hinzieht, ist dicht besetzt mit fleischig-mitzfarbenen Blättchen und Schuppen. In der mikroskopischen Kleinwclt, sagt France , ist da das kretensische Labyrinth verwirklicht, in dem der Minotaurus haust. Jedes der Schuppenblätter enthält mehrfach gewundene Höhlen, die nach außen mit einer kleinen Oeffnung münden. Die herrlichsten Schlupfwinkel für das Kleingctier des Humusbodens. Aber aus der Wand der Höhlen greifen winzige Aermchen her- aus, gierige Fühler packen die schutzsuchende Milbe. Wie die be- weglichen Hörner eines Kraken saugen sie begierig die Lebens- fäfte und sind sie fertig, verschwinden sie ebenso geisterhaft, wie sie gekommen, in die Wand.... Aehnliche Vorgänge finden wir bei der Bartsk alpina, einer Alpenpflanze. Sie nimmt durch besondere Saugwurzeln Nahrung aus der Erde auf, schmarotzt nebenbei mit ihren Saugwarzen auf den Wurzeln anderer Gewächse und fängt schließlich auch Tiere, um ihr Fleisch und Blut zu verdauen. Das ist mancherlei Kostl Für die Bartsia ist der Tierfang sehr wichtig. Sehr viele Karni- voren wurzeln auffallenderweist gerade da, wo die Stickstoff- nahrung nicht ausreicht; in allen diesen Fällen dient die anima- lische Kost direkt einer besseren Ernährung und einem besseren Fortkommen der Pflanze. Daraus wieder erklärt sich die Mannig- faltigkeit der Fanggruben, Fallen und Leimspindeln, die außer- ordentliche Sorgfalt der ganzen Einrichtung, die schier zahllosen Arten von Vorrichtungen, die das Entrinnen der Opfer verhüten sollen, und die Raffiniertheit der Mittel, mit denen die Insekten von den Karnivoren angelockt, festgehalten und getötet werden. Zahlreiche Versuche haben ergeben, daß Karnivoren ohne Fleisch- nahrung dürftiger und schlechter ernährt waren» weniger Blüten- schafte trieben und weniger lebenskräftige Samen erzeugten als Pflanzen, denen man die animalische Kost nicht versagte. kleines Feuilleton. Eil» Wiedersehen. Man konnte es merken, sie hatten sich lange nicht gesehen. Mehrere Monate mindestens. Bis der Zufall sie nun doch zusammenführte, in der Konditorei am Potsdamer Platz . „Ach nein, wirklich, Frau Direktor I" „Ach,'nen Tag, Frau Helbrich!" Und es ging ans Begrüßen. Die eine, dickere, etwas herab- lassend, mit gravitätischer Würde, die andere ganz aufgehend in der Freude, die teure Bekannte gefunden zu haben. „Und nun sagen Sie doch bloß, Frau Direktor, wo waren Sie denn 1' fragte die Glückliche, während sie an einem der Tischchen Platz nahmen.„Ich habe Ihnen da einen Brief nach dem anderen geschrieben, bis ich schließlich selbst mal hinausfuhr. Da sehe ich ichon von weitem die Jalousien heruntergelassen.„Ja, die Herr- schaften sind verreist," sagt der Portier. Na, und da mußte ich denn umkehren." „Sie Aermste!" tröstet die andere.