schöpfe wchta?, diese 3 Mal ko'n Vergnügen. Die'Spitzin war bissig wie ein Wolf, wenn sie Junge hatte. Der Vater furcht si vor ihr," sagte Anton zu Provi, »,drum schickt er mi. Komm mit, halt sie, wenn ich ihr die Jungen nimm, halt ihr's Maul zu, daß mi nit beißen kann." Jni Holzverschlag neben dem Ziegenstalle auf einer Handvoll Stroh lag zusammengeringelt die schwarze Spitzin und unter ihr und um sie herum krabbelten ihre Kleinen und winselten und suchten mit blinden Augen und tasteten mit weichen, hülflosen Pfötchen. Die Spitzin hob den Kopf, als die Knaben sich ihr näherten, ließ ein feindseliges Knurren vernehmen, fletschte die Zähne. Dummes Viech, grausliches!" schrie Anton und steckte halb zornig, halb ängstlich die Hand nach einem der Hündchen aus.Halt sie! halt sie! daß sie mi nit beißt!" Schon recht, wenn's di beißt, dachte Provi. Es fiel ihm nicht ein, sich um Antons willen in einen gefährlichen Kampf mit der Hündin einzulassen: nur um die eigene Sicherheit war ihm zu tun, und so nahm er seine Zuflucht zu einer Kriegslist, kauerte auf den Boden nieder und hob mit kläg- licher Stimme an:O die orme Spitzin, no jo, no so! Nuhig, orme Spitzin, so, so... ma tut ihr jo nix, ma nimmt ihr jo nur ihre Jungen, no jo, no jo!" Die Spitzin zauderte, knurrte noch ein wenig, doch mehr behaglich jetzt als bösartig. Die Körte. die Provi zu ihr sprach, verstand sie nicht, aber ihren sanften, beschwichtigenden Ton verstand sie und dem glaubte sie. Was wußte die Spitzin von Arglist und Heuchelei? Ein Mensch sprach einmal gütig zu ihr, so war auch seine Meinung gütig. Sie legte sich wieder hin, �ieß sich streicheln, schloß bei der ungewohnt wohltuenden Berührung wie zu wonnigem Schlafe ihr Auge. Die Schnauze steckte sie in Prodis hohle Hand, die sie ihm dankbar und zärtlich leckte. No also no!" rief er den Kameraden an:Pack's z'amm'. Mach g'schwind!" Anton griff zu, und im nächsten Augenblick sprang er auch schon mit drei Hündchen in den Armen aus dem Ver- schlag, in großen, fröhlichen Sätzen über die Straße, die Uferböschung zum See hinab. Provi folgte ihm eiligst nach; den Hauptspaß, mit anzusehen, wie die Hündchen ertränkt Wurden, konnte er sich nicht entgehen lassen. (Schluß folgt.) (Nachdruck verboten.) Gin rettendes Interview. EZ war zur Zeit der Dezcmbcrkämpfe 1903 in Petersburg . Die Polizei gab sich alle Mühe, das Exekutivkomitee des Deputiertenrates der Petersburger Arbeiter, das den Massenstreik leitete, abzufangen. Ueber Petersburg wurde damals der Bc- lagerungSzustand verhängt. Soldckteupatrouillen durchzogen die Sradt, auf den größeren Plätzen waren förmliche Kriegslager, jeden Augenblick passierten durch die Straßen in leichtem Trab Pelotons Kosaken . Alle Brücken, alle Newaübergänge, die wichtigsten öffentlichen Gebäude und die elektrischen Zentralen wurden mili- tärisch bewacht. Die Schutzleute bekamen mächtige Flinten, mit denen sie sich recht unbeholfen bewegten. Es wimmelte in der Stadt von Spitzeln und verkleideten Polizisten. Die be« rüchtigten Dworniks paßten genau auf bei jedem, der ein- oder ausging. Wir versammelten uns dennoch jeden Abend und tagte:» bis spät nach Mitternacht : das Präsidium aber blieb den ganzen Tag beisammen, um Nachrichten über den Fortgang des Streiks, Zusammenstöße