GANG
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in Sas Abzugsrehr des Samowars und sogar in das Wasserfaß. Ihr war fo, als wenn Pawel sofort die Arbeit nieder. Tegen und nach Hause kommen würde; aber er kam nicht. Endlich setzte sie sich müde in der Küche auf die Bank, legte die Bücher unter sich und blieb ängstlich so lange siten, bis Pawel und der Kleinrusse aus der Fabrik kamen.
Wißt Ihr es schon?" rief sie, ohne aufzustehen. " Wir wissen Bescheid!" sagte Pawel ruhig lächelnd. Hast Du Angst?"
Ja, ich hab' solche Angst, solche Angst." Müßt Euch nicht ängstigen!" sagte der Kleinrusse.„ Das hat keinen 3ved."
Pawel.
Hast nicht einmal den Samowar aufgesetzt!" bemerkte
Die Mutter stand auf, deutete auf die Bücher und meinte schuldbewußt:
Ich hab' mich ja immer damit herumgeschleppt... ( Fortsetzung folgt.)
erreicht mit seinen empfindlichen weißen Blumensternchen eine Höhe von nur 10 bis 15 Zentimeter. Am Grunde breitet sich eine Rosette tellerförmiger Blättchen aus, die so groß find wie Salz= rote am Ende verdicte Wimpern, die aus ihren Drüsentöpfchen löffelchen. Auf den Blättchen erheben sich wie Schneckenfühlhörner Schleimtröpfchen ausscheiden. Die Tröpfchen glänzen in der Sonne wie Tau, daher der finnige Name. Die Reizbarkeit der Wimpern ist verblüffend. Darwin hat darüber eingehende Versuche ans gestellt und andere Forscher bestätigen die Ergebnisse. Er fand u. a., daß die Drüsen schon gereizt werden, wenn man ein Metallstäubchen von/ 78740 Gran( ein Gran= 0,33 Milligramm) darauflegt. Das ist eine Empfindlichkeit, wie sie unsere Nerven nicht im entferntesten befizen.
Nun beobachtet man folgenden merkwürdigen Vorgang: Stid stoffreie Körper( Glas, Kohle, Wasser) vermögen kaum einen Reiz auszulösen. Läßt sich aber ein Insekt, von den filbernen Tautröpfchen angelockt, auf das Blatt nieder, so geraten die Wimpern in die größte Aufregung. Das Insekt, von dem klebrigen Sekret festgehalten, zappelt und sucht sich zu befreien, aber es geht ihm wie der Mücke am Fliegenleim. Je mehr es seinen Leib dreht und wendet, je mehr es mit den Beinchen und Flügeln um sich schlägt, um so mehr besudelt es sich, um so fester gerät es in den Klebstoff. Nun kommt auch noch eine Reihe Wimpern nach der anderen, beugt sich über das Opfer, hält es fest und gießt neue Flüssigkeit über es. In kaum dreißig Minuten haben sich sämtliche 200 Tentafeln wie die Fangarme eines Polypen um das Opfer
Pflanzen als Infektenvertilger. geschlungen, ohne auch nur eine Sekunde in der Richtung geſchwankt
Von Eduard Oppel.
Vor hundertfünfzig Jahren machte der amerikanische Naturforscher John IIis eine wichtige botanische Entdedung. Er beobachtete eine Pflanze, deren Blätter sozusagen nach Insekten schnappten, die kleinen Tierchen festhielten, mit Schleim umzogen, töteten und erst nach einer geraumen Zeit wieder freiließen. Was übrig geblieben, war aber nur das Skelett des Insekts, ein paar Klauen, die Flügel, ein wenig harte Chitinmasse. Diese Entdeckung machte solchen Eindruck auf den Forscher, daß er( am 23. September 1769) in einem langen Schreiben an Linné darüber berichtete. Zahlreiche Botaniker beschäftigten sich nun mit der Erforschung dieser Pflanze und suchten nach ähnlichen Gewächsen. Heute kennen wir rund 500 Arten, die Insetten festhalten und aussaugen. Durch Darwins 1875 erschienene und in alle modernen Sprachen übersetzte Schrift Insectivorous plants "( insektenfressende Pflanzen) wurde das Interesse an den seltsamen Vertretern der Flora neu getvedt, aber auch heute noch ist das Verständnis und die wahre Kenntnis der insettenfressenden Pflanzen keineswegs allgemein, sondern beschränkt sich auf einen verhältnismäßig fleinen Kreis von Fachgelehrten.
