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der anderen Seite befürchten sie von dem Zurückweichen der sich namentlich auch in bezug auf das Allgemeinbefinden zu erkennen Gletscher eine Erschwerung des Besuches der Fremden und einen gab. Die bei der Einstellung schwächlichen, blutarmen und matten Rüdgang in den Einnahmen aus dem Touristenverkehr. Uebrigens Kinder zeigten bald eine gesunde Gesichtsfarbe, wiesen eine Zunahme hat man im Mittelalter ein Vorrüden der Eismaffen in den ihrer Muskelträfte auf und machten auch geistig einen frischeren Alpen festgestellt, so daß man wohl von einer Periode der Ver- Eindruck. minderung und der Vermehrung der Gletscher sprechen kann, ohue indessen wissenschaftlich einwandfreie Erklärungen für diese Er­scheinung, die sich durch Klimaschwankungen allein nicht begründen läßt, gefunden zu haben.

Wie nun der eigentümliche Vorgang der Gletscherbewegung sich vollzieht, sei an einem charakteristischen Beispiel nachgewiesen. Bisher fannte man nämlich trotz der Fortschritte in der Gletscher­forschung doch nur die Dide eines einzigen Gletschers in Tirol genau, dessen Tiefe durch mühselige Bohrungen auf etwas über 400 Fuß festgestellt worden ist. Die Dide der großen Gletscher in Piemont und der Gletscher in den Kastaden der Vereinigten Staaten , sowie der Selfiots in Britisch- Columbia hat man da­gegen nur schäßungsweise feststellen können. So ist, wie Charles Wiles im Scientific American" schreibt, die Dicke des Nisqually, eines der größten Gletscher des Mount Tacoma oder Rainier ( 46° 47' n. Br.) in der Nähe seines unteren Endes auf wenigstens 500 Fuß berechnet worden. Dieser Gletscher ist nach den von Professor Le Conte von der Universität Kalifornien im Jahre 1905 angestellten Untersuchungen einer der tätigsten Gletscher Nord­ameritas. Der untere Teil bewegt sich unter furchtbarem Krachen des Eises an einem einzigen Tage 32 Boll. Zu den Gletschern, die sich am schnellsten bewegen, gehört das Mer de Glace, das in 24 Stunden auf 35½ Zoll vorgerückt ist.

Zur Meffung der Bewegung werden zunächst passende Stellen auf der Oberfläche ausgewählt; dann werden Löcher in das Eis gehauen und Pfähle fest eingetrieben, die in gerader Linie recht­wintelig zur Länge des Gletschers stehen müssen. Die Pfähle werden in gleichen Entfernungen voneinander aufgestellt, die Linie erstredt fich eine beträchtliche Entfernung über die Ober­fläche. Andere Pfähle werden am Rande des Gletschers aufgestellt. Die Veränderung in der Stellung der Pfähle zeigt dann genau an, wie weit sich die Eismaffe abwärts bewegt hat, und daß die Schnelligkeit nicht in allen Teilen gleich ist. In der Mitte ist der Drud nach unten und vorwärts am stärksten. Statt der Pfähle fann man auch Steinmale nehmen. Natürlich hängt die Be wegung von der Jahreszeit und der Beschaffenheit des Bettes ab, in dem der Gletscher ruht. Aendert sich die Form durch die Erosion des Eises, so daß dieses auf eine platte Felsschicht trifft, so nimmt die Abwärtsbewegung zu, da der Widerstand schwächer wird. Von der zermalmenden Straft der Eisfläche des Nisqually fann man sich eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß er faft 1500 Fuß breit und auf 500 Fuß Tiefe geschätzt wird.

Was die Tiefe der größeren Eisspalten angeht, so hat Le Conte genauere Messungen zwar nicht veranstalten können; doch scheint, entgegen der Behauptung der Führer in den Alpen und auch in Amerika , die auf Spalten von 300 bis 500 Fuß Tiefe ge­stoßen sein wollen, festgestellt zu sein, daß keine Spalte auf dem Tacoma tiefer ist als 150 Fuß. Vielleicht trifft man angesichts des Umstandes, daß die Abwärtsbewegung zu einer Zusammen schließung der Wände der Spalten drängt und so die ursprünglich den Riß verursachende Kraft überwindet, das richtige, wenn man für Gletscherspalten nur ausnahmsweise eine größere Tiefe als 200 Fuß annimmt.

Kleines feuilleton.

Erziehung und Unterricht.

Das orthopädische Schulturnen und fein Rußen. Es wäre Unrecht, wenn man alle die Fälle von Verkrümmungen der Wirbelsäule und der Glieder, die man während des schulpflichtigen Alters wahrnimmt, ohne weiteres der Schule zur Last legen wollte. Aber immerhin steht es fest, daß zahlreiche Kinder, die mit völlig ebenmäßigen Gliedern in die Schule eintreten, nach und nach Ber biegungen ihres Knochengerüftes erleiden. Es ist daher nicht mehr wie recht und billig, daß die Schule auch darauf bedacht ist, diese Störungen wieder zu beseitigen, was ja um so leichter gelingt, je frühzeitiger die Heilung in Angriff genommen wird. Von diesem Gesichtspunkt aus sind in mehreren Städten orthopädische Schulturse eingerichtet worden und die Erfahrungen, die man damit machte, sind durchweg recht ermunternde. So auch in Schöneberg bei Berlin , worüber der Schularzt Dr. Bohnstedt berichtet. In Klassen mit 52 Schülern wurde bei mehr wie der Hälfte der Untersuchten Neigung zu Wirbelsäuleverkrümmung wahr genommen, bei Mädchen mehr wie bei Knaben. Es wurde nunmehr ein orthopädischer Schulturnfurfus eingerichtet mit zwei Lehrkräften, die zuerst auf diesem Gebiete ausgebildet wurden, und einem Arzte. Nur ein fleiner Bruchteil der in Betracht kommenden Kinder wurde ausgewählt, nur die leichtesten Fälle, Wirbelsäuleverkrümmungen ersten und zweiten Grades, bei welchen Aussicht auf Erfolg war, 60 Kinder, 20 Knaben und 40 Mädchen, turnten in 3 Ab­teilungen zweimal wöchentlich und zwar 40 Minuten Freiübungen, dann 20 Minuten orthopädische Uebungen. Die Resultate waren durchaus günstige, indem ein erheblicher Teil gebessert wurde, was

Physiologisches.

