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ihn heran, bereinigte sich zu einem dunklen, tausendköpfigen| dem schönen Abend und Morgenstern, der gegenwärtig am nordKörper. Sie blickte ihm mit hundert aufmerksamen Augen ins Gesicht, sog feine Worte in sich ein, verbarg, versteckte sie. Uns wird niemals ein besseres Los zuteil, solange wir uns nicht als Genossen, als eine einzige Gemeinde fühlen, die nur den Wunsch hat, den Kampf um unser Recht aufzunehmen!"
" Zur Sache!" rief grob jemand neben der Mutter. " Stör ' ihn nicht! Stille!" ertönten halblaut zwei Rufe von verschiedenen Stellen.
In den rauchgeschwärzten Gesichtern wurden unsicher und mürrisch die Brauen gerunzelt, Dußende von Augenpaaren blickten Pawel ernsthaft und nachdenklich ins Gesicht.
„ Ein Sozialist, aber fein Dummfopf!" bemerkte jemand. " Ei, der hat aber Mut!" meinte ein großer, gekrümmter Arbeiter und stieß die Mutter gegen die Schulter.
"
,, Es ist Zeit, Genossen, daß wir der habgierigen Gewalt, die von unserer Arbeit lebt, Widerstand leisten, Zeit, daß wir uns zur Wehr seßen, alle müssen einsehen, daß niemand uns hilft, als wir selbst. Einer für alle, alle für einen! Daran müssen wir festhalten, wenn wir den Feind bezwingen wollen." Der Mann hat recht, Leute!" rief Machotin.„ Er sagt die Wahrheit!"
Dann holte er weit mit dem Arm aus und schüttelte die Faust in der Luft.
Wir müssen sofort den Direktor rufen!" fuhr Pawel
fort. Wir müssen ihn fragen.
" 1
Das fuhr wie ein Wirbelwind in die Menge. Sie schaukelte hin und her, und Duzende von Stimmen riefen auf einmal:
,, Her mit dem Direktor!"
"
Er soll die Sache erklären!"
,, Bringt ihn her!"
,, Wollen eine Deputation schicken!"
st nicht nötig!"
Die Mutter schob sich weiter vorwärts und blidte bon unten auf ihren Sohn. Stolz erfüllte sie- Pawel stand zwischen alten, angesehenen Arbeitern, alle hörten ihm zu und stimmten ihm bei. Ihr gefiel, daß er ruhig war und so einfach sprach, nicht böse wurde und nicht schalt, wie die andern. ( Fortsetzung folgt.)
Die Wandelfterne oder Planeten, welche sich durch die Scharen der Firsterne bewegen und beständig ihren Ort am Himmel wechseln, haben die Phantasie der Menschen von jeher in hohem Maße angeregt. Die abergläubische Furcht räumte ihnen einen befonderen Einfluß auf die Geschide der Menschen ein, die Stellung der Gestirne zur Zeit der Geburt sollte entscheidend für die Bildung des Charakters und den Verlauf des gesamten Schicksals des Menschen sein. Die exaktere Forschung hat diesen Aberglauben zerstört, doch bringt man nun wieder andere Dinge mit der Stellung der Gestirne in Verbindung; so haben wir noch in den jüngsten Tagen die Vermutung äußern hören, daß die Erdnähe des Mars die abnorme Witterung dieses Sommers hervorrufe, eine Ansicht, welche genau so sicher begründet ist, wie die von dem Einfluß der Blanetenstellung auf die Geschicke der Menschen. Mit Borliebe werden ferner Phantasien ausgesponnen, wonach auf den Gestirnen bernunftbegabte Wesen wie wir, die unsere Vorzüge in gesteigertem Maße besitzen, und denen dafür unsere Mängel abgehen, ein glüdlicheres und vollkommeneres Dasein führen. Selbst tiefe Denter verschmähten es nicht, sich mit der Ausmalung solcher Phantasiegebilde zu beschäftigen, wobei zuweilen auch der Gedante mitspielte, daß unser selbst später ein besseres Leben auf einem glücklicheren Sterne harre.
