um seine Achse festzustellen. Daß lebhafte Störungen in der Gas- hülle des großen Planeten vor sich gehen, erhellt auch aus der Beobachtung, daß unter dem berühmten Roten Fleck,' der seit langem auf dem Jupiter nachgewiesen worden ist, zuweilen eine dunkle Masse hinzieht. Im Ganzen schließt Dr. Sola aus seinen Beobachtungen, daß die Atmosphäre des Jupiter aus übereinander lagernden Schichten besteht, die �uch eine verschiedene Bewegung besitzen, indem in den oberen Schichten die erwähnten Stürme statthaben. Aehnliche Flutstürme sollen übrigens auch auf dem Planeten Saturn durch die Nähe seiner Ringe erregt werden.— Die Aufnahmen der Sonnencorona gelegentlich der Sonnenfinsternis vom 30. August 1906, die an verschiedenen Beobachtungsorten stattfanden, gestatten interessante Schlüsse über die Bewcgungsvorgänge in der Corona, dem Strahlen- und Licht- kränze, den wir um den die Sonne bedeckenden Mond sehen. Aus den Ergebnissen der Expeditionen, die nun nach und nach veröffent- licht werden, können die Zustände der Corona zu verschiedenen Zeiten ersehen werden. Die Beobachter, welche ihre Aufnahmen in Aegypten machten und dort die Finsternis beobachteten, hatten die gänzliche Verfinsterung 79 Minuten früher als die in Spanien , denn so lange dauerte es, bis der Mondschatten von dort nach jenen Orten über die Erde hinweggehuscht war. Die Vergleichung der beiden Coronaauftrahmen ergab keine wesentlichen Aenderungen in der Corona während dieser Zeit. Man muß daraus schließen, daß die Teilchen, welche die Corona zusammensetzen, nur ver- hältnismäßig geringe Geschwindigkeiten besitzen, höchstens 2 Kilo- Meter in der Sekunde. Auch ein aus trichterförmig zusammen- laufenden Strahlen bestehendes Gebilde in der Corona, das seinen Ursprung in einer Eruption(Ausbruchj in der Sonne zu haben schien, deutet, wie der Bericht der Expedition der Licksternwarte sagt, keine größere Geschwindigkeit dieser Stoffmassen an. Auch zum Zwecke der Feststellung etwaiger sonnennaher Planeten, die vielleicht innerhalb der Merkursbahn laufen sintra- merkurielle Planeten), wurden photographische Aufnahmen der Sonnenumgebung gemacht. Weder auf den Bildern der Harn- burger noch auf denjenigen der amerikanischen Expeditionen wurden jedoch Spuren solcher Körper wahrgenommen. Natürlich ist damit noch nicht endgültig bewiesen, daß nicht doch vereinzelte kleine Planeten innerhalb der Erdbahn vorhanden sind. Medizinisches. Die geographische Verbreitung von Pest und Gelbem Fieber. Die Gesundheitsberichte, die von der Staats- abteilung für öffentliche Gesundheitspflege in den Vereinigten Staaten herausgegeben werden, haben jetzt eine verdienstliche Zu- sammenstellung über die gegenwärtige Verbreitung einiger der gefährlichsten epidemischen Krankheiten veröffentlicht, und zwar nach dem neuesten Stand bis Anfang Juli d. I. An erster Stelle wird das Gelbe Fieber berücksichtigt, der berüchtigte„Gelbe Jacob", der eine Besonderheit der westlichen Halbkugel ist, um die sie von der alten Welt keineswegs beneidet wird. Die Vereinigten Staaten selbst sind verschiedentlich von schwerer Einschleppung dieser Seuche, die sowohl durch die hohe Sterblichkeitsziffer als durch ihren Ver- lauf zu den entsetzlichsten gehört, heimgesucht worden, im letzten Jahre aber verschont geblieben. Weit schlimmer ist das mittlere Amerika daran, wo Mexiko sich noch einigermaßen gut gehalten hat, während in Salvator und Guatemala eine große Zahl von Todesfällen sich ereignet hat. Auf der Insel Euba, wo die Ameri- kaner bei der Besitznahme nach dem Seekrieg