich magnetischenMangans magnetisierbar sind. Wird z. B. ein Pulver, bestehendaus Mangan und dem gleichfalls magnetischen Bor, d. i. Mangan-borid, magnetisiert in eine Röhre gefüllt und an einem Seidenfadenaufgehängt, so stellt sich die Röhre genau wie eine Magnetnadel inden magnetischen Meridian ein. Bei manchen Manganverbin-düngen tritt die Magnetisierbarkeit erst bei hohen Temperaturenauf, so bei den Manganstickstoffverbindungen, die erst bei 2000 Gradmagnetisch werden. Die stärkste magnetische Verbindung ist eineVerbindung von Mangan mit Antimon, die sich ebenso stark magne-tisch wie Eisen machen läßt. Aehnlich wie Mangan verhält sich auchdas Chrom, das in seiner Verbindung mit Bor, dem Chrom-borid, schwach magnetisierbar sind. Diese Ergebnisse der ForschungWedekinds sind besonders für die Theorie des Magnetismus, ob erxine molekulare oder atomistische Eigenschaft ist, wichtig.Humoristisches.— Vorschlag zur Güte.Da ist nun dieser Papagei!Ihr tadelt füglich sein Geschrei.Das Stund' auf Stunde ungestilltAuS seinem krummen Schnabel quillt.Wenn ihr auch noch so heftig denkt,Ihr werdet schließlich abgelenkt.Tjaja... Was ist da bloß zu raten?Am liebsten möchte man ihn braten.Denn dieser Modus der ErscheinungEntbält in sich die Sprachverneinung.Da hört nur an: Er imitiertDen guten Ami, wenn er stiert.Er pfeift mich hochbegabter ZungeScharfsinnig wie ein Bäckerjunge.Er kann verschiedne Worte kneten,Ja selbst das Vaterunser beten,Und bringt als streng loyales Hau»Ein Hoch auf unfern Fürsten aus.Schon recht: da ist zwar viel Geschrei;edoch: Gesinnung ist dabei!ann auch das eine nicht ergehen,So muß man doch das andre schätzen.... Wie wär's, wir schickten ihn am End'Nach Preußen als Privatdozent?Dr. O w l g l a ß.— Ein M u st e r s o h n. Sohn sCoulenrstudent) zum Vater:,Jch verkehre überhaupt nur mit Dir, weil Du zufällig mein alterHerr bist."(„Simplicissimus'.)— Kindliche Theologie. Die kleine Klara sieht bei ihrem„Onkel Doktor" zum erstenmal ein Skelett. Sie stagt, was das sei.„Das sind die Knochen eines gestorbenen Mannes!" ist die auf-klärende Antwort. Nach einem kurzen ungläubigen Schweigen sagtsie, auf ihre glückliche Lösung stolz.:„Dann kommt also bloß derSpeck in' Himmel?"— Neulich gab unser Oberarzt in der Kaserne Krankenträger-Unterricht und besprach erste Hülfe bei Schußwunden. Stichwundenusw. Bei den Hiebwunden fiel ihm zufällig als Beispiel ein: Hieb-wunde über den Rücken. Natürlich verbesserte er sich sogleich undsagte:„Die werden ja bei uns hoffentlich nicht vorkommen."Die Leute sehen ihn ver ständnislos an.„Nun, warum werden' ie bei uns nickt vorkommen?"Allgemeines Sckweige I. Endlich steht einer auf und sagt:„Weil mer als de Tornijckter uff de Buckel hawlve, Herr Owerarzr."�_(„Jugend*.;Jßtiauimttl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.— Druck u. Verlag:Notizen.— Freie Volksbühnen und Tantiemenfreihett.Nachdem sowohl die Freie wie die Neue Freie Volksbühne prinzipiellsich bereit erklärt haben, unter gewissen Umständen allerdingsreduzierte Tantiemen an die Autoren zu zahlen, sollte man die An-gelegenheit für erledigt halten. Das scheint indes nicht der Fall zusein. Wie der„Berliner Börsen-Courier" mitteilt, komme eS denAutoren und Verlegern nicht so sehr auf die Zubilligung einerTantieme wie namentlich auf eine Klärung der Rechtsstagean. Sie wollten keine Gnadenspende haben, sondern da»Recht der freien Verfügung über ihre Werke gesichert sehen.Es handelte sich dabei nicht sowohl um die Bezahlung einerTantieme irnd um deren Bemessung, als wesentlich darum, daß dieVereinstheater nicht nach Belieben, nicht ohne ausdrückliche Ein-lvilligung der Verfasser oder ihrer Bevollmächtigten Stücke auf-führen. Die Bestrebungen bezüglich einer Klärung dieser Rechts-läge in betreff der in einem eigenen Theater regelmäßig und all«abendlich veranstalteten Vereinsaufführungen würden demnach ihrenFortgang nehmen.