Es ist begreiflich, daß die Phantasie einen besonders starten Anstoß bekommen muß, wenn die genauere Erforschung der Geftirne, die mit den mächtigeren Hülfsmitteln der modernen Astronomie möglich ist, uns in der Tat Weltförper zeigt, auf denen wenigstens die physische Möglichkeit eines dem unseriger ähnlichen Lebens vorhanden ist. In den weiten Räumen des Firsternhimmels find solche Möglichkeiten in unendlicher Anzahl vorhanden, denn überall wo wir Firsterne sehen, können wir diese Sonnen von dunklen Planeten umtreift annehmen, und nichts hindert uns, zu glauben, daß sich auf einem Planeten unter dem Einfluß seines Firsterns, seiner Sonne, Verhältnisse analog denen der Erde entwidelt haben.
Aber diese Möglichkeit ist zu entfernt, zu wenig greifbar, um unsere Phantasie intensiv zu beschäftigen. Näher licger uns die Gestirne unseres eigenen Sonnensystems, unser Mond und unsere großen Planeten, deren Verhältnisse wir unmittelbar untersuchen können. Von keinem ist uns die Beschaffenheit der Oberfläche und die Bedingungen, die auf ihr herrschen, so gut bekannt, wie von unserem Monde und von dem Planeten Mars . Auch von der Venus ,
östlichen Morgenhimmel glänzt, wiffen wir, daß sie von einer der unferigen ähnlichen Atmosphäre umgeben ist, die ähnlich wie diese fast stets mit Wolken erfüllt ist. Können wir demnach auf der Venus ähnliche Verhältnisse wie bei uns annehmen, so wissen wir doch andererseits gerade wegen dieser erdähnlichen Atmosphäre von der Gestaltung ihrer Oberfläche, welche unseren Bliden durch die Hülle entzogen bleibt, allzu wenig, als daß die Phantasie in be stimmte Bahnen gelenkt werden könnte.
Anders verhält es sich mit dem Mond und dem Mare . Der Mond liegt bei dem völligen Mangel einer Atmosphäre unseren betrachtenden Bliden frei da; doch verhindert gerade der Mangel widelt. Er gilt uns demnach als typischer Bertreter für das Dede, der schützenden Atmosphäre, daß Leben sich auf dem Monde ent Abgestorbene, Regungslose. Der Mars dagegen hat eine Atmosphäre, aber eine so durchsichtig flare, daß sie uns nicht hindert, die Ober fläche des Planeten selbst zu erblicken und alle Einzelheiten auf ihr wahrzunehmen, die bei der großen Entfernung durch unsere Fern rohre überhaupt erkannt werden können. Daher ist uns seine Oberfläche bekannter als die irgend eines anderen Planeten, wir befiben vollständige Karten des Mars , die uns in reicher Abwechselung dunklere und hellere Stellen zeigen, die wieder von dunklen breiteren und schmaleren Linien durchzogen sind. Die Deutung und Bedeutung der verschiedenartigen Stellen und Linien ist noch durchaus zweifelhaft, um so freieres Spiel hat aber gerade deshalb die Phantasie. Doch wollen wir uns nicht mit Phantasiegebilden beschäftigen, sondern mit dem Wenigen, was sich unserer flaren Erkenntnis erschließt.