Die Infettivoren oder Karnivoren, die Insekten- und Fleischfresser, wie man die Pflanzen nennt, sind in der raffiniertesten Weise dazu ausgerüstet, ihre Opfer au fangen, festzuhalten und auszusaugen. Moderne Forscher vergleichen sie gar mit Mördern, die auf ihre Opfer lauern". Und in der Tat, einige brauchen die leinen Tiere: Fliegen, Käfer, Falter, Ameisen, Raupen, Asseln, Libellen, Amoeben, Bärtierchen usw. nur durch irgend eine Berührung wahrzunehmen, so streden sie Fangarme aus, ihre Opfer zu packen und zu erwürgen, oder sie ertränken sie in geheimen Mördergruben oder verkleben den wehrlosen Tieren die Atmungsorgane und erstiden sie.
zu haben. Die Tracheen( Luftröhren, Atmungsorgane) der Insekten werden verklebt, die Tiere also erstickt. Wehrt sich ein größeres Opfer besonders heftig, so krümmt sich das ganze Blatt wie eine Hand und umschließt fauststart das verzweifelte Geschöpf. Bisweilen teilen sich mehrere Blätter in die Arbeit. Das Sekret enthält neben einigen organischen Säuren wie Apfel-, Zitronen- und Anteisensäure ein pepsinartiges Ferment und besitzt gleich unserem Magensaft die Fähigkeit, Fleischfaser, Blut, Eiweiß aufzulösen und zu verdauen. Je nach der Größe des Opfers dauert der Verdauungsprozeß ein, zwei, drei und mehr Tage. Dann weht der Wind die unverdaulichen Leichenreste weg. Nach ein- bis zweimal vierundzwanzig Stunden scheiden die Drüsen wieder Klebstoff aus und find zu neuem Tierfang vorbereitet. Im Marburger botanischen Garten wurden auf einer kleinen Pflanze über 230 getötete und gefangene Insekten gezählt. Im Laufe des Sommers mag die Bahl der Opfer in die Tausende gehen.
Außer der rundblätterigen haben wir noch zwei Arten der Drosera mit länglichen Blättern. In Australien gibt es weit über fünfzig, in Nordamerika dreizehn und in Asien , Brasilien und Afrika je zwölf verschiedene Arten, die zum Teil sehr hübsch und merkwürdig sind.
Die schon am längsten bekannte Karnivore ist die Venusfliegenfalle( Dionaea muscipula). Sie war es, die der eingangs erwähnte Naturforscher Ellis so gründlich studiert hat. Außer ihr und den Gattungen Byblis, Roridula und Drosophyllum gehört vor allem noch die Aldrovanda zu den fleischverdauenden Pflanzen, die beim Tierfange Bewegungen ausführen. Die Venusfliegenfalle ist am Rande der Torfmoore von Long- Jsland bis Florida im östlichen Nordamerika , also auf den moorigen Gebieten an der atlantischen Küste der Vereinigten Staaten , heimisch. Auch bei ihr umgeben die Blätter wie eine Rosette den Blütenschaft. Mit der Unterseite liegen sie häufig auf dem Boden auf, so daß die Sehr hübsch hat Kerner diese Pflanzen mit Rücksicht auf umhertriechenden Insekten bequem auf das Blatt flettern können. die außerordentliche Mannigfaltigkeit der Einrichtungen und Appa- Das einzelne Blatt teilt sich in zwei Hälften, die wie die Flügel rate zum Fange der Tiere in drei größere Abteilungen gruppiert. eines Schmetterlings zusammenklappen tönnen. Der Blattrand Die erste umschließt die Pflanzen, an denen Hohlräume aus. läuft in zwölf bis zwanzig spike Zähne aus, die beim Zusammengebildet sind, in die fleine Tiere zwar hineingelangen, aus denen flappen der Blatthälften ineinandergreifen wie die Finger ge fie aber nicht wieder heraustönnen. Die zweite vereinigt die Karni- falteter Hände. Im Mittelfelde der Blatthälften fizzen je drei voren, die infolge der Berührung durch das Insekt bestimmte Bespite Stacheln wie scharfe Dolche. Sie allein sind bei der Venus wegungen ausführen, um das Opfer mit möglichst viel Ver- fliegenfalle reizbar. Werden sie von einem Tierchen berührt, so dauungssaft zu überlleiden. Die Formen der dritten Abteilung flappt sofort das Blatt zusammen und das Opfer fikt in einem endlich haben in Leimspindeln umgewandelte Blätter, an Kerter, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Man würde das denen die Tiere fleben bleiben und verdaut werden. Blatt zerreißen, wollte man es jetzt öffnen! Zahlreiche fleine Drüsen sondern sofort wieder Verdauungssaft ab: das Insett wird wie beim Sonnentau aufgezehrt. Die Leistungen sind auch bei der Venusfliegenfalle erstaunlich. Ja, bisweilen überfrißt sich" die Pflanze und geht daran zugrunde!