ören. Während man früher der Ansicht war, daß das Hören kfg. Die Bedeutung der Ohrmuschel für das in erster Linie durch Fortpflanzung der Schallwellen, die die Luft in dem äußeren Gehörgang treffen, erfolge, ist Prof. Dr. Geigel in Würzburg ( Münch. Med. Wochenschrift") zu einem anderen Resultate gekommen. Danach hat die Luft selbst für das Hören wenig Wert, sondern es kommt darauf an, daß die Ohrmuschel durch Schallwellen in Schwingung verfekt wird und diese auf dem Wege einer festen Leitung, nämlich der Knochen, dem Trommel­fell zuführt. Daß man mit der angelegten Hand besser hören kann, erklärt Geigel daraus, weil dadurch eine Vergrößerung der Ohrmuschel stattfindet. Sogar bei Annäherung der Hand will er annehmen, daß die Schallwellen an der Hand zurüdgeworfen werden, so ebenfalls im verstärkten Maße die Knorpel der Ohr­muschel treffen und diese in Schwingung versehen. So kann man 3.. recht gut hören, wenn der Gehörgang durch angesammeltes Ahrenschmalz geradezu verstopft ist. Falls nicht davon das Trom melfell selbst berührt und am Schwingen verhindert wird, merken die Leute gar nicht, daß sie berstopfte Ohren" haben, wie das auch die Aerzte oft erfahren. Offenbar reicht hier die Schallleitung: Ohrmuschel- Knorpel- Knochen- Trommelfell vollkommen zu einem noch normalen Hören hin. Damit ist nach Geigel der Ohr­muschel eine neue und recht beträchtliche Bedeutung für das Hören zuzuerkennen. Die Knorpel der Ohrmuschel nehmen die Schall­wellen auf, geraten ins Schwingen und vermitteln diese Schwin­gung ohne Uebergang in Luft durch lauter fefte Teile dem Trom­melfell.

Hygienisches.

8ur Entwidelung des Sports. Soweit der Sport den Sinn für die Kultur des menschlichen Körpers weckt und ein Gegengewicht gegen die berweichlichenden Einflüsse stubenhoderischer Berufe bildet, erfüllt er eine wichtige Mission. In dem Drange nach Entwickelung der physischen Anlagen, nach Schärfung der Sinne und Stählung der Muskeln offenbart sich eine elementare Gegen wehr gegen die Schäden städtischer Kultur, und zugleich ist er als ein gesunder Protest gegen die" chriftliche" Lehre von der Verächtlich­feit des Fleisches" zu begrüßeu. Daß verschiedene Formen des Sports dabei weit vom vernünftigen Biel abirren, fich auf Preis­fegerei werfen und dabei außerdem mancherlei tapitalistischen Kor­ruptionserscheinungen Tor und Tür öffnen, ist freilich nicht zu über­fehen. Auch die in einigen Berbänden sich breitmachenden politisch­reaktionären Tendenzen sind eine üble Nebenerscheinimg. neueste reichsstatistische Jahrbuch bringt, nachdem im Jahrbuch für 1906 erstmalig das Turnwesen behandelt worden war, eine voll­ständige Statistit über den Stand der deutschen Sportvereine. Eine Zusammenstellung der Hauptzahlen gibt folgendes Bild für 1905 ( resp. 1906): Mitglieder

Arbeiter- Turnerbund

Vereine

Turnen, Deutsche Turnerschaft. 7213 783 Polnische Sokol- Vereine 113 Jüdische Turnerschaft

Athletik

Rudersport( 1906)

Segelsport

Eislauf Stilauf

Schützensport

Automobilsport

Radfahrsport, 16 Verbände

( darunter Arb. Radf.- Bund mit 37 963 Mitgliedern)

Schwimmsport( 1906)

Angelsport

Luftschiffahrt( 1906)

Bergsport

Ballspielsport

828 574

757 110

67 705

.

3139

9

4

620

.

8118

271

1988

286

37 038

60

10 013

26

5 201

43

752

24 310

28

4175

?

115 507

4.966

212

26 259

32

1718

9

2775

1950

206 485

756

43 706

Das

Von diesen Sportvereinen" tönnen die der Angler, Schüßen, Automobilisten und Luftschiffahrer kaum beanspruchen, etwas Ertled­liches für die Körperkultur zu leisten. In den anderen aber spielt sich, neben den angedeuteten birrungen, heute ein gutes Stück Bolts­gesundheitspflege ab.

Aus dem Tierreiche.

Vom Mammut. Das Mammut ist, wie wir in der Naturs wissenschaftlichen Wochenschrift" lesen, so ziemlich das einzige Fossil, von welchem uns nicht nur Hartgebilde des Körpers, son. dern auch Fleischteile erhalten find. Im sibirischen Eise sind fie konserviert" und in mancher Beziehung besser konserviert, als es der bestgeschulte Präparator eines Museums zu tun vermöchte. Denn das Mammutfleisch kann heute noch den Tieren zum Fraße