— Bühnenmißbrauch wird mit der Dramatisierung er-solgreicher Romane und sonstiger Sensationen schon seit langem ge«triebe». Daß ein Autor sich gegen die Bühnenausschlachtnng wehrt,ist begreiflich und begrüßenswert. Welche Motive— außer denfinanziellen— Margarete Böhme veranlatzten, schließlich doch derzuerst angefochtenen Bühnenbearbeitung des Tagebuches einerVerlorenen zuzustimmen, entzieht sich allgemeiner Kenntnis.Wir werden also im August im Zentral-Theater den Unsinneines dramatisierten Tagebuches erleben.— Professor Emanuel Mendel, der Psychiater undNervenarzt, ist Sonntag, 67 Jahre alt, gestorben. Er begann alsLandarzt in Pankow, gründete später eine Privatirrenanstalt undhabilitierte sich 1873 an der Berliner Universität. Als Mensch, Arztund Lehrer genoß er große Beliebtheit. Sein öffentliches Kolleg„über Zurechnnngsfähigkeit" wurde von Studenten aller Fakultätenbesucht. Mendel war während zweier Reichstagsperioden freisinnigerVertreter von Niederbarnim. Am Bürgerlichen Gesetzbuche arbeüeteer mit an den Paragraphen über die Stellung der Geisteskranken.An der Erbauung des nach ihm benannten neuen Krankenhausesin Pankow hatte er besonderen Anteil.Ein launiges Wort aus seinen Vorlesungen möge hier eineStelle finden: Im Verdachte der Geisteskrankheit stehen alle Menschen,mit Ausnahme derer, die ich als geheilt entlasten habe. Und auchda kann ich mich noch geirrt haben.— Wie macht man einen Roman interessant?Indem man ihn frischweg als„Schlüsselroman" bezeichnet, dachte einbetriebsamer Leipziger Verleger. Sollte sich nachttäglich heraus-stellen— wie i» unserem Falle— daß der Autor gar nicht einenSchlüsselroman beabsichtigte und gegen diese„literarische Diskredi-tterung" protestiert, so verschlägt das nicht viel. Die Reklame isteinmal gemacht, den Protest liest fast niemand und die gutenFreunde könnten schließlich noch die Mär verbreiten, es wäre eineverabredete Komödie. Also doppelte Reklame.— Ein Museum für Industrie und Technik dürsteauch in Oesterreich errichtet werden. Die Regierung hat eineUnterstützung im Beirage von anderthalb Millionen Kronen in Aus-ficht gestellt. Die besonders interessierten technischen und industriellenVereine werden ein Komitee bilden, das die weitere Propagandaübernimmt. In Fluß kam die Frage durch die Jubiläumsausstellung.die man den Industriellen aufnötigen wollte. Sie parierten die Zu-mutung. indem sie den Museumsplan in den Vordergrund brachren.Oesterreich bekommt also an Stelle einer unnötigen Ausstellungvoraussichtlich ein sehr nützliches Museum.— Die Ohrmuschel als Erkennungszeichen. EinMittel zur Erkennung von Toten empfiehlt Dr. Jmhoser in dem„Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik", nämlich dieOhrmuschel, die man siir diesen Zweck wenig beachtet hat. Sie weistaber oft charakteristische Eigentümlichkeiten auf, die sich weder durchWachstum noch durch Leichenfäulnis wesentlich ändern. Auch dieFamilienzugehörigkeit soll sich nach Jmhofer in manchen Fällen miteiner gewissen Wahrsckeinlichkeit aus der Ohrform feststellen lasten,was bei Kindesunterschiebungsprozessen oder bei Anfechtung derEhelichkeit eines Kindes seitens des Baters von großer Wichtigkeitwäre.— Der größte Brückenbogen der Welt. Man be«richtet aus New Dock: Ein gewalttges technisches Unternehmen wirdvon der Pennsylvania Railroad-Gesellschaft vorbereitet; die Plänedes Projektes liegen bereits den New Dorker Behörden zur Ge-nehmigung vor. Es handelt sich um eine riesige Eisenbahn-brücke, die über den breiten East River gelegt werdensoll und die nach ihrer Vollendung den größten Brücken-bogen der Welt darstellen wird. Der gewaltige, in Stahl-konstrilktion ansgesührte Bogen wird eine Spannweite von»ich: weniger als 1000 Fuß haben und sich zu einer Höhe von220 Fuß emporwölben. Im Anschluß an diese monumentale Stahl-tonstniktion wird die Herstellung eines riefigen eisernen Viaduktesstattfinden, der einstweilen nirgends seinesgleichen bat. Denn diesererhöhte Schienenweg wird von Long Island bis Brvnz laufen unddamit eine Lange von 17 000 Fuß, also-nehc als drei englischeMeile» erreichen. Allem die Kosten der Brücke find auf 50 MillionenMark veranschlagt.Vorwärts Bucht ruckerei u.VeciagSanstalt Paul Singer&Co,, Berlin SW.