tief in den Abend- und Nachtstunden am Süd- und Südwesthimmel
Der Mars , den wir in rötlichem Lichte gegenwärtig ziemlich
erblicken, hat in der Geschichte der Astronomie eine hervorragende Rolle gespielt. Heute lernen wir in der Schule, daß die Planeten, unter ihnen die Erde, sich in ellyptischen Bahnen um die Sonne bewegen; nicht im Mittelpunkt einer Kreisbahn steht die Sonne, sondern in dem einen Brennpunkt einer von einem Kreise ein wenig abweichenden Ellipse. Diese Tatsache ist uns heute ganz geläufig, weil wir sie bereits in der Schule eingeprägt bekommen; aus dem Altertum aber war die Ueberzeugung bererbt, daß die Bewegungen aller Himmelskörper nur in bollkommenen Kreisen vor sich gehen fönnen, und es war eine der wesentlichsten Aufgaben, mit welchen die alten Astronomen sich beschäftigten, die vielfach verschlungenen Bewegungen der Planeten am Himmel als zusammengesett aus wirklichen vollendeten Kreisen darzustellen. Auch ein so vorurteilsfreier Geist, wie Nitolaus Kopernikus, der die Erde aus dem Mittelpunkt der Welt rückte, und die Sonne an ihre Stelle sette, um welche er die Erde herumführte, stand noch ganz im Banne der Annahme bölliger Kreisbewegungen und verwandte große Mühe und Scharfsinn darauf, die Bewegungen der Planeten aus Kreisbewegungen zusammenzusetzen. Erst ein Jahrhundert nach Kopernitus stellte ein ähnlich freier Geist, Johannes Kepler ( 1571 bis 1630) die wahren Geseze der Planetenbewegung auf, machte sich frei von der Vorstellung der Notwendigkeit der Kreisbahnen und erkannte, daß die Bahnen Ellipsen sind. Der Planet, an welchem ihm diese Wahrheit zuerst aufging, war eben der Mars . Eine Ellipse tann sehr verschiedenartig gestaltet sein, sie kann einem Kreise sehr ähnlich sein, wenn ihre beiden Hauptachsen einander fast gleich sind, fie fann sich auch sehr lang erstreden, wenn ihre kleine Achse im Verhältnis zur großen sehr gering ist. Im ersten Falle liegen die Brennpunkte der Ellipse nahe an ihrem Zentrum oder Mittelpunkt, die sogenannte Erzentrizität ist klein, bei der langgestreckten Ellipse liegen die Brennpunkte weit ab vom Mittelpunkt, die Exzentrizität ist groß. Sehr langgestreďte Ellipsen find die Bahnen der Kometen, die in regelmäßigen Zwischenräumen wiederkehren, sehr freisähnlich dagegen sind die Bahnen der Planeten. Unter den Planetenbahnen zeichnet sich die des Mars durch eine verhältnismäßig große Erzentrizität aus, sie weicht am stärksten bon der Kreisbahn ab. An ihr erkannte daher Kepler zuerst die wahren Gefeße der Planetenbewegung, die er dann bei den anderen Planeten bestätigt fand, und die anderthalb Jahrhunderte später es dem großen Isaak Newton ermöglichten, den mechanischen Zusammenhang der himmlischen Bewegungen aufzudecken.
Die Erforschung der physischen Beschaffenheit der Marsoberfläche setzt mit der Zeit der großen Fernrohre ein. Aehnlich wie auf dem Monde unterschied man auf dem Mars helle und dunkle Stellen, von denen man ganz wie auf dem Monde die dunklen als Meere, die hellen im Gegensatz dazu als Land bezeichnete, ohne damit einen wirklichen Gegensatz von Wasser und Land behaupten zu wollen. Daß auf dem Mond dieser Gegensatz nicht vorhanden ist, weiß man mit aller Bestimmtheit, dort sind die dunklen Stellen gebirgige Erhebungen über der Ebene, die das Licht nicht ebenso regelmäßig zurückwerfen. Auf dem Mars zeigten sich die hellen Stellen von geraden Strichen durchzogen, die man als Kanäle bezeichnete, weil sie die Meere mit einander verbanden, an wirkliche Wasserstraßen dachte man zunächst keineswegs, viel eher noch an Gebirgszüge, doch fiel der schnurgerade Berlauf dieser Kanäle auf. Eine Atmosphäre hat der Mars , das erkannte man deutlich auch durch die Spektralanalyse. An weiteren Einzelheiten bemerkte man vor allem an den Polen weitausgedehnte weiße Stellen, deren Ausdehnung je nach der Jahreszeit sehr veränderlich ist. Der Mars hat nämlich in derselben Weise Jahreszeiten wie die Erde; wie unsere Achse zur Bahn geneigt ist, wodurch ein Wechsel der Be strahlung von der Sonne hervorgerufen wird, so ist es auch bei