Am interessantesten sind jedenfalls die Vertreter der zweiten Gruppe. Denn nichts kommt uns seltsamer vor, als Pflanzen, die Bewegungen ausführen. Wer denkt da nicht an die empfindliche Sinnpflanze, die Mimosa pudica, deren Fiederblättchen bei der leisesten Berührung wie erschreckt zusammenklappen, oder an den indischen Wunderstrauch Desmodium, dessen Nebenblättchen raftlos sich im Kreise drehen, als wollten sie der Pflanze am heißen Ufer des Ganges Kühlung zufächeln. Hier steht die moderne Forschung noch vor Rätseln. Und sie gesteht das selbst ein. Aber bei der mit Bewegungsfähigkeit ausgestatteten Karnivorengruppe ist wenigstens der Zweck der Bewegungen bekannt und klar. Einige dieser Karnivoren seien hier näher besprochen.
Jm Bau des Blattes ist der Venusfliegenfalle die Aldrovanda vesiculosa, eine Wasserpflanze, sehr ähnlich. Sie liebt den Aufenthalt in Gräben, Tümpeln und Teichen im südlichen und mittleren Europa , wenn ihr Röhricht und Binsen Schutz gewähren. Das interessante Pflänzchen hat vor sechzig Jahren ein Apotheker in einem Teiche bei Pieß in Oberschlesien entdeckt. Die Blättchen schließen sich zu Blasen zusammen. Prof. Cohn hat in Breslau eingehende Untersuchungen mit der Pflanze angestellt und berichtet darüber in seinem Werke„ Die Pflanze ", daß er am nächsten Morgen in jedem Bläschen ein, zwei oder mehrere Kleine Wasserkrebse eingeschlossen fand. Ich konnte sie, so schreibt er, noch tagelang in ihren festgeschlossenen Gefängnissen umherschwimmen sehen, die sie lebendig nicht mehr verlassen sollten; sie starben und wurden bis auf ihr Hautstelett verdaut.
Mit am bekanntesten ist der Sonnentau( Drosera rotundifolia), der auf Eumpfboden in Gesellschaft von Torfpflanzen, Moosen, Riedgräsern und nicht selten getttrautarten, die gleichfalls Karnivoren sind, üppig gedeiht. Er wächst in den Mooren um Hamburg und Hannover , in den Sümpfen des Oderbruchs und des Spreewaldes, in den Hochmooren der deutschen Mittel gebirge und den Moosen der bayerisch- schwäbischen Hochebene." Wieder mit anderen Fangapparaten ist die Schuppen= ( Schmeil.) Schließlich kann man Sonnentau in jedem botanischen wurz( Lathraea squamaria) ausgerüstet. Sie schmaroht auf Garten sehen und von jeder besseren Gärtnerei beziehen. Der Pappel- und Strauchwurzeln und ist jedem Forstmann verhaßt. scharlachrote stricknadeldicke Blütenschaft des zierlichen Pflänzchens Der dicke Stengel, der sich weit unter der Moosdecke des Waldes