Doch I ich bin verunglückt in BaterS Fabrik eS mußte- er schluckt.Aber Onkel Ludwig, weißt Du. der will mir einen künstlichen Arm machen lassen bald I Er ist reich und will auch Bater helfen." Das muß* Erna sucht nach einem Wort, dann bringt sie es kleinlaut herausfein lein*. Die Leute merken denn gar nichts; es ist ein prachtvoller Mechanismus!" Ach nee I" meint sie kopfschüttelnd, denn diesmal paßt ihr daS komisch" nicht. Dann, nach einem kleinen Nachdenken: Kannst Du Leben und Tod?" O ja!" Großchen und ich spielen es manchmal. Ich will nial fragen, ob Du uns besuchen darfst! dann spielen wir eZ. Willst Du?" Ich habe auch ein Dammenbrett und kann Dir Mühle zeigen." Na ja! Leben und Tod ist aber wundervoll. Um Nüsse spielen wir. Ach aber," es fällt ihr plötzlich etwas ein, und sie reicht ihm ihr Täschchen hin.Halt mall ich muß schnell machen. Sonst gehen die anderen mir weg. Ich will Schilf holen, für Muttchen." Sie springt hinunter, ritsch, ratsch I Wido steht geduldig wartend. Drüben klingen die singenden Stimmen der Mädchen, in den Bäumen über ihm säuselt und knackt es. Er hat die kleine weiße Gestalt da am Seerand immer im Auge. Oh. so schöne Blumen!" ruft Erna plötzlich hell herüber, aber gleich darauf ein Schrei ein Glucksen im Wasser. Ein jäher Schreck packt den Knaben. Erna-- halt Dich I-- ich komme, ich komme schon!" Strauß und Tasche fliegen auf den moosigen Boden. Er ist mit einem Sprung an dem Scestrand, teilt die grüne Wand mit seinem Arm.Erna! Erna! ich helf Dir ja l Erna I"--- Herr Borwein läßt sein Waldhorn tönen. Von allen Seiten eilen die großen und kleinen Mädchen herbei. Aufstellen, klassenweise! Abzählen, zum Abmarsch nach der Straßenbahn bereit l" Kurz und hell fliegen die Kommandos hin und her. Hier alle I hier auch l hier auch I" Aber da ein Stocken. Erna Degener ist nicht da!" Erna! Erna!" schallt eS lant und eindringlich.Bitte, Herr Borwcin. das Signal noch einmal!" Müstern, Fragen, Wispern. Still, wer hat sie zuletzt gesehen? Wer ging mit ihr?" Schilf ivollt' se pflücken. Ich wollt' nicht mit!" sagt Tina. Ein rasches Beraten in der Gruppe der Lehrer und Lehrerinnen. Am See entlang I die Großen mit uns I die anderen bleiben hier und warten! Das Horn ruft zurück." Ein Ausschwärmen geht an. Nicht lange und nicht weit ist man am See links hin gegangen, da findet man Tasche und Strauß, und dann schrillt ein heller Schrei:Dort I da ragt was I das sind Füße! Das ist" Kopfüber im Morast das leblose blonde Kind, und nicht weit davon findet man den Körper eines unbekannten Knaben. Sie haben nicht lang zu ivundcrn und zu fragen. In der rechten Hand hält Erna Schilfblätter, beim Abreißen hat der sumpfige Grund nach« gegeben. Der Junge muß ihr zu Hülfe geeilt sein.-- Verstört und still schaudernd fahren die Mädchen in den elektrischen Wagen heim: kein froher Gesang erschallt. Später nimmt ein schwarzes, kastenartiges Gefährt die beiden kleinen Stillgewordenen auf, um sie durch das brausende Gewühl und den Lichterglanz der Großstadt nach dem Schauhause zu führen, wie das die Polizeivorschrift verlangt. Fräulein Lorenzen und Herr Borwein sitzen in einer Droschke und fahren nach einer anderen Richtung ab. Die Lehrerin weiß, wo ihres Lieblings Heiin ist, sie kennt die alte Frau und die blasse Mutter, von deren Schicksal sie eine Ahnung hat eine Ver- lassene. Sie haben die schwere Aufgabe der Mitteilung übernommen. In welchem Heim aber wird man vergebens auf den kleinen Burschen warten, der so tapfer zu Hülfe eilen wollte? haben sie einander geftagt. Der Mond kommt hoch, groß und silbergoldig, und Marie Lorenzen denkt an Klein-Erna im Goldhaar, in dem nun der schwarze Schlamm trocknet, und an das Lied, das sie fingen wollte, vom Mond, dem Hirten und seinen Schäflein, den Sternen..,_ Kleines f euilleton» Physikalisches. Neue Farbenphotographie. Man kann nicht gerade sagen, daß die erfindungsreichen Amerikaner bisher zur Förderung des wichtigen Problems der farbigen Photographic besonders viel geleistet haben, aber möglicherweise soll das jetzt mit einem Schlage anders werden, denn es kommt die Nachricht, daß ein gewisser Charles Gilbert in Chicago , der als hervorragender Experimentator bezeichnet wird, ein neues Verfahren der Farbenphotographie ent- deckt hat, das direkte farbige Positive in einer Äufnahmezeit von nur einer tausendstel Sekunde liefert. Noch in diesem Jahr soll nach Erledigung der