mit dem. Militär usw. entgegenzunehmen und die nötigen Dispositionen zu treffen. Während der Sitzungen des Erckutivkomitccs stellten wir regelrechte Posten auf, die über Annäherung von Polizei'oder Militär und überhaupt über jede verdächtige Bewegung oder Persönlichkeit sofort Meldung zu erstatten halten. So entgingen wir wiederholt der Verhaftung. Wir ver- sammelten uns in Privatwohnungen, wobei es oft sehr eng zuging, in Geschäftslokalen, einmal auch hinter den Ku- lissen eines Theaters; wiederholt H)ar_ das luxuriöse Palais einer Dame der hohen Aristokratie unser Asyl, noch häufiger drängten wir uns in ärmlichen Proletarierwohitungen zu- sammen, wo eine flackernde Petroleumlampe nur noch den Prä- sidententisch beleuchtete und den dichtgefüllten Naum int Hinter­grunde in düstere Schatten hüllte. An einem Tage war ein stark besuchtes Bureau zum Sitz des Präsidiums gewählt. Es befand sich im ersten Stockwerk und hatte zahlreiche Zimmer und Gänge. Das war es besonders, was uns dieses Lokal wert machte. Am Vormittag kam ich hin. Ich hatte aber noch keine Zeit, mich einzurichten, als der Alarmruf erscholl: »Die Polizei ist da!" Diese traf xasch ihre Dispositionen. Alle Ein- und Ausgänge wurden abgesperrt, wo nuu» hinblickte, sah man Schutzleute, in den Hof wurde Militär eingeführt. Ich saß da, wie der Fuchs im Eisen. Ich hatte Skripturen bei mir, die keinen Zweifel zuließen über meine Zugehörigkeit zum Präsidium de-° Depmiertenrates. Da durchzuckte mich ein rettender Gedanke.Sie verstehen doch deutsch ?" wandte ich mich an einen jungen Ingenieur, der neben mir zu stehen kam.Ja", antwortete er.Also, aufgepaßt l Von nun an spreche ich kein Wort russisch. Ich bin ein ausländi- scher Berichterstatter, der hierher kam, um Sie zu intet- viewen und zwar über die Naphthabrände in Baku . Setzen wir uns. Sie antworten auf meine Fragen, docki. bitte, be­wahren Sie Ruhe." Ich zog mein Notizbuch aus der Tasche und skizzierte rasch das Interview. Mein Partner war im ersten Augen- bltcke etwas nervös und ungeduldig, doc� fand er sich bald in die Situation. Ich schloß mit den Worten:die Unterredung wird durch die Polizei unterbrochen, die eine Haussuchung vornimmt." Im Hause herrschte großer Trubel. Es waren eine Menge Leute da, die in den verschiedensten geschäftlichen Angelegenheiten nach dem Bureau kamen und nunmehr gefangen gehalten wurden.'Der Polizeihaupt- mann mit zwei Leutnants installierte sich in einem größeren Saal. Hier wurden nach und nach alle versammelt. Jeder der Anwesenden mußte vortreten, un: sich zu legitimieren und ausgefragt zu werden; darauf wurde an ihm eine Leibesvisitation vorgenommen. Heraus- gelassen wurde vorderhand niemand. Man beschwerte sich, pro- testierte, schimpfte und lärmte. In der allgemeinen Aufregung kam dieser und jener, viele, die mich gar nicht kannten, auch an mich heran und machten in heftigen Worten ihrem Verdruß gegen die Polizei Luft. Meine Antwort war ein stummes Mienenspiel, in dem viel Mitgefühl, aber wenig Verständnis zu lesen war. Ich nahm meinen Ingenieur lmter den Arm und ging mit ihm zum Tisch des Polizeibauptmanns.Dieser Herr ist ein Ausländer" begann mein Begleiter:er ist Berichterstatter, er hat eine Anzahl Geschäfts- und Fachleute über die Naphibaindustrie interviewt