gegen Spanien die traurigsten Verhältnisse vorfanden, hat die Energie ihrer Aerzte den Zustand ganz wesentlich gebessert, so daß in letzter Zeit nur verhältnismäßig wenige Fälle vorgekommen sind. Außerdem haben die Inseln Barbados und Trinidad Todesfälle an Gelbem Fieber gehabt. In Südamerika scheinen Brasilien und Ecuador am stärksten betroffen zu sein, auch in Venezuela ist die Seuche ständig vorhanden. Peru hat einige eingeschleppte Fälle zu verzeichnen gehabt. Weit wichtiger als diese Zusammenstellung ist für die Allgemeinheit die Uebersicht über die gegenwärtige Verbreitung der Beulenpcst, die sich im Verlauf des letzten Jahres auf alle fünf Erdteile erstreckt hat. Von Europa wird ein Fall in Cuxhaven und zwei in Rußland genannt. Amerika ist mit einigen Fällen in San Francisco und Westindien vertreten, vor allem aber mit einer recht erheblichen und noch jetzt nicht erloschenen Epidemie in Brasilien , der sich zu Anfang des Jahres eine kaumjoeniger gefährliche in Chile anschloß, während sich in Argentinien , Paraguay , Uruguay und Peru vereinzelte Fälle gezeigt haben. In Afrika hat die Pest sowohl im äußersten Norden wie im äußersten Süden ihre Visitenkarte abgegeben, nämlich in Aegypten , wo noch immer, was fast in Vergessenheit geraten zu sein scheint, 1 Provinzen mit der Pest behaftet sind und in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres nicht weniger als 857 Erkrankungen mit 662 Todesfällen erlitten haben. Es ist besonders wichtig, daß diese Tatsache, die eine dauernde Bedrohung Europas bedeutet, nachdrücklich in Er- innerung erhalten wird. Kleine Epidemien von Pest haben sich in der Kapkolonie und in Uganda gezeigt, während die zu Afrika ge- rechnete Insel Mauritius seit 8 Jahren und noch immer ziemlich erheblich unter Pest leidet. Ihren eigentlichen Sitz aber hat die Seuche in Asien . Wenn von den wahrhaft trostlosen Zuständen in Indien , von wo in jeder Woche die unglaublichsten Nachrichten über eine Sterblichkeit von 39— 59 990 Menschen kommen, abgesehen wird, so ist die asiatische Türkei am schlimmsten heimgesucht, wo von Januar bis Mai 365 Erkrankungen vorgekommen sind, die fast sämtlich zum Tode führten. In Arabien wurde die Pest wie gewöhnlich mit den Mekkapilgern eingeschleppt, hat aber diesmal eine weitere Ausbreitung dorther nicht gewonnen. In Persien herrscht eine Epidemie noch immer am Persischen Meerbusen, in Buschehr und auf der durch ihre Perlenfischerei berühmten Insel Bahrein . In China fand ein heftiger Ausbruch der Pest in den ersten Monaten des Jahres im Hafen Niutschwang an der Küste der Mandschurei statt, vereinzelte Fälle in Hongkong und Hankau. In Japan gelten die Häfen Osaka und Matsuyama als verseucht. außerdem sind seit mehreren Jahren zum ersten mal wieder in Dokohama mehrere tödliche Pestfälle vorgekommen, ebenso in dem Kriegshafcn Sasebo . Ferner herrscht auf der Insel Formosa eine ständige Epidemie. Endlich fordert auch in Australien , und zwar in den Staaten Queensland und Neusüdwales die Pest noch immer von Zeit zu Zeit einige Opfer, so daß was die geographische Ver- breitung betrifft, die Weltlage bezüglich dieser Seuche alles andere eher als erfreulich genannt werden mutz. Humoristisches. — Da sie Nasi prozessierten. Der Vorsitzende: Wir kommen jetzt zur Berechnung der Ausgaben, die Se. Exzellenz Nasi, der Unterrichtsminister, der Staatskasse aufgehalst hat. Ich finde da zuerst einen Posten von 548 Lire für 28 099 Visitenkarten. Erster Rat: Das ist furchtbar billig. Das Ansehen des Staates muß ersichtlich leiden, wenn ein