Patentanmeldungen die Entdeckung für den Handel nutzbar gemacht werden. Die Leistung soll sich auf den Arbeiten anderer Pioniere der Farbenphotographie aufbauen, aber als wesentliche Neuheit einen bisher unbekannten Anilinfarbstoff benutzen, der so empfindlich ist, daß jede Spur von Farbe durch einen feinen Lichtstrahl, wie er durch eine ganz dicht zusammen- gezogene Blende in einer Hundertstel Sekunde hindurchgeht, zum Verschwinden gebracht werden kann. Das Druckpapier ist mit drei Farbstoffen für die Grundfarben überzogen, die in mikroskopischen Linien nebeneinander in derselben Reihenfolge stehen, wie sie im Spektrum auf einander folgen. Die Oberfläche des so bereiteten Papiers sieht lichtgrau aus. Platten werden überhaupt nicht be- nutzt, sondern nur dies farbenempfindliche Papier. Die Zerlegung des weißen Lichtes, wie es durch die Linse fällt, wird durch ein drei- seitiges Prisma vollendet und wirkt auf das empfindliche Papier in verschiedenen Graden. So werden durch Interferenz die ein- zelnen Flächen des Papiers dem Einfluß von Lichtstrahlen ver- schiedener Länge unterworfen und die verschiedenen farbigen mikro- skopischcn Linien gleichzeitig entsprechend in verschiedenem Grade ausgebleicht. Das Papier wird dann entwickelt und daS Bild er­scheint sofort den Farben nach positiv, allerdings in umgekehrter Stellung. Das Britische Journal für Photographie fügt der Be- schreibung hinzu:Das große Problem ist gelöst, wenn diese An- gaben wahr sind!" Humoristisches. Kamerun . Hottentotten, Bondelsöhne, Sind besiegt, die Lust ist groß, Und nun geht es, hast du Töne, An dem andren Ende los. Im Südwest sind kaum die Scharten Unsres Degens fortgewetzt. Da kann's Garua nicht erwarten Und der Fullah meutert jetzt. Fletschend drängen schwarze Mengen! 5kriegsgebrüll nach kurzer Rast! Auf Erschießen mid auf Hängen Ist man abermals gefaßt.... Ncgerleichen, tote Reiter, Keule. Strick und Schießgewehr? Wenn das in xsrpotuum weiter Fortgehn soll ich danke sehr.... fGottlieb imTag".) Humor deS Auslandes. Richter:Wo wohnen Sie?" Vagabund:Nirgends." Richter:Und Sie?" Zweiter Vagabund:Gleich nebenan." (P. B. T. Buenos Aires .) Vater:ES schwirren alle niöglichen Gerüchte über Dich in der Stadt herum, Sophie. Ist es wahr, daß etwas zwischen Dir und Leutnant Paul ist?" Sophie:Ja, lieber Vater, Du." tListok.) Notizen. Wien " weiß sich zu helfen. BahrS konfisziertes Buch über Wien wird demnächst in neuer Auflage erscheinen. Das ist die Folge der staatsanwaltschaftlichen Reklame. Der alte Text ist vollständig darin enthalten trotz der Konfiskation. Der beschlag- »ahmte Abschnitt ist zwar im Zusammenhang des Textes weg- gelassen, wird aber in Form der im Abgcordnetenhause eingebrachten Interpellation, die den Wortlaut der Stelle enthält, zum Abdruck gebracht. So wird die Zensur durch die Interpellation aufgehoben. Das journalistische Seminar an der Universität Heidelberg , daS von Prof. Adolf Koch begründet wurde, beging sein zehnjähriges Jubiläum. Eine Spende von 1000 M. soll zu einer Seminarbibliothek verwendet werden. Eine Atelierhausgenossenschaft zu gründen wurde in M ü n ch e n e r Künstlerkreisen beschlossen, um dem Mangel an geeigneten Ateliers abzuhelfen. Man beabsichtigt kleine Eigen- Häuser init Gärten zu errichten. Eine internationale Konferenz über die Schlafkrankheit wird am I.November iu London statt- finden. Es handelt sich darum, einem permanenten Zentralbureau, das zum Austausch der in einzelnen Ländern gemachten Erfahrungen und zur Ergreifung von geeigneten Initiativen dient, definitive Gestalt zu geben. Der dritte internationale Esperantisten- k o n g r e ß wird vom 10. bis 17. August d. I. iri Cambridge (England) stattfinden. Man rechnet aus etwa 1200 Teilnehmer. Der Erfinder des Esperanto, Dr. Zamcnhof, wird den Kongreß eröffnen. In verschiedenen Kirchen wird m Esperanto gepredigt werden. Juristen, Aer�te, Apotheker, Offiziere, Journalisten, Kauflente, Seeleute, Musiker, Antialkoholiker, Freimaurer , Pazifisten. Angehörige des Roten KreuzeS werde ihre besonderen Versammlungen abhalten. Richtbeteiligten raten wir. inzwischen fleißig weiter Englisch , Französisch, Italienisch, Russisch zu lernen, da diese Sprachen vor der Hand immer noch mehr internationale Bedeutung haben als Esperanto und seine Konkurrenten. Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärt« Buchdruckerei u.BerlagsanstaltPaul Singer SeCo.. Berlin.W