und war gerade daran, mich anszusragen, als Ihr Besuch uns unterbrochen hat. Er wird jetzt eine schöne Vorstellung bc- kommen von unseren russischen Zuständen. Lassen Sie ihn wenigstens sofort frei, die Sache ist auch jetzt schon skandalös genug!" Wie heißen Sie?" fragte der Polizcihauptmann und warf mir einen scharfen Blick zu, hinter den, jedoch, zu meinem großen Vergnügen, eine gewisse Unsicherheit lauerte. Ich nannte eilten tschechischen Namen. Ick sprcke wenig russisch radebrechte ich ick bin Slawe, aber ick spreke nix russisch . Sprechen Sie vielleicht deutsch ?" Dann, ohne erst eine Antwort abzuwarten, redete ich, so lebhaft ich nur konnte, deutsch auf ihn ein und hielt ihm mein Notizbuch mit dem Interview vor. Ich sah, daß er nichts davon verstand, aber mein Redestrom machte Eindruck ab lind zu setzte mein Begleiter ein Nkort dazwischen, um mich zu erklären der Polizeimensch glotzte mich verdutzt an. Schließlich rief er den Schutzleuten an der Tür zu:Nach Waffen durchsuchen! Hat er keine freilassen!" Die Schutzleute betasteten meine Rocktaschen. Im Flur wurde mein Ueberzieher heruntergeholt und durchsucht.Sie können gehen I" Ich zog den Ueberzieher an, setzte den Hut auf. Dann hob ich meine Gummischuhe i» die Höhe und hielt sie den Schutz- leuten vor die Nase:Nix Browning!" Die'Umstehenden lackten. Adieu I" Ich schwenkte den Hut und entfernte mich. Etliche Stunden später trat das Präsidium dcS Deputiertenrates wieder zusammen._ Pv. Kleines f eiiilleton* Kunst. I n der Münchener Sezession. Die Wiederkehr dcS ewig Gleichen beherrscht nach Nietzsches Wort Welt und Sein. Auch im Kleinen und Oertlichen gilt das. z. B. in der Vtünchener Kunst, deren Jahreslaus genau geregelt ist wie der Lauf einer Uhr. So wird stets zum Fasching dieFledermaus" im Hostheatcr ausgeführt, Wagners Todestag durchTristan" markiert und der Johannistag durch dieMeistersinger", am Totenfeste wird GrillparzerS.Ahnfrau" als zum Gruseln geeignetes Stück hervorgeholt, und am 31. Mai eröffnet der Pnnzregenl die Jagdgrüude der Münchener Sommer- fremden: ich meine natürlich den G l a s p a I a st und die e z e s s i o n. Früher stellten im Glaspalast die Akademiker, die um die könig- lich-bayerische Künsilergenossenschast geschartcn hoffähigen Professoren der Akademie aus und in der Sezession die Modernen, die Revolu- tionäre, die vom Sturm und Drang , auf deren Banner die fröhlichen Zeichen: Fortschritt und Enlwickelung wehten. Heute ist rechter Hand, linker Hand: alles vertauscht. Es ist in der Tat nicht einzusehen, warum die Sezession 1907 nickt im Glaspalast ausstellt, wenigstens im linken Flügel des gläsernen altersschwachen EntoutcaS. Die doppelten Regie­kosten find hier wirklich nur ein Vorwand und die zehntausend Münchener Malergruppen können ruhig lvieder vereint marschieren und vereint schlagen. Was die Sezession besrnchtet von neustanzöfischen Einflüssen, nach 13 jährigen Kämpfen als künstlerischen Besitzstand errungen und erobert hat, das ist allmählich Gemeingut geworden. Mit Ausnahme der ganz verzopften und verkalkten Senioren der hoffähigen Genoffenschaftsclique malen oder können wenigstens die meisten Mitglieder deralten Akademie" heute genau so malen wie die einst als ketzerisch verschrienen Modernen. Und diese selbst?