Minister Visitenkarten austrägt, die offenbar auf ganz schoflem Papier höchst ruppig gedruckt sind. Zweiter Rat: Immerhin— 28 000 Stück! Erster Rat: Das reicht ja noch nicht einmal für ein Jahr bei 199 Visiten täglich. Ich habe den Minister im Verdacht, daß er da aus seinem eigenen Portemonnaie Zuschuß geleistet hat. So etwas sollte nicht vorkommen. Vorfitzender: Nächsten Posten: 1243 Lire für Zahnstocher. Ich finde das etwa» stark. Dritter Rat: Sie werden schließlich noch einem Minister ver» bieten wollen, sich die Zähne zu stochern I Vorsitzender: Für eine dreitägige Reise nach Neapel 4590 Lire l Erster Rat: Da muß er ja wie ein Proletarier gelebt haben. Fünfter Rat: Man muß doch auch die Lebensgewohnheiten eines hohen Staatsbeamten in Rücksicht ziehen! Nasi pflegte, wie wir gesehen haben, in seinem unermüdlichen Diensteifer täglich 100 Visiten zu machen. Nach jedem Besuch mußte er doch etwas esien. Eine anständige Mahlzeit ist in Neapel nicht unter 19 Lire zu haben. Macht 1090 Lire tägliche Beköstigung ohne Hotelkosten. ohne Fuhrwerk, ohne die zahllosen anderen Bedürfnisse des Lebens. Im Musterlande Deutschland gibt es Minister, die den ganzen Tag hazardieren; zu solchen Extravaganzen wird wohl unserem Nasi bei seinem kärglichen Budget nichts übrig geblieben sein. Dritter Rat: Und in Deutschland wurden deswegen Redakteure zu empfindlichen Gefängnisstrafen verurteilt. Ich finde da? ganz in der Ordnung. Wir alle würden hier ungezählte Jahre Slrafhast verdienen, wenn wir uns einfallen ließen, die Lebensführung eines Ministers im geringsten zu bemängeln. Der Vorsitzende: Wir sollen doch nur prüfen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Vierter Rat: Ach ivas I Bei einer Staatsschuldenlast von zwölf Milliarden wird es wohl auf die paar lumpigen Tausende nicht an« kommen I Mit solcher Pfennigfuchserei diskreditieren wir bloß den Landeskredit. Dritter Rat: Ich beantrage ein Vertrauensvotum für Rast. Erster Rat: Und einen Zuschuß aus Staatsmitteln an seine Privatkasse in Höhe von fünfzigtausend Lire, damit es nicht heißt, daß sich Italien an Nasi guasi bereichert hat. sDer Rechnungshof beschließt demgemäß mrd schafft damit den Skandal aus der Welt.) s.Lustige Blätter.') Notizen. �Prof. Ern st v. Lehden hielt am Mittwoch vor einem dichtgedrängten Auditorium seine Abschiedsvorlesung im alten Hör- saale der Berliner Charitö, ,von deren Leittmg er numnehr zurücktritt. Ansprachen der Kollegen ehrten den hervorragenden Kliniker, den Forscher und den Wohltäter der leidenden Menschheit, der die mörderische Tuberkulose durch die Heilstättcnbewegung Ivirksam hat bekämpfen helfen. Lehden wies in seiner Erwiderung darauf hin, wie er jeines Lehrers Traube Devise zu befolgen bemüht gewesen fei: nicht nur der Wiffenschaft zu dienen, sondern im Kranken den Menschen zu sehen, für ihn zu sorgen und ihn zu heilen. Der verdiente Kliniker, der 31 Jahre die Berliner Klinik geleitet hat, will sich in Zukunft ganz der Erforschung der Krebskrankheit widmen. Mögen dem 75jährigen noch schöne Erfolge beschieden sein l — Hermann Bahrs Buch über Wien , über dessen Aben- teuer wir wiederholt berichtet haben, bleibt im vollen Umfange konfisziert. Der Thron der Habsburger ist offenbar so sehr dadurch gefährdet, daß das Wiener Oberlandesgericht dem Spötter' und Causeur keinen Pardon bewilligen wollte. Verantw. Redakt.: CarlWermuth, Berlin -Rixdorf.— Druck u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer LcCo., Berlin SAV.
Ausgabe
24 (1.8.1907) 147
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