Da-Z ist erfreulich. Denn es ist keine Frage, daß dieser Schmuck an der Fassade oder in Jnnenräumen ein schöner und natürlicher ist, besonders wenn, wie bei Scharvogel und Mutz, die Tönung eine so Vorzügliche, künstlerische ist, die sich gar nicht aufdrängt, sondern im ganzen sich harmonisch einfügt. Wir lernen dadurch wieder mehr Farbenfreude, die uns verloren ging. Die Ausstellung ist auch den ganzen Juli hindurch noch geöffnet; der Eintritt ist frei. Psychologisches. DerWertderZeu genaussagen. Nach dem Vorgang deutscher Psychologen und Juristen hat jetzt auch ein italienischer Gelehrter, Claparcdc, interessante Experimente angestellt, die be- weisen, wie schwierig es ist, über einen Borgang, den man beobachtet hat, eine exakte Aussage zu machen und mit welcher Vorsicht daher auch die im besten Glauben abgegebenen Aussagen von Zeugen auf- zunehmen sind. Im Laufe seiner Vorlesungen über Kriminal- anthropologie verteilte der Professor unvermutet unter seine Hörer Wlätter aus weißem Papier und bat sie, sofort schriftlich auf etwa 20 Fragen zu antworten, die sich auf Gegenstände bezogen, die im Aniversitätsgebäude waren und von den Zuhörern täglich gesehen werden konnten. Von den 64 Hörern vermochte nicht ein einziger jaus acht Fragen über die llniversitätsgebäudc völlig richtig zu ant- Worten. Von den 64 Personen verneinten 45 die Existenz eines großen Fensters, das auf das Vestibül der Universität hinausging und an dem sie jeden Tag vorüberkamen. Ein Hörer antwortete, daß er sich nicht daran erinnern könnte, und nur 8 bestätigten, daß dieses Fenster da wäre. An einem anderen Tage wiederholte Claparede einen Versuch in etwas anderer Form, den schon Pro- fessor von Liszt   angestellt hat. Ohne daß er seinen Zuhörern etwas angekündigt hatte, ließ er eine verkleidete Person in den Hörsaal eintreten. Kaum hatte man diese bemerkt, so wurde sie wieder hinausgeworfen; sie blieb nur etwa 20 Sekunden in den Hörsaal. Wenige Tage darauf wurden dieselben Zuhörer aufgefordert, die Person, die damals eingedrungen war, aus 10 maskierten Jndi- viduen herauszuerkennen. Nur 4 von 22 Hörern erkannten den Mann wieder; 8 schwankten zwischen ihm und anderen Personen, und 10 bezeichneten mit Bestimmtheit eine falsche Person. Das Resultat aller dieser Versuche ist immer das gleiche: man sieht, wie wenig man sich auch auf anscheinend ganz sichere Erinnerungsbilder verlassen kann. Mineralogisches. Töpfererden. Was der Töpfer als Grundstoff für seine Arbeiten braucht, wird im allgemeinen Ton genannt, aber wie schon aus der Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse zu schließen ist, bezeichnet dieser Name nicht einen immer gleichen Stoff, sondern umfaßt viele Abänderungen. Für die Chemie ist der Ton ein wasserhaltiges kieselsaures Salz der Tonerde, und die Tonerde wiederum ist eine Verbindung von Sauerstoff und Aliminium. In der freien Natur findet sich diese chemische Formel aber nur in mehr oder weniger verunreinigtem Zustande verwirklicht, wie sich schon nach der Eni- stehung des Tons denken läßt. Er bildet sich nämlich durch die Zer- fetzung von gewissen Mineralien, von denen der Feldspat der wichtigste ist, durch die Wirkung von Luft und Regcnwasser. Die Eigenschaft, die den Ton nützlich macht, besteht darin, daß er durch die Feuchtigkeit geschmeidig wird, so daß man ihm jede beliebige Form geben kann, die er dann nach Verlust der Feuchtigkeit behält. In der Töpferei im weitesten Umfange dieses Begriffs wird eine ganze Anzahl nutzbarer Tone unterschieden, die zum Teil recht wert- volle