«Ja, wir find diesmal wirklich Hals über Kopf abgereist. In Graubllnden waren wir. Und dann in Lausanne . Lisbeth schwärmt ja so furchtbar für Wintersport, und da hat sie mir keine Ruhe gelassen. Bis wir denn abgereist find." „Jetzt sind Sie aber doch schon wieder mehrere Wochen in Berlin , nicht?" Die Frau Direktor dachte einen Augenblick nach. „Ja, fast einen Monat, glaube ich." „Ich weiß das nämlich durch Ihren Hauslehrer.. „Der war also früher bei Ihnen?" „Ja." nickte die andere,„denken Sie sich, anderthalb Jahre. Wenn nicht sogar darüber. Er ist nämlich ein hervorragender Lehrer und die Kinder haben riesige Fortschritte gemacht. Ich habe nur schweren Herzens einen anderen genommen." „Also ist er von selbst gegangen?" „Gewiß. Es hat ihn nun mal zu Ihnen gezogen. Na, und halten konnte ich ihn doch nicht—" „Ja", erinnerte die andere,„wir kamen damals gerade aus Lausanne . Und da brauchte ich für Lisbeth einen tüchtigen Lehrer. Denn sie hat schrecklich viel versäumt. Denke» Sie nur, den ganzen Winter nichts getan I Nur Radeln und Schneeschuhlaufen und Berg- steigen. Und nirgend? hat sie Ruhe, imnier möchte sie unterwegs sein. Jetzt fahre ich nun schon fast drei Jahre mit ihr in der Welt umher und sie ist'S noch immer nicht müde I" „Das kostet Ihnen doch aber auf die Dauer auch eine Menge," fragte die andere,„nicht?" Ihr Gegenüber zuckte geringschätzig die Achseln. „Das Geld spielt keine Rolle." sagte die Dame so laut, als solle man es im Rebenhause verstehen.„Nur man bekommt die Geschichte satt mit der Zeit. Denken Sie doch mal, ewig im Schlaf- wagen oder in der SchißSkabine hausen und heute in Florenz und morgen in Monaco und dann nach Wien zum Derby und dann Gott weiß wohin,— glauben Sie, daß man da schließlich nicht müde wird?" „Ja," nickte die andere,„es mag nicht leicht sein auf die Dauer.. „Oh, das können Sie glauben," seufzte die Bedauernswerte. „Und dann die Hotels manchmal l Entsetzlich I Gar nicht zu be« schreiben I Und das, wo Lisbeth in allem so iebr verwöhnt itt l" Die Bekannte hörte stillschweigend zu und nickte nur hin Mb wieder zustimmend. „Und man möchte es ja mit Vergnügen bezahlen I Me oft sage ich nicht: Geld spielt keine Rolle l Der Preis ist Nebensache I Nur komfortabel muß es sein, vornehm I Aber den Leuten geht jedes feinere Verständnis ab l" „Sie haben doch aber schließlich die Wahl," wandte die andere ein.„Und wo es Ihnen nicht gefällt, brauchen Sie doch nicht zu bleiben?" Die Vielgereiste lächelte iiberlegen. „Ja, das sagen Sie so. Komnien Sie aber mal hin nach irgend so einem Rest, wenn Sie vorher keine Zimmer bestellt haben und alles besetzt ist. Da werden Sie wohl oder übel vorlieb nehmen. Und dann nicht nur das. Aber die Menschen, die da manchmal so unter einem Dach zusammenkommen I Direkt unglaublich I Ich denke auch schon wieder mit Schrecken an die Reise—" «... Wollen Sie denn schon wieder verreisen?" Die reiche Frau lächelte resigniert. „Es geht doch nun mal nicht anders. Lisbeth sagt, sie kommt in Berlin um und sie kann's nicht mehr aushalten, und sie will eben nicht länger bleiben. Na, was soll ich denn mit ihr tun? Sie ist min mal verwöhnt, das Kind. Aber ich kann sie doch nicht an Berlin anbinden I" „Nun ja." pflichtete ihr die jüngere bei,„das ist ja wohl Wahn aber dennoch— das Lernen?" „Sie will jetzt nicht lernen." „Ja, was will sie denn?" „Baden." Die Fragerin schien im Moment ganz verblüfft von der Ein» fachheit der Antwort. „So." sagte sie dann nach einer Weile erfreut,„also baden will sie? Wo gehen Sie denn mm diesmal hin?" c Die Gefragte zuckte die Achseln.