Handelsartikel bilden. Der gewöhnliche Ton ist plastischer als die eigentliche Porzellanerde und erfordert daher bei der Behand» lung mehr Wasser; dementsprechend schrumpft er auch mehr beim Trocknen. Die meisten gewöhnlichen Tonarten werden, wenn sie aus dem Erdreich herauskommen, zunächst noch einige Monate der Luft ausgesetzt, bevor sie gebraucht werden, weil durch die Wirkung von Sonne und Regen der Ton für die Verarbeitung verbessert wird. Man erwartet von einem guten Ton, daß er sich leicht formen läßt, schmelzbar genug ist, um undurchlässig zu werden und Klang zu geben, und doch so weit unschmelzbar, daß er nicht in den Oefen springt. Die Menge von Wasserzusatz, die der Ton verlangt, ist sehr verschieden und wechselt namentlich auch nach den Jahreszeiten. Dem gewöhnlichen Ton wird stets noch Kiesel oder Flint zugesetzt oder auch Porzellanerde. Der Flint wird benutzt, um dem Material Farbe zu geben, auch führt er zur Verminderung der Geschmeidig. reit und der Durchlässigkeit. Ein zu geringer Zusatz von Flint er- höht die Gefahr des Springens bei der Glasur, ein zu großer die der Zersplitterung. Es ist also große Vorsicht und Ucbung für die richtige Mischung erforderlich. Ein Zusatz von Feldspat wirkt ferner als Flußmittel und macht die Ware dichter und fester, gibt ihr auch einen guten Klang. Statt reinen Feldspats kann auch ein sehr jfeldspatreicher Ton zugemischt werden. Die genannten Mineralien treten in Benutzung, wenn es sich um die Herstellung weißer Ton« waren handelt. In welchen Verhältnissen sie gemischt werden, hängt sehr von den Rezepten ab, die bei den verschiedenen Werkstätten, oft schon seit langer Zeit, in Gebrauch sind. Die Güte des Er- geugnisses wird selbstverständlich in hohem Grade dadurch bedingt, daß diese Mineralien immer wieder auf ihre Eigenschaften hin ge- iprüft werden. Eine Fabrik, die hier auf gut Glück verfahren würde, könnte ihren Betrieb bald einstellen. Notizen. Im Kleinen Theater findet in der nächsten Woche di« Berliner   Erstaufführung der Komödie»Bater und Sohn" von Gustav Es mann statt. Der zerrissene Böcklin. Aus englischer Quelle ver« lautet, daß Böcklins Gemälde»Die Gefilde der Seligen", das be« kanntlich in beschädigtem Zustande in die Nationalgalerie zurück« gekommen ist, den Unfall auf der deutschen Bahn erlitt. Eine Latte soll sich losgelöst und einen Riß von einem halben Meter Länge verursacht haben. Lloyds Versicherungsgesellschaft bietet 60 000 M. Schadenersatz, die Nationalgalerie soll aber 160 000 M. fordern. Methodische Narrheit. Ueber die Berliner   Pank- grafschaft, die kürzlich auf einer ihrer durch ganz Deutschland   aus- gedehnten Spritztouren Rüdesheim   mit der Statue eines Pankgrafen beehrte, lesen wir in der.Köln  . Zeitz.":.Am ganzen Mittelrhein  war in den letzten Tagen von derPankgrafschast von 1331 zu Berlin   bei Wedding an der Panke" die Rede. Nur wußte niemand recht, was sie bedeuten, und was man sich darunter vorstellen sollte. Am nieisten wurde sie, wie das in« rheinifchen Lande nahe lag, für eine Art Karnevalsgesellschaft geholte««, da man sich nicht gut denken konnte, wie fast annähernd 300 Männer zur Sommerszeit in einem grauen Wams aus Leinwand mit rotem, brandenburgischem Adler, roten Aermeln mit weißen Aufschlägen, schwarzem Kragen, mit gelbem Leibriemen, Schwert, langen Stiefeln, Schlapphut mit wallenden Straußenfedern und mit weißen Handschuhen in fremde Gegenden zogen, um eine Burg zu stürmen. Auch andere abenteuerliche An« nahmen und Erklärungen waren zu vernehmen... Pankgrafen nennen sich die Angehörigen der Gesellschaft, weil sie ihren Ursprung auf die Zeit zurückführen, als das Weddingland um die Panke   herum von ihren Vorfahren den Rehbergern abgenommen wurde. Eine große Rolle spielte dabei Graf Udo««rit der gespaltenen Klaue. Auch jetzt ist noch eine Bedingung für die Mitgliedschaft, daß jemand Grundbesitz an der Panke   haben oder gehabt haben muß. Am 12. Mai, dem Tage St. Pankratms, kommen die Pankgrafen zur Feier deS Gründungsfestes zusammen. Den neu Aufgenommenen wird dann ein künstlerisch ausgeführtes Kreuz zum Ordenskleide gestiftet. Zurzeit gibt es 230 eigentliche Pankgrafen. Wer es werden will, hat eine fünfjährige Probezeit zu bestehen. Wer in Ehren be- steht, kann es dann später zum Komtur, Großkomtur ui«d nach vielen Jahren vielleicht zum Hochmeister bringen. Eine weitere Vor- bediugung für die Aufnahme ist ein größeres Vermögen, auch lvird ein gewisser Wert auf die Körpergestalt gelegt, wie«nan auch unter den Paukgrafen Männer von stattlichem bis gewaltigem Aussehen, überhaupt meist hübsche Leute fand. Die Farben der Pankgraf- schast siird schwarz-grün-grau-blau. Das schwarz soll an den Tod erinnern, vor dem die Pankgrafen nicht erbleichen, gerade wie die schwarze Schau in Deutschlands   Not, grün ist das Zeichen der Hoffnung, grau war die Vorzeit, als ums Weddingland gestritten wurde, und das Blau soll die Freundschaft andeuten. Die Grundsätze der Pankgrafschaft sind Treue zu Kaiser und Reich, Vaterlandsliebe, Freundschaft, Wohltun u««d die Pflege eines gc- sunden, reinen Humors. Tie ManncSzucht ist sehr strenge. Eigen- tümlich ist derSchlachtruf", zugleich auch Hochruf der Pankgrafeir, nämlichMgrhuh", eine Abkürzung der WorteMit Gruß, Herz und Hand", des Wahlspruches der Pankgrafen. Alljährlich unternehmen sie insgesamt eine Nittcrfahrt. Sie besuchen Burgen oder gcschicht- lich bekannte Städte." Bücher-Einlanf. Naturwissenschaft. W. von Buttlar: Instinkt und Verstand der Tiere. (H. Hillger. Berlin  . 0,30 M., geb. 0,60 M.) Dr. Albert D a i b e r: Aus der Werkstätte deS Lebens.(Strecker u. Schröder, Stuttgart  . 1,00 M., geb. 2,40 M.) Farbige Tier bilde r. Im Verlage von Martin Olden- bourg, Berlin  , erscheinen 50 farbige Reproduktionen von Tierbildern nach Originalen von Wilhelm Kuhnert  . Das Werk umfaßt zehn Hefte zum Gesamtpreise von 20 M.; einzelne Hefte kosten 2,60 M., einzelne Blätter 0,00 M. H. R. Jrancö: Das Leben der Pflanze. Erste Abteilung: Das Pflanzenleben Deutschlands  . Lieferung 1116. (Kosmos, Stuttgart  . Lieferung 1 M.) K. Gicsenhagen: Befruchtung und Vererbung im Pflanzenreiche. Wissenschaft und Bildung. Bd. 0.(Quelle u. Meyer, Leipzig  . 1 M., geb. 1,25 M.) L. v. Graff  : Das Schmarotzertum im Tier- reiche. Wissenschaft und Bildung. Bd. 6.(Quelle u. Meyer, Leipzig  . 1 M.. geb. 1.25 M.) Wolfhart G u st a v S so n: Mensch, Tier und Pflanze. Ein Parallelismus.(Strecker u. Schröder, Stuttgart  . 1 M., geb. 1,80 M.) Ernst Haeckel  , ein Lebeitsbild von Wilhelm B ö l s ch e. Die treffliche Biographie, die eine nicht minder treffliche Einführung in die moderne Naturlvisseirschaft darstellt, liegt nunmehr in einer billigen, mit einem Bilde Haeckels geschmückten Volksausgabe (218 Seiten) zu 1 M. vor.(H. Seemann Nachf., Berlin  »«. Leipzig  .) I. Pohlig: Eiszeit und Urgeschichte des Menschen. Wissenschaft und Bildung. Bd. 8.(Quelle u. Meyer, Leipzig  . 1 M., geb. 1,25 M.) Lerantwortl. Redakteur: Hans Weber. Berlin  , Druck u. Äerlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanjtaltPaul Singer LcCo., Berlin   LlV.