„DaS ist's ja eben,— ich weiß noch nicht. Es ist auch zu schwer, sich zu entschließe». An die Ostsee können wir nicht. Da find nichts als Parvemis. Bleiben also nur Sylt und Norderney . Vielleicht auch noch Ostende ..." Di« andere dachte einen Augenblick nach. „Und den Hauslehrer nehmen Sie mit?" Die reiche Frau blickte sie erstaunt an.„Aber wo denken Sie nur hin meine Teure? Das geht doch wirklich beim besten Willen nicht. Der Mensch kostet mich doch ohnehin schon genug. Sehen Sie nur»ml: Freie Station und zu Tisch täglich Wein und noch fünfzig Mark bares Geld dazu,— kann es denn so ein Mensch über- Haupt besser haben?" Sie kokettterte geschickt mit der beringten Rechten und sah ihr Gegenüber fragend an. „Ja. ja," nickt« diese,„da haben Sie ja recht. Aber er war doch wohl eigentlich der Meinung, es sei eine dauernde Stellung?" Die reiche Frau sah sie gelangweilt an. „Das mag ja alles sein," sagte sie dann gleichgültig,„ist doch aber— wie Sie wohl selbst zugeben werden— nicht meine Schuld. Und was soll ich denn tun, wem» Liesbeth mm mal baden will? Da habe ich doch keinen Bedarf mehr für ihn. Und»nn ihn als bloßes Dekoratioirsstück umherznfnhren in der Welt, dazu bin ich denn doch nicht reich genug. Rechnen Sie doch bloß mal nach—" Sie begann geschäftig allerlei Reiseunkostcn an den Fingern aufzuzählen. Dabei funkelten mid blitzten die großen Brillanten in der Sonne, daß es nur so eine Freude»oar. Die andere»oar ganz kleinlaut geworden und schien ihren Ein- wand von vorhin längst bereut zu haben. In die Sofaecke gelehnt. hörte sie geduldig den langatmigen Ausführungen zu und nickte nur hin und wieder leise. Das gab der reichen Frau ihr Gleichgewicht wieder und um ihren Mund breitete sich ein zufriedenes Lächeln. „Zahlen!" rief sie dann plötzlich. Der Ober stürzte dienstfertig herbei. „Macht—?" „Einmal Kaffe, eine Torte? Sechzig." Von den anderen Tischen sahen die Gäste neugierig hinüber Die reiche Frau tat, als bemerke sie nichts. Sie griff nur in das goldene Täschchen und warf ihm nachlässig eine Mark hin. Dann rauschte sie würdevoll durch den Saal. Die andere neben ihr sonnte sich in ihrem Glänze. „Rein, und überall die vielen Parvenüs..." hörte ich sie nu» noch sagen. Dmm»oar sie verschwunden.— W. P. L a r s e n. Volkswirtschaft. Der Kakao im Jahre 1v0ö. Von der Herkunft des Kakaos, wie g: auf den Weltmarkt gelangt, gibt eine Statistik Rechenschaft, die in der kolonialen Halbmonatsschrift in Paris veröffentlicht wird. In welcher Reihenfolge die tropischen Länder an der Lieferung von Kakao beteiligt sind, würde niemand zu erraten vermögen, der nicht schon genauere Kenntnis von diesem Bericht der tropischen Landwirtschaft besitzt. Außerdem hat sich gerade in den letzten Jahren eine beträchtliche Veränderung in der Liste der Kakaoländer vollzogen. Bisher hatte seit geraumer Zeit die südamerikanische Republik Ecuador den größten Teil des Kakaos geliefert, ist aber im Jahre ISliL von der kleinen portugie- fischen Insel San Thome an der Westküste Afrikas , die eine Flächenausdehnung von noch nicht 1000 Quadratkilometern besitzt. geschlagen worden. Während Ecuador im vorigen"tohre 20 300
Ausgabe
24 (13.7.1907) 134
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten